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2017-05-28 DE – Köln - Kantine
 

| Einlass: 18:00 Uhr | Beginn: 19:00 Uhr | Tickets: 25,00 EUR zzgl. Gebühren |

 

Der so plötzliche und überraschende Tod von Gitarrist Piotr Grudziński, Gründungsmitglied und Freund seit Kindestagen, hat die polnischen Prog Koryphäen RIVERSIDE verständlicherweise tief getroffen. Lange war es ungewiss wie und ob es überhaupt weitergehen konnte und sollte. Letztendlich entschlossen sich RIVERSIDE dann doch als Trio weiterzumachen, veröffentlichten das ungewöhnliche Eyes Of A Soundscape Album, eine Kollektion älterer instrumentaler und experimenteller Songs – ein Herzenswunsch des verstorbenen Gitarristen, und kündigten Ende 2016 sogar schon ein neues Album für das kommende Jahr an.
Auch live sollte es im neuen Jahr wieder weitergehen. Ein Jahr nach Piotrs Tod gab es zunächst zwei ausverkaufte Special Shows in Warschau, gleichermaßen Abschied, Gedenken und Neuanfang. Der Frühling bescherte uns nun die Towards The Blue Horizon Tour, eine 4-wöchige Konzertreise durch europäische Lande mit 5 Konzerten in Deutschland, eines davon in der Kölner :: Kantine ::.

:: Fotos :: RIVERSIDE ::

Ich hatte :: RIVERSIDE :: bisher nur einmal live sehen können. Aber jene Show in 2013 war wie eine Offenbarung. Daher hatte ich mich natürlich sehr gefreut, dass es die Band weiterhin geben und live zu sehen sein würde und natürlich, dass es mit dieser Show in Köln klappte :)
Dieser sommerlich warme Sonntag markiert die vorletzte Show dieser Tour. Ich war zeitig da, denn trotz vieler Staus konnte ich mich doch relativ reibungslos durch den Verkehr mogeln. Außerdem war dies mein erster Besuch in der Kantine, so blieb mir ausreichend Zeit, den Dino vor dem Tor zu knipsen, was Eisgekühltes im tollen Biergarten zu trinken und mit sehnsüchtigen Blicken den startenden Fliegern vom DUS nachzuschauen.
Draußen vor der Türe stand ein Übertragungswagen vom Deutschlandfunk, drinnen war der Fotograben mit Kameras bestückt. Ich gehe mal davon aus, dass es hier einen direkten Livestream des Konzertes gab.

RIVERSIDE sollten eigentlich schon um 19 Uhr auf der Bühne stehen. Früh, selbst für einen Sonntag. Letztendlich war es dann kurz vor 20 Uhr ;) Und es war irre heiß in der vollen Kantine. Gut 800 Leute fächerten sich hektisch Luft zu, obwohl alle Lüfter auf Maximum liefen. Unter dem Intro von Eye Of The Soundscape kamen RIVERSIDE endlich auf die Bühne und wurden wirklich frenetisch und emotional begrüßt. Statt nun zu beginnen, verneigte sich das Trio erstmal vor dem Publikum, bedankte sich für die treue Unterstützung durch die schweren Zeiten und erklärte, worum es der Band bei dieser Tour ging. Das ging ans Herz…
Da passt es nur allzu gut, dass der Opener Coda in einer düsteren und schwer melancholischen Version gespielt wurde. Still und leise gesellte sich Live-Gitarrist Maciej Meller während des Songs dazu. Er ist mit der Band schon lange freundschaftlich verbunden und hat erst kürzlich mit Frontman Mariusz Duda ein eigenes Projekt gegründet (Meller Gołyźniak Duda). RIVERSIDE spielen sich zwei Stunden lang durch 5 ihrer bis dato 7 veröffentlichten Alben. Allerfeinster Prog/Art Rock auf höchstem Niveau. Ein warmer atmosphärischer Klangkosmos, der Gänsehaut erzeugt, unterstützt von einer stimmigen Lichtshow. Immer wieder blitzen musikalische Helden wie Pink Floyd, Steven Wilson oder Anathema durch und doch sind RIVERSIDE einzigartig. Die stille Trauer der Band ist allgegenwärtig. Nicht aufdringlich doch deutlich spürbar. Das Publikum beklatscht jeden neuen Song, zeigt sich allerdings nicht besonders textsicher beim akustisch gespielten Lost. Generell schwelgte das Publikum in den Songs und der Atmosphäre, blieb aber sonst eher verhalten, ja fast leise, als wollte man niemanden stören. Der Höhepunkt der Show folgt mit der ersten Zugabe Towards The Blue Horizon, einst für einen verstorbenen Freund geschrieben, ist dieser Track nun auch die Hymne für Piotr Grudziński. Emotionen pur. Da kullern dann auch schon die Tränen.

RIVERSIDE beendeten ein wirklich großartiges, ein unter die Haut gehendes und einzigartiges Konzert so wie sie es begonnen hatten: mit Coda, nun in einer positiven, lebhaften Version, nach vorne schauend, ohne Traurigkeit, sondern mit Stärke, Liebe und Neugier.

Setlist: Eye Of The Soundscape (Intro), Coda (Dark Version), Second Life Syndrome, Conceiving You, Caterpillar And The Barbed Wire, The Depth Of Self-Delusion, Lost (Why Should I Be Frightened By A Hat?), 02 Panic Room, Saturate Me, Escalator Shrine, Before // Towards The Blue Horizon, Coda (Bright Version), Where The River Flows

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography