2009-04-11 NO – Oslo
 

Rockefeller:
Carpathian Forest - Samael - Troll - Helheim - Koldbrann

John Dee:
Code - Grand Magus - Black Comedy - Execration - Seregon

Mit zunehmender Länge des INFERNO FESTIVALS und damit verbundenen Schlafentzug wurden die Augenringe immer größer und die Knochen immer schwerer. Dafür zeigte sich der Himmel über Oslo nun von seiner besseren Seite – mit strahlendem Sonnenschein, welcher aber die bereits einsetzende Wehmut nicht ganz verscheuchen konnte. Der letzte Festivaltag, danach sollte der Spuk wieder vorbei sein...

Am Frühstückstisch fing der Spuk allerdings gerade erst an. Denn im Hostel hatten sich mehrere, kreuzgläubige und kinderreiche asiatische Familien eingeschlossen, die nun im Versammlungssaal ihr Osterfest feierten, ähnlich wie bei einer Gospelgemeinde: mit viel selbstgemachter Musik, tanzen, klatschen, springen und singen... Herrgott noch mal... damit war auch mein Nachfrückstücksschlaf gegessen...

:: Fotos ::

Bevor ich aber zum Rockefeller trottete, vergaß ich mein sparsames Ansinnen, verzichtete auf Kaffe und Donat und gönnte mir dafür lieber ein richtiges Essen beim Griechen. Teuer, aber ausgesprochen lecker und endlich ein warmes Gericht, das erste in Oslo ;)

Sichtlich gestärkt marschierte ich dann auch direkt zu :: KOLDBRANN :: vor die Bühne. Ein schwieriges Unterfangen, war der Club schon dichtgedrängt und voll. Natürlich gab es auch hier wieder reichlich Pyros, allerdings kümmerte sich Mannevond und seine Jungs herzlich wenig drum, verbrannten sich dabei fast die Nase oder machten das Szenario mit Faxen zunichte. Außerdem hatten die Herrschaften jede Menge Utensilien auf der Bühne, wobei die Mistgabeln auch noch tatsächlich ihren Einsatz finden sollten ;) Die Herrschaften schienen reichlich vorgeglüht zu haben und bediente sich auch weiterhin großzügig aus Weinflaschen. Und KOLDBRANN hatten jede Menge an Unterstützung mitgebracht *lol* Als erstes enterte Niklas Kvarforth die Bühne (Inkvisitor Renegat), neuerdings wohlbeleibt und standesgemäß mit brennendem umgedrehten Kreuz, das er hernach auch zum Feuerspucken benutze. (Hier würde mich interessieren, was wohl der Pizzaverkäufer bei diesem Treiben gedacht hat... ;)) Danach beehrte ein Trompeter, ein dritter Gitarist und ein weiterer Sänger die Bösewichter und zusammen lieferten sie eine gnadenlos geile Show ab. Die beste KOLDBRANN-Show allerzeiten, will ich meinen! Mit dem Ausklang des letzten Stückes wurden dann Gitarren zerschmettert und mit den Mistgabeln die Tombs aufgespießt und anschließend ebenfalls in Einzelteile zerlegt. KOLDBRANN hinterließen im wahrsten Sinne des Wortes ein Schlachtfeld!

Danach gab es eine wohlverdiente Pause, das erste Bier und weiter ging es mit :: HELHEIM ::, die ebenfalls eine grandiose Show hinlegten. Allerdings zeigte sich Sänger und Basser V'gandr recht dünnhäutig, als ein leerer Bierbecher auf der Bühne landete. Er wurde aggressiv und spukte in Richtung des Täters. Auch HELHEIM hatten sich Verstärkung mitgebracht, nämlich den ROOT-Sänger Big Boss, der plötzlich kein (vermeintliches) Kopftattoo mehr hatte und einfach ziemlich normal aussah. Seine Stimme jedoch hatte auch hier was Magisches ;)

Die nächste Band hatte ich im Vorfeld irgendwie ausgeblendet. Eigentlich hatte ich nun mit Samael gerechnet, stattdessen wuselten :: TROLL :: auf der Bühne rum. Ich glaub, von denen hatte ich bisher auch nie was gehört. Lyrisches Thema sind mehrheitlich Trolle (wen wundert’s) und irgendwie sahen sie auch so aus ;) Putzig. Musikalisch sind sie allerdings nicht zu verachten ;)
Setlist: Kristenhat, Naar Natten Endelig, Til Helvete Med Alt, Med Vold Skal Tages, Burn The Witch, Trollstorm Over, At The Gates Of Hell, Hvor Taaken Ligger Saa, Neo-Satanic Supremacy, Naar Solen Blekner Bort, Age Of Satan, Drep De Kristne

Nein, immer noch kein Samael, viel staubiger, heißer, doomiger... :: GRAND MAGUS :: stehen auf dem Plan. Live hat hier meiner Meinung nach JB’s Stimme ein bisschen gelitten. Vielleicht war aber auch nur der Sound schlecht ausbalanciert oder ich stand im toten Winkel. Generell sind GRAND MAGUS aber schon extrem cool, live ein absoluter Genuss ;) Basser Fox ist ein wahrer Hüne, bei dem selbst der Rickenbacker wie Spielzeug aussah. Apropos... wieso hatte der Bass bei 4 Saiten 8 Wirbel?
Setlist: Intro, Äran, Blood Oath, Hövding, Iron Will, Ulvaskall (Vargr), Wolf's Return, The Shadow Knows, Baptised In Fire, Kingslayer

Zurück im Rockefeller war es nun endlich Zeit für :: SAMAEL :: Die Schweizer sind bekanntermaßen eine begnadete Liveband, und so war auch diese Show wieder ein totales Erlebnis. Perfekt abgestimmtes Licht, nein, keine Pyros, einen Basser, der wie ein Flummi vor sich hinsprang, dass sogar sein Bass aufgab. Vorph – wie immer erhaben und Meister der großen Gesten, wenn er gerade nicht rockte oder Gitarre spiele, Makro – der nicht ganz so agil wie Masmiseim war, aber trotzdem eine gute Figur machte, und Soundhexer Xy, hinter Keys und echten Trommeln verschanzt. Neben Songs vom neuen Album Above gab es auch reichlich Klassiker wie Baphomet's Throne oder Jupiterian Vibe. Grandios! Genial! Highlight! Punkt!

Zum letzten Mal ging es abwärts ins John Dee, wo die Multi-Kultis von :: CODE :: irgendwie ziemlich enttäuschten. Ich fand keinen Zugang. Vielleicht war ich einfach schon zu kaputt, zu müde, wer weiß... nach den 3 Songs im Fotograben verdrückte ich mich wieder.
Setlist: Smother The Crones, The Rattle Of Black Teeth, The Cotton Optic, A Sutra Of Wounds, In The Privacy Of Your Own Bones, Aeon in Cinders, I Hold Your Light, Possession Is The Medicine, Brass Dogs

Der Headliner des letzten Abends :: CARPATHIAN FOREST :: ließ sich unendlich viel Zeit. Die Jungs hatten vorher noch eine Signing Session, bei der sie wohl immer noch saßen, während die vollgestopfte Halle sehnlichst auf den Beginn wartete. Als es dann endlich soweit war, offerierten CARPATHIAN FOREST wohl die schrägste Show ;) Auf der Bühne tummelten sich halbnackte Männer wie Frauen, mit was Braunem beschmiert (Nutella? *lol*), jeweils das andere Geschlecht repräsentierend. Also die Frauen mit Penis und die Männer mit... Windel? Natürlich gab es auch hier reichlich Pyros. Fototechnisch gab es den Overgau, der Graben war so voll, das viele nur vom Rand fotografieren konnten. Von der Bühne kam indes nur Gelalle und Getorkel, nicht nur Nattefrost hatte da wohl kräftig über den Durst getrunken ;) Krass, krank, abgefahren. In diesem Sinne: Fuck You All!

Aus die Maus. Das war’s, das INFERNO FESTIVAL 2009. Noch einmal extra teuer Taxi fahren und dann tot ins Bett fallen.
Was bleibt noch zu erwähnen?
Das INFERNO FESTIVAL war sehr relaxt, die Leute allenthalben sehr freundlich. Es gab keine Ausfälle, keine Schlägereien, keine Bierleichen, keine blutigen Nasen. Die Security hat nur ein einziges Mal bei einem wilden Moshpit eingegriffen. Die Sanis hab ich überhaupt nicht im Einsatz gesehen. Die Lautstärke war im Rockefeller angenehm laut, im John Dee vielleicht ein bisschen übertrieben laut. Der Teppichboden im Rockefeller muffelte ein bisschen, dafür waren die Toiletten immer sauber und rochen angenehm. Wasser gab es – wie üblich in Skandinavien – gratis, überall standen Karaffen und Becher, die im Übrigen selten rumflogen, da allenthalben Müllbeutel aufgestellt waren und auch sonst zwischendurch immer mal Reinigungskräfte mit nem Besen drübergingen.

Tolles Festival! Nächstes Jahr sehen wir uns wieder!

 

stories & pics © Dajana