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2021-09-10 DE – Balve - Balver Höhle
 

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Samstag

 

Primordial - Arthur Brown - Dornenreich - Negură Bunget (performed by Dordeduh) - Hekate - Sun Of The Sleepless - St. Michael Front - Vrîmuot

:: Fotos ::

Apropos (organisatorische) Blessuren… Davon blieb meine Wenigkeit ebenfalls nicht verschont. Letzten Endes erreichte ich erst Donnerstag spät abends die Pension, passend zum Unwetter. Daher beließ ich es bei einem Hotelzimmerabend und den ersten getippten Zeilen zu diesem Livebericht. Interessant war allerdings schon, wie sehr man aus der Form in Sachen Festivalmodus/Festivalorganisation gekommen ist. Da helfen nur zahlreiche Wiederholungen… ;)

Nach der Bändchenausgabe und einer kurzen Orientierung wurde das PROPHECY FEST 2021 pünktlich von :: VRÎMUOT :: eröffnet, dem Neofolk-Projekt von T.S., welches seine spirituelle Energie und Kraft aus dem Teutoburger Wald zieht. Für das Festival hatte sich T.S. zwei weitere Musiker als Verstärkung an den Trommeln geholt, um den Songs vom letztjährigen Debüt O Tempora, O Mores! live mehr Intensität und Tiefe zu verleihen. Diese Songs in dieser Weise live präsentiert zu bekommen dürfte eine einmalige wie einzigartige Gelegenheit gewesen sein. Damit gab es gleich zu Beginn des Festivals eher ruhige und folkige und dennoch packende Töne. Gelungener Einstieg! Dem Vernehmen nach ist ein neues Album bereits in Arbeit.
Band: T.S.
Setlist: Erwachen, Nymphaea Alba, Peter Hagendorf, Die Mær vom Steinernen Mann, Palingenese, Ewige Sonne

Der nächste Act, :: ST. MICHAEL FRONT ::, ist mehr als ungewöhnlich für das PROPHECY FEST. Natürlich zeichnet sich das Label ja generell dadurch aus, dass es sich um keine Genre-Grenzen kümmert. Synth/Dark Pop liegt musikalisch dann aber doch recht weit abseits vom Gros der Labelbands. Gut, vorher war das Duo bei Ván Records. Andererseits haben Prophecy Productions neulich ja auch Deine Lakaien unter Vertrag genommen…
Wie dem auch sei, basierend auf dem Debüt End Of Ahriman, welches schon einige Jahre zurückliegt (2015), hatte ich mit fluffige, tanzbare Musik gerechnet. Tatsächlich gab es aber eher ruhige und rein deutschsprachige Songs vom kommenden Zweitwerk Schuld & Sühne, welches für Anfang 2022 angekündigt wurde. Hatte schon fast was Schlagerartiges. Irgendjemand warf den Vergleich: Death in June gemixt mit Unheilig ein… Ja, ist was dran. Da helfen auch keine bösen Texte mehr ;) Da hatte ichetwas anderes erwartet.
Band: Sascha Schafke, Matthias Tedjasukmana
Setlist: Schwarzer Engel, Ende der Zeit, Wir sehen uns wieder, Knochen & Blut, 1000 Namen, So weit nach draußen, Niemand, Dunkelheit, Keine Helden

Wenn Empyrium oder The Vision Bleak auf dem PROPHECY FEST spielen, dann sind :: SUN OF THE SLEEPLESS :: meist auch dabei. Schließlich handelt es sich hier um das Soloprojekt von Ulf Theodor Schwadorf. Und endlich ging es jetzt auch mal richtig zur Sache. Harscher Black Metal, wie gemacht für diese Höhle.
Ein kleines bisschen hatte ich gehofft, einen Track von der 2019 veröffentlichten Split mit Cavernous Gate, dem Soloprojekt von Helrunar Drummer Alsvartr, der ja auch als Live-Gitarrist in SOTS spielt, live erleben zu können. Also ja, gab es ja auch mit dem Opener The Lure Of Nyght. Aber ich meinte schon nen Cavernous Gate Track mit Schwadorf als Begleitung ;)
Band: Ulf Theodor Schwadorf, Valkenstijn, Alsvartr, Seb
Setlist: The Lure Of Nyght, Romanze zur Nacht, The Owl, Where In My Childhood Lived A Witch, In The Realm Of The Bark, Phoenix Rise

:: HEKATE ::, die griechische Göttin der Nekromantie und des Spuks, musikalisch in die düsteren Gewänder des Neofolks gehüllt und zum Leben erweckt. Immer wieder schön, immer wieder ein Genuss. Dabei hatte ich ganz und gar vergessen, dass es 2018 ein neues Album namens Totentanz gab, dessen Songs hier heute Abend live dargeboten wurden. Eine sehr emotionale Show, frenetisch aufgenommen von den Fans. Susanne standen am Ende die Tränen in den Augen und auch bei Axel sah man es glitzern. Sehr, sehr schöne Show!
Band: Axel Menzer, Susanne Grosche, Dirk Diederich, Jörg Schwickerath, Achim Weiler
Setlist: Embrace Of Light, Ascension Day, Luzifer Morgenstern, Fatherland, Totentanz, Moritori Te Salutant, Seelenreise, Montségur, House Of God

Auf diese Show hatte ich mich ganz besonders gefreut. Als riesen Fan von :: NEGURĂ BUNGET :: war ich natürlich, wie jeder andere Fan der Band auch, zutiefst geschockt vom frühen Tod von Mastermind und Drummer Gabriel „Negru“ Mafa in 2017. Seine Band lag hernach auf Eis, sozusagen, unvollendet, denn es fehlte noch das finale Album der Transylvanian Trilogie, an welchen Negru seinerzeit bereits arbeitete. Nun hat sich das letzte offizielle Line-Up nach vielen Überlegungen entschlossen, der Band, der Trilogie und dem Vermächtnis von Negru einen würdigen Abschluss zu verleihen. Auf Basis der bereits geschriebenen Parts wurde Zău vollendet und wird am 26. November über Prophecy veröffentlicht werden.
Für diesen Abend haben sich die ehemaligen NEGURĂ BUNGET Mitglieder Sol Faur und Hupogrammos mit ihrer eigenen Band zusammengeschlossen, um noch einmal - und vermutlich zum letzten Mal - den Geist dieser rumänischen Ausnahmeband aufleben zu lassen. Mit Ausnahme von Pohvala hula vom 1996iger Debüt Zîrnindu-să, kamen alle Songs vom großartigen OM. Leider fand ich den Sound etwas unausgewogen und ich hatte das Gefühl, dass Hupogrammos und Sol Faur dieses Set nicht wirklich genossen haben. Den Unterschied sah man mehr als deutlich am nächsten Tag beim Dordeduh-Set. Dennoch eine unvergessliche Show!
Band: Sol Faur, Hupogrammos, Putrid, Flavius Retea
Setlist: Ceasuri Rele, Cunoasterea Tacuta, Inarborat, Norilor, Pohvala hula, Cel din urma vis, Tesarul de lumini

Nach sieben Jahren selbstverordneten Dornröschenschlaf regt sich nun auch wieder etwas im :: DORNENREICH ::. Gerade erst im Juni erschien das nunmehr neunte Album Du wilde Liebe sei, ein weiterer Schritt hin zum Neofolk oder Folk Rock.
DORNENREICH
versprachen im Vorfeld eine exklusive Show, und die bekamen wir auch. Was ich geflissentlich überlesen hatte, war das Wörtchen "akustisch", da Schlagwerker Moritz Neuner nicht dabei sein konnte. Das ist ja erstmal nicht verkehrt, aber die sehr ruhigen und teils nur geflüsterten Songs waren mir auf die Dauer dann doch zu gemächlich. Ich hatte schlicht keine Geduld den erzählten komplexen Geschichten zu folgen. So etwas wirkt eben viel besser im intimen Rahmen in einem kleinen Club oder so.
Das Set stand natürlich ganz im Zeichen des neuen Albums Du wilde Liebe sei, aber auch In Luft geritzt wurde mit gleich fünf Tracks bedacht.
Im Übrigen feiern auch DORNENREICH ihr 25-jähriges Jubiläum, zumindest, wenn man vom Einstieg Evigas ausgeht. Glückwunsch!
Band: Eviga, Ínve
Setlist: Liebes dunkle Nacht, Der Hexe nächtlich' Ritt, Der Freiheit Verlangen nach goldenen Ketten, Innerwille ist mein Docht, Drang, Unruhe, Mein Publikum - Der Augenblick, In Strömen aus Verwandlung ein flackerloses Licht, Freitanz, Meer, Erst deine Träne löscht den Brand, Dein knöchern' Kosen, Jagd

:: ARTHUR BROWN :: ist ein Phänomen, er ist der "God Of Hellfire" und seine exzentrischen Liveshows sind legendär. Wer kennt nicht seinen Song Fire? Lange war es ruhig um den charismatischen Verrückten, der nach einem Schlaganfall lange gebraucht hatte, um wieder auf die Füße zu kommen. Aber inzwischen veröffentlicht der britische Rocksänger mit seiner mehrere Oktaven umfassenden Stimme mit seiner Band wieder Alben (Gypsy Voodoo in 2019) und lässt es ordentlich krachen.
Wie sehr, davon wurden wir Zeuge beim PROPHECY FEST 2021. Fucking unglaublich, wie sehr ARTHUR BROWN mit seinen 79 Jahren die Bühne rockte! Reihenweise fielen die Kinnladen runter, inklusive meiner eigenen, und tanzte das Auditorium. Zu jedem Song hatte er ein anderes Kostüm an, eines farbenprächtiger als das andere, bizarr und surreal, dazu ausgefallene Hüte und ein mit Neonfarben angemaltes Gesicht. “Feel the burn and enter The Crazy World Of Arthur Brown” Das Publikum war jedenfalls hin und weg, ich auch. Und überhaupt, ist eine ARTHUR BROWN schwer zu beschreiben. Da hilft nur hingehen und selber erfahren.
Das war einfach nur gigantisch. Konkurrenzlos DAS Highlight des Festivals!
Band: Arthur Brown, Jim Mortimore, Sam Walker, Daniel Smith, Robin O'Keeffe
Setlist: Bubbles, Phoenix, Nightmare, Fire Poem, Fire, Come & Buy, Time & Confusion, Sunrise, Voice Of Love, Touched By All, Time Captains

Nun, über :: PRIMORDIAL :: muss man keine einleitende Worte mehr verlieren. Als einzige Nicht-Label-Band schlossen die Iren zu mitternächtlicher Stunde den ersten Festivaltag mit einer ebenfalls phänomenalen Show. Nur viel, viel lauter. Alan Averill agierte gewohnt dominant und aggressiv, während seine Jungs eher im Hintergrund blieben. Gespielt wurde ein Best-Of der letzten Alben mit einer kleinen Mehr-Gewichtung auf das 2007er To The Nameless Dead.
Okay, grandioser erster Festivaltag. Todmüde fiel ich ein wenig später ins Bett.
Band: Pól MacAmlaigh, Ciáran MacUiliam, A..A. Nemtheanga, Simon O'Laoghaire, Micheál O'Floinn
Setlist: Where Greater Men Have Fallen, Gallows Hymn, Nail Their Tongues, The Soul Must Sleep, No Grave Deep Enough, To Hell Or The Hangman, Traitors Gate, The Mouth Of Judas, As Rome Burns, Stolen Years, The Coffin Ships, Gods To The Godless, Empire Falls

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography