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2006-10-16 DE – Essen - Zeche Carl

Ein etwas seltsames Package, das die Veranstalter da für einen Sonntagabend Mitte Oktober zusammengestellt hatten. Als Support für die finnischen Folk-Metal Shootingstars von KORPIKLAANI fungierten DRONE. Die vier Jungs aus Celle spielen so eine Mischung aus Thrash & Metalcore. Mit solch eigentümlichen Zusammenstellungen muss man allerdings in der Zeche immer mal rechnen, seltsamer als beispielsweise vor einem knappen Jahr Arcturus & Kill The Thrill (die waren ja beide wohl schweinegeil – Dajana) war das auch nicht ;)
Die Hütte war gleich von Anfang an mehr als gut gefüllt, wenn auch wohl nicht restlos ausverkauft. Viel Platz war jedenfalls nicht mehr und auch die Galerie obenrum war voll besetzt.

:: Fotos ::

:: DRONE :: , die uns beiden im Vorfeld überhaupt keine Begriff waren, fingen pünktlich um 20.30 Uhr an, und es wurde gleich mal klar, dass nicht sämtliche Anwesenden nur wegen des Headliners erschienen waren. Gleich von Beginn an bildete sich ein Moshpit in dem fleißig herum gesprungen wurde. Zu den hörbar von Slayer beeinflussten Thrash-Elementen gab es eine ordentliche Prise moderneren Metals/Metalcore. Mir hat zwar an jedem Song etwas gefallen, aber der klare Gesang und das regelmäßige Rausnehmen von Tempo störten mich doch bisweilen. Mag für mich ein bisschen zu neumodisch sein, ich gebe gerne zu, dass ich da nicht ganz so flexibel bin wie manch anderer. Jedenfalls sahen das eine ganze Menge Leute vor der Bühne anders als ich und feierten die Band nach jedem Song ordentlich ab. Mit In The End spielten DRONE neben der ansonsten ziemlich nach vorne treibenden Musik auch unerwarteter weise ein sehr ruhiges, balladenartiges Stück, das die Band den verstorbenen Kollegen „da oben“ (kommen Metaller nicht eher nach unten?) widmete.
Sänger Moritz vermittelte bei seinen Ansagen zwischen den Songs, dass an ihm auch ein kleiner Alleinunterhalter verloren gegangen ist. Neben diversen Anspielungen auf Finnen und auch sonst eher von Unfug geprägten Sprüchen kamen ihm Ideen wie die Auslobung eines „Wer springt zuerst von der Galerie“ Wettbewerbes. Der ausgesetzte Preis stieg im Verlauf des Auftritts immer weiter, aber wenn ich mich nicht irre, hat er niemanden motivieren können ;) Nach einer guten Dreiviertelstunde war dann Sense. Sicherlich konnte sich einige nicht ganz mit der Musik identifizieren, vor allem die (mich eingeschlossen), die eben wegen des Stils von Korpiklaani hier waren. Dennoch muss man anerkennen, dass das durchaus gut gemacht und gespielt war. Da demnächst auch das erste Studioalbum zu erwarten ist, wird man von DRONE bestimmt noch mehr hören.
Setlist: High Octane, Stampmark, Carnophile, Chainsaw Symphony, In The End, Theopractical, Intimidation, One In A Million, Welcome To The Pit

Dann war es Zeit sich auf :: KORPIKLAANI :: zu freuen. Nach einer erfreulich kurzen Umbaupause wurde der Saal wieder dunkel und bereits das Intro vom Tonband löste Jubelstürme im Publikum aus. Dann enterten die sechs Finnen die Bühne und legten ohne viele Umschweife direkt los. Das, was dann in den nächsten gut 80 Minuten folgte, ist mit Formulierungen wie „schweinegeil“ nur unzureichend zu beschreiben. Ich habe selten eine Band gesehen, die offensichtlich mit soviel Spaß auf der Bühne war. Vor allem Sänger und Gitarist Jonne und sein Gitarrenkollege Cane hüpften und alberten herum wie die Weltmeister. Nicht permanent so ausgelassen waren Juho am Akkordeon und Hittavainen an der Geige. Die beiden mussten ja auch ein wenig auf ihre Instrumente acht geben und blieben zwar meist an Ort und Stelle, aber dennoch in Bewegung. Dafür glänzten sie durch die eine oder andere Pirouette. Von den fünf Mann vorn auf der Bühne hielt lediglich Bassist Jarkko erstaunlich still, präsentierte dafür aber in einer Tour ein versonnenes Grinsen. Man muss ja nicht wie ein Springteufel tun, um Spaß zu haben ;) Die Songs, einmal quer durch die Diskographie, wurden samt und sonders begeistert aufgenommen, und bis zur Höhe von zwei Dritteln des Saales gab es so gut wie niemanden, der noch ansatzweise still stand. Verschnaufpausen gönnte sich die Band selber und auch dem Publikum so gut wie nicht. Zwar animierte Jonne die Fans auch schon mal zum Mitschreien des Bandnamens, beschränkte sich meist auf kurze, knackige Ansagen und dann ging es auch schon volles Rohr weiter. Obwohl wirklich durchweg nur Songs dabei waren, die sofort ins Bein und in den Nacken gingen, gab es auch zwei Highlights: Zunächst Väkirauta, bei dem die Geige gegen die estnische Variante eines Dudelsacks getauscht wurde, und bei dem sich Hittavainen einmal ganz in den Vordergrund spielen konnte. Einen Brandneuen Song namens Let’s Drink (wie auch sonst) und natürlich, zum Abschluss des regulären Sets (leider schon nach wenig über einer Stunde) die Bandhymne Beer Beer. KORPIKLAANI stellten selbstverständlich unter Beweis, dass der Songtitel nicht von ungefähr kommt, kippten sich selbst mitgebrachtes finnisches Gebräu in die Rachen und bedachten auch das Publikum in den ersten Reihen. Klar, dass KORPIKLAANI noch keine Chance hatten, sich nun schon aus dem Staub zu machen. Den lautstarken Forderungen nach Zugaben kamen sie dann auch nach, so dass insgesamt auch eine ordentliche Spielzeit von nahezu anderthalb Stunden zusammenkam. Wegen mir hätte es allerdings auch gerne noch mal so lange dauern dürfen, so war aber zu ziemlich früher Stunde um ziemlich genau 23 Uhr schon alles vorbei. Auf jeden Fall ein fantastischer Auftritt mit beispielhafter Spielfreude und es ist sehr schön anzusehen, dass die Finnen trotz des plötzlichen Erfolgs und Rummels nicht abgehoben sind, sondern sich ganz im Gegenteil außergewöhnlich sympathisch zeigten. Dazu gehörte auch eine ausführliche Verabschiedung mit vielen Dankesbekundungen, und Autogramme gab es auch.
Setlist: Happy Little Boozer, Journey Man, Väkirauta, Korpiklaani, Tulikokko, Cottages And Saunas, Rise, Let’s Drink, Wooden Pints, Pellonpekko, Hunting Song, Juokse Sinä Humma, Midsummer Night, Beer Beer

FAZIT: Hat einfach mordsmäßig Spaß gemacht!! Ich kann nur jedem empfehlen, einen Auftritt in der Nähe mitzunehmen, ein paar Gigs in Deutschland und den Niederlanden gibt es ja noch.
Auf der Rückreise kurz vor Münster durfte ich übrigens Madame Dajana dann noch zum Geburtstag gratulieren, wenn ich mich nicht irre, war es ein 29. *g*

 

story © Seb • pics © Dajana