2015-03-28 DE – Oberhausen - Turbinenhalle
 

Main Stage

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De/Vision - Solar Fake - Frozen Plasma - Solitary Experiments - Torul - Ambassador 21 - Phosgore

:: PHOSGORE :: sind vielleicht nur den Wenigsten ein Begriff und auch in meiner CD-Sammlung tummeln sie sich nur, weil ich vor Jahren über Modulate und irgendwelche artverwandten Sachen zu ihnen gekommen bin. Ich fand damals das Album, auf dem sich auch Pain Tutorial befindet, gar nicht mal so schlecht. Aber um mal weg von einer halben CD-Review zu kommen: Die Band spielte vor nur wenig Publikum in der Turbinenhalle 2. Vielleicht ist ein Opener mit 140 BPM auch nicht jedermanns Geschmack, vielleicht waren einige noch auf dem Weg nach Oberhausen oder man sucht einfach in der Aussage „ Ist halt der Opener“, die Begründung für die mäßig gefüllte Halle. Ich möchte der Musik hiermit ein hohes Tanzpotenzial bescheinigen, was bei Industrialklängen aber auch fast immer der Fall ist. Ein bisschen schade war, dass sich Flo und Sonja irgendwie mehr am Pult als auf der Bühne präsent zeigten und so die Performance teilweise recht eintönig daher kam. Schade, denn ich glaube, da geht noch so einiges.

Ach du Heimatland! Zumindest irgend etwas, was in diese Richtung geht, schwebt mir jedes Mal durch den Kopf, wenn ich den Bandnamen :: AMBASSADOR 21 :: höre. Und ich kann mich nach all der Zeit immer noch nicht entscheiden, ob ich die Musik der Band nun für Lärm, für pure Kunst oder für klanggewordene Aggression halten soll. Auf jeden Fall haben sie - seitdem ich sie das erste Mal live gesehen habe - immer Eindruck hinterlassen. Frontfrau Natasha war in ihrem Bikini-Oberteil wirklich nett anzusehen, so dachten vermutlich auch einige im Publikum, bis die gute Frau anfing zu singen, oder vielmehr zu schreien. Nach knapp 40 Minuten Geschrei auf Englisch, vermutlich auch auf Russisch (so genau ließ sich das nicht identifizieren bei dem Schreipegel) war die Show vorbei. Zurück blieb wie immer Tinnitus, ein bisschen Verwirrung und schon wieder die Überlegung, ob das jetzt großartig oder nur absoluter Lärm war.
Setlist: Fuck All Systems, Turn Yourself (V.2015), Riot Generation, Power Rage Riot Death (V.2015), In Love (V.2015), Russian Roulette, Face Your Future Killers (V.2015), Fick Alle Systeme, Coda

Bereits am Tag zuvor in Frankfurt waren die Slowenen ja absolute Spitzenklasse und so freuten sich meine A21-geplagten Ohren schon auf das, was nun kommen sollte. Ich glaube, dem kompletten Publikum ging es so, denn es wurde merklich voller und hinter mir tummelten sich auf einmal Frauen in Bandshirts, die über :: TORUL :: fachsimpelten. Die Setlist bestand neben Try auch aus The Fall und etlichen neuen Stücken vom Album The Measure. Wie am Abend zuvor zog Sänger Jan Jenko das Publikum durch pure Existenz und mit Hilfe seiner hypnotischen, einfach faszinierenden Stimme in seinen Bann. Gedanklich befand ich mich irgendwo im Nirgendwo (und das ist jetzt absolut positiv zu verstehen). TORUL machen absolut Musik zum dahinträumen und lassen einen wirklich gut vom Alltag abschalten. Nach 40 Minuten war dann die Streicheleinheit für Ohren und Seele auch schon wieder vorbei, weil die Band für Solitary Experiments und ihre Labelkollegen von Frozen Plasma Platz machen musste.
Setlist: Lonely Night, The Balance, Difficult To Kill, Hearts, All, Try, The Fall, Show Me Your City, The Sun

