Enslaved
- Morgoth - Ghost Brigade - October Tide - Skepticism - Mar De
Grises - Isole - As Light Dies
[Dajana]
Die Türen des Sala Penelope öffneten sich nur
10 Minuten vor der ersten Band, was zwangsläufig zu langen
Schlangen an der Kasse und zu verpassten Songs des Openers führte.
Da auch den Umbauzeiten nur jeweils 10 Minuten zugebilligt waren,
hing man relativ fix dem Zeitplan hinterher, was beim (überziehenden)
Headliner zu wahren Wutausbrüchen des Ladenbesitzers führte.
Aber dazu später mehr…
::
Fotos ::
[Wiebke]
:: AS
LIGHT DIES :: stecken nämlich schon in den
letzten Zügen und haben noch nicht viel Publikum vor sich,
da die meisten noch am Einlass stehen. Die Spanier lassen sich
aber nicht aus dem Konzept bringen und zocken Gothic Metal mit
Violine und vielen Synthiepassagen meist in eher gemäßigtem
Tempo. Klingt teils ziemlich sperrig, macht aber Lust auf mehr.
[Dajana] Yep, und AS LIGHT DIES haben schon verspätet
angefangen. Die Lokalmatadoren waren übrigens die einzigen
Spanier auf dem Festivalbilling.
[Wiebke]
Der eine oder andere Musiker bei :: ISOLE
:: scheint schon gut vorgetankt zu haben. Das macht
sich dann auch gleich in punkto Lebendigkeit im Set bemerkbar.
Gitarrist/Sänger Crister schüttelt von Anfang an sein
Haupthaar, wirbelt den Körper um die eigene Achse und zieht
Fratzen, dass einem angst und bange werden kann. Dass der Mann
darüber seine Gitarrenleads nicht zu spielen vergisst, ist
schon beinahe erstaunlich. Auch seine Vocals kommen klar und präzise.
In Zusammenspiel mit dem etwas tieferen Gesang von Co-Sänger/Gitarrist
Daniel und den gelegentlich Growls von Bassist Daniel ergibt das
ein tolles Klangergebnis. Die Schweden rocken/doomen sich durch
20 Jahre Bandgeschichte und ziehen das Publikum mit Leichtigkeit
mit, so dass es eine warmherzige Verabschiedung gibt.
[Dajana] Ich hatte ISOLE bisher noch nie live gesehen
und bin total begeistert.
Setlist: Intro, From The Dark, The Lake, By Blood, Born
From Shadows
[Wiebke]
:: MAR
DE GRISES :: haben es nach dieser lebendigen und
stimmigen Performance mit ihrer atmosphärischen Darbietung
nicht leicht. Gerade die Vocals des in sich gekehrten Frontmanns
gehen in dem unausgewogenen Soundgemisch unter. Auch die sehr
filigranen Gitarrenleads gehen größtenteils unter.
Und um mich herum sind die Madrilenen eher an privater Unterhaltung
interessiert. So richtig Aufmerksamkeit erhaschen MAR DE GRISES
nur in den Momenten der heftigen metallischen Ausbrüche.
Schade, denn die Chilenen haben so viel mehr zu bieten.
[Dajana] Begleitet wurden MAR DE GRISES auf ihrer
kurzen europäischen Festivaltour von ihrem alten Sänger
Marcelo Rodriguez, der sich im Übrigen auf der Bühne
völlig verausgabt, da Juan Escobar im Sommer ausgestiegen
war. Somit fehlte auch das Keyboard auf der Bühne, was dem
Soundbrei allerdings nichts ausmachte.
[Wiebke]
:: SKEPTICISM
:: benötigen ungefähr 30 Minuten zum Aufbau.
Jede Menge Zeit, die ihnen dann gnadenlos von der eigentlichen
Spielzeit abgezogen wird. Somit stehen die Finnen dann genau für
zwei Songs auf der Bühne. Leider, denn was die Frack tragenden
Herren von SKEPTICISM da abziehen, lässt einem glatt
die Kauleiste offen stehen. Meine Herren, Gitarre und Orgel, ein
pedantisch präzises Drumming und Frontmann Matti, der RICHTIG
tief und dabei noch super verständlich growlt. Ich bin perplex
und total weg. Schade, dass nach nur zwei Songs schon wieder Schluss
ist.
[Dajana] Ich bin ebenfalls sowas von hin und weg. SKEPTICISM
waren mir zwar dem Namen nach bekannt, beschäftigt hatte
ich mich bisher nie mit den Finnen. Ein unverzeihlicher Fehler,
der umgehend ausgemerzt werden sollte. Ganz großes Kino!
[Wiebke]
Bei :: OCTOBER
TIDE :: fluche ich doch innerlich darüber,
dass ich in Reihe zwei ziemlich eingekesselt stehe. Die Schweden
fahren ein richtiges Brett auf. Frontmann Tobias demonstriert
gleich mal eindrucksvoll, was man mit langen Haaren während
des Sets der Schweden tun sollte. Auch sonst hat der blonde Hüne,
dem sicherlich gerade einige Herzen zufliegen, das Publikum voll
im Griff. Für den Rest sorgt die Saitenfraktion, die ein
„who is who“ der schwedischen Metalszene darstellt.
