2011-12-09 ES – Madrid - Sala Penelope
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Enslaved - Morgoth - Ghost Brigade - October Tide - Skepticism - Mar De Grises - Isole - As Light Dies

[Dajana] Die Türen des Sala Penelope öffneten sich nur 10 Minuten vor der ersten Band, was zwangsläufig zu langen Schlangen an der Kasse und zu verpassten Songs des Openers führte. Da auch den Umbauzeiten nur jeweils 10 Minuten zugebilligt waren, hing man relativ fix dem Zeitplan hinterher, was beim (überziehenden) Headliner zu wahren Wutausbrüchen des Ladenbesitzers führte. Aber dazu später mehr…

:: Fotos ::

[Wiebke] :: AS LIGHT DIES :: stecken nämlich schon in den letzten Zügen und haben noch nicht viel Publikum vor sich, da die meisten noch am Einlass stehen. Die Spanier lassen sich aber nicht aus dem Konzept bringen und zocken Gothic Metal mit Violine und vielen Synthiepassagen meist in eher gemäßigtem Tempo. Klingt teils ziemlich sperrig, macht aber Lust auf mehr.
[Dajana] Yep, und AS LIGHT DIES haben schon verspätet angefangen. Die Lokalmatadoren waren übrigens die einzigen Spanier auf dem Festivalbilling.

[Wiebke] Der eine oder andere Musiker bei :: ISOLE :: scheint schon gut vorgetankt zu haben. Das macht sich dann auch gleich in punkto Lebendigkeit im Set bemerkbar. Gitarrist/Sänger Crister schüttelt von Anfang an sein Haupthaar, wirbelt den Körper um die eigene Achse und zieht Fratzen, dass einem angst und bange werden kann. Dass der Mann darüber seine Gitarrenleads nicht zu spielen vergisst, ist schon beinahe erstaunlich. Auch seine Vocals kommen klar und präzise. In Zusammenspiel mit dem etwas tieferen Gesang von Co-Sänger/Gitarrist Daniel und den gelegentlich Growls von Bassist Daniel ergibt das ein tolles Klangergebnis. Die Schweden rocken/doomen sich durch 20 Jahre Bandgeschichte und ziehen das Publikum mit Leichtigkeit mit, so dass es eine warmherzige Verabschiedung gibt.
[Dajana] Ich hatte ISOLE bisher noch nie live gesehen und bin total begeistert.
Setlist: Intro, From The Dark, The Lake, By Blood, Born From Shadows

[Wiebke] :: MAR DE GRISES :: haben es nach dieser lebendigen und stimmigen Performance mit ihrer atmosphärischen Darbietung nicht leicht. Gerade die Vocals des in sich gekehrten Frontmanns gehen in dem unausgewogenen Soundgemisch unter. Auch die sehr filigranen Gitarrenleads gehen größtenteils unter. Und um mich herum sind die Madrilenen eher an privater Unterhaltung interessiert. So richtig Aufmerksamkeit erhaschen MAR DE GRISES nur in den Momenten der heftigen metallischen Ausbrüche. Schade, denn die Chilenen haben so viel mehr zu bieten.
[Dajana] Begleitet wurden MAR DE GRISES auf ihrer kurzen europäischen Festivaltour von ihrem alten Sänger Marcelo Rodriguez, der sich im Übrigen auf der Bühne völlig verausgabt, da Juan Escobar im Sommer ausgestiegen war. Somit fehlte auch das Keyboard auf der Bühne, was dem Soundbrei allerdings nichts ausmachte.

[Wiebke] :: SKEPTICISM :: benötigen ungefähr 30 Minuten zum Aufbau. Jede Menge Zeit, die ihnen dann gnadenlos von der eigentlichen Spielzeit abgezogen wird. Somit stehen die Finnen dann genau für zwei Songs auf der Bühne. Leider, denn was die Frack tragenden Herren von SKEPTICISM da abziehen, lässt einem glatt die Kauleiste offen stehen. Meine Herren, Gitarre und Orgel, ein pedantisch präzises Drumming und Frontmann Matti, der RICHTIG tief und dabei noch super verständlich growlt. Ich bin perplex und total weg. Schade, dass nach nur zwei Songs schon wieder Schluss ist.
[Dajana] Ich bin ebenfalls sowas von hin und weg. SKEPTICISM waren mir zwar dem Namen nach bekannt, beschäftigt hatte ich mich bisher nie mit den Finnen. Ein unverzeihlicher Fehler, der umgehend ausgemerzt werden sollte. Ganz großes Kino!

[Wiebke] Bei :: OCTOBER TIDE :: fluche ich doch innerlich darüber, dass ich in Reihe zwei ziemlich eingekesselt stehe. Die Schweden fahren ein richtiges Brett auf. Frontmann Tobias demonstriert gleich mal eindrucksvoll, was man mit langen Haaren während des Sets der Schweden tun sollte. Auch sonst hat der blonde Hüne, dem sicherlich gerade einige Herzen zufliegen, das Publikum voll im Griff. Für den Rest sorgt die Saitenfraktion, die ein „who is who“ der schwedischen Metalszene darstellt.
Setlist: The Custodian, Blackness Devours, Grey Dawn, 12 Days Of Rain, Heart Of The Dead, Blue Gallery

[Wiebke] Auf :: GHOST BRIGADE :: freute ich mich schon riesig. Die Finnen bringen den Umbau so schnell wie möglich hinter sich und werden beim Intro schon freudig begrüsst. Allerdings stellt sich die Frage, welche Laus dem Sänger über die Leber gelaufen ist, der ein wirklich grimmiges Gesicht zieht. Seine Wut packt er jedenfalls in seine Performance, so dass man den Genuss eines wirklich knackig gespielten GHOST BRIGADE Sets kommt. Um mich herum sind eingefleischte Fans am Start, die lauthals mitsingen, was sogar Manne kurzzeitig ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Bei 22:22 Nihil toben sich die Finnen so richtig aus, während bei meinem absoluten Lieblingsstück Into The Black Light dann wieder Gänsehautfaktor angesagt ist. Für den Abgang haben sich GHOST BRIGADE dann auch etwas Nettes ausgedacht. Nach und nach verlassen die Musiker die Bühne, so dass am Ende nur noch Schlagzeuger Veli-Matti übrig ist, was dem Stage Manager hinsichtlich des Zeitplans schon wieder nervöse Blicke entlockt.
[Dajana] Ich muss ja gestehen, dass ich mit dem neuen Album Until Fear No Longer Defines Us nicht so richtig warm werde. Bezeichnenderweise spielen GHOST BRIGADE dann auch nur die beiden „Smashits“ des neuen Albums, als Opener und Closer, und bleiben dazwischen bei den grandiosen Songs des Vorgängeralbums Isolation Songs. Darüber hinaus bleibt zu sagen, dass dies wohl die aggressivste Liveshow der Finnen war, die ich bisher gesehen hab. Klasse! Und wer in diesem Jahr noch nicht genug bekommen hat: GHOST BRIGADE touren wieder (mit Enslaved) im Februar 2012 :)
[Anm.:] Tatsächlich haben GHOST BRIGADE Breakwater und nicht Lost In A Loop gespielt, somit einen Song mehr vom aktuellen Album ;)
Setlist: Clawmaster, Suffocated, My Heart Is Tomb, Breakwater, 22:22 Nihil, Into The Black Light, Soul Carvers

[Wiebke] Anscheinend haben sich die Madrilenen die meiste Zeit über ziemlich im Zaum gehalten, so brechen bei :: MORGOTH :: alle Dämme. Jetzt tobt der Mob, und es gibt einen Moshpit, aus dem ständig Leute herauskatapultiert werden. Am laufenden Band werden Crowdsurfer hochgehoben, die es aber nie bis ganz auf die Bühne schaffen. Da muss man sich schon mehr einfallen lassen, wie z.B. der Fan, der einfach auf die Bühne klettert, um mit Marc eine Runde zu moshen. MORGOTH lassen es sich unterdessen auf der Bühne richtig gut gehen und geben ordentlich Gas. Resistance und Suffer Life gehen aber auch ab wie Zäpfchen. Austoben par excellence!
[Dajana] Das MORGOTH in Madrid so gut ankommen würden, hätte ich nicht gedacht, zumal dies - wenn ich mich recht erinnere - die erste Show der deutschen Death Metaller in Spanien überhaupt ist. Erstaunlicherweise spricht Marc Grewe die meiste Zeit spanisch, was ungemein gut ankommt. Will heißen, die Fans rasten komplett aus. Total. Musikalisch wird man regelrecht weggeblasen. MORGOTH spielen unglaublich dynamisch, aggressiv und schnell. So muss das! ;)
Setlist: Intro, Body Count, Unreal Imagination, Resistance, Suffer Life, Pits Of Utumno, Burnt Identity, Isolated

[Wiebke] Auch :: ENSLAVED :: haben sich das spanische Bier im Vorfeld schmecken lassen, entern fröhlich die Bühne und legen wie gewohnt mit Ethica Odini los. Herrlich! Grutle entpuppt sich einmal mehr als ein wenig entrückt wirkender Geschichtenerzähler und gestikuliert eifrig während der Songs, wenn er nicht gerade Faxen machend über die Bühne tobt. Arve hat heute zwar kein eigenes Posingpodest, lässt sich davon aber nicht beeindrucken. Und sogar Ivar ist ständig auf beiden Seiten der Bühne am Bühnenrand zu finden. Ground wird mal eben den anwesenden Damen gewidmet und Giants dem ganzen Publikum. Klar, dass die Sympathien ihnen nur so zufliegen. Ein besonderes Highlight ist dann das Led Zeppelin-Cover Immigrant Song, das nicht nur zum rocken einlädt, sondern auch angenehm eigenständig interpretiert ist. Allfdr Odhinn und die zweite Zugabe Slaget I Skogen I Botenfor stellen dann auch die Oldschool Fraktion zufrieden, so dass man vor ENSLAVED einmal den Hut ziehen kann. Die Norweger haben zur Zeit wirklichen einen Run!
[Dajana] ENSLAVED markieren definitiv das Highlight des Abends, was eigentlich zu erwarten war, auch wenn es bei der Songauswahl keine Überraschungen gab. Die Norweger sind einfach umwerfend großartig!
Setlist: Intro, Ethica Odini, Raidho, Fusion Of Sense And Earth, Ruun, Ground, Giants, As Fire Swept Clean The Earth, Immigrant Song, Allfadr Odhinn // Isa, Slaget I Skågen I Båtenfår

[Dajana] Damit ist der erste Festivaltag auch schon wieder zu Ende. Durch die Bank großartige Bands inkl. Neuentdeckungen, auch wenn der Sound weitestgehend eher naja war. Allerdings sehr unangenehm war das unfreundliche und bedingungslose (buchstäbliche) Rauskehren der Fans. Nach 10 Minuten war die Halle blitzeblank leer (und schon wieder fast sauber).

 

story © Wiebke & Dajana • pics © Dajana