Nach
der so überraschenden und sensationellen Tour in 2005 dachte
vermutlich jeder, okay, damit sind DEAD CAN DANCE nun endgültig
Geschichte, wurden doch jede weitere Kollaboration zwischen Lisa
Gerrard und Brendan Perry vehement verneint. Und ganz plötzlich
und ebenso überraschend wurde eine DEAD CAN DANCE Welttournee
für 2012/2013 angekündigt, denen zunächst Gerüchte
um ein neues Album folgten, welche sich inzwischen bewahrheitet
haben, denn Anastasis wurde am 9. August veröffentlicht
und ist Hauptbestandteil der Tour.
::
Fotos ::
Ähnlich
wie 2005 waren die Tickets schon im April cirka 3 Tage nach Verkaufsstart
weg und die • Kölner
Philharmonie • ein weiteres mal ausverkauft.
Die Erwartungen waren natürlich das ganze halbe Jahr immens,
ebenso die Vorfreude, beides wurde durch das neue Album noch verstärkt.
Die Anreise verlief nahezu entspannt, auch das Baustellengewühl
in der Kölner Innenstadt war leicht zu händeln, so dass
das Münsteraner Großaufgebot an Fans pünktlich vor
der Philharmonie stand und meine Wenigkeit den heiß ersehnten
Photopaß in Empfang nehmen durfte. Eine kurze Orientierungsphase
im Konzerthaus, ein Laugenbrezel und schon erklang der Gong, welcher
die werte Fangemeinschaft in den großen Saal bat.
Der Abend wurde recht unverhofft von ::
DAVID KUCKHERMANN
:: eröffnet, da scheinbar bis kurz vor dem Termin
ein Support-Act nicht kommuniziert wurde. DAVID KUCKHERMANN
ist ein Percussionist (übrigens ein in Berlin lebender Münsteraner),
der schon auf dem aktuellen Dead Can Dance Album mitgearbeitet hat.
Ich hatte ihn zunächst für einen Jünger aus der Brendan
Perry Schmiede gehalten, konnte darüber aber keine Infos finden.
Seine halbstündige Performance beinhaltete hauptsächlich
das Musizieren mit Hangs und Handpans, Schweizer Instrumente, die,
Zitat: „irgendwie wie Ufos aussehen“ ;) Ich kann mich
erinnern solche Instrumente schon in Barcelona bei Straßenmusikanten
gesehen und gehört zu haben. Diese „Töpfe“
haben einen fantastischen Klang. Unterstützung bekam DAVID
KUCKHERMANN von dem russischen Multi-Instrumentalisten Vladiswar
Nadishana, der dazu Mundharfe und Flöte spielte und sonstige
lautmalerische Geräusche von sich gab. Das war schon alles
sehr beeindruckend.
Natürlich
steht außer Frage, für wen die Besucher tatsächlich
hier waren. Ruck zuck füllten sich nun auch die allerletzten
Plätze und :: DEAD
CAN DANCE :: wurden mit frenetischen Beifall begrüßt.
Erwartungsgemäß stand das neue Album Anastasis
im Vordergrund, tatsächlich wurden alle Tracks gespielt. Dazwischen
lagen eingebettet jene Livetracks von 2005, die es auf keinem regulären
Album gibt, eine Coverversion und ein Soundtrackstück von Lisa
Gerrard. Mit The Host Of Seraphim gab es nur einen einzigen
richtig alten Song, was ich persönlich sehr schade fand, denn
so fehlten jene erhabenen, fast sakralen Momente, die DEAD CAN
DANCE so unvergleichlich machen. Das gesamte Set war somit wesentlich
elektronischer und leider recht laut, schon fast an der Grenze zum
Unangenehmen. Aber das ist natürlich Nörgelei auf einem
extrem hohen Niveau. Überraschend gut fand ich die Backing
Vocals der Keyboarderin, die stimmlich in ähnlichen Bereichen
agiert. Im Duett war das einfach grandios. Neben dem bereits im
Vorprogramm erlebten David Kuckhermann gehörten außerdem
Jules Maxwell (Keyboards und Gesang) und Dan Gresson (Drums) zum
Liveensemble. Lisa Gerrard stand einmal mehr wie eine Göttin
auf der Bühne, ätherisch schön, nicht von dieser
Welt, formal gekleidet und distanziert aber immer lächelnd,
mit einer unglaublichen Erhabenheit und Würde. Brendan Perry
dagegen war der wesentlich lebhaftere Part, der Mann von nebenan
mit seiner so wundervollen sonoren Stimme. Zum dahinschmelzen. Schwer
zu sagen, wen ich lieber mag, am besten immer beide zusammen ;)
Natürlich lauschte unsereiner sowie das gesamte Publikum tief
ergriffen und mit Gänsehaut, wurde mitgenommen auf eine hypnotisierende
Reise durch transzendente schöne Traumlandschaften, wundervoll
wandelbar: afrikanisch, persisch, arabisch und keltisch. Eine einzigartige
aurale wie visuelle und vor allem spirituelle Erfahrung. Und jeder
jeder Song wurde frenetisch beklatscht und am Ende eines guten 2-Stunden
Sets gab es natürlich standing ovations. Schon allein die Erinnerung
an dieses Konzert beschert Gänsehaut ;) Drei Zugaben gab es
und trotzdem war alles viel zu kurz. Das sind Konzertmomente, wie
man sie im Leben nie wieder vergißt. Und ich darf mich zu
den Glücklichen zählen, die das zum zweiten Mal erleben
dürfen. Ich habe keine Ahnung, ob es irgendwann wieder solch
eine Tour geben wird, schließlich sind die beiden Hauptakteure
jenseits der 50 und solche eine Tour ein logistischer Großaufwand.
Und dennoch… ich wünschte, ich könnte DEAD CAN
DANCE einmal live mit einem richtigen Orchester sehen. Das wäre
das Nonplusultra!
Setlist: Children Of The Sun, Anabasis, Rakim, Kiko, Lamma
Bada, Agape, Amnesia, Sanvean, Nierika, Opium, The Host Of Seraphim,
Ime Prezakias, Now We Are Free, All In Good Time // The Ubiquitous
Mr. Lovegrove, Dreams Made Flesh // Song To The Siren (Tim Buckley
cover), Return Of The She-King // Rising Of The Moon
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