2019-06-07 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
 
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Watain - Lizzy Borden - Tygers Of Pan Tang - The Idiots - Chapel Of Disease - Vulture

:: Fotos ::

„Jetzt werden die Messer gewetzt“ [Vulture]

 

[Öko] Auf :: VULTURE :: als Opener habe ich mich gefreut, da mir deren Debüt The Guillotine gut gefallen hatte. Mit den Songs des neuen Albums Ghastly Waves & Battered Graves war ich natürlich noch nicht vertraut. Dieses erschien just an diesem Tag und somit sahen wir hier so etwas wie eine Releaseshow. VULTURE legten dann auch gut los. Geboten wurde Speed Metal der alten Exciter-Schule. Musikalisch war das alles auf gutem Niveau, naja Sänger L. Steeler hatte ein paar Probleme mit den nicht “gekreischten” Passagen, aber leider fiel das Stage-Acting für eine energiegeladene Stilrichtung wie Speed Metal etwas träge aus.
[Psycho] Zu der Band werden mir ständig Exciter-Vergleiche nahe gelegt, dabei ist die Mucke bei weitem nicht so stumpf und die Leads/Hooks sind spürbar melodiöser. Wie sich auch auf dem neuen Album zeigt, welches ich mir extra noch am Morgen angehört hatte. Als Opener hat man es ja immer schwer, aber etwas mehr Pep hätte in der Tat nicht geschadet.
[BRT] Akte Vorschusslorbeeren und so - Nummer Eins: VULTURE haben losgelegt wie die Feuerwehr und wollten sicherlich keine Gefangenen machen. Klappte für die ersten 25 Minuten auch ganz gut, allerdings schlich sich dann ein bisschen Gleichförmigkeit ein. Da ist Songwriting-technisch schon noch Luft nach oben. Mit der Geschwindigkeit ist das ja schon ganz cool, aber auch da darf mal etwas variiert werden. Der Sänger bekam zusehends Probleme die Power zu halten, aber auch der Sound wurde schlechter. Das kann mit VULTURE noch was werden, ich werde es direkt auf dem Detze Open Air nochmal testen…
Setlist: Intro, Vulture, Ghastly Waves & Battered Graves, Murderous Militia, Delivered To Die, Victim To The Blade, Beyond The Blade, Cry For Death

[Öko] Das Stage-Acting bei Vulture war zwar etwas lahm aber immerhin vorhanden. Die vier Jungs von :: CHAPEL OF DISEASE :: standen dagegen wie angewurzelt an ihren Bühnenplätzen.
...And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye war meiner Meinung nach das überhypteste Death Metal Album 2018. Live haben die Songs aber voll überzeugt. Wenn CHAPEL OF DISEASE es jetzt noch schaffen würden die Klasse der Songs mit gutem Stageacting zu verbinden, wäre ich sehr erfreut mir die Truppe auf ihrer Tour mit Sulphur Aeon nochmal anzugucken.
[Dajana] Wie war das? Sagtest du nicht was von langweiligen Waschlappen? :P
So gut die Musik auch ist, ich fand die Show hier auf der RHF Bühne sowas von langweilig. Die Jungs standen echt da wie angenagelt. Zum Glück war es windig, da bewegte sich wenigstens noch das Haar…
[Psycho] Ich fand die letzte Scheibe ehrlich gesagt auch eher langweilig, aber live funktionieren die Songs wirklich deutlich besser. Aber das sich die Band auf großen Bühnen nicht wohlfühlt, ließ sich schon daran erkennen, dass sie die (von uns) aus rechte Bühnenseite komplett ignorierte. Bewegung war ansonsten nur beim Betreten und Verlassen der Bühne zu erkennen. CHAPEL OF DISEASE waren damit tatsächlich schon musikalischer Tagessieger, der Auftritt aber trotzdem insgesamt durchwachsen. Das muss man auch erst mal hinkriegen…
[BRT] Akte Vorschusslorbeeren und so - Nummer Zwei: Auch bei mir ist die neue Scheibe ...And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye nicht wirklich angekommen. Hard Rock-Elemente im Death Metal muss auch nicht immer ne gute Idee sein. In diesem Fall hat sich die komplette Band zwar spürbar weiterentwickelt, aber vergessen, dass auch beim Gesang etwas mehr Variation und Dynamik helfen könnte (just saying). Der fällt einfach so dermaßen deutlich ab, dass es schon schade ist. Tatsächlich war es aber das erste Konzert von CHAPEL OF DISEASE von schon so einigen mit dem neuen Album, wo ich mit den Songs zumindest ein bisschen was anfangen konnte. Aber die „alte Herren“- Vorstellung beim Stageacting war schon ziemlich oberlahm. Da haben Status Quo und ähnlich alte Säcke ja mehr Hüftschwung.
Setlist: Void Of Words, Oblivious - Obnoxious - Defiant, The Dreaming Of The Flame, Null, Song Of The Gods

[Öko] Punk Bands auf einem Metal Festival sind immer so eine Sache. Meistens funktioniert das nicht besonders gut. So auch mit :: THE IDIOTS ::. Zweidrittel des Publikums interessierte das nicht die Bohne und das Amphitheater leerte sich merklich. Mich packte das Ganze auch nicht und so verbrachte ich die Zeit damit zu versuchen, meinen Sitznachbarn zu vermitteln wieso THE IDIOTS trotz ihres langen Bestehens (Gründung 1978, 2012; Auflösung 1989, 1992), nie wirklich erfolgreich waren.
Ein Besuch im Dortmunder Plattenladen des Sänger Sir Hannes Schmidts, Idiots Records, lohnt sich aber definitiv. Und nein, da gibt es nicht nur Punk Rock.
[Psycho] Vielleicht kriegen die RH-Mitarbeiter jetzt bei Sir Hannes Prozente… Den Auftritt hätte man sich aber sparen können, was auch große Teile des (am Freitag eh spärlichen) Publikums so sahen. Zu meiner Überraschung wurde die zweite Gitarre von Waldemar Sorychta bedient, aber aufgrund des Songmaterials gab es kaum eine Chance, seine feine Technik zu bewundern.
[BRT] Punk kann auf Metal-Festivals schon für Auflockerung sorgen, genauso wie Hammond-Orgeln (Niemals! - Psycho), aber das wird unsere Grumpy-Fraktion wohl nie so sehen… Aber ja, THE IDIOTS um die Dortmunder Ikone Sir Hannes waren ganz unterhaltsam und lustig aber textlich natürlich immer hart an der Grenze zum Fremdschämen. Musikalisch nicht mein Dingen, die Publikumsreaktionen waren auch deutlich dünner. Watt machte der Waldemar da an der Gitarre?
[Dajana] „Ich bin ein Fleischwolf, ein Frikadellengesicht… lalala la la“ *sing* (Aber das Shirt von Sir Hannes war extrem cool)
Setlist: Bastard, Dead Heroes, Liar, Plastic, Punk Rock Queen, Gotteskrieger, Selbstmord, Fleischwolf, Heavy Metal Psycho Punk, Der S04 und der BVB, Maniac, Kill Him, Now I Wanna Be Your Dog (The Stooges cover)

[Öko] :: TYGERS OF PAN TANG :: hatten den Regen wohl von ihrer Insel mitgebracht. Es machte sich hektisches Treiben im Amphitheater breit. Es wurden Ponchos und Regenjacken übergestreift, Regenschirme aufgespannt und Bierbecher vor dem Ertrinken gerettet. Alles was sich auf der Bühne abspielte war ein erwartet professioneller Auftritt der Herren um Robb Weir. Klasse gespielt, gut gesungen. Das TYGERS OF PAN TANG über ein Füllhorn guter bis sehr guter Songs verfügt, muss wohl nicht extra erwähnt werden.
[Psycho] Man muss nicht alle Helden der NWOBH kennen, auch mit dem TYGERS-Material bin ich nicht vertraut, seit es die Band gibt. Der schmalzige Beginn ließ mich zunächst das Schlimmste befürchten, aber die Truppe wusste sich zu steigern und lieferte so eine insgesamt gute Performance ab, allerdings ohne dabei erinnerungswürdige Höhepunkte zu setzen.
[BRT] Die TYGERS OF PAN TANG haben schon eine recht wechselvolle Geschichte, was sich deutlich im Songmaterial widerspiegelte. Da gab es die Knaller aus dem frühen NWOBHM-lastigen Metal, wie Hellbound oder Gangland aber auch deutlich schnulzigeres Material aus Zeiten, als die ganzen alten englischen Bands deutlich nach Amerika geschielt haben. Klar, das alte Material erntete deutlich euphorischere Reaktionen, aber auch die neueren Sachen können problemlos mit denen der x-beliebigen Schweden-Jungspund-Bands mithalten. Gesang top, Sound super, was will man mehr?
Setlist: Only The Brave, Love Don't Stay, Lonely At The Top, Gangland, Euthanasia, Take It, Keeping Me Alive, Glad Rags, Don't Stop By, Devil You Know, Suzie Smiled, Hellbound, Don't Touch Me There

