And
everything under the sun is in tune but the sun is eclipsed by
the moon.
Das diese
Show etwas ganz Besonderes sein würde, war von vornherein
klar. Eine PAIN OF SALVATION Show ist immer etwas Besonderes,
denn die Schweden erfinden sich praktisch für jede Tour neu:
Neuer Look, neue Bühnenkulisse und kein Song klingt live
so wie auf CD. Doch nun kommen PAIN OF SALVATION auf Akustik-Tour,
ich glaube, zum allerersten Mal. Wer seinerzeit (2004) das Album
12:5 kennengelernt hat, weiß, das gerade
eine Akustikperformance noch einmal etwas ganz Anderes, Einzigartiges
ist.
::
Fotos ::
Meine Wenigkeit
begibt sich dafür zum ersten Mal ins holländische Weert,
in das • De
Bosuil •, in dessen Räumlichkeiten Cryptex
noch im letzten Jahr - auf einer PAIN OF SALVATION Tour
;) - ihre Live DVD aufnahmen (die u.a. meine Fotos beinhaltet).
Ich nehme mir gediegen Zeit, denn es ist Freitag, ich muß
einmal quer durch den Pott und gerade die Landstraße ist
ab Venlo Blitzerverseucht (so alle 2km? - aber ich bin ja inzwischen
ein vorzeigbarer braver Autofahrer ;)). Links Wasser, rechts -
2m tiefer, die Spargelfelder, die mit ihren weißen Planen
aussehen, als ob da noch Schnee liegen würde ;)
Das De Bosuil mag ich auf Anhieb, es ist sehr gemütlich und
ich werde warmherzig aufgenommen. Klein aber fein, mit Pink Floyd’schen
Textzeilen an den Barumrandungen (siehe oben), und einer Galerie
(die leider als Backstage umfunktioniert wurde und für Besucher
gesperrt ist). Auf der Bühne hat man eine dichtgedrängte
Kulisse aus Musikinstrumenten, jeder Menge Kameras und eben jenem
Wohnzimmer aufgebaut. Schnell wird klar, auch die heutige Show
wird für eine spätere Verwendung aufgenommen werden
;) Das ist natürlich ein bißchen suboptimal: Die Bühne
ist recht klein, der Laden voll, kein Graben, allenthalben stehen
Mikro- oder Kameraständer genau im Weg. Schließlich
giert man als Fotograf bei einer Band wie PAIN OF SALVATION
regelrecht danach, sich zu Tode zu knipsen ;)
Mit ungefähr
einer halben Stunde Verspätung, die ich mal den technischen
Problemen mit den Kameras für die Filmaufnahmen zuschreibe,
betritt PAIN OF SALVATION Fronter Daniel Gildenlöw
„sein Wohnzimmer“ und sieht aus, als hätte man
ihn gerade aus dem Bett geworfen. Er setzt sich in den Sessel
und fragt das Publikum, ob sich jemand vor dem Tod fürchtet,
kommt darüber zu seiner fast 90jährigen Oma und das
im 70iger Jahre-Look eingerichtete Wohnzimmer als Bühnenbild,
als es an der Tür klingelt und Daniel ruft: „It’s
open“…
…und
die isländischen :: ÁRSTÍÐIR
:: durch die Tür kommen. Hier war ich sehr gespannt,
denn ich kannte die Band bisher nicht und hab im Vorfeld lediglich
zwei der aktuellen Videos gesehen, die mir allerdings ausnehmend
gut gefielen. Tatsächlich bleibt Daniel Gildenlöw gleich
mal in seinem Sessel sitzen und singt Road Salt mit musikalischer
Untermalung von ÁRSTÍÐIR. Wow, das klang
fantastisch! Die Isländer spielen danach eine Mischung aus
Indie Folk und Klassik, sehr ruhig, sehr romantisch, mystisch,
magisch. Auch ANNEKE kommt für ein Anathema Cover
auf die Bühne und singt mit den Isländern. Es wird gescherzt
und geflachst und in einem Gemisch aus Holländisch, Englisch
und Isländisch kommuniziert. Tolle Band, tolle Show.
Setlist: Road Salt, Á Meðan Jörðin
Sefur, Heiðin, Ljóð í Sand, Everwake (Anathema),
Icelandic song, Nú Gleymist Ég, Shades, Tárin
Im fliegenden
Wechsel geht es mit :: ANNEKE
VAN GIERSBERGEN :: weiter, die mit My Electricity
einsteigt und sich dann durch eigene Songs, The Gathering und
Coverversionen singt, während das mit den Späßen,
Flabsereien und kleinen Anekdoten weitergeht. ANNEKE scheint
einigermaßen erkältet zu sein, geht aber einfach drüber
hinweg. Ihr kleiner Wirbelwind tobte ebenfalls durch's De Bosuil.
