2022-06-03 DE – Gelsenkirchen - Amphitheater
 
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[Dajana] So, da sind wir wieder :) Mit einem sehr breiten Grinsen ergaunere ich mir meine Pressepässe und schlumpfe zum ersten Mal die breiten Treppen des Amphitheaters hinunter. Am liebsten wäre ich gehüpft. Warum eigentlich nicht… Und dann erst mal tief einatmen… nochmal… und nochmal. Ja, da isse wieder, diese spezielle Atmosphäre. So muss das! Kann losgehen.

:: Fotos :: NECK CEMETERY ::

[Dajana] Das :: NECK CEMETERY :: sich auf dem Billing wiederfinden, kommt nicht von ungefähr. Als Opener und Anheizer des ersten Festivaltages ist da aber auch nichts gegen einzuwenden ;)
[BRT] Habe ich schlangestehend verpasst.
Setlist: King Of The Dead, Banging In The Grave, The Creed, Behind The Mask, The Fall Of A Realm, Castle Of Fear, Sisters Of Battle

:: Fotos :: SORCERER ::

[BRT] :: SORCERER :: - Habe ich mich mega drauf gefreut und die Herren um Goldkehlchen Anders Engberg haben geliefert. Gesangslinien zum niederknien, Melodien mit Gänsehaut, und das alles mit einer sehr feinen melancholischen Atmosphäre. Herrlich. Irgendwo zwischen epischem Doom und klassischem Heavy Metal verortet, wobei weniger Candlemass als Solitude Aeturnus mit einem Schlag Black Sabbath der Tony Martin Ära, haben sich SORCERER ein respektables Standing erspielt. Nebenbei um Lichtjahre besser als eine ebenfalls auf diesem Festival spielende Band, die aber anscheinend mehr abgekultet wird, warum auch immer...
[Dajana] Yep, beste Stimme im Doom, beste Stimme des Festivals, Gänsehaut!
Setlist: Persecution, The Hammer Of Witches, Abandoned By The Gods, Lamenting Of The Innocent, Sirens, Unbearable Sorrow

:: Fotos :: NIFELHEIM ::

[Dajana] Ja, ja, ja! Auf :: NIFELHEIM :: hatte ich mich besonders gefreut. Seit dem Hole In The Sky Festival liebe ich diese durchgeknallten Schweden ;) War außerdem das perfekte Kontrast-Programm zwischen dem epischen Doom und dem folgenden klassischen Metal.
[BRT] Ja eigentlich kannste mich mit Black Thrash ja jagen. Glücklicherweise gibt es Ausnahmen, wie die bekloppten NIFELHEIM mal wieder bestätigten. Glaube ja eigentlich nicht, dass die witzig sein wollen, aber irgendwie bringen die Jungs um die beiden Frisuren-Götter Twins Per und Erik Gustavsson mich immer wieder zum Lachen. Huch ja, Musik… machte Laune und ging nach vorn, ne?
[Seb] NIFELHEIM waren für mich nach einiger ÖPNV-bedingter Verspätung (der Veranstalter hätte auf der Webseite u.a. ruhig darauf hinweisen dürfen, dass der 383er Ersatzhaltestellen anfährt, man konnte insbesondere am Freitag Horden haltestellensuchender Metalheads um Schloss Horst herumgurken sehen…) der Auftakt des Festivals und als eine der wenigen schwarzmetallisch angehauchten Bands des RHF auch direkt eines meiner persönlichen Highlights. Insbesondere die beiden Brüder sehen inzwischen schon älter aus als ich mich meistens fühle und man bekommt langsam Angst, dass sie sich mit dem ganzen wüsten Gestachel am Ende noch selbst verletzen, aber egal: die Musik war geil wie eh und je. Vor allem die Stücke vom 1995er selbstbetitelten Debütalbum (Sodomizer, Possessed By Evil) waren bzw. sind live einfach immer geil, weil sie so viel mehr Wumms haben als auf dem doch eher spartanisch produzierten Album selber. Auch der „neuere“ Rest wusste zu überzeugen, und ich wünsche mir nach einem Auftritt wie diesem sehr, dass die "Bröderna Hårdrock" noch (mindestens) ein letztes Mal aus dem Quark kommen und das 2007er, seither nur von 2 EPs (von der aktuellsten wurde allerdings kein Song gespielt) gefolgte Envoy Of Lucifer nicht NIFELHEIMS finale Langrille bleibt.
Setlist: Black Evil, Infernal Flame Of Destruction, Evil Blasphemies, Bestial Rites, Storm Of The Reaper, Sodomizer, Bestial Avenger, Possessed By Evil, The Final Slaughter

:: Fotos :: AXXIS ::

[BRT] :: AXXIS :: waren nie so mein Fall, aber grad in diesen Breitengraden eine respektable Größe. Man hörte auch warum. Das ist alles perfekt gemacht, gut arrangiert mit reichliche Melodien und Hooks versehen. Berührt mich leider nur kein bisschen. Mit ein bisschen Distanz kann man aber sagen, dass das eine durchaus gute Liveshow war.
[Seb] Nach 33 Jahren Bandgeschichte und trotz der geringen Entfernung (die Band kommt zumindest ursprünglich aus Dortmund) waren AXXIS heuer zum ersten Mal beim RHF und Sänger Bernhard Weiß stellte klar, dass das für die Band eine große Ehre darstelle. Musikalisch kann ich zu dem gebotenen klassischen Melodic Heavy/Power Metal nicht viel sagen, das ist so überhaupt nicht meine Baustelle. Wie immer ist mir bei so etwas der schrille Klargesang was mich in die Flucht zu schlagen droht, auch wenn Weiß da weniger extrem ist als er wohl früher war, kein Wunder bei nunmehr 58 Lenzen. Die man ihm auch anderweitig anmerkte, denn zwischen den Songs musste (?) er immer mal wieder kleine Dönekes einstreuen, die allerdings sogar – dass das auch anders geht, sollte am Samstag bewiesen werden – beim Publikum ankamen. Selbst als es um Möhren in bestimmten Körperöffnungen ging *räusper*
Setlist: Monster Hero, Tales Of Glory Islands, Little War, Blood Angel, Virus Of A Modern Time, Heavy Rain, My Little Princess, Little Look Back, Living In A World, Kingdom Of The Night

:: Fotos :: HEATHEN ::

[Dajana] What? Ähm… Moment mal, da passt doch was nicht. :: HEATHEN :: ohne Lee Altus? Geht nicht! Ist der gerade mit Exodus unterwegs? Hm. Generell sieht das Line-Up der Band anders aus, da hab ich in den letzten zwei Jahren wohl was verpasst ;)
[BRT] Hmmhh, war der Soundman grad am Schlafen oder was sollte dieser fürchterbar-übersteuerte Basssound? Leider hatten HEATHEN an diesem Abend den schlechtesten Sound, machten aber das Beste daraus. Das neuere Material ist etwas Midtempo-lastiger, oder? Zumindest gibt es den Livesets der Band eine größere Bandbreite. Eigentlich mag ich die Band, aber an diesem Abend hamse mich leider nicht gepackt. Wirkte vielleicht eine wenig zu routiniert alles...
[Dajana] Jap, ging mir genauso. Normalerweise feiere ich die Bay Area Thrasher total ab, aber dieses Mal wollte der Funke nicht überspringen. Immerhin gab es bei HEATHEN den ersten Crowdsurfer ;)
[Seb] HEATHEN hatte ich bisher noch nie live gesehen, aber Dajana hatte sie vorab über den grünen Klee gelobt: Ich war mäßig beeindruckt. Man merkt den Jungs die technische Klasse an, aber ich kann nicht behaupten, dass die Songs für mich massiven Wiedererkennungswert besäßen, klang alles relativ generisch. Die teilweise schon recht witzigen Ansagen von David White, der u.a. mehrmals bedauerte nicht wie ein DJ oder MC „David Quick“ zu heißen, sind mir da fast besser im Gedächtnis geblieben. Solide, mehr nicht, aber das Publikum hat es ganz offenbar sehr genossen und das ist ja die Hauptsache.
Setlist: The Blight, In Black, Arrows Of Agony, Goblins Blade, Sun In My Hand, Blood To Be Let, Dying Season, Control By Chaos, Dead And Gone, Opiate Of The Masses, Empire Of The Blind, Death By Hanging, Hypnotized

:: Fotos :: SACRED REICH ::

[Dajana] :: SACRED REICH :: waren ohne Frage DIE Band des ROCK HARD FESTIVAL 2022. Für mich jedenfalls. Mindestens aber die Band der Herzen. Sozusagen… ;) Musikalisch der absolute Killer, aber mehr noch waren es die emotionalen Ansagen von Sänger Phil Rind, dem zweimal die Stimme versagte und der tatsächlich Tränen in den Augen hatte. Phil sprach über die Liebe und die Loyalität der Fans zur Band generell und besonders in den letzten zwei Jahren. Darüber endlich wieder live spielen zu können, beim RHF zu sein, und, was ich wirklich großartig fand, mehrfach Ansagen, dass Änderungen bei uns selbst anfangen, dass jeder bei sich selbst anfangen muss, hier und jetzt, um der ganzen Scheiße da draußen zu begegnen und Dinge zum Besseren zu verändern. Recht hat er! Und ja, wir müssen endlich anfangen! ♥ ♥ ♥
Von der Setliste her bleiben die Amis old school, von der ersten EP Surf Nicaragua (1988) bis zum 2019 veröffentlichten Reunion-Album Awakening, das erste in 23 Jahren.
[BRT] Da muss ich wenig hinzufügen. Das war schon außergewöhnlich geil was die Mannen um Phil Rind da abgeliefert haben. Nebenbei zeigte sich beim Headliner am nächsten Tag wie man Ansagen NICHT machen sollte. Da waren Phil Rinds Ansagen schon eine Nummer für sich. Aber klar, die Jungs hatten schon immer was zu sagen, haben immer Position bezogen und sind nicht umsonst eine der respektiertesten Bands in der ganzen Szene.
[Seb] Ich bin nicht sicher ob das vor dem Auftritt schon so war, aber spätestens ab Samstag konnte man eine extreme Häufung an SACRED REICH Shirts im Publikum sehen – würde mich nicht wundern, wenn sie nach dem Auftritt noch am Freitagabend ihr gesamtes Merchandise losgeworden wären. Ich würde mir zu Hause keinen Thrash Metal mehr geben, aber da meine „Metal-Laufbahn“ mit Slayer und Sepultura begann, weiß ich das live nach wie vor zu würdigen, und die Amis sind zweifellos Meister ihres Fachs. Perfekt aufeinander eingespielt, trotz aller in 37 Jahren Bandgeschichte erworbenen Routine aber natürlich und vor allem sympathisch. Ein gelungener Abschluss des ersten Tages.
Setlist: Divide & Conquer, American Way, Killing Machine, Love…Hate, One Nation, Ignorance, Salvation, Whos To Blame, Independent, Awakening, Free, Manifest, Death Squad, Surf Nicaragua

[Dajana] Und da ist der erste Festivaltag auch schon wieder um. Kann mal einer die Zeit anhalten bitte?

 

Story • BRT, Seb, Dajana • pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography