<< archive

SHILPA RAY

 
2013-11-12 DE – Düsseldorf - Mitsubishi Electric Halle

NICK CAVE ist sicherlich einer der charismatischsten Musiker/Künstler dieser Zeit, der auch als Texter, Dichter, Schriftsteller, Schauspieler, Komponist und Drehbuchautor in vielerlei Hinsicht seine Spuren und seinen Einfluß hinterläßt. Aktuell hat seine Band NICK CAVE & THE BAD SEEDS oberste Priorität, Mitte Februar erschien das neue Album Push The Sky Away. Ein Werk voll subtiler Schönheit, welches das so erfolgreiche Murder Ballads inzwischen überflügelt hat.
2013 waren NICK CAVE & THE BAD SEEDS weltweit viel unterwegs, ansonsten lassen sich die Herren in Deutschland eher selten blicken, zuletzt während der Dig!!! Lazarus, Dig!!! Tour in 2008 und da gab es nur zwei aufeinanderfolgende Shows in Berlin.

Wie dem auch sei, ich habe NICK CAVE bisher nie live gesehen. Weder mit den BAD SEEDS, noch mit Grinderman und war daher im höchstens Maße entzückt über die Chance, Mr. Cave und seine Mannen in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Hallelive vor die Linse zu bekommen :) Leider hat das mit der Linse nicht geklappt, die Fotopässe waren einer Handvoll ausgewählter Printmagazine vorbehalten und diese durften nur einen Song fotografieren, bei dem die Lichtverhältnisse eher… schwierig waren und NICK CAVE die Herrschaften nicht schnell genug aus dem Fotograben winken konnte. Daher war es mir vergönnt, das Konzert von Anfang bis Ende voll und ganz genießen :) Mit ein bißchen Wehmut im Herzen…

Bevor aber Nick Cave auf die Bühne durfte gab es im Vorprogramm :: SHILPA RAY ::, die auf dieser Tour ohne ihre Happy Hookers auftrat (und im Übrigen auch nicht fotografiert werden durfte). Eine Frau und ihr Harmonium, ein indisches Harmonium, um genau zu sein. Ich hatte vorher noch nie etwas von dieser Band oder dieser Frau gehört. Beide stammen aus Brooklyn, NY. Nick Cave entdeckte sie auf seiner Grinderman-Tour und veröffentlichte nun auch ihre aktuelle EP It’s All Self-Fellatio. Musikalisch wurde bereits beim ersten Stück klar, warum sie so gut zu Nick Cave & The Bad Seeds paßte. SHILPA RAY hat eine phänomenale Stimme, eher dunkle und eine enorm facettenreiche Bandbreite: bluesig, punkig, ein bißchen jazzig und Cabaret-artig. Sie kann es laut, bissig, harsch, sanft und leise, vermischt No Wave mit Velvet Underground. Eine musikalische Verschmelzung von Stilen und Genres eines ganzen Jahrhunderts mit den Vibes einer Metropole wie New York. Wenn SHILPA RAY harsch und schreiend aus der Rolle fällt, wird es ein wenig dissonant und schräg, was aber wiederum perfekt zur erzeugten Atmosphäre paßt. Das war schon ziemlich beeindruckend.

Nichtsdestotrotz gehörte der Abend uneingeschränkt :: NICK CAVE & THE BAD SEEDS :: Kaum das Shilpa Ray die Bühne mit zerfleddertem Blumenstrauß verlassen hatte, füllte sich die Mitsubishi Electric Halle und drängte alles nach vorn. Die Halle war schon deutlich begrenzt worden und trotzdem noch weit entfernt vom „ausverkauft“ Schild an der Tür. Ich schätze mal grob 5.000 Fans waren anwesend. Wie bereits erwähnt, war mir ein Fotopass nicht vergönnt und das Licht während des grandiosen Openers We No Who U R spärlich auf ein paar Spots begrenzt. Der Sound war großartig, wenn auch, ohne Ohrenschutz, ein bißchen zu laut. Die Bässe waren grandios, ähnlich markant wie auf dem aktuellen Album Push The Sky Away. Aber auch die Liveversionen manch ältere Songs, wie zum Beispiel Tupelo waren umwerfend genial. Persönliches Highlight war für mich aber ohne Zweifel der Higgs Boson Blues. Ich liebe diesen Song!
Und NICK CAVE & THE BAD SEEDS rockten so dermaßen die Bühne. Als wären sie durchweg Mitte 20 und als gäbe es kein Morgen. Beim zweiten Track Jubilee Street flog dann auch glatt der Geigenbogen von Warren Ellis ins Nirgendwo, um von einem flinken Stagehand ersetzt zu werden. Für NICK CAVE gab es extra Podeste im Fotograben, so daß er leicht von der Bühne über die Boxen auf selbige springen konnte, um mit den Fans in der ersten Reihe Händchen zu halten. Was für eine Szenerie, wenn NICK CAVE am Gitter halb über die Fans aufragte und sich ihm die Hände entgegenstreckten. Verdammt… Kamera… Mit dem zweiten Track gab es auch dann die richtige Lightshow, sehr stimmig inszeniert. Hach…
Zwischendurch sitzt NICK CAVE auch schon mal alleine an seinem Klavier und intoniert, nur um hernach wieder voll aufzudrehen, um zu rocken, zu tanzen, zu springen oder mit seinen Bandkollegen zu scherzen.
Nach 1 1/2 Stunden fand der reguläre Teil der Show (für mich viel zu schnell) seinen würdigen Ausklang mit dem Titeltrack des neuen Albums. Nach einem immensen Pfeiff-, Klatsch- und Rufmarathon gab es noch 3 Zugaben, wobei der letzte Song Give Us A Kiss eine brandneue Ballade ist. Was für ein großartiges Konzert! Definitiv eines der Highlights in 2013! Und ich bin definitiv verliebt in den Herrn Cave! So! Das Ticket ist mit 45 Euro plus Gebühren sicherlich nicht gerade billig, aber NICK CAVE & THE BAD SEEDS sind jeden Cent wert! Das sollte man auf keinen Fall verpassen!

Band: Martyn Casey (Bass), Warren Ellis (Violine), Conway Savage (Piano), Jim Sclavunos (Drums), Thomas Wydler (Drums).
Setlist: We No Who U R, Jubilee Street, Tupelo, Red Right Hand, Mermaids, From Her To Eternity, West Country Girl, God Is In The House, Watching Alice, Into My Arms, Higgs Boson Blues, The Mercy Seat, Stagger Lee, Push The Sky Away // We Real Cool, Papa Won't Leave You, Henry, Give Us A Kiss

 

story & pics © Dajana