Da :: FVNERALS :: kurzfristig ihren Auftritt absagen mussten und kein Ersatz mehr eingeladen werden konnte, durften wir nach dem gestrigen Festivaltag ein Stündchen länger schlafen. Ich war da keinesfalls traurig drüber ;)
Damit eröffneten :: SPIRITUAL FRONT :: regulär den zweiten Festivaltag. Was ich mir am ersten Tag von den Hamburgern erhofft hatte, lieferten nun die Italiener: schmissige Rhythmen, bei denen man kein bisschen stillstehen konnte. Das 2018 veröffentlichte Album Amour Braque wurde nur kurz gestreift, stattdessen verließ man sich auf bewährte Klassiker, vornehmlich vom Armageddon Gigolo' Album, mit entsprechender filmischer s/w Untermalung. SPIRITUAL FRONT agieren nach wie vor als Trio, so dass Akkordeon und Keyboardklänge wieder von Band kamen. Schade eigentlich, echte Musiker hätten sicher noch ein bisschen mehr Schwung in die Höhle gebracht. Yep, das hat Spass gemacht! Ich bin wach! :)
Band: Simone H. Salvatori, Giorgio Maria Condemi, Andrea Freddy Nio
Setlist: The Shining Circle, Cold Love (In A Cold Coffin), I Walk The (Dead) Line, Darkroom Friendship, Jesus Died In Las Vegas, Disaffection, Slave, Bastard Angel, Children Of The Black Light
:: EÏS :: essen, fühlen, schmecken, hören und sehen. Alles in einem. Das geht! Eigentlich waren EÏS doch auf Eis gelegt, oder irre ich mich da? Aber wie es scheint, machen EÏS nicht nur für die Jubiläumssause ihres Labels eine Ausnahme. Dann können sie auch offiziell den Eisschlaf beenden ;)
Ähm ja... Also ich habe selbstverständlich nicht an den Musikern geleckt oder geknabbert, draußen stand ein (vermutlich nicht zugelassener) Eiswagen (für 3 Minuten), dem ich ein leckeres Eis abringen konnte ;) Drinnen spielten EÏS Galeeren-Tracks aus der GEÏST-Ära und vom Wetterkreuz. Da es ja auch schon eine Mini-EP gab, dürfen EÏS nun gerne mit einem regulären Album nachlegen. Black Metal as its best – tolle Show!
Band: Torrent, Dante, Alboîn, Abarus
Setlist: Galeere, Bei den Sternen, Winters Schwingenschlag, Unter toten Kapitänen, Spätsommerabende, Mann aus Stein
Der Spannungsbogen von Spiritual Front über Eïs zu :: E-L-R :: könnte kaum größer sein. Mit phänomenalen Erfolg! Ich hatte E-L-R noch kurz vor der Pandemie als Support von Amenra live gesehen und war von ihrem doomigen, dronigen, fast instrumentalen Post Rock und dem verhallten Gesang verzaubert worden. Die Musik der Schweizer verfehlte auch in der Höhle ihre Wirkung nicht. Eigentlich kam die Musik sogar noch besser, versetzte die Fans fast schon in hypnotische oder meditative Zustände. Großartig und für mich eines der Highlights des Festivals!
Für viele Fans waren E-L-R eine Neuentdeckung und es war toll zu beobachten, wie diese nach der Show zum Merch strömten, um sich mit CDs, Vinyl oder Laibchen einzudecken :)
Jene, die sich mit der Musik von E-L-R ein wenig auskennen, dürften sich über die Songs gewundert haben. Kanntet ihr nicht? Nun, das lag daran, dass es sich um brandneue Tracks vom Zweitwerk handelte, welches bereits gemixt und gemastert wurde und Anfang 2022 in die Läden kommen soll :) Freut euch drauf!
By the way, da ja Ryanne van Dorst an diesem Tag auch da war, hätte man ruhig auch Lunar Nights spielen können ;)
Bliebe noch zu klären, was E-L-R eigentlich bedeutet. Eine Abkürzung ist es bekanntlich ja nicht, wie man in Interviews lesen konnte ;)
Band: I.R. , S.M., M.K.
