2019-06-09 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
 
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Anthrax - Possessed - Magnum - Fifth Angel - Long Distance Calling - Visigoth - Zodiac - The Spirit

:: Fotos ::

„(Grunz:) D E A T H M E T A L !“ [Jeff Becerra kennt sich aus und weiß, wovon er redet]

 

[Psycho] Kann mir mal einer sagen, warum die beiden langen Festivaltage trotz an sich gleichen Ablaufs und identischer Band-Anzahl zu unterschiedlichen Zeiten anfangen? Wo guter Schlaf doch so wichtig ist…

[Psycho] Die erste Band des Tages sagte mir gar nichts, aber man lernt ja immer wieder gerne dazu. :: THE SPIRIT :: machen atmosphärischen Black Metal mit relativ vielen Knüppel-Parts – oder umgekehrt. Jedenfalls nicht gerade das, was man sich mit möglicher Weise noch dickem Kopf zum eingrooven in den Tag vorstellt. Es war auch relativ leer, 12:00 Uhr ist halt doch arg früh.
Mir hat es aber ganz gut gefallen, das Songmaterial wirkte ausgereift, die Band technisch fit und die spärliche, aber stilvolle Bühnendeko hatte was für sich. Grundsätzlich hätte auch diesem Auftritt etwas mehr Bewegung recht gutgetan, aber vielleicht war die Band ebenfalls noch nicht ganz wach…
[BRT] Dissection-Soundalikes… Hab ich verpasst, aber schon mal live gesehen. Da ist noch Luft nach oben.
Setlist: Cosmic Fear, The Clouds Of Damnation, Cross The Brigde To Eternity, Illuminate The Night Sky, Fields Of The Unknown, The Great Mortality

[Psycho] Nach der Absage von Winos The Obsessed konnten kurzfristig :: ZODIAC :: als Ersatz verpflichtet werden, die sich ja erst vor kurzem wieder zusammengefunden haben. Musikalisch ist der eher traditionell angelegte Blues Rock ja so gar nicht meins, aber die Münsteraner hatten vielen anderen Bands des Festivals was voraus: nämlich Spielfreude und Spaß an der eigenen Mucke. Das kam ungekünstelt und überzeugend rüber, also Daumen hoch.
[Terry] Kann ich bestätigen. Ist musikalisch nichts Weltbewegendes aber die Jungs um Sänger/Gitarrist Nick van Delft (coole Stimme) machten das Beste draus und waren so etwas wie der zum sonnigen Wetter passendere Festivaltagesopener, konnten die Absage von The Obsessed aber natürlich nicht vergessen machen.
Setlist: Diamond Shoes, Rebirth By Fire, Free, Cortez, Animal, Coming Home

[Psycho] Glaubt man einigen Magazinen, sind das die neuen (oder angehenden) Superstars des True Metals. Mir klingt die Truppe auf Platte immer zu sehr nach Manowar, um wirklich gut sein, daher war ich auf den Live-Eindruck gespannt. Zum Glück wirkten :: VISIGOTH :: dann doch deutlich eigen- und vor allem viel bodenständiger, da gab‘s also nichts zu meckern. Gespielt wurden eigentlich alle Hits der beiden bisherigen LPs, plus beide Songs der neuen Bells Of Awakening EP.
Sänger Jake Rogers ist aber klar der Mittelpunkt des Geschehens. An sich machte er auch einen guten Job, aber zwischen den Songs merkte man deutlich, wie ramponiert seine Stimme bereits ist. Wenn er da nicht professionell gegensteuert, war es das bald mit der Gesangskarriere.
Insgesamt ein gelungener Auftritt, umso erstaunter war ich über die eher verhaltenen Reaktionen aus dem Publikum.
[BRT] Es gibt wohl kaum eine Band, die es schafft Energie und Good Vibrations rüber zu bringen wie VISIGOTH. Grand Magus konnten das auch mal, ist aber gefühlt hundert Jahre her.
[Dajana] Genau das hatte ich auch gedacht, zumal ich vom neuen Album der Schweden sehr enttäuscht bin...
[BRT] Mit Dungeon Master gab es direkt einen Hit zum Start und der gab das Programm vor: hymnenhafter epischer klassischer Heavy Metal mit US-Schlagseite. Mit Jake Rogers haben die Jungs einen überragenden Sänger in den Reihen, dem man die Tour-Strapazen bei den Ansagen nicht zum ersten Mal deutlich anmerkt. Vielleicht sollte er seine Ansagen singen, damit keiner merkt wie heiser er wirklich ist. VISIGOTH sind mitreißend, haben Songs mit Hitpotential und legen hoffentlich bald Album Nummer drei nach. Und jetzt ab in die Waffenkammer, Schwert und Schild warten schon...
[Terry] Die Utah-Metaller mag ich eigentlich sehr aber nach drei persönlichen super Live-Erlebnissen war es beim RHF leider nix! Sound bescheiden, instrumental/spielerisch untight und dazu diesmal nicht zu übertünchender Mangelgesang. Laut Andy war Jake Rogers eine Woche zuvor in Oldenburg bereits stimmlich am Ende. Seinen Kampfgeist in allen Ehren aber das kann auf Dauer nicht gut gehen und er sollte sich professionelle Hilfe suchen und/oder mal eine Pause einlegen.
Setlist: Dungeon Master, Warrior Queen, Fireseeker, Abysswalker, Outlive Them All, Steel And Silver, The Revenant King, Traitor's Gate

[Psycho] Und noch mal eine Band aus meiner Heimatstadt…
:: LONG DISTANCE CALLING :: waren mit ihrem instrumentalen Post Rock musikalisch auf jeden Fall die ungewöhnlichste Besetzung des Festivals. Ehrlich gesagt auch nicht das, was ich vorher auf meinem RHF-Wunschzettel notiert hätte, aber die Jungs hatten von Anfang an Spaß und rockten dabei sehr ordentlich. Dabei hilft, dass das Songmaterial bei weitem nicht so verkopft ist wie bei anderen Bands des Genres. Das übertrug sich prompt auf das Publikum, so dass sich der Auftritt klar als Erfolg verbuchen ließ.
[BRT] LONG DISTANCE CALLING gehören eigentlich zu den langweiligsten Live-Bands, die ich bisher sehen musste. Um so überraschter war ich, dass der instrumentale Post-Rock-Metal live, nachmittags und bei grellem Sonnenschein einfach super funktionierte. Spielfreude war da und das Publikum liess sich auch überraschend gut aus der Reserve locken. Endlich kommt das, was auf Platte eigentlich ganz töfte klappt auch mal auf der Bühne rüber. Chapeau, damit hätte ich nicht gerechnet.
Setlist: Trauma, Ascending, Black Paper Planes, Out There, Sundown Highway, Skydivers, Arecibo, Metulsky Curse Revisited

[Psycho] Auf den :: FIFTH ANGEL :: Auftritt hatte ich mich eigentlich ganz besonders gefreut, und dann wurde ich durch Biertrinken von der rechtzeitigen Rückkehr ins Rund abgehalten. Okay, guter Grund, aber natürlich trotzdem was verpasst. Ungefähr das letzte Drittel habe ich aber noch mitgekriegt, und das war auf jeden Fall Klasse. Die Band hat mit dem bis dato völlig unbekannten Steve Carlson extra noch einen neuen Sänger verpflichtet, der seine Sache sehr gut machte und auch stimmlich zum Material passte. Da die Songauswahl sich auf die beiden Klassikeralben aus den 80ern konzentrierte, konnte da ebenfalls nichts schiefgehen. Lediglich das Schlagzeugsolo von Ken Mary hätte ich nicht gebraucht.
[BRT] Da hatte ich doch etwas mehr erwartet, muss ich sagen. Allerdings hatten FIFTH ANGEL vor zwei Jahren beim Keep It True einen deutlich stärkeren Gig vorgelegt und auch der damalige Sänger war wesentlich charismatischer. Über die musikalische Qualität muss man nicht allzu viele Worte verlieren, die ist natürlich top! Dennoch ließ mich der Gig leider etwas kalt, was allerdings auch am dritten Festivaltag gelegen haben mag.
[Terry] Ja, ich sehe das genauso wie BRT. Da ist nichts zu ergänzen, außer dass die technisch bedingte Pause (Bass-Amp war ausgefallen) ein ziemlicher Downer und der junge Neu-Gitarrist für mich eine Schwachstelle war. Diese ständigen Besetzungswechsel sind einfach schade, gerade wenn man letztes Jahr noch ein neues Album mit anderem Sänger/Gitarristen (Kendall Bechtel) veröffentlichte.
Setlist: The Night, Cathedral, Seven Hours, Stars Are Falling, Dust To Dust, Wings Of Destiny, Call Out The Warning, Fifth Angel, The Third Secret, In The Fallout, We Rule

[BRT] :: MAGNUM :: finde ich ziemlich Bombe, aber da dürfte ich in der Nocturnal Hall Redaktion auch relativ alleine dastehen. Leider erwischte die Band nicht den besten Tag. Bob Catleys Stimme klang angegriffen und der Einstieg mit Wild Swan wirkte arg sperrig und noch nicht ganz so rund. Es dauerte schon ein wenig, bis sich die Band eingespielt hatte und erst mit dem fünften Track How Far Jerusalem gab es wieder einen älteren Song von der On A Storytellers Night Platte. Danach machten MAGNUM das Beste daraus, dennoch wirkte der Gig etwas unfertig. Vielleicht sind MAGNUM auch eher eine Band für den Club und für den Headliner Posten. All England Eyes und Vigilante gefielen mir da noch am besten.
Setlist: Wild Swan, Sacred Blood “Divine” Lies, Lost On The Road To Eternity, Crazy Old Mothers, How Far Jerusalem, All England's Eyes, Vigilante, Don't Wake The Lion (Too Old To Die Young), Sacred Hour

[Dajana] Ja, ja, ja! Auf :: POSSESSED :: hatte ich mich ganz besonders gefreut. Ich hab seit jeher ein Faible für diese Band, mehr noch, seit ich sie 2012 auf der Barge To Hell in der Karibik zum ersten Mal (wiedervereint) live gesehen habe. Auch das Comeback-Album Revelations Of Oblivion ist der Knaller (Rezi hier) und ganz nach meinem Geschmack. Darüber hinaus ist Jeff Becerra so ein unglaublich positiver und sympathischer Mensch. Geduldig kam er ein ums andere Mal rausgerollert, um Platten zu signieren und Fotos zu machen. Ich mach das ja sehr selten, aber da musste ich auch glatt ein Fan-Girl-Foto machen (lassen). Hach… Und die Show? Die Beste des ganzen Festivals! POSSESSED sind DIE Band des ROCK HARD FESTIVALS 2019! Und wehe, jemand widerspricht hier…
[Psycho] Genau! Nachdem das neue Album wirklich gut geworden ist, waren natürlich auch die Erwartungen entsprechend hoch – und wir wurden nicht enttäuscht. Im Gegensatz zu Cannibal Corpse hatten POSSESSED nämlich richtig Bock. Viel Bewegung gab‘s zwar auch nicht, dafür aber präzises und fieses Riffing vom Feinsten und Jeff Becerras unmenschliches Organ. Einfach nur brutal. Besonderen Respekt verdiente sich aber Drummer Emilio Marquez, der es irgendwie schaffte, die obskuren Breaks der Seven Churches LP sinnvoll umzusetzen.
Die Songauswahl war super und vereinte die besten neuen Tracks mit alten Klassikern. Auffällig, dass sich die beiden Songs vom oft geschmähten Zweitwerk Beyond The Gates ohne qualitative Abstriche in das Set einfügten, geil! Zwar habe ich Swing Of The Axe und Seance vermisst, aber dafür war die Spielzeit leider zu kurz.
Mit Death Metal zeigten POSSESSED dann noch mal eindrucksvoll, wo der Hammer hängt, bevor die Band mit Burning In Hell endgültig nichts als verbrannte Erde hinterließ. Das Publikum war begeistert – und wir auch! Wenn das die Stadtverwaltung wüsste…
[BRT] POSSESSED waren schon auf dem Party San 2017 eine bockstarke Überraschung, die sie hier nicht nur bestätigten, sondern noch übertrafen. Jeff Becerra hat da ein paar Bandkollegen am Start, die Spielfreude, Stageacting und Ausstrahlung mitbringen und dazu schon recht lange in der Band spielen. Hier hat man sofort das Gefühl, dass da eine richtige Band auf der Bühne steht und nicht, wie leider inzwischen so oft, ein Mann mit seinen Begleit-Gehilfen. Der Gig war super, machte Spaß und riss mit. Wenn POSSESSED früher auf ihren Platten so einen fetten Sound gehabt hätten… Das war stark, verdammt stark!
[Terry] Wow, ohne viele Erwartungen hin da und dann schön vor der Bühne übelst geil von einer Urgewalt verdroschen worden ;) Nee, echt, in der Retrospektive gaaaaanz weit vorne, megagut!
Setlist: No More Room In Hell, Pentagram, Tribulation, Demon, Evil Warriors, The Heretic, Abandoned, Storm In My Mind, The Eyes Of Horror, Graven, The Exorcist, Fallen Angel, Death Metal, Burning In Hell

