Das frühe unterkühlte Ende des gestrigen Abends hatte zumindest den Vorteil, dass ich mich fit und ausgeschlafen wieder in der Höhle einfand. Mit deutlich mehr Stoffschichten am Körper ;) Man hatte die Höhle aber auch schon gut vorgeheizt.
:: Fotos :: IMHA TARIKAT ::
Der offizielle Festivalauftakt fiel fulminant aus. Rasend, wenn man will. :: IMHA TARIKAT :: haben einen dermaßen dichten und brutalen Sound, der schlicht einfach alles wegblies und mich an Bölzer neulich erinnerte. Und IMHA TARIKAT hatten dabei sichtbar viel Spass. Sollte noch jemand müde und verkatert vor der Bühne gestanden haben, war der jetzt hellwach und mit allen Sinnen bei der Sache. Besser kann man kaum einen Festivaltag beginnen ;)
Neben Melvin am Schlagzeug gehört jetzt übrigens auch sein Kompagnon Marvin von Hexer zum Live-Line-Up der Band ;)
IMHA TARIKAT haben ein neues Album in der Pipeline, vom dem sie hier mehrere Songs live präsentierten. Das dritte Werk, Hearts Unchained - At War With A Passionless World, wird am 2. Dezember veröffentlicht werden.
Band: Ruhsuz Cellât (Kerem Yilmaz - vox, git), Melvin Cieslar (drums), Marvin Giehr (git), Ricardo Baum (bass)
Setlist: Intro, Akan Sır, Kreuzpunkt der Schicksale, Brand am Firmament, Streams Of Power - Canavar, Intro - Deeper Within, Radical Righteousness, Son Of Ultradevotion, Imha Tarikatı, Outro
:: Fotos :: ARÐ ::
Mark Deeks hatte einen arbeitsreichen Tag. Zunächst stand er mit seinem Soloprojekt :: ARÐ :: auf der Bühne, später mit seiner Hauptband Winterfylleth.
Sein Debüt Take Up My Bones wurde Anfang des Jahres veröffentlicht und hatte mir in seiner epischen Erhabenheit sehr gefallen. Natürlich war ich sehr gespannt, wie er den opulenten Sound auf die Bühne bringen würde. Alleine die Chöre dürften in der Höhle bombastisch rüberkommen. Taten sie auch. Generell war der Sound majestätisch. Man konnte einfach nur mit geschlossenen Augen dastehen und ARÐ genießen. Ok, nicht ganz, musste ja auch Fotos machen ;)
Take Up My Bones wurde der Einfachheit halber komplett von Anfang bis Ende durchgespielt. Große Klasse!
Band: Mark Deeks + Winterfylleth
Setlist: Burden Foretold, Take Up My Bones, Raise Then The Incorrupt Body, Boughs Of Trees, Banner Of The Saint, Only Three Shall Know
:: Fotos :: :OF THE WAND AND THE MOON: ::
Ein weiteres Highlight folgte direkt auf dem Fuße. Als Kim Larsen seinerzeit die Doomsters von Saturnus verlassen hatte (die hier am darauf folgenden Tag auf der Bühne standen), gründete er das Neofolk Projekt :: :OF THE WAND AND THE MOON: :: Sechs Alben hat er bereits veröffentlicht, das letzte und aktuelle, Your Love Can't Hold This Wreath Of Sorrow, Ende letzten Jahres, nach 10 Jahren des Wartens. Musikalisch spannte Kim Larsen den Bogen bis hin zum 1999iger Debüt Nighttime Nightrhymes, stand ganz alleine auf der Bühne, nur mit Gitarre und seiner Stimme und einem ganz wunderbaren uralten Schwarz-Weiß-Film im Hintergrund. Oh, tatsächlich war es ein Zusammenschnitt aus drei Filmen, wie mir Kim im Nachhinein schrieb: Bonjour Tristesse, Feu Follet, und Sunrise: A Song Of Two Humans.
Ich könnte mir aber auch eine voll instrumentierte Show in der Höhle prima vorstellen ;) Gänsehaut-Show!
Band: Kim Larsen
Setlist: Your Love Can't Hold This Wreath Of Sorrow, Tear It Apart, Let's Take A Ride (My Love), Lucifer, Twilight Halo, Lost In Emptiness, Sunspot, I Crave For You, A Tomb Of Seasoned Dye
:: Fotos :: WINTERFYLLETH ::
Und dann sind wir auch schon bei :: WINTERFYLLETH ::. Hier muss ich gestehen, dass ich die Band eher skeptisch sehe, da sie mit so mancher Aussage, manchem Verweis weit über den für Briten recht typischen National- oder Kulturstolz hinausgeht und ihr angelsächsisches Erbe mit einer Inbrunst verteidigt, die so mancher Kritiker mit einem „specific English heathen blood-and-soil theme“ (Blut-und-Boden-Ideologie) vergleicht. Darüber hinaus gibt es verschiedene Kollaborationen von Bandmitgliedern, Fotos und Verlinkungen zur rechten oder rechtslastigen Künstlern, Verleugnern und Verschwörungstheorien, die schon ein eindeutiges Bild zeichnen, auch wenn sich die Band nie offen rassistisch oder faschistisch geäußert aber auch nie distanziert hat.