Setlist: Opiate The Sun, Three Winds, Ambrosia, Fleurs Of Decay, The Wild Shore
Nach dieser Wall of sounds ging es mit :: KLIMT1918 :: ein bisschen entspannter zu. Ich habe KLIMT1918 bisher nur einmal live gesehen, und das war bei der PROPHECY CONCERT NIGHT 2015. Tatsächlich war es auch sehr lange sehr ruhig um die Italiener. Acht Jahre liegen zwischen den letzten beiden regulären Alben und Sentimentale Jugend liegt nun auch schon wieder fünf Jahre zurück. Musikalisch haben sich die Italiener beim Shoegaze-lastigen Post Rock eingependelt, auch wenn sie optisch immer noch wie eine Brit-Rock-Band aussehen. Kann man sich gut anhören, spektakulär war es aber nicht. Viele nutzten die Show für eine Pause zum Essen und Trinken.
Band: Davide Pesola, Francesco Conte, Marco Soellner, Paolo Soellner
Nach kurzer Verschnaufpause ging es mit epischer Gewalt weiter. Jetzt, mit :: DORDEDUH ::, zeigten Hupogrammos und Sol Faur ihr wahres Potential. Hier stimmte einfach alles. Musik, Atmosphäre, Sound, Instrumente, Akzente. Das erst im Mai veröffentlichte Zweitwerk Har ist ein geradezu visionäres Meisterwerk und das konnten DORDEDUH auch live unter Beweis stellen. Ähnlich wie bei E-L-R wurde man geradezu in die Musik hineingesogen und versank darin. Grandios! Neben Arthur Brown und E-L-R mein drittes Highlight des Festivals!
Band: Flavius Misarăș, Sol Faur, Hupogrammos, Putrid
Setlist: Timpul intailor, De neam vergur, Descant, In vileistea uitarii, Jind de tronuri
Mit :: DOOL :: wurde das Energie-Level endgültig auf maximales Niveau gehoben. Wie so ziemlich jede andere Band auch, waren die Holländer wirklich heiß darauf endlich wieder live spielen zu können und platzten förmlich vor Energie und Spielfreude. Bis auf die Hitsingle vom Debüt und dem Killing Joke Cover kamen - wenig überraschend - alle restlichen Songs vom letztjährigen Zweitwerk Summerland. DOOL tobten sich auf der Bühne richtiggehend aus, rockten was das Zeug hielt und steckten damit jeden Fan vor der Bühne an.
Band: Ryanne van Dorst, Nick Polak, Omar Iskandr, Job van de Zande, Micha Haring
Setlist: Sulphur & Starlight, God Particle, Be Your Sins, Wolf Moon, Summerland, A Glass Forest, Love Like Blood (Killing Joke cover), Oweynagat, Dust & Shadow
Dieses Energielevel hinterher aufrecht zu erhalten war unmöglich und auch gar nicht gewollt. Wer nun aber dachte dass das :: DEINE LAKAIEN :: Set hernach schnarchig ausfallen würde, sah sich getäuscht. DEINE LAKAIEN sind die zweite Band, die sowohl hier, als auch auf dem Label an sich deutlich aus dem Rahmen fallen. Und fleißig sind die Herren Veljanov und Horn auch noch, veröffentlichen sie doch bereits das zweite Album unter der Ägide von Prophecy Productions.
Ich war ja im Vorfeld sehr neugierig, wie das Publikum reagieren würde und wurde überaus überrascht. Schon die Tatsache, dass extra ein Steinway & Sons Piano auf die Bühne geschoben wurde, versprach Großes. Und das gab es dann auch. DEINE LAKAIEN präsentierten ein lediglich vom Piano begleitetes Akustik-Set aus vielen Klassikern. Die konnte ich fast alle selbst mitsingen.
Auch hier zeigte sich Live-Hunger, auch wenn sich Herr Veljanov gewohnt wenig bewegte. Dafür haute Herr Horn umso mehr in die Tasten und zeigte sein außergewöhnliches Können, obwohl es in der Höhle recht kalt war und Ernst Horn ein paar Fingerübungen brauchte, um seine Hände warm zu bekommen. Die Fans waren zum Teil noch schweißgebadet und kaputt von der vorherigen Show, feierten das Duo aber nach jedem Song frenetisch. Das hatte ich so nicht erwartet, macht mich aber stolz, zu so einer auserlesenen offenen Musikgemeinschaft zu gehören, wie es die Prophecy-Familie ist :) Ja, was soll ich sagen? Auch wenn es langweilig wird: Fantastisch!
Band: Alexander Veljanov, Ernst Horn
Setlist: Where You Are, Wunderbar, Over And Done, The Game, Because The Night (Patti Smith cover), Unknown Friend, Return, Down, Down, Down, Gone, The Walk (The Cure cover), Dust In The Wind (Kansas cover), Love Me To The End // Where The Winds Don't Blow, Dark Star
Und damit erreichen wir nun auch schon das Grande Finale des Jubiläumsfestivals mit :: EMPYRIUM ::, ebenfalls Jubilare, 25 versteht sich, schließlich gäbe es Prophecy Productions ohne EMPYRIUM gar nicht. Zum ersten Mal headlinen EMPYRIUM nun auch das Festival. Schwierig zu sagen, ob das der Band zum Vorteil gereicht hat. Viele Fans waren doch sichtlich erschöpft, so mancher hatte schon die Heimreise angetreten und Drumherum wuselten bereits Leute mit Abbau-Tätigkeiten. Das sind nicht gerade optimale Umgebungsbedingungen.
Auch von EMPYRIUM gibt es ein brandneues Album namens Über Den Sternen, von dem man aber nur zwei Tracks spielte. Stattdessen fokussierte man sich auf die alten Klassiker, quasi als Retrospektive und musikalische Reise durch 25 Jahre Bandgeschichte. Der Wunsch eines einzelnen Geburtstagkindes nach den Schwänen im Schilf wurde leider nicht erfüllt. Wie dem auch sei: EMPYRIUM bildeten den exzellenten Abschluss eines Ausnahmefestivals in einer für uns alle so ungewöhnlichen Zeit!
Band: Schwadorf, Thomas Helm, Fursy Teyssier, Eviga, Allen B. Konstanz, Aline Deinert, Alsvartr
Setlist: A Lucid Tower Beckons On The Hills Afar, The Blue Mists Of Night, Mourners, Where At Night The Wood Grouse Plays, Heimwärts, The Three Flames Sapphire, Ode To Melancholy, The Franconian Woods In Winter's Silence, The Ensemble Of Silence, A Gentle Grieving Farewell Kiss // Many Moons Ago
Fazit: Wie schon im Vorwort angemerkt, das PROPHECY FEST 2021 war etwas ganz Besonderes. Äußerst intensiv und leidenschaftlich und einfach nur großartig! Man konnte quasi jedem Fan ansehen, wie sehr er sich danach sehnte, endlich wieder Livemusik im gewohnten Rahmen genießen zu können. Aber auch die Bands waren mehr als heiß darauf wieder live zu spielen und von den Fans gesehen zu werden und mit ihnen zu interagieren. Fans und Bands lagen sich gleichermaßen in den Armen, als man sich nach dieser langen Zeit endlich wiedersah. Das PROPHECY FEST 2021 wird in Sachen Emotionen kaum zu überbieten sein.
Und das PROPHECY FEST 2021 war das erste Festival dieser Reihe, bei der es keine Verspätungen gab! Das nenne ich mal organisatorische Höchstleistung! Gut, man hatte von vornherein die Umbauzeiten länger ausgelegt und natürlich hakelte es auch mal ein bisschen bei Bands wie EMPYRIUM, aber dabei handelte es sich dann um 5 schlimmsten Falls um vielleicht 10 Minuten. Da ziehe ich wirklich meinen Hut.
Bliebe am Ende zu erwähnen, dass man, wenn man denn möchte, dem PROPHECY FEST » HIER « eine Spende zukommen lassen kann, um das Ungleichgewicht zwischen Ticketeinnahmen und Ausgaben ein bisschen auszugleichen. Bei Spenden über 40 Dollar und mehr gibt es das ganz wunderbare PROPHECY FEST - 25th Anniversary Buch kostenlos dazu.
Darüber hinaus wurde bereits angekündigt, dass es 2022 wieder ein PROPHECY FEST in den Staaten geben wird und man sich 2023 in der Balver Höhle wiedersieht. |