Münster wird sich doch auf seine alten Tage nicht noch zu einer echten Konzert-Metropole entwickeln? Oder warum sonst sollten die doch nicht ganz unbekannten :: SIMPLE MINDS :: ausgerechnet Münster in den Tour-Plan für ihre Greatest Hits Live 2014 aufnehmen?
Nun, die Schotten haben diesmal anscheinend ganz bewusst kleinere und etwas abgelegene Hallen gebucht, um mal wieder richtiges Club-Feeling zu spüren. Deswegen fand der Auftritt auch nicht in der wesentlich größeren Halle Münsterland, sondern im direkt daneben liegenden • Jovel • statt. Gute Idee, so nah war das Publikum der Band sicherlich schon lange nicht mehr.
Überhaupt scheint es im Umfeld der Celebrate-Veröffentlichung zum 35-jährigen Band-Jubiläum noch einmal einen Popularitätsschub für die Band zu geben. Im gerade sehr hippen Post-Rock-Genre gelten die alten Werke der SIMPLE MINDS als durchaus wegweisend. Ich schätze diesbezüglich mal, dass sich Jim Kerr und Charlie Burchill gelegentlich darüber kaputtlachen, wenn da gerade wieder mal der nächste Hype lautgeschrien wird. Fakt ist, dass die SIMPLE MINDS schon Post-Rock gemacht haben, als an einen solchen Begriff noch nicht mal zu denken war. Und vielleicht folgt der Trend ja in den nächsten Jahren auch der weiteren Entwicklung der Glasgower, dann sind die nächsten großen Dinger Power Pop und danach Stadion Rock…
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Auf jeden Fall schön, wenn man Helden seiner Jugend noch mal live sehen kann. Angekündigt war ein Konzert ohne Vorband, und frühzeitig ausverkauft war es auch. Alleine im Bekanntenkreis gab es einige Stimmen zu hören, die auch gerne noch Karten bekommen hätten. Das ist dann halt der Nachteil bei kleineren Locations.
Wenn man von einem gewissen Personalmangel an den Getränketheken mal absieht, war der Abend perfekt organisiert. Pünktlich um 19:00 gingen die Türen auf, und um Punkt 20:00 legten die SIMPLE MINDS los.
Nach dem Einstieg Broken Glass Park folgte mit Waterfront gleich der erste Hit aus glorreichen Tagen – war wirklich eine spannende Zeit damals. Der Sound ist schön transparent, die Lautstärke angemessen, und jedes Instrument findet seinen Raum. Jim Kerr kommt wie eine Mischung aus dem Kumpel von nebenan und einem leicht introvertierten Entertainer rüber. Neben eher sparsamen Gesten flirtet er recht ungeniert ins Publikum und hat auch den einen oder anderen lockeren Spruch auf Lager. Gut bei Stimme ist er aber definitiv, das war (früher) ja nicht immer der Fall. Charlie Burchill kann sich hingegen während des gesamten Konzerts das Grinsen nicht verkneifen. Scheint also nicht nur dem Publikum gefallen zu haben…
Letzteres ist, typisch Münster, durchaus aufmerksam und vom Geschehen angetan, hält sich mit überbordendem Enthusiasmus aber eher zurück. Eine Hymne wie Promised You A Miracle wird aber natürlich trotzdem lautstark mitgesungen. Mit dem The Call-Cover Let The Day Begin ist dann nach weniger als 60 Minuten erst mal Schluss – allerdings nur mit dem ersten Teil des Konzert, denn nach ca. 15 Minuten Pause folgt noch einmal ein gleich langer Teil mit deutlich größerer Hitdichte.
Warum man dabei als Einstieg Speed Your Love To Me als instrumentale Disco-Version darbietet, will sich mir zwar nicht erschließen, aber danach wird es kontinuierlich besser. Wenig überraschend dabei, dass die ganz großen Hits der 80er und 90er besser ankommen als neueres Material, wobei sich als mein persönliches Highlight die wirklich tolle und sehr schmissige Version von The American herausstellt. Nicht nur hier machte sich Sarah Brown sehr positiv bemerkbar, die zwar nicht bei allen Songs mit auf der Bühne steht, aber doch weit mehr ist als nur eine reine Backgrundsängerin.
Zum Abschluss dieses Konzert-Teils wird dann der wohl größte SIMPLE MINDS-Hit zelebriert: Don’t You wird erwartungsgemäß ordentlich abgefeiert, inkl. Mitsing-Spielchen etc., und lässt die Menge glücklich nach einer Zugabe rufen.
Die lässt dann auch nicht lange auf sich warten und bietet mit New Gold Dream und Sanctify Yourself zwei weitere Höhepunkte, bevor mit dem (zumindest bei mir in der Ecke) vehement gefordertem Alive And Kicking der hymnische Schlusspunkt gesetzt wird.
Fazit: Ein wirklich schönes und unterhaltsames Konzert mit einer sehr entspannten Atmosphäre. Es wurden fast alle Phasen der Band-Historie berücksichtigt, wobei es die große Kunst der SIMPLE MINDS ist, dabei immer noch homogen zu klingen. Wahrscheinlich fehlte jedem Besucher der eine oder andere Lieblingssong (wäre bei mir u.a. I Travel, Up On The Catwalk oder Hunter And The Hunted gewesen), aber selbst bei fast 2 ½ Stunden Spielzeit muss man halt irgendwo Abstriche machen. Enttäuscht ist hier aber sicherlich niemand nach Hause gegangen – ich freu mich schon auf die nächste Jubiläums-Tour zum 40igsten…
Setlist Part 1: Broken Glass Park, Waterfront, Stars Will Lead The Way, Hypnotised, Once Upon A Time, One Step Closer, Let There Be Love, Promised You A Miracle, Glittering Prize, Let The Day Begin
Setlist Part 2: Speed Your Love To Me (instrumental), Dancing Barefoot (von Sarah Brown gesungen), This Fear Of God, Someone Somewhere In Summertime, This Is Your Land, Blood Diamonds, The American, Love Song, See The Lights, Don’t You (Forget About Me)
Zugabe: New Gold Dream (81-82-83-84), Sanctify Yourself, Space, Alive And Kicking