2006-06-04 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
<< back

Dio - Edguy - Fates Warning - Soilwork - Finntroll - Evergrey - Beyond fear - Gojira - Volbeat

:: Fotos ::

[Dajana] Nach solch einem fulminanten Festivaltag fiel es natürlich mehr als schwer, pünktlich und halbwegs aufmerksam am frühen Vormittag wieder auf den Beinen zu sein. Trotzdem schaffte ich es wieder pünktlich in Gelsenkirchen und am Amphi Theater zu sein... Was allerdings nichts daran änderte, das ich nach erneuter Parkplatzsuche (der nur dreiviertelvolle Parkplatz war noch immer mit „voll“ geschlossen) CRUCIFIED BARBARA (http://www.crucifiedbarbara.com/) nur zu hören bekam. Das lag an einer endlosen Schlange vor dem Haupteingang, die sich nur schneckenhaft fortbewegte. Endlich durch und in die Arena gepurzelt bekam ich gerade mal die letzten drei Songs der sympathisch rockenden Ladies aus Schweden mit, wobei das Finale aus dem Motörhead-Cover Killed By Death bestand. Die müssten mal zusammen ne Tour machen... Der kurze Eindruck jedenfalls war ein guter. Der Platz vor der Bühne war voll und die Mädels gebührend abgefeiert. Auch die Leute drumherum waren von zumindest beeindruckt bis begeistert. CRUCIFIED BARBARA waren definitiv eine der Überraschungen auf dem Rock Hard Festival.

[Dajana] Mit :: VOLBEAT :: gab es noch einen Senkrechtstarter, noch mal Dänen und eine gnadenlos krachige Mischung Metal und Rock mit nem dezenten 60’s/70’s Touch. Das Volk skandierte den Bandnamen aus vollem Halse und animierte die Dänen so, alles zu geben. Als man dann noch kurz Slayer anspielte, hatte man auf ganzer Linie gesiegt. Erstaunlich, wie so was Abgedroschenes immer noch wie verrückt zieht... Mit Growls tief wie Mr. Barnes bis hin zum cleanen Gesang präsentierte sich Bandkopf Michael Poulson ungemein abwechslungsreich, genauso wie seine Musik. Da wundert es dann auch kaum, das man sich mit I Only Wanna Be With You von den Bay City Rollers verabschiedet...

Nach kurzer Orientierung und den ersten Bierbechern kursierten schon mal Gerüchte, das Metallica auf dem Rock am Ring wieder einmal das gesamte Masters Of Puppets Album zum Besten gaben (stimmt) und Tom Gabriel Fischer in ein Krankenhaus nach Zürich geflogen wurde. Hier wurde im Nachgang bestätigt, das CELTIC FROST auf jedem Fall das Schweden Rock Festival spielen werden.
Götz erklärte zwischendurch, das es zwei Typen gegeben hätte, die NPD-Flyer auf dem Parkplatz verteilt haben und des Geländes verwiesen worden sind.

[Dajana] Sehnsüchtig von mir erwartet wurden auf jeden Fall :: GOJIRA :: , die mit ihren Album From Mars To Sirius ganze Lobeshymnen einfuhren. Aber als erstes stellte sich natürlich die Frage: wo ist der Wal? Im Dortmund-Ems-Kanal war weit und breit nix zu sehen und die befragten Ordner reagierten eher verstört auf diese Frage... ;) Nun denn... die Konserve musste herhalten. Die Franzosen pendelten zwischen kontemplativer Versunkenheit und explosionsartigen Bewegungsausbrüchen. Ähnlich unvorhersehbar, wie die Wendungen in den Tracks, die zwar teilweise recht vertrackt aber dennoch zugänglich sind. Geile Melodien und trotz blendenden Sonnenscheins eine irre Atmosphäre mit Songs durch alle 3 Alben. Die will ich noch mal sehen!

[Dajana] Tim “Ripper” Owens muss sich derzeit noch häufiger rechtfertigen, das :: BEYOND FEAR :: eine richtige und ernsthafte Band und nicht nur ein „Nebenbeiprojekt“ oder „Lückenfüller“ zu Iced Earth ist. Und ich denke, mit seinem Auftritt beim RH Festival dürfte das zumindest den dort Anwesenden nun auch klar sein, während die Herren das selbstbetitelte Debütalbum runterrockten. Das der Man eine charismatische Stimme hat, ist nix Neues und das seine Crew keine Anfänger mehr sind, auch nicht. Traditionelle Metaller dürfen sich also auf eine weitere Bereicherung der Szene freuen.

Vorbeifahrende Frachtschiffe, die das eine oder andere Mal hupten, lösten wahre Beifallsstürme im Theater aus, was sich selbst für den Kapitän mächtig angehört haben musste.

[Dajana] Prog Metal die Erste stand mit den Schweden von :: EVERGREY :: an, die sich zunächst lobend über die tolle Location mit: „A nice place to drink“ äußerten. Sänger Tom S. Englund entpuppte sich danach ungewohnter Weise als richtige Labertasche und versuchte damit immer wieder entstehende Pausen durch Drum-Tech Probleme zu überbrücken, was ihm ganz offensichtlich nicht lag. So kam es dann auch, das ein sehr ruhiges Piano getragenes Stück zum Einsatz kam (gibt es wohl nur auf der A Night To Remember Live CD), bei dem die Drums außen vor blieben. Obwohl massig viele EVERGREY Fans anwesend waren, wollte das Set der Schweden meiner Meinung nach nicht so richtig zünden.
[Seb] EVERGREY waren die einzige Band des RH Festivals, die ich wirklich ausschließlich entsetzlich fand! Mag sein, dass mir einfach der Zugang zu solcher Musik fehlt, aber für mich war das schlicht durchgängig belanglose Langweile. Mag man sich vielleicht mit Kopfhörern alleine zu Hause toll anhören können, aber Festivaltauglichkeit würde ich dieser Art von Musik eher absprechen. Wäre ja aber auch seltsam, wenn einem alles gefiele *g*

[Dajana] Bevor Bruder Cle die nächste Band ansagen durfte, musste er erst einmal eine Wette einlösen, die vorsah, das er von nun an den Rest des Tages in einem knuddeligen Hasenkostüm rumlaufen musste. Eine Hölle bei dem Wetter, der sicher einige (abgeschwitzte) Kilos zum Opfer gefallen sind…

[Seb] :: FINNTROLL :: kamen zum ersten Mal mit ihrem neuen Sänger Vreth, der Anfang des Jahres Tapio Wilska ablöste, nach Deutschland, und dementsprechend gespannt war ich auch, denn die Male die ich FINNTROLL bisher gesehen habe, hat Tapio doch immer den größten Teil der Show geboten. Leicht hatten es die Finnen heute eh nicht, denn zumindest da, wo ich mich aufhielt war der Sound die meiste Zeit relativ mies, vor allem mit dem Keyboard schienen die Techniker regelrecht zu kämpfen. Ähnlich viele Soundkorrekturen habe ich selten mitbekommen. Dazu konnte man auch eine ganze Reihe Verspieler hören, inwiefern das einem gewissen Trunkenheitsgrad geschuldet ist, weiß ich allerdings nicht zu sagen ;) Der neue Sänger machte seine Sache relativ solide, wie seine Kollegen übrigens mit einem neuen schwarzen Warpaint angetan, wirkte aber vor allem im Vergleich zu seinem Vorgänger ein wenig monoton, das machte sich grade bei den neueren Songs relativ stark bemerkbar. Insgesamt habe ich also durchaus schon bessere Auftritte der Band gesehen, dennoch machen FINNTROLL auch an schlechten Tagen Spaß, denn an Songs wie Nattfött, Segersang, Trollhammaren und Jaktens Tid kann man nicht viel verderben. Das sah die Meute vor der Bühne auch ähnlich, wer nicht am Bangen war, oder versuchte, über die Brüstung zu gelangen, schloss sich einer spontanen Polonaise durch den Moshpit an ;)
Wie gesagt, es hätte einiges besser sein können, für mich dennoch eine der vergnüglichsten Stunden des Rock Hard.

[Seb] :: SOILWORK :: wurden erst einmal mit einer Extraportion Applaus empfangen, da sie ja bereits am Vorabend zur Rettung der Stimmung nach dem Ausfall von Celtic Frost beigetragen hatten. Dann legten die Schweden aus Helsingborg los und brachten die von Finntroll angeheizten Fans der etwas härteren Gangart richtig in Fahrt. Die Jungs waren selber auch bestens aufgelegt, Sänger Bjorn fegte munter über die Bühne und animierte die Menge immer wieder zum mitmachen, rumhüpfen, oder schlicht „destroy this place“ , und erwähnte ständig wie „great“ er die „guys“ vor der Bühne heute fände. Musikalisch gab es richtig schönen Schweden-Death mit ordentlichem Groove auf die Mütze, bei der man in der Tat nur sehr schwer ruhig sitzen bleiben konnte. Geiler Auftritt, hätte ruhig was länger sein können!

[Dajana] Mit :: FATES WARNING :: gab es anschließend die zweite Prog Metal Portion. Erschrocken war ich im ersten Moment von der Tatsache, wie grau die Herren doch geworden sind. Mein Letztes FATES WARNING Konzert liegt doch schon einige Jahre zurück, zumal sich die Herren Alder (Bartfrei und mit kurzen Haaren), Matheos (wieder mit etwas längerem Haar), Vera (verrückt wie immer *g*) und Aresti in unseren Breiten auch schon lange nicht mehr haben sehen lassen. Als Drummer fungierte Nick D'Virgilio. Die Prog Götter genossen sichtlich die Show und die Location, schienen bester Laune und rockten für ihr Alter ordentlich ab. Den Worten von Ray Alder zu urteilen war dieses Festival in sofern eine Premiere, da er noch nie zuvor Dio gesehen hatte und sich auf diese Show sehr freute. Die Setlist bot einen fantastischen Querschnitt dur die gesamte Historie der Band bis hin zum 88ider Album No Exit (Quietus). Einfach nur schön!

[Dajana] Vor EDGUY und DIO hieß es für mich dann leider die Segel zu streichen. Als Schichtdienstler, bei dem Wochen- und/oder Feiertage keine Rolle spielen, musste ich am Pfingstmontag pünktlich halb 6 morgens auf der Arbeit erscheinen. Und nach 3 Tagen Festival war eine weitere Null-Runde in Sachen Schlaf einfach nicht mehr drin. DIO hätte ich mir gerne angeschaut, aber EDGUY davor wollte ich mir ehrlich nicht antun...

[Seb] Als einziger Verbliebener der Truppe habe mir das tatsächlich angesehen. Nach relativ ausführlichem Soundcheck ging es bei einsetzender Dunkelheit auch gleich in gewohnter Manier los, sprich: Sänger Tobi enterte mit dem typischen schrillen Gesang, bei dem sich zumindest mir alles zusammenzog, die mit einem Gargoyle dekorierte Bühne. Dem Publikum, das sich zu diesem Zeitpunkt in Rekordgröße direkt vor der Bühne eingefunden hatte, hat das aber gefallen, denn bei :: EDGUY :: ging über die gesamte Dauer im Moshpit ordentlich die Post ab und auch die Ordner vor der Bühne dürften da den Höhepunkt ihrer Beschäftigung erreicht haben. Soweit ich mitbekommen habe, wurde ein Querschnitt durch alle Veröffentlichen zum Besten gegeben, und natürlich Hits des neuen Albums Rocket Ride Superheroes und Fucking With Fire. Tobi unterhielt dabei in den Pausen zwischen den Songs sein Publikum auf Deutsch, verwendete in einer Manier das Wort „Geil“ und hatte offensichtlich eine Menge Spaß. Zwischenzeitlich wurden sowohl an das Publikum als auch an die Veranstalter Dankesworte gerichtet, auch wenn sich Tobi dabei ein wenig beschwerte, dass man ihn im Veranstaltungsheft als „Fronteunuch“ angepriesen hatte. Ihm seien ja schließlich nicht 44 in Russland die Eier weggeschossen worden… Aber woher kommt dann dieser Gesang?
Nach gut 80 Minuten war dann Feierabend, EDGUY wünschten viel Spaß mit dem, so wörtlich, „kleinen Großmeister Dio“ und ließen wohl zumindest unter den Powermetal-Anhängern ein glückliches Publikum zurück.

[Seb] Nachdem ich Edguy überstanden hatte, war als letztes noch :: DIO :: zu bewältigen. Angesagt wurde dieser von Organisator Götz, der zwar nach eigener Aussage irgendwann zwischen 4 und 5 morgens seine Stimme verloren hatte und nur noch krächzen konnte, sich aber ebenfalls herzlich bei Zuschauern und Bands bedankte, und dann die Bühne für die lebende Legende DIO freigab. Dieser kann natürlich auf ein reichhaltiges Repertoire zurückgreifen, spielte aber vor allem die ganz alten und bekannten Songs a la Holy Diver, Rainbow In The Dark, Man On A Chrystal Mountain, Long Live Rock’n’Roll etc. Die meisten Songs kannte wirklich jeder der Anwesenden und dementsprechend enthusiastisch war die Stimmung. Zwar ging es bei anderen Bands in Punkto Headbanging und Crowdsurfing mehr zur Sache, aber hier war es natürlich bei vielen auch der Fall, dass die Songs eine schon fast eher andächtige und nostalgische Stimmung hervorriefen. Für sein fortgeschrittenes Alter präsentierte sich der Meister sehr gut bei Stimme und in beneidenswerter Verfassung. Das er aber dem Alter nicht komplett trotzen kann, wurde deutlich, als nach 30 Minuten ein ausgedehntes Solo von Simon Wright an den Drums kam, bei dem DIO ganz offenbar zu Regenerationszwecken von der Bühne verschwand, und sich dies nach knapp 60 Minuten mit einem ebenfalls mehrere Minuten dauernden Craig-Goldie-Gitarrensolo wiederholte.
DIO bedankte sich ebenfalls zwischenzeitig artig beim Publikum, und verkündete, ohne dieses wäre das ja alles nichts und die Fans seien selbstverständlich das Wichtigste an der ganzen Musik, was ihm natürlich lautstark vergolten wurde, und gab auch diverse Zugaben, so dass er die geplante Spielzeit dann sogar um fast 30 Minuten überzog. Dann waren aber sowohl Sänger als auch wohl der größte Teil der Audienz mit den Kräften am Ende, und so endete das diesjährige Rock Hard Festival gegen 1.15 Uhr.
Außer natürlich für diejenigen, die noch ins Disco-Zelt gingen *g*…

 

story by Psycho, Dajana, Seb / pictures © Dajana