Stellt sich einmal mehr die Frage: Wie gehe ich journalistisch mit solch einer Band um? Aber eigentlich habe ich mir die Frage mit der kurzen Ausführung oben aber intensiver Recherche schon selbst beantwortet, auch wenn WINTERFYLLETH musikalisch wirklich großartig sind.
Band: Chris Naughton (vox, git), Dan Capp (git), Nick Wallwork (bass), Mark Deeks (keys), Simon Lucas (drums)
Setlist: Absolved In Fire, Whisper Of The Elements, The Reckoning Dawn, A Soul Unbound, A Greatness Undone, Green Cathedral
Mag man Winterfylleth noch einen unklaren und fischigen Status zugestehen, steckt Ian Read, einer der „Gründungsväter“ des Neofolks, bis zur Nasenspitze im braunen Sumpf, egal, ob es sich dabei um eigene Projekte oder Gastbeiträge in anderen Bands oder sonstiger Projekte und Verbindungen handelt. Und damit meine ich nicht seine esoterischen oder okkulten Ansichten. Diese Show stand also von Anfang an bei mir auf der Abschussliste. Aber was macht so ein Musiker eigentlich auf einem Label wie Prophecy Productions, die FIRE + ICE 2021 unter Vertrag genommen haben, zumal eines der Alben (Birdking) im Prophecy Katalog direkten Bezug zu Nazis hat?
:: Fotos :: THE VISION BLEAK ::
Widmen wir uns nun dem viel erfreulicheren Rest des Abends :) Hach, war das schön :: THE VISION BLEAK :: endlich mal wieder live zu sehen. Lange ist’s her, ok, 2017 war’s. Im schönsten Horrorpaint (selbt Aline) und in bester Manier ging es durch den Back-Katalog der Band und wurden dem Publikum lebenswichtige Textzeilen zur Beschwörung von Kutulu! nahegebracht. Es wurde ordentlich gerockt allenthalben bewegliche Hüften ausgemacht. Das hat in der Tat sehr viel Spass gemacht! Und siehe da, plötzlich waren auch die Füße wieder warm. Die Höhle war doch inzwischen sehr ausgekühlt, da die Heizstrahler nur zu Beginn des Festivals in Betrieb waren.
Band: Markus Stock (alias Ulf Theodor Schwadorf), Tobias Schönemann, Sebastian „Alsvartr“ Körkemeier, Aline Deinert (violine), (drums)
Setlist: From Wolf To Peacock, The Night Of The Living Dead, Carpathia, Into The Unknown, Kutulu!, By Our Brotherhood With Seth, The Whine Of The Cemetery Hound, The Deathship Symphony
:: Fotos :: ALCEST ::
Im August noch auf der Party.San-Bühne gesehen, und nun, einmal mehr, in der Balver Höhle :) Auf die :: ALCEST :: Show hatte ich mich wirklich sehr gefreut! Eigentlich freue ich mich auf jede ALCEST Show ;) Nur 2 Tage vor ihrer Tour mit Cradle Of Filth, die am 1. Oktober in Paris starten soll, schauten die Franzosen noch mal eben in der Balver Höhle vorbei. Stressfrei war das sicher nicht. Tat der Show aber kein Abbruch. Wie immer sehr emotional und von musikalischer Brillanz.
Band: Stéphane „Neige“ Paut, Jean (git) „Winterhalter“ Deflandre (drums), Pierre „Zero“ Corson (git), Indria Saray (bass)
Setlist: Protection, Sapphire, Écailles de lune - Part 2, Autre temps, Oiseaux de proie, Kodama, Délivrance
:: Fotos :: ARTHUR BROWN ::
Im letzten Jahr war :: ARTHUR BROWN :: noch Co-Headliner des ersten Festivaltages vor Primordial. Dieses Jahr steht der inzwischen 80-Jährige als Headliner wieder auf der Bühne, mit neuem Album namens Long Long Road im Gepäck, ein Titel, den man bei seiner Historie sicherlich wörtlich nehmen kann. Superpünktlich – es gab dieses Mal überhaupt keine Verzögerungen – stand ARTHUR BROWN auf der Bühne und war nicht mehr zu stoppen. Er tanzte, hopste und wechselte sein Outfit zu beinahe jedem Song. Dieser Mann ist einfach unfassbar großartig! Allein seine Präsenz, seine Performance, seine Freude dabei und das bei dem Alter.
Band: Arthur Brown, Jim Mortimore, Sam Walker, Daniel Smith, Robin O'Keeffe
Setlist: Bubbles, Nature, Nightmare, Firepoem, Fire, Time, Confusion, Gypsy, Instrumental, Sunrise, Touched By All, Time Captains, Long Long Road, Going Down, Sinner Man |