2009-08-13 DE – Dinkelsbühl
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Meine persönlichen Vorzeichen fürs diesjährige SUMMER BREEZE waren alles andere als vielversprechend. Den Mittwochabend und die ganze Nacht habe ich nach einer nicht ganz koscheren Pizza mehr Zeit auf’m Topf verbracht als im Bett – und das zog sich auch noch bis in den Donnerstag hin. Angesichts der Klosituation der letzten Jahre kein angenehmer Gedanke, mit `ner Magen-Darm-Verstimmung zu einem Festival zu fahren... Als Ruben, Schlagzeuger in meiner Band und ich dann in Dinkelsbühl zunächst einmal im örtlichen REWE Halt machten, um uns mit flüssigem Gold auszurüsten, waren die Magenbeschwerden auch schon wieder weg...
Der Weg zwischen Dinkelsbühl und dem Festivalgelände war dann schnell abgefahren. Kein Stau, keine frustriert wartenden Festivalbesucher. Das neue Einlasssystem schien erfolgreich gewesen zu sein (wobei wir letztes Jahr auch ohne Stau durchgekommen sind). Am Campinggelände angekommen haben wir dann auch dank des „blauen Pfeils“ für von bereits angereisten Freunden reservierte Plätze recht schnell zu unserem Platz gefunden. Erstmal noch die obligatorische Begrüßungszeremonie – und somit mit Hannes, Alex und Flo drei coole neue Leute aus dem Schwabenländle kennengelernt. Nach dem ersten Bierchen zog’s uns dann auch schon zum Festivalgelände – denn es wartete gleich mal eines meiner persönlichen Festivalhighlights auf uns.

:: Fotos ::

Die Doom Metal Götter :: GRAND MAGUS :: betraten die Pain Stage ziemlich pünktlich um kurz nach halb vier und preschten mit Like The Oar Strikes The Water vom fantastischen letzten Album Iron Will in einen mitreißenden Gig, der vom Sound her über das gesamte Festival gesehen nahezu nicht mehr übertroffen wurde. Das Trio rackerte sich bei angenehm bewölktem Wetter und einer leichten Brise durch eine dreiviertel Stunde feinstem Doom Metals. Der Sound der Schweden war so dermaßen fett, dass einem die Spucke wegblieb. Und das mit nur einer Gitarre... JB ist ein fantastischer Sänger und äußerst charismatischer Frontmann, der weitab jeglicher Klischees mit dem Publikum über Wolfspopulationen hier in Deutschland und Schweden philosophierte. Neben der klasse Performance sei noch die feine technische Darbietung erwähnt. Dass JB einige Zeit mit Michael Amott bei den Spiritual Beggars zockte, hinterließ auch Spuren im Leadgitarrenspiel des Sängers – oder war es vielleicht andersherum? ;)
Setlist: Like The Oar Strikes The Water, The Shadow Knows, Wolf’s Return, Iron Will, I Am The North, Kingslayer

Vom Auftritt der Briten :: SYLOSIS :: im Partyzelt habe ich leider nur sehr wenig mitbekommen, weil schon die nächste Band auf der Pain Stage wartete. Der kurze Eindruck war aber durchaus positiv. Etwas Metalcore hier, etwas thrashiges Riffing dort, technisch brillant in Szene gesetzt – so macht man sich Freunde!

Weiter ging es auf der Pain Stage mit den Münchner Volksmetallern :: EQUILIBRIUM :: Ich muss zugeben, dass ich mich bislang nicht mit den musikalischen Ergüssen der Damen und Herren auseinandergesetzt habe. Dennoch war ich sehr gespannt auf den Auftritt des momentan stark angesagten und gehypten Quintetts. Für Freunde folk-lastigen Pagan Metals mit äußerst unspektakulären Black Metal Vocals war der Auftritt mit Sicherheit die Vollbedienung, was auch die zahlreichen Crowdsurfer bestätigten. Mich langweilte der Sound jedoch ziemlich schnell, ein Song klang wie der nächste. Sänger Helge war alles andere als einfallsreich in seinen Ansagen („Ihr seid geil!“ – und das Repertoire war schon ausgeschöpft) und die Michael Jackson Einlage war nur noch peinlich. Die Band hatte aber ihren Spaß auf der Bühne und konnte zumindest ihre Fans überzeugen.

[Johannes] :: PSYCROPTIC :: servierten dem Publikum mit ihrem Auftritt am frühen Donnerstagabend eine gehörige Portion feinsten Technical Death Metals. Die Australier schafften es mit spielerischer Leichtigkeit, ihre größtenteils extrem komplexen Songs auch live perfekt rüberzubringen, was nicht zuletzt den beiden Brüdern Joe (Gitarre) und Dave Haley (Drums) zu verdanken ist. Sie spielten eine schöne Combo an Songs aus ihrem neuesten und sehr atmosphärischen Album Ob(Servant) und den eher brutaleren Vorgängern The Scepter Of The Ancients und The Isle Of Disenchantment. Zunächst war es noch ein wenig leer vor der Bühne, doch mehr und mehr Zuschauer strömten ins Partzelt, angezogen von harten Blastbeat Orgien vermischt mit melodiösen Zwischenpassagen. Der Shouter Jason Peppiatt tat sein Übriges dazu. Von ihm bekam man von Schweinegrunzen, über tiefe Shouts bis zu hohen Screams alles zu hören. Insgesamt ein sehr gelungener Auftritt, den man ohne Zweifel als einen der besten auf dem SUMMER BREEZE einstufen kann.