[Psycho] Wie von Öko eingangs bereits angedeutet, hatte ich eigentlich gar keine Erwartungen an diesen Auftritt, aber nach den bisherigen Headlinern war ich halt doch gespannt, ob sich der schlechte Lauf fortsetzen würde. Doch Pustekuchen…
Zunächst setzten :: ANTHRAX :: die Skid Row-Technik ein, so konnten sich die Leute mit Maidens Number Of The Beast schon mal warm singen. Dann fing die Band live mit den Anfangsriffs von Panteras Cowboys From Hell an, ein Klassiker, bei dem jeder Metalhead automatisch gute Laune kriegen sollte. Das ging dann ohne Pause über in den ersten „echten“ Track Caught In A Mosh, der in einer enorm druckvollen Version gespielt wurde, hui. Prompt war direkt richtig gut Stimmung im Publikum, man hatte allerdings auch zum ersten Mal den Eindruck, dass es wirklich voll war.
Unterstützt wurden ANTHRAX von einem Bombensound, ließen dann aber auch von sich aus nichts anbrennen und hatten eine gute Songauswahl im Gepäck. Besonders den Tracks von Spreading The Disease kam der Sound sehr zu Gute. Dazu gab es viel Bewegung, ausgelassene Spielfreude, eine wirklich tolle Lightshow und sogar einen passabel klingenden Joey Belladonna. Blickpunkte sind aber natürlich trotz Scott Ian und Frank Bello, die den Leuten eine hervorragende Show boten. Das war absolut mitreißend, hatte ich ehrlich gesagt aber nicht erwartet und war daher sehr positiv überrascht – Hut ab!
Nach dem Standard Antisocial gab‘s als Rausschmeißer eine fulminante Version von Indians, die in die letzten Riffs der Cowboys from Hell mündete und damit den Bogen zum Beginn des Konzerts schlug, bevor dann endgültig Feierabend war. Sehr starker Auftritt eines tatsächlichen (und würdigen) Headliners – so lässt man sich gerne überraschen!
[Terry] Die Band und das Publikum hatten richtig Bock, das merkte man von der ersten Sekunde an. Endlich eine knackige Headlinershow nach den Flops der beiden Vortage. Beim RHF kommt ja leider immer nur die letzte Band in den Genuss einer Lightshow und dank der coolen Setlist und einem sich gesanglich steigernden Belladonna (der zwischendurch gar den Kameramann mimte) war es eine rundum gelungene Sache. Die eigene Müdigkeit (letzter Festivaltag ist doch oft zäh) konnte so nochmal weggefegt werden. Allerdings ist das „Brothers in Thrash Metal“ usw. Gelaber in den Ansagen wirklich nichts ernst zu nehmen angesichts üblen Shirt-Preisen von 35 Euronen… aber auch das ist bei ANTHRAX Boys nichts Neues.
Setlist: The Number Of The Beast (Iron Maiden, Intro vom Band), Cowboys From Hell (Pantera, live gespieltes Intro), Caught In A Mosh, Got The Time, Madhouse, Be All, End All, Evil Twin, I Am The Law, Medusa, Now It's Dark, Efilnikufesin (N.F.L.), In The End, A.I.R., Antisocial, Indians, Cowboys From Hell (Pantera, live gespieltes Outro)

 

 

story • Psycho, BRT, Terry, Dajana • pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography