Carcass - Sacred Reich - Obituary - Pretty Maids - Solstafir - Screamer - Deadlord - Roxxcalibur
[Sui] Eine Coverband auf dem RHF? Aus allen Poren, aus denen nicht bereits der Schweiß von der brutalen Hitze ran, triefte Skepsis. Die wich dann aber relativ schnell, und für wen die NWOBHM nicht bei Maiden oder Saxon aufhört, dürfte mit :: ROXXCALIBUR :: bestens bedient gewesen sein. Die vergessenen Juwelen dieser bedeutenden Metal-Epoche kriegt man ja sonst kaum noch zu hören, schon gar nicht in dieser über jeden Zweifel erhabenen Spielqualität und –laune. Ein richtig guter Opener für den zweiten Tag.
[Dajana] Aller Anfang ist schwer. Auch das Aufstehen, da unsereiner jeden Tag pendelte. ROXXCALIBUR hörten Psycho und ich somit nur aus der Distanz, haben dabei scheinbar nicht wirklich was verpasst…
:: Fotos ::
[Dajana] …und standen punktgenau zu :: DEADLORD :: wieder auf der Matte.
[Psycho] Und wieder mal Retro-Rock, diesmal aber total uneigenständig und damit endgültig belanglos. Wer’s braucht…
[Sui] Ich zum Beispiel. Zugegeben, die Reminiszenzen an Thin Lizzy sind überdeutlich. Aber während sich jede zweite Retro-Kapelle auf die alten Sabbath stürzt und sich dabei von den wiedererstarkten Originalen locker abhängen lassen muß, lassen DEADLORD die stets unterschätzten Iren um Phil Lynott wieder auferstehen und präsentieren sich als deren würdige Nachfahren. Solche Twin Guitars spielen heutzutage nur noch wenige Bands, mal abgesehen von denen, die es sowieso immer taten. Belanglos klingt anders, aber etwas mehr Eigenständigkeit darf es ruhig noch sein. Da die Band aber noch am Anfang steht, stehen die Chancen gut.
Setlist: Hank, No More Excuses, Because Of Spite, Ruins, Lugna, Onkalo, Hammer To The Heart
[Sui] Fand Psycho Deadlord belanglos, so ging es mir bei :: SCREAMER :: ähnlich. Klassischer Heavy Metal, gut gemacht, aber mehr auch nicht. Zeit für das dritte Bier und einen Zug durch die Gemeinde.
[Psycho] Die Schweden hatten einen neuen Sänger/Bassisten an Bord, der seine Sache eigentlich ganz gut machte, in den hohen Lagen aber noch ganz schön wackelig schien. Der traditionelle Heavy/Power Metal ist in der Tat nichts Neues, liegt mir aber mehr. Kleine Club-Bühnen dürften die Schlagkraft des Materials aber deutlich besser zur Geltung bringen.
Setlist: Can You Hear Me, Phoenix, Adrenaline Distractions, Slavegrinder, Keep On Walking, No Sleep 'til Hamilton, Demon Rider, Rock Bottom, Screamer
[Dajana] Hach… Meine allerliebsten Isländer von :: SÓLSTAFIR ::, einmal mehr sind vom Pech verfolgt. Zum einen verließ die Flying V von Sänger und Gitarrist Aðalbjörn Tryggvason den Flieger mit gebrochenen Hals (wie schon auf der Tour mit Long Distance Calling - diesmal halfen Dead Lord aus), zum anderen gab es einige Soundprobleme. Gut, ich kann mich trotzdem wunderbar in diese so einzigartige Musik fallenlasse, auch wenn die knallende Sonne nicht gerade der Atmosphäre förderlich war. Ein Weltuntergangs-Himmel hätte da besser gepaßt (oder eben Indoor). Leider, leider gab es heute keinen neuen Song vom im August erscheinenden Album Ótta (den Titeltrack kann man aber bereits streamen – mit einem Wort: EPISCH!). Egal, objektiv bin ich hier eh nicht… tolle Show!
[Sui] SÓLSTAFIR kannte ich bis dahin nur dem Namen nach. Nach deren Gig bin ich zu der Auffassung gelangt, daß es sich doch lohnt, sich eingehender mit den Isländern zu beschäftigen. Ein bißchen klangen sie so, als hätten Pink Floyd die Vorzüge von HiGain-Amps entdeckt. Alte Fields Of The Nephilim meine ich auch rausgehört zu haben. Diese beiden großen Namen sind aber nur ungefähre Referenzen, denn der Stilmix ist extrem eigenständig und sehr intensiv, sehr atmosphärisch, was durch das penetrant gute Wetter allerdings etwas beeinträchtigt wurde. Bei Dunkelheit oder in einem kleinen Club dürfte das noch weit besser rüberkommen.
Setlist: Ljós í Stormi, Svartir Sandar, Fjara, Goddess Of The Ages
[Sui] Ich kenne von :: PRETTY MAIDS :: nur die uralte Klassiker-Scheibe Future World, die neben dem Überkracher-Titelsong und einigen weiteren guten Nummern auch einiges Füllmaterial enthielt. Und ungefähr so verhielt es sich auch mit dem Gig: Einige mitreißende Momente lösten sich mit belanglosem 80’s-Midtempo-Gezuppel ab. Außerdem gab es eine Überdosis Mitgröhlparts, die mir bei Konzerten sowieso immer auf die Nüsse gehen. PRETTY MAIDS haben sich aber auf jeden Fall von ihrer besten Seite gezeigt und sind mehr als nur ein One-Hit-Wonder.
[Psycho] Hm, bei mir erzeugen die meisten Songs der Dänen gar nicht so furchtbar gute Laune. Immerhin punktete die Band mit enormen Selbstbewußtsein und einem couragierten Auftritt, der dann auch den Leuten Spaß machte. Nett anzuschauen…
[Dajana] Ich hab die Band bisher nie live gesehen, auch kenne ich kaum deren Songs. Ich jedenfalls war ich positiv überrascht und hatte viel Spaß :)
Setlist: Mother Of All Lies, Nuclear Boomerang, Red, Hot And Heavy, I.N.V.U., I See Ghosts, Yellow Rain, Rodeo, Little Drops Of Heaven, Back To Back, Future World, Sit On My Face
[Psycho] So, endlich gab’s wieder auf die Fresse! Floridas Heavy-Doom-Groove-Machine :: OBITUARY :: machte (zum Glück!) keine Gefangenen und walzte mit einem brachialen Set alles nieder. Sehr zur Freude des Publikums übrigens. John Tardy bildete mit seiner Löwenmähne den optischen Blickfang und war zudem auch sehr gut bei Stimme. Und er schien sogar den einen oder anderen Text auswendig gelernt zu haben… ;-) Toller Auftritt, auch wenn mir für die im Vorfeld angekündigte besondere Songauswahl zu wenige Klassiker dabei waren.
[Sui] Ok, ich bin bei Death Metal Bands meistens skeptisch. Viele Bands vor allem aus den Anfängen des Genres waren einfach nur zu schlecht für etwas Anspruchsvolleres. Zu denen gehörten OBITUARY allerdings nicht. Bei den Jungs aus Florida hatte ich eher das Problem, daß ich beim besten Willen keine Songstrukturen erkennen konnte. Ein geiles Riff nach dem anderen, die aber irgendwie immer nur lose zusammenzuhängen schienen. Die Vocals machten einem die Orientierung auch nicht einfacher. Als ich mich dran gewöhnt hatte (bzw. es aufgegeben hatte, nach Zusammenhängen zu suchen), knallte es aber ordentlich. Ihr Handwerk verstehen sie definitiv.
Setlist: Stinkpuss, Intoxicated, Bloodsoaked, Immortal Visions, Infected, Visions In My Head, Violence, Chopped In Half, Turned Inside Out, Back To One, The End Complete, Inked In Blood, I’m In Pain, Slowly We Rot
[Psycho] Die Band um Ober-Sympathikus Phil Rind hatte sich bereits anno 2009 als der Abräumer des Festivals erwiesen. Zum Glück knüpften :: SACRED REICH :: praktisch ohne Umschweife an dieses Erlebnis an und brachten wieder die größten Massen in Bewegung. Kunststück, wurden doch nur Klassiker gespielt, die zudem in ihrer gut gemachten Mischung aus brachialen Riffs und Eingängigkeit die perfekte Festivalmucke repräsentieren. Große Unterschiede zum letzten Mal ließen sich zwar nicht ausmachen, aber wo es nichts zu verbessern gibt…
[Sui] Dieses Jahr war es relativ einfach, die blauen Flecken zu zählen, die ich mir im Mosh-Pit bei SACRED REICH geholt hab: Ein großer an jeder Extremität. Bei keiner Band wurden fast komplette Texte so frenetisch mitgebrüllt, keine Band verursachte bei eigener Fast-Bewegungslosigkeit solche Tumulte vor der Bühne. Was ich allerdings schade fand: Kein einziger Song von der Scheibe Heal hat den Weg ins Set gefunden. Aber wenn selbst Phil Rind das letzte offizielle Studio-Machwerk der Band unterschätzt, ist das nicht weiter verwunderlich, zumal in diesem All-Hit-Set wohl eh kein Platz mehr gewesen wäre. Aber ich finde, es wird mal Zeit für was Neues.
Setlist: Independent, One Nation, Love...Hate, Ignorance, State Of Emergency, Death Squad, Crimes Against Humanity, Who's To Blame, RIP/Draining You Of Life, Free, Sweet Leaf/Paranoid, War Pigs, The American Way, Surf Nicaragua
[Psycho] Die wiedererstarkten :: CARCASS :: hatten somit als Headliner keine leichte Aufgabe zu bewältigen. Aber Hut ab: im Großen und Ganzen haben sie sich sehr achtbar aus der Affäre gezogen. Die Band bot eine professionelle und auch recht kurzweilige Show, was ich im Vorfeld so nicht unbedingt erwartet hätte. Und obwohl ein musikalisch so extremer Headliner sicherlich nicht jedermanns Sache ist, blieben der Raum vor der Bühne und die Ränge durchaus ordentlich gefüllt. CARCASS lieferten ein gut gemischtes Best-Of-Set mit Schwerpunkt auf dem neuen Album Surgical Steel und natürlich der Heartwork CD ab, trauten sich sogar ein Stück von Swansongs zu spielen, und boten ein durchgehend aggressives Stageacting. Letztendlich gab es also eigentlich nichts zu meckern, aber an die Sacred Reich-Performance reichte es trotzdem nicht heran…
[Sui] Auch für mich hatte der eigentliche Headliner bereits gespielt. CARCASS sind musikalisch einwandfrei, aber vor allem die Vocals (mal wieder) sind einfach nicht mein Ding. Gegenüber SR fand ich sie außerdem recht leise. Vor allem bei den Blastbeats machten sich die typischen Dynamikschwankungen bemerkbar, die Snare drang kaum durch. Trotz der extremen Musik ein eher gemütlicher Ausklang des Abends.
Setlist: Buried Dreams, Incarnated Solvent Abuse, Cadaver Pouch Conveyor System, Carnal Forge, No Lost Love, Unfit For Human Consumption, Edge Of Darkness/ This Mortal Coil/ Reek Of Putrefaction, The Granulating Dark Satanic Mills, Noncompliance To ASTM F 899-12 Standard, Genital Grinder/Pyosisfied (Rotten To The Core)/ Exhume To Consume, Captive Bolt Pistol, Corporal Jigsore Quandary/The Sanguine Article // Black Star/Keep On Rotting In The Free World, Ruptured In Purulence/Heartwork, Carneous Cacoffiny
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