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2013-04-19 NL – Weert - De Bosuil

And everything under the sun is in tune but the sun is eclipsed by the moon.

Das diese Show etwas ganz Besonderes sein würde, war von vornherein klar. Eine PAIN OF SALVATION Show ist immer etwas Besonderes, denn die Schweden erfinden sich praktisch für jede Tour neu: Neuer Look, neue Bühnenkulisse und kein Song klingt live so wie auf CD. Doch nun kommen PAIN OF SALVATION auf Akustik-Tour, ich glaube, zum allerersten Mal. Wer seinerzeit (2004) das Album 12:5 kennengelernt hat, weiß, das gerade eine Akustikperformance noch einmal etwas ganz Anderes, Einzigartiges ist.

:: Fotos ::

Meine Wenigkeit begibt sich dafür zum ersten Mal ins holländische Weert, in das De Bosuil, in dessen Räumlichkeiten Cryptex noch im letzten Jahr - auf einer PAIN OF SALVATION Tour ;) - ihre Live DVD aufnahmen (die u.a. meine Fotos beinhaltet). Ich nehme mir gediegen Zeit, denn es ist Freitag, ich muß einmal quer durch den Pott und gerade die Landstraße ist ab Venlo Blitzerverseucht (so alle 2km? - aber ich bin ja inzwischen ein vorzeigbarer braver Autofahrer ;)). Links Wasser, rechts - 2m tiefer, die Spargelfelder, die mit ihren weißen Planen aussehen, als ob da noch Schnee liegen würde ;)
Das De Bosuil mag ich auf Anhieb, es ist sehr gemütlich und ich werde warmherzig aufgenommen. Klein aber fein, mit Pink Floyd’schen Textzeilen an den Barumrandungen (siehe oben), und einer Galerie (die leider als Backstage umfunktioniert wurde und für Besucher gesperrt ist). Auf der Bühne hat man eine dichtgedrängte Kulisse aus Musikinstrumenten, jeder Menge Kameras und eben jenem Wohnzimmer aufgebaut. Schnell wird klar, auch die heutige Show wird für eine spätere Verwendung aufgenommen werden ;) Das ist natürlich ein bißchen suboptimal: Die Bühne ist recht klein, der Laden voll, kein Graben, allenthalben stehen Mikro- oder Kameraständer genau im Weg. Schließlich giert man als Fotograf bei einer Band wie PAIN OF SALVATION regelrecht danach, sich zu Tode zu knipsen ;)

Mit ungefähr einer halben Stunde Verspätung, die ich mal den technischen Problemen mit den Kameras für die Filmaufnahmen zuschreibe, betritt PAIN OF SALVATION Fronter Daniel Gildenlöw „sein Wohnzimmer“ und sieht aus, als hätte man ihn gerade aus dem Bett geworfen. Er setzt sich in den Sessel und fragt das Publikum, ob sich jemand vor dem Tod fürchtet, kommt darüber zu seiner fast 90jährigen Oma und das im 70iger Jahre-Look eingerichtete Wohnzimmer als Bühnenbild, als es an der Tür klingelt und Daniel ruft: „It’s open“…

…und die isländischen :: ÁRSTÍÐIR :: durch die Tür kommen. Hier war ich sehr gespannt, denn ich kannte die Band bisher nicht und hab im Vorfeld lediglich zwei der aktuellen Videos gesehen, die mir allerdings ausnehmend gut gefielen. Tatsächlich bleibt Daniel Gildenlöw gleich mal in seinem Sessel sitzen und singt Road Salt mit musikalischer Untermalung von ÁRSTÍÐIR. Wow, das klang fantastisch! Die Isländer spielen danach eine Mischung aus Indie Folk und Klassik, sehr ruhig, sehr romantisch, mystisch, magisch. Auch ANNEKE kommt für ein Anathema Cover auf die Bühne und singt mit den Isländern. Es wird gescherzt und geflachst und in einem Gemisch aus Holländisch, Englisch und Isländisch kommuniziert. Tolle Band, tolle Show.
Setlist: Road Salt, Á Meðan Jörðin Sefur, Heiðin, Ljóð í Sand, Everwake (Anathema), Icelandic song, Nú Gleymist Ég, Shades, Tárin

Im fliegenden Wechsel geht es mit :: ANNEKE VAN GIERSBERGEN :: weiter, die mit My Electricity einsteigt und sich dann durch eigene Songs, The Gathering und Coverversionen singt, während das mit den Späßen, Flabsereien und kleinen Anekdoten weitergeht. ANNEKE scheint einigermaßen erkältet zu sein, geht aber einfach drüber hinweg. Ihr kleiner Wirbelwind tobte ebenfalls durch's De Bosuil. ANNEKE bestreitet ihr Programm weitestgehend alleine, bei 4 Years und Time After Time gesellen sich Gunnar Már Jakobsson (Gitarre) und Karl James Pestka (Violine) dazu. Umgehauen hat mich ehrlich (und das Publikum auch) der Dolly Parton Kracher Jolene. Ganz großes Kino! Müde sieht sie aus, ihre gute Laune läßt sie sich aber nicht verderben und steckt die Leute damit regelrecht an. Viele der Sprüche hab ich sogar verstanden ;) Oooohhh… ich hab ANNEKE’s bezaubernden knallroten Fell-High Heels vergessen zu erwähnen…
Setlist: My Electricity, 4 Years, Time After Time (Cindy Lauper), Beautiful One, Jolene (Dolly Parton), Locked Away (The Gathering), Circles, All I Want Is You (U2 cover)

Vor :: PAIN OF SALVATION :: gibt es dann eine Umbaupause. Viel mehr Platz auf der Bühne entsteht deshalb nicht. Daniel Gildenlöw sieht jetzt ein bißchen frischer aus und steigt in ein 2 1/5 Stündiges Set mit dem Titeltrack des anstehenden Akustikalbums Falling Home ein. Und natürlich gibt es auch hier viele Überraschungen, wenn auch nicht jede so geplant war ;) Ganz großer Knaller ist jedenfalls das Holy Diver Cover in einer Jazz/Reggae/Swing Version. Einfach unglaublich. Unglaublich gut! Sowas habt ihr noch nicht gehört! Aber… der Song wird um einiges Spektakulärer, als etwa ab der Mitte der Stagetech zu Füßen von Drummer Léo rumliegt. Eine Feder vom Pedal war gebrochen und verursachte eine längere Pause, die die Band mit jeder Menge Slapstick, Comedy und seltsamen Gesprächen überbrückt, wobei Daniel befürchtet, damit die Videoaufnahmen zu ruinieren, oder zumindest zeitlich total zu überziehen *lach* Er nimmt’s mit Humor :) Am meisten müssen die Roadies leiden, verbal versteht sich, weil Daniel Gildenlöw zu näheren Erklärungen über die Kulisse ansetzt und die Roadies ja all die schweren Sachen (Ledersofa, Klavier, Ledersessel…) bei jeder Show der Tour rein- und raus schleppen müssen. Plus dem wohl wertvollsten Stück des Settings, eine Gedenkschale an Eskilstuna als lebenswerteste Stadt aus den 70igern. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir auch, daß Keyboarder Daniel „D2“ Karlsson heute Geburtstag hat und 27 geworden ist. Happy Birthday :) Und prompt gibt es ein Ständchen und eine Geburtstagstorte mit Kerzen drauf! Oh, und statt Ragnar gibt es jetzt einen Roger Öjersson an der Gitarre. Natürlich geben sich auch hier ÁRSTÍÐIR und ANNEKE ein Stelldichein (im Duett bei Kerzenschein und Rotwein auf dem Ledersofa zu Help Me Make It Through The Night von Kris Kristofferson… heiß… *lach*). Überhaupt gibt es viele Details während der Show, die man sich gar nicht alle merken kann. Außerdem beweisen insbesondere PAIN OF SALVATION bei ihren Swing/Jazz/Reggae Adaptionen, was für begnadete Musiker alle durch die Bank sind. Ganz zu schweigen von der Show an sich, bei der ja alle Bands/Künstler integriert sind. Ich hoffe nur, daß die Filmaufnahmen so toll geworden sind, daß man mit dem Akustikalbum vielleicht auch eine Live DVD bekommt ;) Was bleibt, ist eine einzigartige, atemberaubende Show und bis dato DAS Live-Highlight des Jahres 2013. Auch wenn es darüber seeeehr spät wird und für mich der Schlaf wegfällt, da ich - kaum zuhause - direkt wieder zur Arbeit (Frühdienst) lostabsen kann.
Setlist: Falling Home, Diffidentia (Breaching The Core), Linoleum, Mrs. Modern Mother Mary, Ashes, Help Me Make It Through The Night (Kris Kristofferson cover with Anneke), To The Shoreline, Holy Diver (Dio cover), Stress, Disco Queen, Second Love, Spitfall, Iter Impius, The Perfect Element // Dust In The Wing (Kansas cover), Chain Sling, 1979


As we walk through the ashes
I whisper your name
A taste of pain to cling to
As we walk through the ashes
You whisper my name
Who's the one with the sickest mind…
Now?

 

story & pics © Dajana