2006-08-10 DE – Bad Berka
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Da wir uns ziemlich fix vorgenommen hatten, zumindest den Auftritt der zweiten Band, nämlich HELRUNAR in voller Länge mitzuerleben, gingen wir den Zeltaufbau entsprechend weniger gemächlich an als die Anreise und eilten dann zur Backstagekassa, wo wir feststellen durften, dass die Fotopässe vorübergehend aus waren und erst am Freitag wieder welche eintreffen würden. Dementsprechend spärlich sind daher die Fotos von den Bands, die am Donnerstag Abend im Zelt agierten.

Beim Zelteingang herrschte riesiges Gedränge und die erste Band (ERODED) hatten wir ohnehin bereits verpasst. Irgendwie dürfte die Security da eine zeitlang ein bisschen gar genau bei der Eingangskontrolle vorgegangen sein, dann aber plötzlich Order bekommen haben, die Sache etwas zügiger anzugehen, als HELRUNAR drinnen um fast 10 Minuten zu früh ihren Auftritt begannen. Somit haben wir wenigstens nur die ersten 2 Stücke versäumt (dem Vernehmen nach waren dies Frostnacht und Unten Und Im Norden) und kamen gerade bei der Ansage zu Älter Als Das Kreuz ins bereits sehr gut gefüllte Zelt. Die Band befindet sich offensichtlich am Weg steil nach oben und wurde frenetisch gefeiert. Es kam nicht nur Material des großartigen Frostnacht Albums zum Zug, sondern auch ältere Stücke – eins davon war, glaube ich (Gunnar), Seelenwinter. Als man gerade so richtig in Stimmung gekommen war, kam mit Dreifach Dorn wohl das bekannteste Stück der Band an die Reihe – aber leider auch das letzte für diesen Abend. Großer Jubel war ihnen sicher und es wäre sehr schön, die Band in (hoffentlich naher) Zukunft mal auf Tour zu sehen – dann hoffentlich mit einem ausführlicheren Set.

Danach passierte erst einmal 20 Minuten lang gar nichts auf der Bühne, bis plötzlich ein kurzer Soundcheck einsetzte und HATE mit Brachialgewalt lospolterten. Da es höchste Zeit zum Abendessen war und auch beim Bierstand (höchste Bar der Welt??) ein heftiger Andrang herrschte, haben wir den Auftritt beide nur so halb mitbekommen. Der brutale Death Metal der Polen schien aber auf alle Fälle vielen Anwesenden wie gerufen zu kommen, wenn auch bei Helrunar noch eine Spur mehr los gewesen sein dürfte. Nekropolis und das abschließende Slayer-Cover Postmortem krachten jedenfalls am heftigsten. Nette Sache.

Für einen äußerst positiven (ups, t’schulligung!) Beitrag in musikalischer Hinsicht sorgten die unsympathischen Widerlinge von WATAIN, deren Auftritte von Mal zu Mal besser werden. Glasklarer Sound, tightes Zusammenspiel, grimmige Atmosphäre – die Herren hat man früher ja durchaus auch mal anders erlebt. Mit Storm Of The Antichrist gab es sogar einen vielversprechenden Ausblick auf das kommende Album. Super!

Anders als an den 2 folgenden Tagen dürfte an diesem Abend die Schwarzmetall-Fraktion in der Überzahl gewesen sein, denn vor dem Auftritt von MASTER leerte sich das Zelt merklich und man konnte problemlos in die vordersten Reihen vordringen, in denen allerdings ein ziemlich heftiger Moshpit am permanenten Rotieren war. Die Band wird irgendwie mit jedem Jahr besser und hat mit dem Album Four More Years Of Terror das angedeutet, was sie auch live immer umsetzt, nämlich dass für die Definition des Begriffs Death Metal nicht mehr als 6 Buchstaben notwendig sind. Herr Speckmann war wie üblich bestens gelaunt, beschimpfte den Präsidenten seines (Ex-?) Heimatlandes wieder einmal in allen Formen und Farben (u.a. bei der Ansage zu The Unknown Soldier) und erntete Beifall am laufenden Band. The Serpent’s Tongue wurde Hillary Clinton gewidmet, während man vor Cut Through The Filth Grüße in Richtung Nuclear Blast verabschiedete. Was immer von der Bühne kam, wurde mit lauten “MASTER!” – Anfeuerungsrufen beantwortet. Nach Special Skills sollte dann leider Schluss sein, was aber viele Anwesende nicht so einfach hinnahmen und die Band noch zu einer gern gegebenen Zugabe (Let’s Start A War) bewegten. In musikalischer Hinsicht durfte man nach den Donnerstag-Bands jedenfalls von einem mehr als vielversprechenden Auftakt sprechen.

Abgesehen davon konnte man sich am Donnerstag Abend bzw. in der Nacht aber auch wieder einmal davon überzeugen, dass für einige Leute Metal-Festivals anscheinend ausschließlich dazu da sind, sind möglichst menschenunwürdig aufzuführen. Ohne jetzt ins Detail gehen zu wollen, bleibt festzustellen, dass auch die erfreuliche Tatsache, dass braune Untermenschen dem Festival diesmal (zumindest nach unserer Beobachtung) weitgehend ferngeblieben sind, noch kein Garant für einen allzu niedrigen Asozialen-Faktor im Publikum ist.

 

story & pics © Gunnar & Hel