Setlist: The Custodian, Blackness Devours, Grey Dawn,
12 Days Of Rain, Heart Of The Dead, Blue Gallery
[Wiebke]
Auf :: GHOST
BRIGADE :: freute ich mich schon riesig. Die Finnen
bringen den Umbau so schnell wie möglich hinter sich und werden
beim Intro schon freudig begrüsst. Allerdings stellt sich die
Frage, welche Laus dem Sänger über die Leber gelaufen
ist, der ein wirklich grimmiges Gesicht zieht. Seine Wut packt er
jedenfalls in seine Performance, so dass man den Genuss eines wirklich
knackig gespielten GHOST BRIGADE Sets kommt. Um mich herum
sind eingefleischte Fans am Start, die lauthals mitsingen, was sogar
Manne kurzzeitig ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Bei 22:22
Nihil toben sich die Finnen so richtig aus, während bei
meinem absoluten Lieblingsstück Into The Black Light
dann wieder Gänsehautfaktor angesagt ist. Für den Abgang
haben sich GHOST BRIGADE dann auch etwas Nettes ausgedacht.
Nach und nach verlassen die Musiker die Bühne, so dass am Ende
nur noch Schlagzeuger Veli-Matti übrig ist, was dem Stage Manager
hinsichtlich des Zeitplans schon wieder nervöse Blicke entlockt.
[Dajana] Ich muss ja gestehen, dass ich mit dem neuen Album
Until Fear No Longer Defines Us nicht so richtig
warm werde. Bezeichnenderweise spielen GHOST BRIGADE dann
auch nur die beiden „Smashits“ des neuen Albums, als
Opener und Closer, und bleiben dazwischen bei den grandiosen Songs
des Vorgängeralbums Isolation Songs. Darüber
hinaus bleibt zu sagen, dass dies wohl die aggressivste Liveshow
der Finnen war, die ich bisher gesehen hab. Klasse! Und wer in diesem
Jahr noch nicht genug bekommen hat: GHOST BRIGADE touren
wieder (mit Enslaved) im Februar 2012 :)
[Anm.:] Tatsächlich haben GHOST BRIGADE Breakwater
und nicht Lost In A Loop gespielt, somit einen Song mehr
vom aktuellen Album ;)
Setlist: Clawmaster, Suffocated, My Heart Is Tomb, Breakwater,
22:22 Nihil, Into The Black Light, Soul Carvers
[Wiebke]
Anscheinend haben sich die Madrilenen die meiste Zeit über
ziemlich im Zaum gehalten, so brechen bei ::
MORGOTH
:: alle Dämme. Jetzt tobt der Mob, und es gibt
einen Moshpit, aus dem ständig Leute herauskatapultiert werden.
Am laufenden Band werden Crowdsurfer hochgehoben, die es aber
nie bis ganz auf die Bühne schaffen. Da muss man sich schon
mehr einfallen lassen, wie z.B. der Fan, der einfach auf die Bühne
klettert, um mit Marc eine Runde zu moshen. MORGOTH lassen
es sich unterdessen auf der Bühne richtig gut gehen und geben
ordentlich Gas. Resistance und Suffer Life gehen
aber auch ab wie Zäpfchen. Austoben par excellence!
[Dajana] Das MORGOTH in Madrid so gut ankommen würden,
hätte ich nicht gedacht, zumal dies - wenn ich mich recht
erinnere - die erste Show der deutschen Death Metaller in Spanien
überhaupt ist. Erstaunlicherweise spricht Marc Grewe die
meiste Zeit spanisch, was ungemein gut ankommt. Will heißen,
die Fans rasten komplett aus. Total. Musikalisch wird man regelrecht
weggeblasen. MORGOTH spielen unglaublich dynamisch, aggressiv
und schnell. So muss das! ;)
Setlist: Intro, Body Count, Unreal Imagination, Resistance,
Suffer Life, Pits Of Utumno, Burnt Identity, Isolated
[Wiebke]
Auch :: ENSLAVED
:: haben sich das spanische Bier im Vorfeld schmecken
lassen, entern fröhlich die Bühne und legen wie gewohnt
mit Ethica Odini los. Herrlich! Grutle entpuppt sich einmal
mehr als ein wenig entrückt wirkender Geschichtenerzähler
und gestikuliert eifrig während der Songs, wenn er nicht
gerade Faxen machend über die Bühne tobt. Arve hat heute
zwar kein eigenes Posingpodest, lässt sich davon aber nicht
beeindrucken. Und sogar Ivar ist ständig auf beiden Seiten
der Bühne am Bühnenrand zu finden. Ground wird
mal eben den anwesenden Damen gewidmet und Giants dem ganzen
Publikum. Klar, dass die Sympathien ihnen nur so zufliegen. Ein
besonderes Highlight ist dann das Led Zeppelin-Cover Immigrant
Song, das nicht nur zum rocken einlädt, sondern auch
angenehm eigenständig interpretiert ist. Allfdr Odhinn
und die zweite Zugabe Slaget I Skogen I Botenfor stellen
dann auch die Oldschool Fraktion zufrieden, so dass man vor ENSLAVED
einmal den Hut ziehen kann. Die Norweger haben zur Zeit wirklichen
einen Run!
[Dajana] ENSLAVED markieren definitiv das Highlight des
Abends, was eigentlich zu erwarten war, auch wenn es bei der Songauswahl
keine Überraschungen gab. Die Norweger sind einfach umwerfend
großartig!
Setlist: Intro, Ethica Odini, Raidho, Fusion Of Sense
And Earth, Ruun, Ground, Giants, As Fire Swept Clean The Earth,
Immigrant Song, Allfadr Odhinn // Isa, Slaget I Skågen I
Båtenfår
[Dajana]
Damit ist der erste Festivaltag auch schon wieder zu Ende. Durch
die Bank großartige Bands inkl. Neuentdeckungen, auch wenn
der Sound weitestgehend eher naja war. Allerdings sehr unangenehm
war das unfreundliche und bedingungslose (buchstäbliche)
Rauskehren der Fans. Nach 10 Minuten war die Halle blitzeblank
leer (und schon wieder fast sauber).
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