Die erste Überraschung folgte mit dem Beginn des :: KREATOR :: Gigs. Ich stellte mich in die Schlange der am Fotograben wartenden Fotografen. Als die Meute eingelassen wurde, wies mich das Crewmitglied, das die Fotopässe kontrollierte zurück – dabei verstand ich aber nur Bahnhof bei der Lautstärke und Ohropax... Wie sich herausstellte, gibt es auf dem SUMMER BREEZE seit letztem Jahr eine Hierarchie der Fotografen. Wer wie bereits eingangs erwähnt nicht an einen Headliner-Fotopass kam, durfte die letzten drei Acts auf den beiden Hauptbühnen nicht fotografieren. Welche Kriterien hier zur Selektion ausschlaggebend waren, entzieht sich meines Wissens. Auf jeden Fall schade, weil ich einen Haufen Bands in bestem Licht nicht ablichten durfte.
Anyway, zurück zum Essener Thrash-Urgestein. Wenn man mit dem fünfminütigen Ohrgasmus Hordes Of Chaos in den Gig startet, kann eigentlich nichts mehr schief laufen. Das tat es weitestgehend auch nicht. Eine relativ ausgewogene Setlist bediente sowohl Fans der alten, primitiveren (Betrayer, Tormentor, Extreme Aggression) und der neueren, technisch wesentlich stärkeren Phase. Mir persönlich fehlten die beiden Kracher People Of The Lie und Terror Zone vom Coma Of Souls Album sowie mein persönlicher Thrash-Favorit Amok Run. Was nicht nur mir sauer aufstieß, war Milles herablassende Art auf der Bühne. Selbstsicherheit ist ja schön und gut, und wenn die Band durch die euphorische Reaktion im Publikum angestachelt wird, ist das klasse, aber wenn der Fronter das Publikum plötzlich beschimpft („Ihr Penner!“), dann geht das definitiv zu weit! Und die inszenierte „Zugabe“ war auch voll für die Katz, weil die Band einfach mal 'ne knappe Viertel Stunde vor Ende des regulären Gigs von der Bühne ging, um dann einen großzügigen Fake-Zugabeblock zu spielen. Das hat sonst keine andere Band gemacht...
Fazit: ein klasse Gig mit einem etwas „übermotivierten“ Mille...
Setlist: Hordes Of Chaos, Phobia, Terrible Certainty, Betrayer, Voices Of The Dead, Enemy Of God, Destroy What Destroys You, Pleasure To Kill, Violent Revolution, Extreme Aggression, Coma Of Souls // Warcurse, Flag Of Hate, Tormentor

Bei den :: BACKYARD BABIES :: versuchte ich erneut mein Glück im Fotograben wurde da aber auch nicht reingelassen... Na toll. Eine Band, die so dermaßen Stimmung auf der Bühne macht, nicht ablichten zu dürfen, ist eine Schande.
Auch wenn ich mir im Vorfeld so gut wie nichts von den schwedischen Rockern angehört habe, war ich dennoch sehr gespannt, zumal mit dem ehemaligen Hellacopter Dregen ein hyperaktives Szeneurgestein mit an Bord ist. Und auch wenn der Gute-Laune-Punkrock der Skandinavier mit der Zeit etwas monoton wirkte, schafften es die BACKYARD BABIES spielerisch das Stimmungslevel zu halten und Dregen und Sänger Nicke motivierten die Fans immer wieder dazu auf, sich noch mehr auszupowern. Dabei wirkte die Band äußerst bodenständig und bedankte sich artig bei den anwesenden Zuschauern.
Während des Gigs hatte ich das Glück, dass ein Promoter von Jägermeister gerade seine Runde drehte und mir eine der Promo-Caps in die Hand drückte, die sich im Laufe des Festivals noch als unentbehrlich entpuppen sollte...

:: KATATONIA :: schlossen den Donnerstag auf der Pain Stage ab. Auch hier keine Fotos... Grrrrrr...
Was heute einmal mehr deutlich wurde bei den Stockholmern, ist, dass die Band live so richtig Spaß zu haben scheint. Jonas ist mittlerweile nicht nur gesanglich einer der begnadesten und angesagtesten Fronter der Metalszene (was durch diverse Gastauftritte bei den verschiedensten Bands wie Long Distance Calling, Ayreon oder jüngst Pantheon I bestätigt wird), sondern auch ein sympathischer und redseliger (im Vergleich zum extremst introvertierten Jonas Renkse vor einigen Jahren) Zeitgenosse. Dass er bei Consternation und Soil’s Song noch einige Startschwierigkeiten hatte, sei ihm verziehen. Denn die gesamte Band wirkte heute etwas verunsichert. Angesichts der Tatsache, dass man extra wegen dem Auftritt auf dem SUMMER BREEZE und zweiter weiterer Gigs die Aufnahmesessions zum im November erscheinenden neuen KATATONIA Albums Night Is The New Day (von dem traurigerweise kein einziger Song gespielt wurde) unterbrochen hatte und im Vorfeld sicherlich nicht so ausgiebig mit Proben beschäftigt war, ging der Auftritt aber vollkommen in Ordnung.
Ärgerlich nur, dass die Band nahezu die selben Songs wie beispielsweise beim 2006er Gig in Karlsruhe gespielt hat – bei einem dermaßen gigantischen Fundus an Klassikern hätten sich die Schweden doch etwas mehr Mühe geben können bei der Erstellung der Setlist.
Setlist: Intro, Consternation, Soil’s Song, Teargas, Deadhouse, Ghost Of The Sun, My Twin, Sleeper, Future Of Speech, Tonight’s Music, July, Evidence, Murder

 

story & pics © Haris