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Tyler Leads

 
2018-11-01 DE – Bochum - Rockpalast
 

| Einlass: 19:00 Uhr | Beginn: 20:00 Uhr | Tickets ab: 25 Euro | AK: 30 Euro |

 

[Psycho] Immer wieder gern gesehen sind die alten britischen Haudegen von SATAN, die anscheinend jedes Jahr besser werden und trotzdem ein nach wie vor von den Massen unbeachtetes Dasein fristen (müssen). Nach dem neuesten Output Cruel Magic aus diesem Jahr, bei dem für Freunde des sowohl anspruchsvollen als auch knackigen Heavy/Power Metals mal wieder keine Wünsche offen bleiben, war der heutige Abend natürlich schon zeitig als Pflichtbesuch im Kalender vermerkt worden. Neben dem allgemeinen Popularitätsproblem gab es allerdings just an diesem Tag auch reichlich weitere hochkarätige Veranstaltungen im Bereich Ruhrgebiet, so dass sich letztlich wohl nicht mal 100 zahlende Zuschauer im :: Rockpalast :: einfanden. Für eine Band, die bereits 1983 ihr erstes Album veröffentlicht hat, ist das sicherlich ein hartes Brot, aber dazu später mehr. Zunächst galt es nämlich, den happigen Eintrittspreis zu verdauen.
[Öko] Das war erst mal ein Schock. 30 Euro Eintritt. Wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre ich wohl daheim geblieben. Na ja, wo wir nun mal da sind, kann man auch das Beste daraus machen.
[Psycho] 30 Euro für eine Show in einem kleinen Club sind wirklich arg viel Geld. Wenn das so weiter geht und Schule macht, werden die Bands bald auch mit Konzerten kein Geld mehr verdienen – und dann? Wenigstens lagen die Merch-Preise diesmal in einem sehr annehmbaren Rahmen. Übergreifend betrachtet auch nicht schön, wenn man so was extra erwähnen muss.

[Psycho] Angekündigt war zwar nichts, aber trotzdem gab es an diesem Abend zunächst einen Local Support. Den Slot hatten sich :: TYLER LEADS :: aus Recklinghausen gesichert, die mir bis dato völlig unbekannt waren. Die fünfköpfige Truppe legte direkt motiviert bis in die Haarspitzen los und hatte große Mühe, sich in den ersten Minuten nicht permanent selber über den Haufen zu rennen. Auf jeden Fall reichlich Action auf der Bühne! Musikalisch ordnet man sich selber im Bereich Heavy Rock ein, für mich klang das Ganze recht 70ies-lastig mit einem sehr kräftigen Schuss 80er Sleaze Metal. Das ist jetzt nicht so ganz meine Baustelle, daher wollte der Funke bei mir nicht wirklich überspringen. Objektiv kann man der Band aber keinen Vorwurf machen, denn die Jungs können was und ließen sich auch nicht von den eher verhaltenen Reaktionen aus dem Publikum irritieren.
[Öko] Los ging es vor zunächst ca. 60 – 80 Gästen mit der lokalen Band TYLER LEADS aus Recklinghausen. Die Jungs fingen dann auch furios an und tobten geschlossen über die Bühne des Rockpalasts. Konnte man sich gut ansehen und auch ganz passabel anhören. Leider war das Pulver (zumindest was die Songqualität angeht) nach vier Songs verschossen. Das klang dann doch alles irgendwie gleich und der Sänger kam auch schnell an seine stimmlichen Grenzen. Die letzten Songs habe ich mir dann auch gespart. Hatte ich schon erwähnt das hier Heavy Rock geboten wurde? Nein? Nun, hiermit sei es gesagt!
[BRT] TYLER LEADS haben losgelegt wie die Feuerwehr, mit ordentlich Stageaction und passablem Hardrock, der eine deutliche 80er-Jahre Sleaze-Schlagseite hatte. Die ersten Songs hatten ordentlich Drive und gingen gut ab – wie leider so oft aber hakt es bei den jüngeren Bands deutlich in Sachen Gesang, Hooklines und coolen Refrains, so dass das Pulver nach drei Songs verschossen schien. Danach wiederholte sich da so einiges und die Jungs bemühten sich zwar, kamen aber nicht mehr so auf den Punkt. TYLER LEADS waren sicher nicht schlecht, da ist aber noch so einiges ausbaufähig.

