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2011-10-06-08 DE – Lichtenfels - Stadthalle

Absent Minded - Abysmal Torment - Artillery - Avulsed - Benediction - Benighted - Bleeding Red - Cephalic Carnage - Darkness - Destruction - Disbelief - Dying Fetus - Entombed - Exhumed - Fleshcrawl - Hail Of Bullets - Hellish Crossfire - Houwitser - Legion Of The Damned - Malignant Tumour - Milking The Goatmachine - Morgoth - Obscura - The Protectors - Severe Torture - Sinister - Sodom - Soul Demise - Sterbhaus - Syphor - Thanatos

:: Fotos :: Freitag ::

Der Samstag beginnt für mich mit den Niederländern von :: THANATOS :: von denen 3/5 auf dem WOD je zweimal vertreten sind, so sind Sänger/Gitarrist Stephan und Gitarrist Paul jeweils mit Hail Of Bullets sowie Drummer Marco mit Houwitser zusätzlich am Start. Der oldschoolige Death Metal des Quartetts weiß von der ersten Minute an mit abwechslungsreichem Todesstahl zu überzeugen. Ein feiner Einstieg in den zweiten und letzten Festivaltag.

Ich hatte bereits zweimal die Ehre, :: DISBELIEF :: auf der Bühne zu erleben. Was die Jungs um Frontbrüller Jagger da zelebrieren, ist nicht von dieser Welt. Dieser dichte, intensive Soundwall lässt niemanden kalt und Hits wie Hate/Aggression Schedule oder der Opener A Place To Hide hinterlässt hochzufriedene Gesichter im Publikum. Bei dem sehr auf verzerrten Gitarrenharmonien basierenden Sound der Deutschen ist es umso wichtiger, was der Soundmann so drauf hat – und der kann was. Highlight!

Die niederländischen Brutal Deather von :: HOUWITSER :: spielen sich dann durch einen kurzweiligen Set. Angesiedelt irgendwo zwischen stumpfen Death Metal der alten Schule und Brutal Death Eruptionen kann das Quintett die Anwesenden überzeugen.

Mir wurde die Ehre zuteil, die Jungs von :: CEPHALIC CARNAGE :: am Vorabend über einen Kumpel kennenzulernen. Die Amis um Frontkiffkopp Lenz reißen ein Brett ab, das sich gewaschen hat. Mächtig beeindruckt bin ich von der technischen Schlagseite des Technical Death Grinds des Quintetts, deren Basser Nick für die Tour von Ex-Tieftöner Jawsh ersetzt wird. Live ist der Junge der Wahnsinn - der Überaktivpol und Spaßmacher innerhalb der Band, der am liebsten über sich selbst lacht („No, I’m not a musician – I’m a bass player!“). Die äußerst kurzweilige brutale Keule wird mit der hervorragend in Szene gesetzten Parodie Black Metal Sabbath vom 2002er Album Lucid Interval, neben Endless Cycle Of Violence für mich der beste Song des Sets, beendet.

Danach ist ein Standardbrett aus den Niederlanden angesagt, den Martin van Drunen und seine Jungs von :: HAIL OF BULLETS :: sind an der Reihe – und auch wenn der Fünfer nicht mit den Amis vor ihnen verglichen werden kann, wird eine beachtlich intensive Atmosphäre in der Interaktion zwischen Band um Publikum geschaffen. Mit dem Nackenbrecher Operation Z angefangen, bleibt keiner der Köpfe im Publikum im Ruhezustand. Van Drunen ist nach wie vor einer der besten und charismatischsten Frontmänner der Hartwurstszene. Ein Traum!

Was sich wie ein roter Faden vor allem durch den Samstag zieht, ist das Unverständnis über den Slot – klar kann man es nicht jedem recht machen, aber Bands wie Disbelief oder eben Hail Of Bullets verhältnismäßig früh zu verballern, wohingegen gestern Artillery oder eben heute :: MARTIN MISSY & THE PROTECTORS :: einen lukrativeren Platz in der Running Order bekommen haben. Versteht mich nicht falsch, letztgenannte machen ihren Job verdammt gut und ich bin mir über den Status von Protector durchaus bewusst, aber Martin Missy hat mit dem Projekt nichts anderes als eine Coverband am Start, denn bis auf ihn selbst ist kein weiteres Originalmitglied an Bord.
Langer Rede kurzer Sinn, der angeschwärzte Thrash Metal geht auch, oder vor allem genau, 2011 aufgrund des Oldschool Thrash Revivals sehr gut runter. Der Fronter ist gut bei Stimme, an der Performance gibt es auch nichts zu mäkeln und Songs wie Kain And Abel oder Urm The Mad haben längst den Langzeittest bestanden und können als Klassiker angesehen werden. Dennoch hätte ich die eine oder andere Band weiter unten im Billing gerne etwas länger gesehen.

Anschließend sind die wiedererfrischten Death Metal Veteranen von :: EXHUMED :: an der Reihe. Trotz guten Songs und technisch ansprechender Performance können die Amis ihren Landsleuten und Tourkollegen von Cephalic Carnage nicht das Wasser reichen, was eine Woche später beim Einzelgig in München auch mehr als deutlich wird. Trotzdem eine feine Klinge!

So, ich Banause muss ja gestehen, dass ich in meiner Ignoranz den Ami-Death Metal nach ca. 1995 komplett aus den Augen verloren habe, so sind auch :: DYING FETUS :: bislang spurlos an mir vorbeigerauscht. Ein Frevel, wie mir die folgende Stunde zeigt. Die Kinnlade ist so tief nach unten geklappt, dass ich mit meinem Bart den Reinigungskräften bereits etwas Arbeit abnehme und den Boden mit meinem Bart poliere. Ja, ich will definitiv übertreiben, denn ich kann es anderweitig nicht in Worte fassen, wie sehr mich das Trio beeindruckt. Hier wird technisch schier unglaubliches an allen (!) Instrumenten geboten, die Jungs schaffen es aber, selbst begnadetste Musiker der Marke Obscura blass aussehen zu lassen. Vielen Dank für diese 60 Minuten, DYING FETUS! Der Punktsieg geht bis jetzt klar an die USA! Bis jetzt...

... denn wer :: ENTOMBED :: unterschätzt und sich zeitig in die Koje verschanzt, der verpasst wahrscheinlich den Gig des Lebens. Ja, ich gebe zu, bei den Schweden krieg ich weiche Knie, schließlich sind sie maßgeblich an meiner Death Metal Sozialisierung verantwortlich. Und ja, ihr Werk hat nach Wolverine Blues mal mehr mal weniger nachgelassen – das gebe ich auch zu. Aber ihr müsst auch zugeben, dass eine Band, die den europäischen Death Metal mit den ersten zwei CDs geprägt hat wie keine andere einfach nur gewinnen kann, wenn sie gerade zum Jubiläum des zweiten Albums Clandestine nur Songs aus besagten Alben zum Besten geben. Ich bin ergriffen, ich fühle mich tatsächlich in die späten Achtziger/frühen Neunziger zurückversetzt.
Das Intro aus dem Spätsiebziger Horrorstreifen Phantasm (das man ja in abgewandelter, genialer Form auch als Outro des ewigen Death Metal Übersongs Left Hand Path schon kennt) wird in voller Länge angespielt und die Spannung scheint zu bersten. Als ENTOMBED dann mit Living Dead, dem Opener von Clandestine loslegen, droht die Stadthalle aus allen Nähten zu platzen. Und mein Kopf kann auch nicht stillhalten – wie zum Teufel soll ich da denn bitte Fotos machen?! ;) Perfekt aufeinander eingespielt laden die Schweden zunächst ein zu einer 70-minütigen Zeitreise in eine Zeit, in der schlicht und ergreifend alles besser war.
Egal, ob das unnachahmlich groovende Stranger Aeons, das treibende Crawl, das mit dem unsterblichen Zwischenteil versehene Chaos Breed (btw. hört euch einmal das Outro von Bloodbaths Hades Rising an – unglaublich geile Ehrerweisung an genau diesen Zwischenteil) oder Songs vom Left Hand Path Album wie der Titelsong, Revel In Flesh oder Supposed To Rot, hier stimmt einfach alles. LG singt und bewegt sich, als ob er kein Stück gealtert wäre, mit seiner sympathischen Mimik hat er das Publikum sofort im Griff. Alex zockt die Riffs und Leads mit ungemein viel Feeling runter und Nico (der endlich vom Bass an die zweite Gitarre befördert wurde und einen Herrn Cederlund zu keiner Minute vermissen lässt) füllt die Lücke im Gitarrenbrett, die vor einigen Jahren entstanden ist. Basshühne Victor ist der Poser vor dem Herrn und heizt die Meute gemeinsam mit Lasse an. Olle an den Drums macht einen verdammt guten, tighten Job (was vor einigen Monat bei identischer Setlist auf dem Metalfest in Österreich noch nicht zu 100% geklappt hat).
Die siebzig Minuten sind vorbei – Wehmut kommt auf, denn Lasse hat einem Freund kurz vor dem Auftritt gesteckt, dass ENTOMBED nicht informiert wurden, dass der Gig vom Ende her offen war (was Sodom am Vorabend großzügig genutzt haben) und sie nicht mehr Material einstudiert hätten. Und was kommt da nach dem ersten Zugabeblock? Das Licht geht an, einige Leute drehen sich schon um in Richtung Ausgang, während der Fronter noch mit dem Mischer und Gitarrist Alex diskutiert – das Licht geht wieder aus und dem Gig werden nun die letzten paar Körner hinzugefügt und aus ihm wird das, was ich vorher schon angedeutet habe – das beste, was ich in meinem Dasein als Metal-Fan erleben durfte. Eyemaster, Wolverine Blues, Demon und Chief Rebel Angel, der beste ENTOMBED Song seit dem Wolverine Blues Album. Mehr geht nicht, mehr brauch ich auch nicht – das ist schon genug, um einige Zeit davon zu zehren... Danke, LG, Alex, Nico, Victor und Olle!

Damit ist mein erstes und ganz bestimmt nicht letztes WAY OF DARKNESS vorbei – den Veranstaltern ein großes Dankeschön für das verdammt starke Billing, die netten Ordner, das angenehme Ambiente und die sauberen Toiletten in der Stadthalle. An der Essensauswahl sowie den –preisen müsst Ihr aber noch was ändern. Es kann nicht angehen, dass man während der letzten Band am ersten Abend keine Pizzastücke mehr, sondern nur noch im ganzen für stattliche 10€ bekommt! Auf bald!

 

story & pics © Haris