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2006-04-03 DE – Hagen - Kultopia

SHINING auf Tour? Jene düster mysteriösen Norweger, welche die Menschheit in den Selbstmord treiben wollen? Cool! Und nur ein Date in NRW. Na dass lässt man sich doch nicht zweimal sagen… ;) Allerdings standen auch von Anfang an Zweifel im Raum, ob SHINING das emotionsgeladene, melancholische Feeling ihrer Platten auch live würden rüberbringen können. Noch viel mysteriöser sind jedoch URGEHAL, von deren Alben immer wieder geredet wird, deren Öffentlichkeits-Präsenz aber irgendwie gleich Null ist. Ganz anders verhält es sich da mit den Niederländern von SALACIOUS GODS und dem lokalen Support INSIGNIUM, die einem doch immer wieder über den Weg laufen :) Mit dieser Tour bewegt sich also ein geniales old school Black Metal Package – nahezu unbemerkt, da schlecht promotet – durch europäische Lande. In der Kultopia in Hagen – mein allererster Besuch dort – fanden sich dann auch nur rund 80 Fans ein. Schade für solch ein Package… Witzig hingegen die Frage am Eingang: „Bist du denn überhaupt schon 18?“ Nicht wir natürlich… Für Psycho, unseren NH Veteran, war dieses Show dann auch eine Premiere, denn es war sein allererstes Black Metal Underground Konzert (in 25 Jahren persönlicher Metalhistorie) *lol*

Na na na, mir scheint es eher so, als hätte ich mein letztes Black Metal Underground Konzert zu einer Zeit besucht, als man diese Musik noch für schlecht produzierten und überdrehten Death Metal hielt... *g* Sei’s drum: es war auf jeden Fall mein erstes Konzert ab 18; nicht schlecht in meinem Alter...

:: Fotos ::

[Dajana] :. INSIGNIUM ~ stiegen 20 nach sieben mit Moorleiche dann auch gleich voll ein, prosteten sich munter mit ner Flasche Jim Beam zu (Achtung: Klischee *g* / Und ich dachte immer, das wäre nur was für alternde, ehemalige Rockstars jenseits der 40...- Psycho) und versuchten das Publikum zu animieren. Bei Der Brief haben sich INSIGNIUM auch mal grob verzettelt, sind aber nicht aus dem Song geflogen ;) Als Abschluss einer kurzweiligen Show gab’s die Ankündigung zu einem alten Thrash Song, wobei Sänger Apollyon die Frage stellte, ob den wer überhaupt alt genug ist, sich an die alten Thrashzeiten zu erinnern… Nun ja, Psycho und ich waren glatt versucht aufzuzeigen *lol*. Jener Track entpuppte sich dann als Coverversion von Sodom’s Outbreak Of Evil. Ok, den Song kann man nur besser als das Original spielen, trotzdem hätte es ja nicht unbedingt Sodom sein müssen...
Setlist: Moorleiche, Emotional Suicide, Bunkerkrieg, Gefistet, Der Brief, Der alte Kämpe, Outbreak Of Evil

[Dajana] :. SALACIOUS GODS ~ entfachten als nächstes ein wahres Massaker auf der Bühne; allerdings leider vor allem beim Sound. Alles klang total breiig, der Bass war praktisch überhaupt nicht zu hören, und die Snare klang fürchterlich nach Omo-Trommel. Dafür gab’s endlich lustiges Corpse Paint, und der Sänger entpuppte sich als ziemlicher Poser und Grimassenschneider, der ständig seine Zunge draußen hatte, so dass ich die ganze Zeit irgendwie darauf wartete, dass er beim Bangen drauf biss. Tat er aber nicht… SALACIOUS GODS spielten ebenfalls 40 Minuten und konnten technisch durchaus überzeugen, auch wenn die Gitarristen nicht immer ganz synchron zu sein schienen. Dafür war die Band ständig in Bewegung und lieferte eine aggressive Show; mir letztendlich unverständlich, warum das Publikum insgesamt doch ein wenig lahm blieb. Den (deutschen) Text zu Das Todestal konnte man im Übrigen besser verstehen, als die Texte vom Insignium.
Setlist: Knekelvoeste, Sunnevoet, Ieskaold In Piene, Slaughtering Blasphemous Hellforce, Annexation To The Pentagram, Black Bile Desecration, Dooi’n Polka, Testify My Vanity, Das Todestal

[Psycho] :. URGEHAL ~ starteten mit des Sängers Worten: „From the deepest of my heart, I fuck you all tonight“! Netter Einstand. Der Sound war nun um einige Ecken besser, auch wenn des Sängers Gitarre zu leise war. Trotz der rasenden Black Metal Attacken spielten URGEHAL unheimlich präzise. Was eigentlich um so verwunderlicher war, da der Sänger bereits gut einen im Kahn hatte (hatte wohl Geburtstag), zwischendurch mal das Kabel seiner Gitarre verlor, dann ewig am Stecker rumlutschte und andere daran teilhaben ließ, sich das Ding symbolisch in den Arsch steckte, bevor der Stecker wieder seine angestammten Dienste an der Gitarre verrichten durfte. Ansonsten verharrte die Band praktisch während des gesamten Sets bewegungslos auf der Stelle, brachte dabei aber trotzdem das Kunststück fertig, sehr unterhaltend und keine Minute langweilig zu sein. Muss wohl am durchdacht wirkenden Songmaterial gelegen haben... Optisch passte die Truppe jedenfalls überhaupt nicht zusammen, aber musikalisch wirkte man einfach extrem kompakt und eingespielt. Mit Goatcraft Torment gab’s noch einen brandneuen Track, der mir persönlich sogar mit am besten gefiel. Auch hier war nach 40 Minuten und ohne Zugabe Schluss.
Setlist: The Sodomizer, Matte Blodet Flomme, Mirror Satan, Dead Cold December, Possessed, Goatcraft Torment, The Eternal Eclipse

[Dajana] :. SHINING ~ eröffneten ihr Set mit einer schwülstigen Barversion (Zitat Psycho) von Blue Velvet. Was danach kam, kann man einfach nur noch als bizarr bezeichnen. Nun wurde auch klar, warum das Konzert 18+ war. Sänger und Bandkopf Niklas Kvarforth hat sie definitiv nicht mehr alle auf dem Zaun, schnippelte munter an sich selbst und am Bassisten – seinem bevorzugten Opfer – rum. Selbiger bekam auch hin und wieder Schläge, durfte sich an ausgedrückten Zigaretten auf seiner Haut erfreuen und wurde zum Schluss noch fast mit des Sängers Gürtel erwürgt. Das alles liess er mit stoischer Ruhe über sich ergehen und spielte sogar noch unentwegt weiter, als er zu Boden geworfen wurde; das muss Liebe sein... Die Klamotten der beiden waren mit soviel altem Blut besudelt, das es sich dabei quasi schon um verwesendes totes Tier handelte. Dazwischen gab’s immer wieder einen Schluck Jägermeister, der den devoten Fans in der ersten Reihe wieder ins Gesicht gerotzt wurde. Die ganze Show war ziemlich skurril und grenzlastig, wirkte aber auch sehr aufgesetzt. Einzig die drastischen Stimmungsschwankungen des Sängers scheinen echt zu sein. Für weitere unterhaltende Abwechslung sorgte der inzwischen sturzbetrunkene Urgehal Sänger, der auf der Bühne die Hosen runterließ, um Schnippeleien bettelte, diese aber natürlich nicht verpasst bekam und daraufhin ein bisschen mit Wasserflaschen und der leeren Jägermeisterbottle randalierte. Danach sprang er dreimal ins Publikum (wollte wohl so was wie diven) und legte sich dabei jedes Mal voll auf die Fresse. Spannend zu sehen war die Tatsache, das insbesondere die holde Männlichkeit auf den SHINING Sänger abfuhr (der sich auch ausschließlich auf’s männliche Publikum konzentrierte) und sich zu diversen Knutschern und Zungenspielereien hinreißen ließ. Harte Black Metaller eben… ;) Sieht man nicht alle Tage.
[Psycho] Bleibt nur beinahe die Frage, ob man das Konzert aufgrund dieser Rahmenbedingungen statt mit der Altersbeschränkung ab 18 nicht auch in den Kindergarten hätte verlegen können, denn auf mich wirkte das Ganze eher wie eine einstudierte Show und nicht wie eine Anhäufung spontaner Gefühlsausbrüche. Zumal sich Kvarforth (zumindest auf der Bühne) so aufführte, als wäre er der Rockstar schlechthin...
Ach ja… die Musik… War natürlich hervorragend. Sauberer und wirklich differenzierter Sound, coole Atmosphäre und klasse gespielt von erstklassigen Musikern. Hellhammer war zwar leider nicht dabei, wurde aber von seinem uns unbekannten Ersatz gut vertreten. Songs gab’s zumindest durch die SHINING – II-IV Alben. War etwas schwierig, sich darauf zu konzentrieren, und die Ansagen waren meistens auch wenig informativ, da zwar viel geredet, aber dabei meistens nur sich selbst gelobt oder das Publikum (oder die anderen Musiker) beschimpft wurde… Die zu oft platzierten spitzen Schreie von Kvarforth machten ein Teil der Atmosphäre allerdings wieder kaputt, da sie einfach unpassend und unmotiviert erschienen, ähnlich wie an einigen Stellen auf IV – The Eerie Cold. SHINING spielten etwas mehr als eine Stunde, verließen angezickt die Bühne, kamen dann aber ohne Zugaberufe doch noch mal für einen letzten Track zurück auf die Bühne.
U.a. gespielt (ohne Gewähr): Och Med Insikt Skall Du Förga, Eradiction Of The Condiction, Svart Industriell Olycka, Submit to Self-Destruction, Ännu Ett Steg Närmare Total Ut, Livets Ändhållplats

Fazit: Ein höchstinteressanter Abend. SHINING konnten weitestgehend musikalisch umsetzen, was ihre Alben so einzigartig macht, während URGEHAL und teilweise auch INSIGNUM mich positiv überraschen konnten (Psycho). Die gewollten und ungewollten Show-Einlagen waren allemal sehr erheiternd (Duck my sick upstairs, no matter if women or men – Urgehal *lol*). Der Abend hat sich voll gelohnt und 12 Euro Eintritt ist definitiv nicht überteuert, denn man bekommt einiges geboten ;) Cheers!

 

story © Psycho & Dajana • pics © Dajana