Groovy und druckvoll brausen MELANCHOLIC SEASONS nach einem bedrohlichen Intro heran und die im Bandnamen implizierte Stimmung zieht sich eher unterschwellig wie eine Patina über die nach vorne preschenden und von gelungenen Leads durchzogenen Kompositionen. Eine dunkel grollende Stimme prägt die abwechslungsreiche Mischung aus englischen und deutschen Texten, die Refrains besitzen teils Ohrwurm-Potential, tönen aber keineswegs penetrant oder gewollt eingängig. Da stechen die effektiven Leads und Soli schon eher wie schillernde Farbnuancen hervor, auch auf dynamisch wirkende Tempiwechsel haben die Musiker glücklicherweise nicht vergessen. Dementsprechend variabel gestaltet, begeistert etwa der Volltreffer A New Identity (Graves In Mind Pt.2) auf ganzer Linie mit effektiven Taktwechseln, mitreißender Epik und herrlichen Grooves - so muss bodenständiger, ehrlicher und kitschfreier Metal klingen!
Beim deutsch gefauchten Stück Narbenkleid legen die Künstler ein paar Briketts nach und präsentieren sich mit gesteigerter Aggression und fiesen Growls ebenso souverän und begeisternd.
Nach einer Vielzahl an Riffs, Adrenalin und flirrender Gitarren-Power wird es dann später währenddes nach vorne drängenden I Am December (Autumnsphere Pt.2) so richtig emotional: hier zollt die Band ihrem verstorbenen Sänger Björn ehrenvoll Tribut.
Die starken Drums im Verlauf von Dear Mr.Silence fordern Applaus; der Bass darf kurzzeitig die Führung übernehmen und zeigt somit eine weitere, verspielte Facette im Repertoire der Band auf.
Zwei Neuaufnahmen runden dieses energiegeladene Album ab, das neben jeder Menge erdiger Kraft spielerische Feinheiten und perfekt platzierte Takt- sowie Stimmungswechsel zu bieten vermag.
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