Testament - Tesla - Annihilator - Monster Magnet - Insomnium - Orphaned Land - Blues Pills - Iron Savior
[Sui] Ein Gewitter, endlich! Auch wenn es genau den Beginn des Openers :: IRON SAVIOR :: verregnet hat. Den True Metal-Anhängern hat das nicht die gute Laune verdorben. Musikalisch aus meiner Sicht etwas beliebig und belanglos, aber immerhin solide Unterhaltung. An dieser Stelle, weil es mir hier extrem aufgefallen und aufgestoßen ist: Laßt verdammt nochmal die Backdrops oben, bis die Band fertiggespielt hat!!!! Das ist extrem respektlos, gibt dem ganzen Festival irgendwie ein Fließband-Feeling und spart höchstens 20 Sekunden.
Setlist: Last Hero, Revenge Of The Bride, Starlight, The Savior, Burning Heart, Condition Red, Heavy Metal Never Dies
:: Fotos ::
[Psycho] Tolle Musiker machen die falsche Musik, nämlich wieder mal 70er Retro-Gedöns mit endlos langen (und langweiligen) Lead-Passagen. Das alles wirklich gekonnt, und die Sängerin ist in jeder Hinsicht beeindruckend, aber für mich war’s trotzdem nix…
[Sui] Warum tolle Musiker nicht die Musik machen sollen, die sie auch selbst wollen, erschließt sich mir nicht ganz. Auch nicht, ob es überhaupt falsche und richtige Musik gibt. Aber hier wurde es für Retro-Verächter natürlich ganz schwer. Denn so weit in der Zeit zurück wie mit den :: BLUES PILLS :: ging es bisher noch nicht. Da konnte man stellenweise sogar Doors raushören. An der einen oder anderen Stelle kann man die Songs allerdings noch straffen, manchmal wirkte die Leadgitarre etwas orientierungs- oder ziellos.
[Dajana] Man kann sicherlich sagen, daß die BLUES PILLS im Club besser rüberkommen, dennoch hat das schwedische Quartett hier eine bemerkenswerte Show abgeliefert. Das Amphitheater war zu dieser frühen Stunde schon ungewöhnlich voll und die Stimme von Elin Larsson verursachte bei Devil Man Gänsehaut. Wow!
Apropos Backdrop: die BLUES PILLS hatten wohl am meisten darunter zu leiden. Trotz Nachfrage und Erlaubnis für einen weiteren Song wurde nicht nur das Backdrop abgehangen, sondern auch die Rückwand geöffnet, mit den Stage-Techs bereits am Drummer-Podest zerrend, wohlgemerkt während der Show. Das geht mal überhaupt nicht!!!
Setlist: High Class Woman, Ain't No Change, Dig In, No Hope Left For Me, Black Smoke, Devil Man, Astralplane, Little Sun
[Psycho] Die Israelis sehe ich hingegen immer wieder gerne! Nicht nur, weil :: ORPHANED LAND :: für intelligente Inhalte steht, sondern weil sie live einfach um ein Vielfaches besser sind als auf Konserve. Und wenn Phil Rind in dieser Kategorie nicht schon gepunktet hätte, würde der Preis für den sympathischsten Fronter unbestritten an Sänger Kobi gehen, der wie üblich barfuß die Bühne enterte. Der Verlust von Hauptsongwriter Yossi zeigte zumindest live keine negativen Auswirkungen. Als besonderes Schmankerl gab es diesmal noch einen Gastauftritt von Blind Guardian-Gitarrist Marcus Siepen, der wohl auch Fan der Band ist. Nebenbei kündigte Kobi eine gemeinsame Tour beider Bands im nächsten Jahr an – da werden sich die Deutschen ganz schön strecken müssen.
[Sui] ORPHANED LAND verbreiten eine ungeheuer positive Ausstrahlung und sind immer eine echte Bereicherung für das RHF. Die Verbindung von Metal-Rhythmik und orientalischer Melancholie ist einfach einmalig, vor allem auch in dieser hohen Qualität. Außerdem waren die Jungs definitiv mehr an die brutale Wüstenhitze gewöhnt als unsereiner. Für den einzigen Wermutstropfen sorgte nicht die Band, sondern das Wetter, das es einem schwer machte, der Musik die Aufmerksamkeit zu schenken die sie verdient hatte.
