SHINING
auf Tour? Jene düster mysteriösen Norweger, welche die
Menschheit in den Selbstmord treiben wollen? Cool! Und nur ein
Date in NRW. Na dass lässt man sich doch nicht zweimal sagen…
;) Allerdings standen auch von Anfang an Zweifel im Raum, ob SHINING
das emotionsgeladene, melancholische Feeling ihrer Platten auch
live würden rüberbringen können. Noch viel mysteriöser
sind jedoch URGEHAL, von deren Alben immer wieder
geredet wird, deren Öffentlichkeits-Präsenz aber irgendwie
gleich Null ist. Ganz anders verhält es sich da mit den Niederländern
von SALACIOUS GODS und dem lokalen Support INSIGNIUM,
die einem doch immer wieder über den Weg laufen :) Mit dieser
Tour bewegt sich also ein geniales old school Black Metal Package
– nahezu unbemerkt, da schlecht promotet – durch europäische
Lande. In der Kultopia
in Hagen – mein allererster Besuch dort – fanden sich
dann auch nur rund 80 Fans ein. Schade für solch ein Package…
Witzig hingegen die Frage am Eingang: „Bist du denn überhaupt
schon 18?“ Nicht wir natürlich… Für Psycho,
unseren NH Veteran, war dieses Show dann auch eine Premiere, denn
es war sein allererstes Black Metal Underground Konzert (in 25
Jahren persönlicher Metalhistorie) *lol*
Na na
na, mir scheint es eher so, als hätte ich mein letztes Black
Metal Underground Konzert zu einer Zeit besucht, als man diese
Musik noch für schlecht produzierten und überdrehten
Death Metal hielt... *g* Sei’s drum: es war auf jeden Fall
mein erstes Konzert ab 18; nicht schlecht in meinem Alter...
::
Fotos ::
[Dajana]
:. INSIGNIUM
~ stiegen 20 nach sieben mit Moorleiche
dann auch gleich voll ein, prosteten sich munter mit ner Flasche
Jim Beam zu (Achtung: Klischee *g* / Und ich dachte immer, das
wäre nur was für alternde, ehemalige Rockstars jenseits
der 40...- Psycho) und versuchten das Publikum zu animieren. Bei
Der Brief haben sich INSIGNIUM auch
mal grob verzettelt, sind aber nicht aus dem Song geflogen ;)
Als Abschluss einer kurzweiligen Show gab’s die Ankündigung
zu einem alten Thrash Song, wobei Sänger Apollyon die Frage
stellte, ob den wer überhaupt alt genug ist, sich an die
alten Thrashzeiten zu erinnern… Nun ja, Psycho und ich waren
glatt versucht aufzuzeigen *lol*. Jener Track entpuppte sich dann
als Coverversion von Sodom’s Outbreak Of Evil.
Ok, den Song kann man nur besser als das Original spielen, trotzdem
hätte es ja nicht unbedingt Sodom sein müssen...
Setlist: Moorleiche, Emotional Suicide, Bunkerkrieg,
Gefistet, Der Brief, Der alte Kämpe, Outbreak Of Evil
[Dajana]
:. SALACIOUS
GODS ~ entfachten als nächstes ein wahres
Massaker auf der Bühne; allerdings leider vor allem beim
Sound. Alles klang total breiig, der Bass war praktisch überhaupt
nicht zu hören, und die Snare klang fürchterlich nach
Omo-Trommel. Dafür gab’s endlich lustiges Corpse Paint,
und der Sänger entpuppte sich als ziemlicher Poser und Grimassenschneider,
der ständig seine Zunge draußen hatte, so dass ich
die ganze Zeit irgendwie darauf wartete, dass er beim Bangen drauf
biss. Tat er aber nicht… SALACIOUS GODS
spielten ebenfalls 40 Minuten und konnten technisch durchaus überzeugen,
auch wenn die Gitarristen nicht immer ganz synchron zu sein schienen.
Dafür war die Band ständig in Bewegung und lieferte
eine aggressive Show; mir letztendlich unverständlich, warum
das Publikum insgesamt doch ein wenig lahm blieb. Den (deutschen)
Text zu Das Todestal konnte man im Übrigen besser
verstehen, als die Texte vom Insignium.
Setlist: Knekelvoeste, Sunnevoet, Ieskaold
In Piene, Slaughtering Blasphemous Hellforce, Annexation To The
Pentagram, Black Bile Desecration, Dooi’n Polka, Testify
My Vanity, Das Todestal
[Psycho]
:. URGEHAL
~ starteten mit des Sängers Worten: „From
the deepest of my heart, I fuck you all tonight“! Netter
Einstand. Der Sound war nun um einige Ecken besser, auch wenn
des Sängers Gitarre zu leise war. Trotz der rasenden Black
Metal Attacken spielten URGEHAL unheimlich präzise.
Was eigentlich um so verwunderlicher war, da der Sänger bereits
gut einen im Kahn hatte (hatte wohl Geburtstag), zwischendurch
mal das Kabel seiner Gitarre verlor, dann ewig am Stecker rumlutschte
und andere daran teilhaben ließ, sich das Ding symbolisch
in den Arsch steckte, bevor der Stecker wieder seine angestammten
Dienste an der Gitarre verrichten durfte. Ansonsten verharrte
die Band praktisch während des gesamten Sets bewegungslos
auf der Stelle, brachte dabei aber trotzdem das Kunststück
fertig, sehr unterhaltend und keine Minute langweilig zu sein.
Muss wohl am durchdacht wirkenden Songmaterial gelegen haben...
Optisch passte die Truppe jedenfalls überhaupt nicht zusammen,
aber musikalisch wirkte man einfach extrem kompakt und eingespielt.
Mit Goatcraft Torment gab’s noch einen brandneuen
Track, der mir persönlich sogar mit am besten gefiel. Auch
hier war nach 40 Minuten und ohne Zugabe Schluss.
Setlist: The Sodomizer, Matte Blodet Flomme,
Mirror Satan, Dead Cold December, Possessed, Goatcraft Torment,
The Eternal Eclipse
[Dajana]
:. SHINING
~ eröffneten ihr Set mit einer schwülstigen
Barversion (Zitat Psycho) von Blue Velvet. Was danach kam,
kann man einfach nur noch als bizarr bezeichnen. Nun wurde auch
klar, warum das Konzert 18+ war. Sänger und Bandkopf Niklas
Kvarforth hat sie definitiv nicht mehr alle auf dem Zaun, schnippelte
munter an sich selbst und am Bassisten – seinem bevorzugten
Opfer – rum. Selbiger bekam auch hin und wieder Schläge,
durfte sich an ausgedrückten Zigaretten auf seiner Haut erfreuen
und wurde zum Schluss noch fast mit des Sängers Gürtel
erwürgt. Das alles liess er mit stoischer Ruhe über
sich ergehen und spielte sogar noch unentwegt weiter, als er zu
Boden geworfen wurde; das muss Liebe sein... Die Klamotten der
beiden waren mit soviel altem Blut besudelt, das es sich dabei
quasi schon um verwesendes totes Tier handelte. Dazwischen gab’s
immer wieder einen Schluck Jägermeister, der den devoten
Fans in der ersten Reihe wieder ins Gesicht gerotzt wurde. Die
ganze Show war ziemlich skurril und grenzlastig, wirkte aber auch
sehr aufgesetzt. Einzig die drastischen Stimmungsschwankungen
des Sängers scheinen echt zu sein. Für weitere unterhaltende
Abwechslung sorgte der inzwischen sturzbetrunkene Urgehal Sänger,
der auf der Bühne die Hosen runterließ, um Schnippeleien
bettelte, diese aber natürlich nicht verpasst bekam und daraufhin
ein bisschen mit Wasserflaschen und der leeren Jägermeisterbottle
randalierte. Danach sprang er dreimal ins Publikum (wollte wohl
so was wie diven) und legte sich dabei jedes Mal voll auf die
Fresse. Spannend zu sehen war die Tatsache, das insbesondere die
holde Männlichkeit auf den SHINING Sänger
abfuhr (der sich auch ausschließlich auf’s männliche
Publikum konzentrierte) und sich zu diversen Knutschern und Zungenspielereien
hinreißen ließ. Harte Black Metaller eben… ;)
Sieht man nicht alle Tage.
[Psycho] Bleibt nur beinahe die Frage, ob man das Konzert
aufgrund dieser Rahmenbedingungen statt mit der Altersbeschränkung
ab 18 nicht auch in den Kindergarten hätte verlegen können,
denn auf mich wirkte das Ganze eher wie eine einstudierte Show
und nicht wie eine Anhäufung spontaner Gefühlsausbrüche.
Zumal sich Kvarforth (zumindest auf der Bühne) so aufführte,
als wäre er der Rockstar schlechthin...
Ach ja… die Musik… War natürlich hervorragend.
Sauberer und wirklich differenzierter Sound, coole Atmosphäre
und klasse gespielt von erstklassigen Musikern. Hellhammer war
zwar leider nicht dabei, wurde aber von seinem uns unbekannten
Ersatz gut vertreten. Songs gab’s zumindest durch die SHINING
– II-IV Alben. War etwas schwierig, sich
darauf zu konzentrieren, und die Ansagen waren meistens auch wenig
informativ, da zwar viel geredet, aber dabei meistens nur sich
selbst gelobt oder das Publikum (oder die anderen Musiker) beschimpft
wurde… Die zu oft platzierten spitzen Schreie von Kvarforth
machten ein Teil der Atmosphäre allerdings wieder kaputt,
da sie einfach unpassend und unmotiviert erschienen, ähnlich
wie an einigen Stellen auf IV – The Eerie Cold.
SHINING spielten etwas mehr als eine Stunde,
verließen angezickt die Bühne, kamen dann aber ohne
Zugaberufe doch noch mal für einen letzten Track zurück
auf die Bühne.
U.a. gespielt (ohne Gewähr): Och Med
Insikt Skall Du Förga, Eradiction Of The Condiction, Svart
Industriell Olycka, Submit to Self-Destruction, Ännu Ett
Steg Närmare Total Ut, Livets Ändhållplats
Fazit:
Ein höchstinteressanter Abend. SHINING konnten
weitestgehend musikalisch umsetzen, was ihre Alben so einzigartig
macht, während URGEHAL und teilweise auch
INSIGNUM mich positiv überraschen konnten
(Psycho). Die gewollten und ungewollten Show-Einlagen waren allemal
sehr erheiternd (Duck my sick upstairs, no matter if women or
men – Urgehal *lol*). Der Abend hat sich voll gelohnt und
12 Euro Eintritt ist definitiv nicht überteuert, denn man
bekommt einiges geboten ;) Cheers!