:: SOLITARY EXPERIMENTS :: sind Vollprofis und haben das Publikum immer wirklich im Griff. Auch der kleine Technikaussetzer sorgte nicht für allzu große Verwirrung und war spätestens bei Delight total vergessen. Nicht nur Dennis Schober sorgte mit seinem Gesang für Mitklatsch-Arien, sondern auch Drummer Frank trug zur Verzückung der Damenwelt bei und animierte maximal zum Mitmachen. Ich glaube, jede Band braucht einen Frank. Vielleicht funktioniert das Ganze aber auch nur durch die Mischung aus guter Musik, jeder Menge Professionalität und der guten Laune, die schon durch die Bandmitglieder an sich ausgestrahlt wird. Stars wurde fast noch mehr als der Klassiker Delight gefeiert und so wurde die sympathische Band, deren Mitglieder aus verschiedenen Teilen Deutschlands angereist waren, auch mit einem riesigen Applaus entlassen.
Setlist: Trial And Error, Immortal, Point Of View, Game Over, Steering Wheel, Delight, Epiphany, Rise And Fall, Stars

Ich hätte jetzt fast geschrieben, dass Sänger Felix Marc schon allein deshalb von mir einen Pluspunkt bekommt, weil er ein glitzerndes :: FROZEN PLASMA :: Logo auf dem Shirt hatte (für alle, die es noch nicht wussten, ich bin bei vielen als „Glitzerfee“ bekannt und das nicht ohne Grund.), aber er bekommt ihn natürlich für seine absoluten Entertainerqualitäten. Wie am Tag zuvor in Frankfurt konnte sich niemand seinen Aufforderungen zum Mitklatschen entziehen. Die Setlist war eine perfekte Festivalsetlist mit Klassikern und natürlich auch Stücken vom aktuellen Album Dekadenz. Der Freudenpunkt des Abends geht in diesem Fall an Vasi Vallis. Warum? Er schmunzelt oder lacht so selten, wenn er auf der Bühne steht, schaut immer angestrengt oder tief konzentriert. Aber beim E-TROPOLIS huschte ihm doch mehrfach ein Lächeln über die Lippen. Ich bin mir nicht sicher, welches Lied mehr gefeiert wurde: Murderous Trap oder das Cover von Living On Video, im Grunde ist das aber auch egal, denn die Turbinenhalle 2 avancierte zur Partyhalle. Nicht nur das Publikum sah nach dem Set sehr zufrieden aus, auch Felix und Vasi umarmten sich am Ende lächelnd.

Ich könnte jetzt wieder mit der Damenwelt im :: SOLAR FAKE :: Publikum anfangen, wie sie immer seufzen und schmachten, aber ich glaube, das lasse ich bei diesem Bericht jetzt einfach mal so stehen und gehe nicht näher ins Detail. Maximalen Damenkreischalarm gab es auch gar nicht, sondern eher melancholisches Mitwippen, mitseufzen, mitleiden. Entertainmenthighlight war natürlich wieder André Feller, der exzessiv auf seinem Keyboard spielte und schon allein deswegen einen Applaus verdient hat. Geht man jetzt auf den Kuschelfaktor der Band ein, so lag dieser auch wieder in einem sehr hohen Bereich. Einige Stücke habe sogar ich liebgewonnen (und wir erinnern uns bitte alle daran, wie oft ich in den letzten Reviews betont habe, dass es nicht meine Musik ist). Müsste ich mir eines davon aussuchen, so wäre es an diesem Abend wohl Here I Stand gewesen, aber das sei jetzt nur am Rande erwähnt.

:: DE/VISION :: fiel definitiv die Überschneidung mit der Show von Project Pitchfork auf die Beine, denn so war die Halle leider nur mäßig gefüllt. Steffen Keth und Thomas Adam spielten ihren tanzbaren Synthpop vor weniger dichtgedrängten Reihen, was der Stimmung allerdings keinen Abbruch tat. Im Gegenteil! Getanzt und mitgeklatscht wurde trotzdem, was vielleicht auch an der hypnotischen Stimme des Sängers lag. Weiterhin Schade für DE/VISION war, dass im Anschluss VNV Nation als Headliner auf der Mainstage spielten und so gegen Ende des Konzerts schon fast alle Besucher in Richtung Main Stage drängten.
Setlist: Brothers In Arms, mAdroids, Binary Soldier, Strange Affection, I’m Not Dreaming Of You, Love Will Find A Way, I’m Not Enough, What’s Love All About, Try To Forget, Rage // Your Hands On My Skin

 

story © Josie Leopold • pics © Dani Vorndran & Black-Cat-Net