[Psycho] Viel Equipment stand ja nicht auf der kleinen Bühne, trotzdem dauerte es eine ganze Weile, bis es endlich weitergehen konnte.
[Öko] Jetzt freute ich mich sehr darauf, die Männer von :: SATAN :: zum dritten Mal live zu sehen. Bisher war mir dies nur auf größeren Festivals vergönnt gewesen. Dieses Mal also ne Clubshow. Tja, zu früh gefreut. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis der sichtlich überforderte Soundmann alles geregelt hatte und es endlich losgehen konnte. SATAN nahmen das alles ziemlich gelassen hin. Nur Sänger Brian Ross konnte sich eine Spitze nicht verkneifen.
[Psycho] SATAN brauchten dann doch einen Song, bis sie sich mit den durchgehenden technischen Problemen etc. arrangiert hatten, aber dann ging mal richtig die Post ab! Ehrlich gesagt habe ich die Truppe noch nie so agil und redselig gesehen.
[Öko] Steve Ramsey rockte wie Sau, Russ Tippins zauberte ein geniales Solo nach dem anderen aus seinem Verstärker, Brian Ross sang großartig und bewies dazu noch echte Entertainerqualitäten. Das Ganze wurde von einer superben Rhythmusmaschine, namentlich Graeme English (hat sich ausnahmsweise sogar etwas bewegt) und Sean Taylor untermalt.
[Psycho] Noch wichtiger ist aber natürlich die Musik, und da wurde an diesem Abend absolute Extraklasse geboten. Steve Ramsey/Russ Tippins sind ein kongeniales Gitarren-Duo, wahrscheinlich das Beste, was das UK seit dem Tipton/Downing-Split zu bieten hat. Das äußerte sich immer wieder in geilen Doppel-Leads und -Hooks sowie im generell extrem hochklassiger Riffing – immer heavy und zugleich auch auf eigenständige Weise melodisch und catchy. Besser geht‘s eigentlich nicht… Brian Ross hingegen war nicht nur sehr unterhaltsam, sondern sang dazu noch fantastisch. Egal ob eher aggressiver oder in den ganz hohen Lagen, da saß jeder Ton. Und Volumen hat der Mann trotz seiner über 60 Jahre immer noch…
Die Setllist war ebenfalls fein abgestimmt und bot eine gute Mischung aus alten und neuen Klassikern im Spannungsfeld der exzellenten Alben Court In The Act und Atom By Atom. Auch vom starken neuen Album Cruel Magic wurden einige Songs zum Besten gegeben. Metal-Herz, was willst Du mehr? Vielleicht doch lieber The Fall Of Persephone als Rausschmeißer anstatt dem gespielten Alone In The Dock? Nun, das ist reine Geschmackssache und außerdem mosern auf einem schwindelerregend hohen Niveau. SATAN boten auch so beste Unterhaltung und ein erinnerungswürdiges Konzert. Hoffentlich geht das noch eine ganze Weile so weiter.
[BRT] Da hab ich wenig hinzuzufügen – SATAN boten Spielfreude, tolle (neue) Songs und aufgedrehte Bühnenaction. Brian Ross war in Quassel-Laune und besonders im Duo mit Russ Tippins wurde so einiges an britischen Humor geboten. SATAN werden zwar immer im NWOBHM-Kontext genannt, haben aber vor allem durch die grandios-geniale Gitarrenarbeit von Steve Ramsey und Russ Tippins ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Toll!
[Öko] Ein toller Abend und im Nachhinein war es dann doch nicht mehr so schlimm, dass der Eintritt 30,- Euro gekostet hatte.

Setlist: Into The Fire (Intro), Trial By Fire, Blades Of Steel, The Doomsday Clock, Twenty Twenty Five, The Devil's Infantry, Into the Mouth of Eternity, Break Free, Ophidian, Siege Mentality, Cruel Magic, Incantations, Legions Hellbound, Testimony // Kiss Of Death, Alone In The Dock

 

 

story © Psycho, BRT, Öko