[Öko] Mummenschanz wurde uns nun von :: LIZZY BORDEN :: geboten. Die Masken, die der Sänger trug, war schon klasse anzugucken und handwerklich hatten LIZZY BORDEN es auch absolut drauf. Damit sei dann aber auch schon alles Positive über diesen Auftritt gesagt. Eigentlich sollte hier doch Power Metal gespielt werden, oder? LIZZY BORDEN hatten es jedenfalls geschafft ihren Songs sämtliche Power zu entziehen. Das klang doch sehr nach Sabaton und Anbiederung an den Mainstream. Daher war ich auch nicht traurig, als mein Sitznachbar verkündigte, dass wir nun in heimatliche Gefilde aufbrechen würden. Das zog sich dann allerdings noch drei Songs hin, da eine gewisse Fotografin sich nicht losreissen konnte. Zugegeben, sah echt klasse aus was da optisch geboten wurde.
[Dajana] Oh ja, der Mann mit den 1000 Masken. Visuell hat das schon Spass gemacht. Das Fotografieren auch ;)
[Psycho] Die Mucke wurde aber topp dargeboten, die Band war nämlich mit den Live-Gitarristen Jack Frost und Ira Black exquisit besetzt. Ob die Songauswahl so glücklich war, ist wie immer Geschmackssache, aber Give ‘Em The Axe habe ich schon vermisst. Von sabatonischen Niederungen war man aber auf jeden Fall weit weg.
Die angekündigte volle US-Show beschränkte sich allerdings darauf, dass der Meister himself nach jedem Song die Kostüme wechselte. Deren Qualität lag zwischen überraschend gut und total daneben – vielleicht wäre da weniger mehr gewesen. Immerhin war Lizzy recht gut bei Stimme, und unterhaltsam war es insgesamt auch. Damit schulde ich dem Captain ein Eis!
[BRT] Mit LIZZY BORDEN kenne ich mich mal gar nicht aus, auch wenn hier im Schrank zwei Schallplatten verstauben. Habe ich schon ewig nicht mehr gehört. Mit klassischem US-Metal oder Power Metal haben LIZZY BORDEN aber reichlich wenig zu tun, hatten sie auch nie. Hier wird melodischer Metal geboten mit Hang zum Hard- und Glamrock. Abgesehen von guter Unterhaltung in Sachen Kostümen, waren LIZZY BORDEN schon deutlich der Gewinner am diesem Freitagabend. Die Songs wurden technisch super gezockt, der Sound war klasse und abwechslungsreich war der ganze Gig auch. Absolut überzeugend das Ganze.
Watt? Sabaton? Da könnte man ja kaum weiter von entfernt sein.
Setlist: Intro, Midnight Things, Abnormal, Tomorrow Never Comes, Obsessed With You, Love Kills, Roll Over And Play Dead, Eyes Of A Stranger, Notorious, Master Of Disguise, Under Your Skin, There Will Be Blood Tonight, American Metal, Long May They Haunt Us, Me Against The World, Red Rum

[Dajana] Hier endet bereits der erste Festivaltag für die NH Crew, denn eine Band wie WATAIN unterstützen und featuren wir nicht mehr.

 

 

story • Psycho, BRT, Öko, Dajana • pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography