Den
Freitag eröffneten KILLING SPREE auf verhältnismäßig
„gemütliche“ Art und Weise – keyboardlastige
Angelegenheit, ihr Death Metal mit leichter Tendenz zum Black
Metal und einigen Gothic-Anleihen. Damit zogen sie aber durchaus
schnell schon die eine oder andere Hundertschaft vor die Bühne
und letztendlich war die Resonanz, die sie bekamen, alles andere
als schlecht – vor allem, wenn man ihre Position als erste
Band bedenkt.
KAAMOS
waren im Vorjahr ja kurzfristig ausgefallen und bekamen heuer
die Chance, den versäumten Auftritt nachzuholen, was offenbar
ganz im Sinne vieler Besucher war, denn die Band wurde mit lautem
Jubel begrüßt und der Bereich vor der Bühne war
jetzt wirklich schon erstaunlich voll. Vermutlich war auch einigen
bekannt, dass dies die letzte Gelegenheit war, die Schweden live
zu erleben, da sie ja schon vor einiger Zeit bekannt gegeben hatten,
sich nach dem PARTY SAN auflösen zu wollen.
Auf alle Fälle legten sie einen würdigen Abschluss hin.
Sänger Karl Envall wirkte verdammt böse, wie er da das
Stück Black Revelation herausbellte und auch der
Rest der Band trug seinen Teil zu dieser letzten Machtdemonstration
bei. Blood Of Chaos und Doom Of Man wurden abgefeiert,
bevor Karl schließlich „the last song forever“,
nämlich Prophesies ankündigte und wahrscheinlich
den einen oder anderen Fan mit schwerem Herz hinterließ.
Mächtig!
Bei SEVERE
TORTURE waren wir uns vor 4 Wochen beim Kaltenbach Open
Air in der Hinsicht einig gewesen, dass wir sie beide als äußerst
öd empfanden, diesmal aber kamen sie deutlich fetter rüber.
Der sympathische Sänger Dennis klang wieder einmal wie eine
Klospülung. Stücke wie Impelled To Kill riefen
noch mehr Begeisterung hervor als zuvor der Kaamos-Auftritt, vorläufiger
Stimmungshöhepunkt war allerdings das beste Stück der
Niederländer, Mutilation Of The Flesh, daran konnte
auch der leichte Regen nichts ändern. Ziemlich starker Auftritt,
und die Bezeichnung „öd“ möchte ich (Gunnar)
somit etwas relativiert haben…
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Die für
kurzfristig für Dew-Scented eingesprungenen FALL
OF SERENITY haben wir aus einer Reihe von Gründen
nicht miterlebt, umso größer war die Aufmerksamkeit
dann allerdings bei DESTRÖYER 666. Leder,
Nieten, Raserei – Black Thrash vom allergeilsten! Black
City – Black Fire, Phoenix Rising
und das besonders euphorisch begrüßte Australian
And Antichrist ließen die Herzen der Freunde der alten
Schule höher schlagen. Ganz klar der bisherige Höhepunkt!
Und sicher hätten viele am Schluss lieber noch was von dem
saugeilen eigenen Zeugs der Australier gehört, mussten aber
mit dem nicht gerade dringend notwendigen Venom-Cover Live
Like An Angel vorlieb nehmen.
Die ganz in
Bandtradition blutrot beschmierten und in Felle gehüllten
TURISAS begeisterten anschließend nicht
nur die Folk Metal-Fans mit ihrem energiegelandenen Auftritt,
der wie üblich mit As Torches Rise begann. Die Show,
die vor allem der Live-Akkordeon-Spieler Ruka Ylitalo abzieht,
muss man gesehen haben und auch das Ultra-Babygesicht Olli Vänskä
an der Geige ist eine Nummer für sich. The Land Of Hope
And Glory wurde lauthals mitgesungen, bevor zu Sahti-Waari
wie immer der Pit am Toben war. Sänger Mathias Nygård
widmete anschließend dem nach seinem schweren Unfall immer
noch an den Rollstuhl gefesselten ehemaligen Gitarristen der Band,
Georg Laasko, das eingängige One More. Auch von
hier alles Gute an Georg! Nach einem kleinen bisserl Geigenwichserei
ertönte dann das sehr epische Rex Regi Rebellis,
bevor Battle Metal unter lautstarker Begleitung durch
die Fans den Pflichtteil beendete. Danach gab es noch diese blödsinnige
Cover-Session, die schon am Ragnarök-Festival genervt hat,
wieder mit Eurovisionsfanfare, „Lambada“, Titelmelodien
aus „Bonanza“ und „Dallas“ und weiterem
überflüssigem Klumpert, das aber wenigstens nicht gar
so in die Länge gezogen wurde wie damals. Insgesamt waren
TURISAS am PARTY SAN deutlich
kürzer und trotzdem wesentlich besser als auf besagtem Ragnarök.
Einfach eine geile Live-Band.
Nachdem etwas
mehr als eine Stunde zuvor die Lehrstunde in Sachen Leder, Nieten
und Old School Black Thrash - Raserei mit Destroyer 666 zu Ende
gegangen war, setzten NIFELHEIM da tatsächlich
noch einen drauf. Und wie! Das nette an der Band ist ja, dass
sie sich selbst nicht 100%ig ernst nehmen dürfte, auch wenn
sie kein dümmliches Benehmen der Marke Illdisposed an den
Tag legt. Einfach nur geiler pechschwarzer Rock’n’Roll
mit großartiger Bühnenpräsenz (bitte mal die Fotos
anschauen!). Stücke wie Satanic Sacrifice und The
Final Slaughter versetzten die vielen Fans, die schon lange
auf die Band gewartet hatten, in Ekstase und als die Band nach
Storm Of Satans Fire von der Bühne marschierte,
war jedem klar, dass man hier soeben das lang vermisste fehlende
Glied zwischen Motörhead und Darkthrone gehört und gesehen
hatte. Und weg war der letzte Sonnenstrahl!
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Da aber am
Freitag zum Unterschied vom Vortag die Todesblei-Fraktion gegenüber
den Black Metal-Anhängern in der Überzahl war, hatten
es CRYPTOPSY anschließend nicht allzu schwer,
da noch begeistertere Reaktionen hervorzurufen. Es gibt aber auch
wirklich kaum eine Band, die derartig brutalen und technischen
Death Metal auf eine so dramatische und umklammernde Art präsentieren
kann wie die Kanadier. Fett!
ENSLAVED
sind eine der Bands, bei denen zumindest unsereiner immer auf
möglichst viel Material der frühen Alben hofft. Diese
Hoffnung wurde diesmal leider ganz und gar nicht erfüllt.
Dabei fing es nach überlangem Soundcheck mit dem Frost-Knaller
Loke äußerst vielversprechend an. Danach aber
konzentrierten sich die Norweger hauptsächlich auf ihr neues
Album Ruun (u.a. mit Essence
und dem Titelstück) und boten daneben mit Isa
und einem Stück von der Monumension-Scheibe
auch nicht gerade die brachialsten Live-Fetzer. Sicher, das Zeugs
kam mächtig und atmosphärisch und Grutle und Ivar sind
auf der Bühne sowieso immer imposante Erscheinungen, aber
beim alten Zeugs fliegt die Metal-Sau halt doch wesentlich heftiger.
Es soll allerdings nicht verschwiegen werden, dass ENSLAVED
ziemlich bejubelt wurden. Durch den langen Soundcheck hatte man
sich jedoch selbst etwas von der Spielzeit abgezwackt und wurde
daher früher als geplant von der Bühne beordert. Schade,
wahrscheinlich wär ja da noch was Altes (wie der bewährte
Live-Kracher Jotunblod) gekommen. Subjektiv eine etwas
enttäuschende Angelegenheit, objektiv haben sie aber ziemlich
abgeräumt.
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Man erinnere
sich an eine kleine kanadische Band und ihre Debüt EP The
Mystical Gates Of Reincarnation sowie das darauffolgende
Album Sorcery. Damals war oft die Rede
von „archaischem und unstrukturiertem Krach“ (was
völliger Quatsch ist), den sich „ja kaum einer anhören
kann“. Und heute? Heute ist KATAKLYSM wahrscheinlich
DIE Extrem-Metal-Band überhaupt, beliebt bei den meisten
Todesmetallern, vielen Metalcorelern und jedem einigermaßen
toleranten Thrasher. Die Band ließ den PARTY SAN
Auftritt für eine DVD filmen. Dass aber der Fan-Zustrom derart
groß war, liegt wohl weniger daran, dass manche auf eine
persönliche Erwähnung im DVD-Abspann gehofft hatten,
sondern musste jedem klar sein, der die Entwicklungen im Metal
einigermaßen wach mitverfolgt. Glücklicherweise hat
man auf der letzten Scheibe In The Arms Of Devastation
wieder etwas mehr Melodien eingebaut und nicht nur auf monströse
Groove-Walzen gesetzt. Vom Opener Like Angels Weeping
an fraßen die Leute der Band willig aus der Hand und sorgten
dafür, dass KATAKLYSM wohl der ganz große
Sieger des Festivals waren. Gespielt wurde leider ausschließlich
Zeugs von den letzten 4 Alben (nicht einmal die geniale Prophecy
wurde berücksichtigt), wobei man Setlist-mäßig
offenbar ein wenig auf Nummer sicher ging und keine Überraschungen
einbaute. Where The Enemy Sleeps (unbegreiflich, dass
diese fade Nummer so gut ankommt…), The Resurrected,
As The Glorios Weep, As I Slither, Face
The Face Of War und natürlich die Überhits Manipulator
Of Souls und In Shadows And Dust sorgten für
unumschränkte Begeisterung, ebenso wie die neuen Stücke
Let Them Burn, Crippled And Broken und (zum
Abschluss) The Road To Devastation. KATAKLYSM
sind offenbar am Höhepunkt ihrer Karriere. Die Aufforderung
„I wanna see some violence here in the front!“ wurde
brav mit einigen Riesenpits befolgt. Maurizio zeigte zudem auch
abseits der Bühne, dass er ein absolut sympatischer Zeitgenosse
ohne Allüren geblieben ist. Ganz, ganz stark! Schade nur,
dass während des gesamten Auftritts der Fotograben wegen
der angeblichen pyrotechnischen Gefahr gesperrt war. Andere Bands
(v.a. Hypocrisy, Marduk und Naglfar) hatten mehr Pyroeffekte und
trotzdem einen offenen Fotograben.
HYPOCRISY
ließen sich von all dem nicht beeindrucken und schlugen
mit einer sehr starken Leistung zurück. Ließ der Starter
Fractured Millenium, der bei der Mehrheit (inkl. mir
– Hel) ziemlich einschlug, mich (Gunnar) noch eher befürchten,
dass der Gig eine ähnlich fade Angelegenheit wie die Anti-X-Mas-Auftritte
2005 werden könnte, so wurde man im weiteren Verlauf eines
besseren belehrt. Killing Art, Fire In The Sky und Osculum
Obscenum sorgten für die Mobilisierung der letzten Reserven
und als dann auch noch Impotent God ertönte, hatten
die Schweden endgültig bewiesen, dass sie auch heute noch
ihre Wirkung erzielen. Ebenso gut wurde das neue Zeugs (u.a. Warpath
und die letzte Zugabe Let The Knife Do The Talking) aufgenommen.
Herr Tägtgren lobte das Festival in den höchsten Tönen
als ein „echtes Festival für Fans“ und servierte
natürlich auch Roswell 47 und The Final Chapter,
sodass auch wirklich keiner mehr was zu meckern haben durfte.
Und gute Nacht!
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