ANNEKE bestreitet ihr Programm weitestgehend alleine, bei
4 Years und Time After Time gesellen sich Gunnar
Már Jakobsson (Gitarre) und Karl James Pestka (Violine)
dazu. Umgehauen hat mich ehrlich (und das Publikum auch) der Dolly
Parton Kracher Jolene. Ganz großes Kino! Müde
sieht sie aus, ihre gute Laune läßt sie sich aber nicht
verderben und steckt die Leute damit regelrecht an. Viele der
Sprüche hab ich sogar verstanden ;) Oooohhh… ich hab
ANNEKE’s bezaubernden knallroten Fell-High Heels
vergessen zu erwähnen…
Setlist: My Electricity, 4 Years, Time After Time (Cindy
Lauper), Beautiful One, Jolene (Dolly Parton), Locked Away (The
Gathering), Circles, All I Want Is You (U2 cover)
Vor ::
PAIN
OF SALVATION :: gibt es dann eine Umbaupause. Viel
mehr Platz auf der Bühne entsteht deshalb nicht. Daniel Gildenlöw
sieht jetzt ein bißchen frischer aus und steigt in ein 2
1/5 Stündiges Set mit dem Titeltrack des anstehenden Akustikalbums
Falling Home ein. Und natürlich gibt es auch
hier viele Überraschungen, wenn auch nicht jede so geplant
war ;) Ganz großer Knaller ist jedenfalls das Holy Diver
Cover in einer Jazz/Reggae/Swing Version. Einfach unglaublich.
Unglaublich gut! Sowas habt ihr noch nicht gehört! Aber…
der Song wird um einiges Spektakulärer, als etwa ab der Mitte
der Stagetech zu Füßen von Drummer Léo rumliegt.
Eine Feder vom Pedal war gebrochen und verursachte eine längere
Pause, die die Band mit jeder Menge Slapstick, Comedy und seltsamen
Gesprächen überbrückt, wobei Daniel befürchtet,
damit die Videoaufnahmen zu ruinieren, oder zumindest zeitlich
total zu überziehen *lach* Er nimmt’s mit Humor :)
Am meisten müssen die Roadies leiden, verbal versteht sich,
weil Daniel Gildenlöw zu näheren Erklärungen über
die Kulisse ansetzt und die Roadies ja all die schweren Sachen
(Ledersofa, Klavier, Ledersessel…) bei jeder Show der Tour
rein- und raus schleppen müssen. Plus dem wohl wertvollsten
Stück des Settings, eine Gedenkschale an Eskilstuna als lebenswerteste
Stadt aus den 70igern. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir auch,
daß Keyboarder Daniel „D2“ Karlsson heute Geburtstag
hat und 27 geworden ist. Happy Birthday :) Und prompt gibt es
ein Ständchen und eine Geburtstagstorte mit Kerzen drauf!
Oh, und statt Ragnar gibt es jetzt einen Roger Öjersson an
der Gitarre. Natürlich geben sich auch hier ÁRSTÍÐIR
und ANNEKE ein Stelldichein (im Duett bei Kerzenschein
und Rotwein auf dem Ledersofa zu Help Me Make It Through The
Night von Kris Kristofferson… heiß… *lach*).
Überhaupt gibt es viele Details während der Show, die
man sich gar nicht alle merken kann. Außerdem beweisen insbesondere
PAIN OF SALVATION bei ihren Swing/Jazz/Reggae Adaptionen,
was für begnadete Musiker alle durch die Bank sind. Ganz
zu schweigen von der Show an sich, bei der ja alle Bands/Künstler
integriert sind. Ich hoffe nur, daß die Filmaufnahmen so
toll geworden sind, daß man mit dem Akustikalbum vielleicht
auch eine Live DVD bekommt ;) Was bleibt, ist eine einzigartige,
atemberaubende Show und bis dato DAS Live-Highlight des Jahres
2013. Auch wenn es darüber seeeehr spät wird und für
mich der Schlaf wegfällt, da ich - kaum zuhause - direkt
wieder zur Arbeit (Frühdienst) lostabsen kann.
Setlist: Falling Home, Diffidentia (Breaching The Core),
Linoleum, Mrs. Modern Mother Mary, Ashes, Help Me Make It Through
The Night (Kris Kristofferson cover with Anneke), To The Shoreline,
Holy Diver (Dio cover), Stress, Disco Queen, Second Love, Spitfall,
Iter Impius, The Perfect Element // Dust In The Wing (Kansas cover),
Chain Sling, 1979
As we walk through the ashes
I whisper your name
A taste of pain to cling to
As we walk through the ashes
You whisper my name
Who's the one with the sickest mind…
Now?