Es ist Donnerstagabend, ein feines Package ruft zum Stelldichein in der ungeliebten :: Turbinenhalle :: in Oberhausen. Mit dabei MASTODON, die ja nicht sooo oft in Deutschland anzutreffen sind, dafür aber Neurosis-Fronter Scott Kelly als Gast im Gepäck aufbieten konnten. Als Support waren KVELERTAK mit dem neuen Sänger Ivar Nikolaisen dabei. Als Opening-Act spielten MUTOID MAN, die leider auf Drummer Ben Koller (Converge) verzichten mussten, der durch Chris Maggio (Trap Them, Coliseum) vertreten wurde.
:: Fotos :: MUTOID MAN ::
Die Turbinenhalle 2 ist ordentlich gefüllt als :: MUTOID MAN :: auf die Bühne stürmten und ein buntes Potpourri aus ihren zwei Alben und der EP zum besten gaben. Die New Yorker Mannen um Tausendsassa Stephen Brodsky sind eine absolut unterhaltsame, humorvolle und energiegeladene Live-Band, die leider in der hiesigen Metal-Szene völlig unbekannt ist. Die Songs gehen ruppig und manchmal etwas hektisch nach vorne, sind aber immer melodiös und leben vor allem vom hervorragenden Gesang von Stephen Brodsky. Songs wie Bridgeburner und Deal With The Devil sind Hits, die es verdient haben gehört zu werden. Die Band ist spielte tight und der Aushilfsdrummer war überragend. Das Ben Koller nicht dabei war, fiel überhaupt nicht auf. Dem aufgeschlossenen Publikum gefiel das Set überraschend gut und liess sich die Laune auch nicht von dem fast schon üblichen katastrophalen Sound in der Turbinenhalle verderben.
Setlist: Melt Your Mind, Bone Chain, Kiss Of Death, Date With The Devil, 1000 Mile Stare, Wreck And Survive, Bridgeburner, Gnarcissist
:: Fotos :: KVELERTAK ::
Drei Gitarren und jede Menge Alarm gab es dann bei :: KVELERTAK ::. Die Norweger legten los wie die Feuerwehr und servierten ADHS-Stageacting to the max. Das war fünf Minuten lang ziemlich geil, ging aber den Rest des Konzerts ziemlich vielen ganz gehörig auf den Sack. Mit verantwortlich dafür war der neue Sänger Ivar Nikolaisen, der fürchterlich arrogant rüberkam und gleichzeitig einen auf Iggy Pop, Bobby Gillespie, Magermodel und Speed-Koks-Junkie machte. Seine Rockstar-Allüren, sein ständiges Herumrotzen und das All-Inclusive-Animateur-Gehabe waren mehr als nur peinlich. Für das Gehampel, dass der Kerl an den Tag legte, hatte er ein eher dünnes Stimmchen, vollkommen ohne Wiedererkennungswert, geschweige denn Charisma. Musikalisch konnte man KVELERTAK aber wenig vorwerfen. Der Bastard aus Punkrock, Hardcore, Black-Metal und Classic-Rock-Elementen ist geradezu prädestiniert für Live-Konzerte und hat sogar den einen oder anderen geilen Song zu bieten. Zumindest beim Sound gaben sich die Verantwortlichen mal ein wenig Mühe. Meine Meinung? Ich finde die Jungs fürchterbar überbewertet und finde höchstens 2-3 Songs ganz gut und den Rest mehr als verzichtbar!
Setlist: Åpenbaring, Bruane Brenn, Nekroskop, 1985, Fossegrim, Blodtørst, Evig Vandrar, Mjød, Berserkr, Kvelertak
:: Fotos :: MASTODON ::
So, :: MASTODON ::! Tolle Band, vollkommen eigener Klang, vielstimmiger Gesang, progressive Songstrukturen und trotzdem in den Staaten berühmt und erfolgreich. In Deutschland kommen zwar überdurchschnittlich viele Leute aber trotzdem verwundert es ein wenig, dass die vier Jungs aus Atlanta hier nicht so durchstarten wie zu Hause in den Staaten. Der Sound war (überraschenderweise) glasklar und fett, die Lichtshow brillant, die Diashow im Hintergrund geschmackvoll, passend zu den Songs und vor allem ganz mächtig psychedelisch. Auf der Bühne waren mir die Jungs etwas zu routiniert, Stageacting mit angezogener Handbremse gab es nur von Basser und Frontmann Troy Sanders. Brent Hinds und Bill Kelliher standen meist ziemlich untätig im Schatten herum, um nur mal bei den Gesangspassagen etwas aus sich raus zu gehen. Drummer Brann Dailor war ein Tier und nebenbei auch mal der beste von den vier Sängern. Gerade Brent Hinds klang doch hier und da recht dünn und unsicher. Gerade vom Charisma her wurde dies deutlich als Scott Kelly von Neurosis zu den letzten sechs (!) Songs auf die Bühne kam. Aber das ist alles Jammern auf hohem Niveau, MASTODON sind eine eigene Liga und gerade bei der Setlist gingen sie alles andere als auf Nummer sicher. Allein fünf Songs gab es vom Zweitwerk Leviathan, ansonsten wurde grad die Frühphase der ersten vier Platten mit 12 von 19 (!) Songs bedacht. Eher bekannte Hits der Band wie The Wolf Is Loose, Curl Of The Burl oder andere Singleauskopplungen blieben außen vor. Da wird sich manch einer geärgert haben, der mit der neueren, straighteren und rockigeren Phase nicht ganz soviel anfangen kann und deshalb zu Hause geblieben war.
Setlist: Iron Tusk, March Of The Fire Ants, Mother Puncher, Chimes At Midnight, Steambreather, Sleeping Giant, Toe To Toes, Ghost Of Karelia, Capillarian Crest, I Am Ahab, Megalodon, Ancient Kingdom, Scorpion Breath, Crystal Skull, Aqua Dementia, Spectrelight, Crack The Skye, Diamond In The Witch House, Blood And Thunder
Fazit: Ein toller Konzertabend mit reichlich Unterhaltungsfaktor, erschreckend hohen Merch-Preisen und einem angenehm gemischten Publikum und das alles obwohl die Turbinenhalle mit im Spiel war…
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