Setlist: All Is One, The Simple Man, Barakah, The Kiss Of Babylon (The Sins), Brother, Birth Of The Three (The Unification), Let The Truce Be Known, Norra el Norra (Entering The Ark)
[Psycho] Finnisches Wetter hatten wir ja nicht gerade (viel zu sonnig und zu warm), aber :: INSOMNIUM :: ließen sich davon nicht beirren und stellten aus meiner Sicht eine nicht erwartete Überraschung in diesem Jahre dar. Einmal brachten die Jungs ihren Melo-Death-Metal sehr tight und schwungvoll rüber, zum anderen war die gesamte Band trotz Höchsttemperaturen wirklich permanent in Bewegung und bangte, was das Zeug hielt. Da störte es auch nicht, daß ca. 80% der Abläufe doch recht vorchoreographiert wirkten. Das honorierte dann auch das Publikum, welches trotz der Wärme und der typisch nachmittäglichen Trägheit gut mitging. Und den passendsten Song(titel) zum diesjährigen Festival hatten INSOMNIUM: ebenfalls parat: Down With The Sun. Genau!
[Sui] Der Songtitel Down With The Sun ist das Einzige, was bei mir vom INSOMNIUM Auftritt hängengeblieben ist. Melodic Death Metal auf hohem Niveau mit leichten Samplerproblemen. Hut ab vor der Bewegungsfreudigkeit der Truppe.
[Dajana] Definitiv die agilste Band des Festivals. Hätte ich mich auch nur für 2 Songs so bewegt, wäre ich reif für die Kältekammer + Sauerstoffzelt gewesen und für mich mittlerweile die besseren Dark Tranquillity.
Setlist: The Primeval Dark, While We Sleep, Only One Who Waits, Down With The Sun, Revelation, Through The Shadows, Ephemeral, Unsung, The Promethean Song
[Sui] Auf :: MONSTER MAGNET :: hatte ich mich besonders gefreut und sie enttäuschten mich nicht. Wüstenstaubtrockener, straighter Stoner-Rock mit einem arschcoolen Fronter Dave Wyndorf in erstaunlich guter Form. Wie hat der Mann es bloß in dieser Lederjacke ausgehalten? Wenn ich rauchen würde, wäre das der passende Zeitpunkt für eine fette Tüte gewesen. Ein „Powertrip“ war es trotzdem nicht nur während des gleichnamigen Songs: Space Lord Motherfucker!
[Dajana] Ich hatte keine Erwartungen an die Show, da selbige eben von der Form des Sängers abhängt und deshalb auch schon mal voll in die Hose gehen kann. Aber… ich war positiv überrascht und letzten Endes konnte man sich dann doch nicht entziehen ;)
Setlist: Superjudge, Medicine, Nod Scene, Twin Earth, Dopes To Infinity, Tractor, Last Patrol, Look To Your Orb For The Warning, Powertrip, Space Lord
[Psycho] Jeff Waters nebst Begleitband habe ich schon seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen, dementsprechend gespannt war ich dann auch. Das Warten hat sich aber definitiv gelohnt, denn so tight und technisch präzise war keine andere Band auf dem gesamten Festival. Und dazu hat’s auch noch gerockt wie Hölle – Thrasherherz, was willst Du mehr? Lohn des Ganzen war ein gigantischer Mosh Pit, der fast schon Arizona-Verhältnisse annahm, und ein enthusiastisches Publikum, welches die Band nicht nur bei dem Klassiker schlechthin (Alice In Hell) frenetisch abfeierte. Die Songauswahl hätte aus meiner Sicht zwar etwas besser ausfallen können, aber wenn man eher durchschnittliche Songs wie Road To Ruin oder Brain Dance mit soviel Spielfreude runterzockt, spielt das tatsächlich keine Rolle mehr. Als Abschluß gab’s dann noch eine Brachialversion von Human Insecticide – geil! Bleibt nur die Frage, warum die Kanadier nicht als Co-Headliner auftreten durften…
[Sui] Eine kurze Eingewöhnungszeit an den etwas dünnen Gitarrensound von Jeff Waters, und dann schlug das Thrasherherz tatsächlich auf 180. Die Spiellaune des :: ANNIHILATOR :: Masterminds war extrem gut und das Publikum hat es gedankt. Trotz drohendem Hitzetod ging es vor der Bühne zu, als hätte jeder mit jedem noch ein Hühnchen zu rupfen. Einen Vorteil hat der eigentümliche Gitarrensound von Jeff Waters: Er ist extrem transparent, jeder Anschlag ist zu hören, jedes seiner vielen Killerriffs kommt rüber wie die Axt zwischen die Augen. Dazu später mehr...
Setlist: Smear Campaign, King Of The Kill, No Way Out, Deadlock, Set The World On Fire, Reduced To Ash, Alison Hell, Ultraparanoia, Road To Ruin, No Zone, Brain Dance, I Am In Command, Human Insecticide
[Sui] :: TESLA :: waren nicht unbedingt die Band, die man nach dem Thrashgewitter von Annihilator hören wollte, und so nutzten viele Headbanger die Zeit, für den Headliner des Abends noch mal Kraft zu tanken. TESLA boten grundsoliden Hardrock, der etwas in die Jahre gekommen ist. Über weite Strecken etwas belanglos, hatte die Band immer dann die stärksten Momente, wenn es richtig bluesig mit Slide-Gitarre wurde, oder wenn sie doch mal etwas härter als gewohnt zur Sache gingen. Was mir das Zuhören allerdings extrem schwer gemacht hat, war die Stimme des Sängers. Zweifellos hat er es drauf, aber leider klingt er dabei wie eine Mischung aus Alvin und die Chipmunks, den Schlümpfen und Kermit.
[Psycho] Hm, ja, auch so eine Band, die immer irgendwie an mir vorbeigerauscht ist. Außer der Erkenntnis, daß Aerosmith zu recht populärer sind, wird sich daran auch nichts ändern. Solider Auftritt für Leute, die Hard Rock mögen.
[Dajana] Ich fand den Gesang ebenfalls recht gewöhnungsbedürftig, aber nach einer Weile ging’s. Vielmehr hatte ich mit der Hitze und der daraus folgenden Müdigkeit zu kämpfen. Wo zur Hölle blieb das angekündigte verdammte Gewitter mit der Abkühlung???
Setlist: I Wanna Live, Hang Tough, Heaven's Trail (No Way Out), Mama's Fool, Into The Now, MP3, The Way It Is, What You Give, Signs, Love Song, Gettin' Better, Modern Day Cowboy, Little Suzi, Cumin' Atcha Live
[Psycho] Schade, wieder mal ein Auftritt, der die ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen konnte. Nachdem beim letzten Mal ja kurzfristig Alex Skolnick nicht mitreisen konnte und :: TESTAMENT :: zu viert auf dem ROCK HARD FESTIVAL spielten, blieb diesmal nach dem Ausfall von Megadeth ebenfalls nicht viel Zeit zur Vorbereitung. Am meisten standen sich die Kalifornier aber zunächst mit dem Sound im Wege. Während in den letzten drei Tagen zumeist ganz gute Arbeit von Seiten der Tontechniker geleistet wurde, waren jetzt Bass-Drums und die tiefen Bass-Sequenzen so laut, daß sämtliche anderen Klangfacetten total zugekleistert wurden. Konsequenz: Rhythmus-Gitarren waren fast nie zu hören, und die Songs, wenn überhaupt, nur am Refrain zu erkennen. Leider wurde auch das zunehmend schwieriger, denn Chuck Billy hatte offensichtlich einen ganz schlechten Tag erwischt. Er offenbarte nicht nur derbe Timing-Probleme (vor allem in den schnellen Passagen), sondern hatte auch generelle Stimmprobleme und einige massive Texthänger. Komischerweise fiel das sogar mehr bei den alten Klassikern (Into The Pit, Over The Wall) als bei den neueren Songs auf. Die nominell eigentlich bärenstarke Besetzung mit Steve DiGiorgio und Gene Hoglan als Rhythmusfraktion konnte die in sie gesetzten Erwartungen also leider nicht erfüllen, oder wann hat man jemals Timing-Probleme bei Gene Hoglan vernommen? Disciples Of The Watch mußte die Band sogar unterbrechen, weil keiner mehr wußte, was die Kollegen da gerade machen. Dies ist umso bedauerlicher, als das ich Alex Skolnick selten so agil und motiviert gesehen habe. Statt dem erwarteten Thrash-Highlight zum Schluß also doch ein unerwartet unschöner Abschluß des Festivals. Kann passieren, aber gelungen geht anders…
[Sui] TESTAMENT kamen, sahen und hätten siegen können. Die Erwartungen waren hoch, im Vorfeld war der Headliner-Wechsel teils frenetisch begrüßt worden. Stattdessen haben sie auf fast ganzer Linie enttäuscht. Von Anfang an war der Sound total scheiße, und er hat sich nicht gebessert. Als ich sie vergangenes Jahr in Wiesbaden gesehen hatte, dachte ich noch, daß es an der Location lag. Doch nachdem gerade Bands aus dem gleichen Genre wie Annihilator hier mit glasklarem Sound abgerockt haben, scheint das Problem wohl eher beim TESTAMENT-Mixer zu liegen. Gene Hoglans Bass Drums haben nahezu alles plattgemacht, und was sie stehen gelassen haben, wurde durch einen total übertriebenen Hall bis zur Unkenntlichkeit zermatscht. Und das ist keine Übertreibung: Kein einziges der vielen Klassikerriffs war auch nur ansatzweise zu erkennen. Im Laufe des Gigs wurde das zweite große Problem der Band immer offensichtlicher: Ausgerechnet Fronter Chuck Billy brachte eine Leistung zum Fremdschämen. Tiefpunkt war wie schon erwähnt Disciples Of The Watch, bei dem Chuck zweimal den Einsatz verpatzte, bevor die Musiker sich um das Drumkit versammelten und den Song unterbrachen. Normalerweise schreibt man einen Verriß auch mit etwas Schadenfreude, aber in diesem Fall tut es echt weh, weil die Band an sich einfach großartig ist (oder war?). So sorgten nur eine Wall Of Death und ein Plüsch-Frosch für etwas Ablenkung vom Desaster. Meine Bitte an die Band: Bringt euch wieder in Form, statt euch auf diese unwürdige Weise selbst zu demontieren. Ihr könnt es besser!
Setlist: Rise Up, The Preacher, More Than Meets The Eye, Native Blood, True American Hate, Dark Roots Of Earth, Into The Pit, Practice What You Preach, The New Order, The Haunting // Over The Wall, The Formation Of Damnation
Fazit:
[Psycho] Es scheint sich einzubürgern, daß die eigentlichen Highlights am späten Nachmittag/frühen Abend stattfinden. Nur das letzte Jahr stellte da aufgrund der besonderen Headliner-Situation eine Ausnahme dar. Am Freitag waren TRIPTYKON zwar quasi außer Konkurrenz, aber an den Folgetagen waren SACRED REICH und ANNIHILATOR die eigentlichen Stars. Ist das jetzt ein Buchungsproblem oder einfach nur so schwierig einzuschätzen, wenn man die Running Order plant? Die Ankündigung, daß im nächsten Jahr Overkill dabei sein werden, sehe ich auch durchaus ambivalent – wer will schon, daß das ROCK HARD FESTIVAL zum metallischen Blackfield verkommt, wo inzwischen alle zwei Jahre fast schon in Rotation die gleichen Bands spielen und das Ganze damit totlangweilig wird? Da müssen die zukünftigen Macher stark aufpassen. Ansonsten war es einfach zu warm, aber es hat mich ja niemand gezwungen, bei gefühlten 35 Grad in einer Betonschüssel ohne Schatten den Tag zu verbringen. Von daher ist abzusehen, daß ich auch im nächsten Jahr wieder dabei sein werde…
[Sui] Schweißtreibend war’s, aber auch sehr geil. Selten habe ich von so vielen Bands positive Eindrücke mitgenommen wie 2014. Die Wermutstropfen Mitarbeiter-Rauswurf beim Rock Hard und enttäuschender Headliner fallen da kaum ins Gewicht. Das ROCK HARD FESTIVAL bleibt für mich eines der geilsten Festivals, zumal es hier nur die echten Fans hinzieht und nicht die Partyspacken, denen die Musik am Arsch vorbeigeht und die Jahr für Jahr die Röcke am Ring, im Park und in der Tiefsee übervölkern. Auf Overkill nächstes Jahr freue ich mich zwar, aber Psycho hat einen wunden Punkt schon angesprochen: Es muß doch genug Bands geben, um diese Wiederholungs-Auftritte innerhalb weniger Jahre zu vermeiden. Ansonsten: gelungene Veranstaltung, wir sehen uns nächstes Jahr.
[Dajana] Ja, das ROCK HARD FESTIVAL 2014 war insgesamt einmal mehr großartig! Und es war wohl auch das heißeste ROCK HARD FESTIVAL in der 12-jährigen Geschichte. Organisatorisch lief alles perfekt, da gibt es nix zu meckern. Der für mich immer wiederkehrende Wermutstropfen sind die Bandbuchungen. Ich habe bei der Auswahl auf dem Metal Sektor wirklich keinerlei Verständnis dafür knapp ein Viertel der Bands zum wiederholten Male im Billing vorzufinden. Und die für die nächste Ausgabe bereits bestätigten Overkill werden dann zum dritten Mal das ROCK HARD FESTIVAL an einem der drei Tage headlinen. Nun denn, ich schätze, wir sehen uns 2015 ;) |