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Nagelfar - Endstille - Amoral

 
2006-03-04 DE – Georgsmarienhütte - Tor III
2006-03-07 AT – Vienna - Planet Music

Deutschland:
[Dajana] Nach dem Death/Thrash Massaker mit blackmetallischem Farbtupfer am letzten Samstag gab es nun die Retourkutsche: purer Black Metal… mit einem dezenten Death Metal Touch!
DARK FUNERAL haben nach 4 langen Jahren mal endlich wieder ein neues Album namens Attera Totus Sanctus am Start und waren fast genauso lange auch nicht mehr in Europa auf Tour, mal abgesehen von ein paar Festivals und kurzen Stippvisiten beim No Mercy und X-Mas-Fest. Auch die anderen Beteiligten der heutigen schwarzen Messe bringen neues Material mit: NAGLFAR präsentieren Pariah, die Deutschen von ENDSTILLE glänzen noch immer mit Navigator und AMORAL begeistern mit Decrowning. Wobei letztere in diesem Billing für den nicht schwarzmetallischen Aspekt sorgten. Das Tor III war ausgesprochen gut besucht, so dass bereits vor der Show an der Bühne dichtes Gedränge herrschte, um den besten Platz zu ergattern. Um der ganzen Angelegenheit ein Höchstmaß an Atmosphäre zu verleihen, blieb selbige während des gesamten Konzertes in blutrotes Licht getaucht, bis auf ganz wenige Ausnahmen. Sah cool aus, aber darf ich hier mal meinen Unmut als Fotografin äußern? *g*

:: Fotos ::

:. AMORAL ~ legten leicht verspätet und ohne viel Federlesen los und ballerten der erwartungsfrohen Hörerschaft eine aggressive Death/Metalcore Mischung vor den Latz. Die ersten Worte des Sängers Niko danach waren eine Aufforderung an die zahnspangentragende Groupie-Fraktion in der ersten Reihe, ihm gewisse Annehmlichkeiten zu bescheren, was mit hysterischem Kreischen beantwortet wurde. Die Show war kurzweilig, bangtauglich und selbst die Black Metal Puristen fanden’s gelungen.

:. ENDSTILLE ~ spielten danach ein noch kürzeres Set (warum eigentlich?) waren aber unterhaltsam wie immer. Selten so böse Gesichter gesehen… Aber ein Grinsen ob der bereits erwähnten Girlie-Fraktion konnte sich Sänger Iblis dann doch nicht verkneifen, als diese huldvoll seine Boots streichelten (und auch sonst ihre Bandkenntnisse sehr blond zur Schau stellten. Die Leute drumherum hatten jedenfalls ihren Spass) … Leider war der Sound nicht ganz optimal, der Gesang bzw. das Gekreische von Iblis ging häufig etwas unter. Musikalisch gab’s die bewährte Best-Of-Liste aus allen 3 Alben, ihr wisst schon: Bastard, Bless You God, Ripping Angelflesh, Frühlingserwachen, Dominanz, Navigator … Der Gig hätte ruhig eine viertel Stunde länger andauern können … *grummel*

:. NAGLFAR ~ waren danach ohne Zweifel das Highlight des Abends! Mit dem alten Sänger Kristoffer Olivius am Mikro und einem sensationell geilen Sound ging’s los mit Blade vom 98iger Album Diabolical. Neben 3 Songs vom aktuellen Album Pariah gab es auch hier ein Best-Of durch alle Veröffentlichungen, sehr zur Freude des Publikums. Ich würde sagen, NAGLFAR haben die Show genauso genossen. Ist halt schwer zu sagen, bei den regungslosen Minen… Besonders gut rüber kamen die beiden Songs vom vorletzten Album Sheol. Einfach nur geil, aber … mit gerade mal einer knappen Dreiviertelstunde einmal mehr viel zu kurz, so dass eine ganze Reihe Songs, die eigentlich zu einem NAGLFAR Best-Of gehören nicht im Programm waren.
Setlist: Blades, Spoken Words Of Venom, As The Twilight Gave Birth, I Am Vengeance, The Perpetual Horrors, Emerging From Her Weepings, Wrath Of The Fallen, Horncrowned Majesty, A Swarm Of Plagues

:. DARK FUNERAL ~ durften als Headliner endlich ein bisschen länger spielen. Allerdings war der Sound nicht mehr ganz so gut und das Set eher lustlos runtergespielt, während sich Sänger Emperor Magus Caligula (was für ein Name) ständig an der Hose zuppelte, die ihm über den Hintern zu rutschen drohte. Es soll ja Gürtel geben… Glücklicherweise kann man die meisten DARK FUNERAL Songs nicht mal durch eher uninspiriertes Auftreten versauen ;) Im Hinblick auf das grandiose letzte Album hatten aber die meisten wohl irgendwie etwas mehr Elan erwartet. Ihre Faszination aber hat die Band trotz der langen Bühnenabstinenz nicht verloren. Es gab sicher schon bessere DARK FUNERAL Shows, aber schlecht war’s nun auch wieder nicht. Das Fußvolk war zufrieden und schlich sich um Mitternacht erschöpft aber glücklich von dannen. Schließlich bekommt man DARK FUNERAL nicht allzu oft livehaftig vor die Nase.
Setlist: (unvollständig und ohne Reihenfolge) Vobiscum Satanas, My Dark Desires, Open The Gates, Attera Totus Sanctus, Bloodfrozen, Godhate, 666 Voices Inside, Hail Murder, Ravenna Strigoi Mortii, (An Apprentice Of Satan?)

Fazit: Ein sehr kurzweiliger und unterhaltsamer Abend. Die Zeit verging wie im Fluge, denn um Mitternacht war auch schon wieder Schluss. Alle Bands hatten ihre guten Momente, auch wenn NAGLFAR unbestreitbar herausstachen.

Österreich:
[Gunnar] Pünktlich zum Geburtstag meiner Freundin bescherte uns der Kulturverein Kaltenbach eine (hauptsächlich) schwarzmetallische Torte der besonders leckeren Sorte, die eineinhalb Wochen nach dem tollen Abend mit Lunar Aurora & Co. die Fortsetzung des 2006er Black Metal - Spätwinters darstellte.

Die Finnen von AMORAL, die sich schon letztes Jahr im Vorprogramm von Finntroll und NAGLFAR einige Freunde in Wien machen konnten, wussten auch diesmal wieder mit ihrer Death/Thrash–Mischung zu überzeugen - zumindest bei jenen Teilen des Publikums, die nicht rein auf Black Metal eingeschworen waren. Es sollte sich lohnen, pünktlich zu erscheinen. AMORAL’s Musik ist sicher nichts für bewusstlose Konsumenten, sondern eher etwas „zum aktiven Zuhören“, wie Kollegin Dani einmal sehr treffend angemerkt hat. Insofern vorteilhaft, dass sie als erste auf die Bühne mussten, da die Aufnahmefähigkeit zu früherer Stunde ja zumeist aus verschiedenen Gründen noch am höchsten ist.

Da schätzungsweise ein gutes Viertel der etwa 300 Anwesenden (das Konzert fand an einem Dienstag statt) ihrer Kleidung nach als ENDSTILLE-Gefolgschaft einzustufen waren, konnte man durchaus erwarten, dass beim Auftritt der Deutschen die Stimmung weiter ansteigen würde – und man sollte nicht Unrecht behalten. Umso ärgerlicher, dass der Band die kürzeste Spielzeit von allen zustand – da läuft doch ein bisschen was verkehrt! Zumindest im deutschsprachigen Raum sollten ENDSTILLE definitiv mehr Zeit als ein halbes Stündchen haben. Stücke wie Navigator und Frühlingserwachen wurden trotz äußerst mäßiger Soundqualität (jaja, die Spezialisten vom Planet Music… andererseits habe ich ENDSTILLE eigentlich noch nie mit gutem Sound erlebt) stürmisch bejubelt, Zugabeforderungen mussten leider unerfüllt bleiben, was bei nicht wenigen Fans beträchtlichen Unwillen auslöste.

NAGLFAR gastierten zum dritten Mal innerhalb von 11 Monaten in Wien, was aber die allgemeine Begeisterung nicht trüben sollte. Kris Olivius zeigte sich etwas kommunikativer als bei seinen bisherigen Live-Vorstellungen als NAGLFAR-Frontmann, und interessanterweise waren es diesmal die Stücke vom aktuellen Alben Pariah die besonders gut ankamen, allen voran natürlich Spoken Words Of Venom. Da konnten es sich die Herren aus Umeå sogar leisten, auf den Hit The Brimstone Gate zu verzichten, so wie die geniale Diabolical Scheibe leider überhaupt äußerst stiefmütterlich behandelt wurde. Freuen durfte man sich u.a. über I Am Vengeace und Wrath Of The Fallen vom großartigen Sheol Album sowie über As The Twilight Gave Birth To The Night vom Debüt Vittra, bevor A Swarm Of Plagues nach knapp über 40 Minuten bereits den viel zu frühen Abschluss bildete. Auf meine Lieblingsstücke Black God Aftermath und Into The Cold Voids Of Eternity hab ich leider wieder einmal vergeblich gehofft. Außerdem ist leider viel von der Atmosphäre, die diese Band ausgemacht hat, mit dem Ausstieg von Jens Ryden verloren gegangen. Trotzdem spielen die Schweden immer noch den Großteil der Konkurenz locker an die Wand.

An diesem Abend aber bliesen ihnen ihre Landsmänner von DARK FUNERAL ordentlich den Marsch. King Antichrist, Diabolis Interium, Ravenna Strigoi Mortii – nach diesem eröffnenden Dreifach-Schlag war klar, wer hier unumschränkt herrscht und wem daher der Black Metal – Thron fraglos zusteht. Als dann gleich darauf auch noch The Arrival Of Satan’s Empire serviert wurde, gab es endgültig keine Fragen mehr. Kreischhals Caligula, der sich den ganzen Tag mit Medikamenten fit gehalten hatte, war seine Erkältung in keiner Weise anzumerken. Er zeigte sich bei bester Laune, lobte überschwenglich die Vorgruppen und ließ sich sogar zu einem ziemlich un-bösen „We love playing for you!“ hinreißen. Ein Knaller jagte den anderen und jedes Stück, alt oder neu, wurde gefeiert, egal ob 666 Voices Inside, Vobiscum Satanas, Open The Gates, Attera Totus Sanctus, Bloodfrozen oder Hail Murder, welches den regulären Teil beschließen durfte. Sogar der Sound wurde gegen Mitte des Auftritts auf ein für Planet Music- Verhältnisse durchaus brauchbares Niveau gebracht (und dort gehalten). Aber mein persönlicher Höhepunkt des Abends folgte mit der ersten Zugabe: Atrum Regina, die Dampfwalze vom großartigen aktuellen Album Attera Totus Sanctus, kam mit unglaublicher Wucht daher, bevor das lautstark geforderte My Dark Desires und An Apprentice Of Satan die Anhängerschaft endgültig in komplettes Entzücken versetzten.

Die Rückkehr von DARK FUNERAL nach fast vierjähriger Wien-Abstinenz war also mehr als beeindruckend, insgesamt ein großartiger Abend, dem Bands und Fans mit einer heftigen Aftershowparty im Escape, Wiens bester und beliebtester Metalhütte, einen würdigen Abschluss bereiteten.

 

stories © Dajana & Gunnar • pics © Dajana