Die Schwaben
REMEMBER TWILIGHT haben mit ihrem letztjährigen,
selbstproduzierten Album endlich einen Label-Deal an Land gezogen
und bringen daher Zerrissen nun auch
über den normalen Vertriebsweg unter die Leute.
Da lohnt es sich durchaus, mehr als nur ein Ohr zu riskieren:
die Band, die ihren Stil selber als Kammermusik-Core bezeichnet,
ist nämlich durchaus eure Aufmerksamkeit wert. Zwar sieht
das Ganze zunächst sehr nach einer weiteren Mittelalter-Kapelle
aus, aber ersten fehlen hier die Dudelsäcke (hehe), und
zweitens passt dazu auch der musikalische Ansatz nicht so recht.
Denn zum einen ist die Musik wirklich sehr metallastig, teilweise
auch durchaus punkig, zum anderen klingt das, was die zwei Violinen
und die Oboe in die Stücke mit einbringen überhaupt
nicht nach den üblichen Medieval-Klischees.
So gestaltet sich schon der bereits vom 2003er Demo bekannte
Einstieg Der Wahnsinn lebt als höchst erfreuliche
Angelegenheit. Kraftvoll, dynamisch und abwechslungsreich geht
es da zu Werke, versehen mit interessanten Melodien und einem
hymnischen Refrain. Sänger Timo erinnert mich zwar immer
noch an Die Schinder, klingt dabei insgesamt deutlich variantenreicher.
Das folgende Chaos der Ängste pustet einem dann
fast den Schädel weg, überschreitet es doch deutlich
die Grenze zum Thrash Metal! Respekt, das hätte ich nicht
erwartet... Trotzdem werden auch hier die klassischen Instrumente
gleichberechtigt in die Songstrukturen mit einbezogen und dienen
keinesfalls als Staffage oder gelegentliche Effektgeber. Es
sei aber nicht verhehlt, dass sie bei der ansonsten guten Produktion
manchmal ein wenig zu sehr in den Hintergrund geraten sind.
Weitere Höhepunkte auf Zerrissen
sind mit Kein Gesicht, dem epischen Vermächtnis
der Nacht und dem achtminütigen Wirklichkeit verstehen
schnell gefunden, wobei die restlichen Tracks aber nicht relevant
schwächer sind. Lediglich das Ärzte-Cover Dein
Vampir fällt da in meinen Augen deutlich ab, da die
harte und relativ hektische Umsetzung m.E. nach nicht zu diesem
Stück passt. Die Texte sind größtenteils interessant
gemacht, jedoch bestimmt nicht jedermanns Sache. Immerhin vermeiden
sie erfolgreich das sonst so beliebte belanglose Blabla, was
will man also mehr...
Folglich fällt es mir durchaus leicht, REMEMBER
TWILIGHT auf ihrem Erstling eine reife Leistung zu
attestieren. 8 Punkte sind da definitiv nicht zu viel.