[Dajana] Und schon sind wir wieder beim letzten Festivaltag *seufz* Das geht mir alles viel zu schnell. Der Sonntag ist vom Wetter her der Downer. Zum Glück gab es keine der angekündigten Unwetter. Der Regen hatte uns aber dann doch erwischt und zwischendurch ein wenig die Laune verdorben.
:: Fotos :: WOLVESPIRIT ::
[Dajana] :: WOLVESPIRIT :: waren mir vor kurzem noch redaktionell über den Schreibtisch gelaufen. Ich mochte Sound und Stimme der Würzburger Stoner/Desert-Rocker und freute mich auf den Gig. Und die Truppe stellte sich tatsächlich eine echte Hammond-Orgel auf die Bühne. Cool. Was dann aber live dargeboten wurde, war… keine Ahnung, wie man das nennen soll. Infantil? Kitschig? Lächerlich? Die Musik war großartig, der Sound auch, aber Frontfrau Debbie Koye agierte völlig übertrieben, was ihre Bewegungen und Ansagen anging, und musste Texte ablesen – zumindest hing sie immer hinter ihrer Monitorbox oder hatte den Blick darauf. Sie versuchte mit Sex-Appeal zu reizen – da hatte das Dekolleté von Neu-Bassistin Sylvana Lenzschau mehr zu bieten ;) Und die Coverversion von Dead Or Alive ging ja mal gar nicht!
[BRT] Hmmhh, hatte die letzte Platte als überdurchschnittlichen Retrorock im Kopf. Und wenn Frontfrau Debbie Koye nicht gewesen wäre, hätte man von einem ordentlichen Auftritt reden können. Aber ihr vollkommen übertriebenes und albernes Stageacting ließ einen erst verschämt zu Seite gucken und dann war es nur noch peinlich. Die Dame hat zwar eine ordentliche Röhre, aber macht duch ihr Auftreten einiges wieder kaputt. Der Rest der Band spielt amtlichen Retrorock, nichts Besonderes, alles schon tausendmal gehört, aber irgendwie war dann doch klar, dass das beindruckende Dekolleté der Bassistin irgendwie das Interessanteste an dem Auftritt war.
[Seb] Dank der Ruhrbahn und der Bogestra habe ich die Band leider verpasst: Nach allem was ich danach so hörte, kann ich dem ÖPNV ausnahmsweise (bis auf das verpasste Dekolleté *g*) für seine mangelnde Pünktlichkeit dankbar sein…
Setlist: Fire & Ice, I Want To Love, I Am What I Am, Knocking On Your Door, Change The World, Blowin' Up, You Spin Me Right Round (Like A Record), Don’t You Know, Hell‘s Bells Are Ringing, I Am Free
:: Fotos :: SULPHUR AEON ::
[Dajana] :: SULPHUR AEON :: kamen, sahen und packten die Tentakeln aus. Großartige Band, immer wieder. Es gab einen Querschnitt der ersten drei Alben, quasi das 2020iger Live-Album Unaussprechliche Kulte am Stück gespielt.
[BRT] Highlight Nummer drei. Endlich mal ein ordentlicher Black-Death Orkan. Leider war der Sound nicht sooo optimal. Die Gitarren zu leise, während Daniels Drums alles weggeblastet haben, was im Weg stand. Aber das war Jammern auf hohem Niveau. Perfekt mit schlechtem Wetter ausgestattet wurden die Großen Alten beschworen. Für mich, allein von der Energie und der Atmosphäre her immer ein Highlight. Jetzt heißt es warten auf Studio-Album Nummer vier.
[Seb] Die erste Band des Tages für mich und bei SULPHUR AEON hätte ich mich schon sehr geärgert, wenn mir Bus und Bahn auch da einen Strich durch gemacht hätte: Nicht nur, dass es sich eine der wenigen härteren Bands des RHF handelte, die quasi-Lokalmatadore (aus Waltrop) hatten schon 2019 beim Münsteraner Culthe-Fest einen bleibenden Eindruck (nicht nur bei mir) hinterlassen und den Auftritt anschließend sogar als Live-Album veröffentlicht.
Passend zum Backdrop mit sich auftürmenden Wellen und Lovecraft-inspirierten Kreaturen wurde das Wetter un-pfingstlich und es begann für die Dauer des Auftritts zu regnen – da das gleiche später bei Midnight passieren sollte, könnte man meinen “da oben” bzw. “da unten” habe jemand Humor beweisen wollen. Der Auftritt war wie erwartet stark, der Sound litt ein wenig unter dem Wetter aber insgesamt lieferten SULPHUR AEON genau das, was ich von ihnen erwartet hatte. Technisch sauberer Black/Death-Metal mit viel Abwechslung und einer Menge “Wumms”.
Jedem, der die Musik auch inhaltlich mag, sei übrigens empfohlen, sich die drei Studioalben bei der Lektüre von Charles Stross „Laundry Files“ anzuhören – großartige Bücher, die genau wie die Musik die alten “Lovecraftian Horrors” in die Gegenwart versetzen.
Setlist: Cult Of Starry Wisdom, Yuggothian Spell, The Summoning Of Nyarlathotep, Onwards... Towards Kadath, Incantation, Swallowed By The Ocean's Tide, Gateway To The Antisphere, Lungs Into Gills, Devotion to the Cosmic Chaos
:: Fotos :: ARTILLERY ::
[BRT] :: ARTILLERY :: sind durchaus eine sympathische Band, deren Old-School Thrash eine eigene Note hat, dazu ein richtig guter Sänger, da kann ja eigentlich nichts schief gehen. Aber für einen einstündigen Auftritt ist das Songmaterial doch etwas zu monoton muss man ehrlich sagen. Irgendwann habe ich einfach abgeschaltet, muss aber sagen, dass mir das bei Thrash Metal immer häufiger passiert, wenn die Band nicht „kurz und knackig“ agiert.
[Dajana] Das die alten dänischen Haudegen nochmal so abräumen würden, hätte ich auch nicht gedacht. Da war ja so mancher richtig aus dem Häuschen und vor der Bühne ging es richtig ab ;)
[Seb] Ja, das war eine deftige Portion guter alter Thrash Metal ohne Kompromisse, wenn auch leider mit ein bisschen zu viel „normalem“ Gesang um bei mir komplett ins schwarz zu treffen. Leider zog sich die Show nach hinten raus ein wenig, was aber womöglich auch damit zu tun hatte, dass wir nach wie vor nicht vollständig getrocknet waren…
Setlist: The Devils Symphony, By Inheritance, Turn Up The Rage, The Face Of Fear, Bomb Food, The Challenge, In Thrash We Trust, 10.000 Devils, Legions, Khomaniac, Terror Squad, The Almighty
:: Fotos :: NIGHT DEMON ::
[BRT] :: NIGHT DEMON :: sind eine überragende Liveband, die sich ihr Standing absolut verdient erspielt hat. Pure Liveenergie ist angesagt, nur manchmal würde ich mir gern mal ein paar Songs mit deutlich mehr Wiedererkennungswert wünschen, denn von einem Hitfeuerwerk ist man doch reichlich weit entfernt und für eine Headlinershow auf einem Festival ist die Band noch nicht bereit. Aber auch hier ist das Jammern auf hohem Niveau. So geht einfach gute Heavy Metal Unterhaltung.
[Seb] Obwohl NIGHT DEMON sich textlich ganz dem Bösen und den Dämonen verschrieben haben, zog endlich, passend zu ihrer Herkunft aus dem sonnigen Kalifornien, auch in Gelsenkirchen wieder etwas freundlicheres Wetter auf.
Die Band brachte eine eindrucksvolle Energie mit auf die Bühne, so dass man geradezu erstaunt war, wenn man beim Nachzählen bestätigen konnte, dass die Jungs tatsächlich nur zu dritt sind, quasi die Immortal des Heavy Metal ;-)
[Dajana] Bei dem Wegepensum, dass die Jungs auf der Bühne in atemberaubender Geschwindigkeit abreißen, müssten die Jungs eigentlich gertenschlank sein ;)
Setlist: Screams In The Night, Empires Fall, Hallowed Ground, Kill The Pain, Overkill/Dawn Rider, The Howling Man, The Sun Goes Down, Heavy Metal Heat, Vysteria, Are You Out There, Flight Of The Manticore, The Chalice, Darkness Remains, Night Demon
:: Fotos :: MIDNIGHT ::
[Seb] Mit :: MIDNIGHT :: war danach die letzte Band des RHF am Start, auf die ich mich schon im Vorfeld gefreut hatte, und vor allem hatte ich gehofft, dass der Auftritt soundtechnisch besser werden würde als auf der Tour, die die Band in grauen, präpandemischen Vorzeiten mit Mgla nach Essen geführt hatte. Und was soll ich sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Zwar halte ich das ganzen Kapuzen- und Vermummungs-Gimmick inzwischen für nicht mehr besonders originell (natürlich fing es auch bei der zweiten “harten” Band des Tages an wieder zu schütten, so dass auch das nicht-flüchtende Publikum Kapuzen trug, also doch schon irgendwie passend), aber das tat der Musik keinen Abbruch und wir bekamen eine Stunde feinsten Black/Speed-Metal (oder wie auch immer man die Mischung nennen mag) aufs Haupt. Neben einigen Stücken von den ersten drei Alben wurde natürlich auf das im März des Jahres endlich erschienene Let There Be Witchery fokussiert. Ich halte das Album inzwischen für das stärkste, das MIDNIGHT bisher herausgebracht haben und live haben die Stücke obendrein noch einmal einen zusätzlichen “Groove”, der der Meute im Publikum ganz schön auf den Nacken gegangen sein dürfte. Sehr schön!
[BRT] Leider habe ich nicht die ganze MIDNIGHT Show gesehen. Manchmal muss man ja Angst haben, ob die Band es überhaupt auf die Bühne hinauf schafft, oder unbeschadet wieder herunter, aber vielleicht ist das auch ein bisschen das Flair, dass die Band umgibt. All das passt ja zum rüpeligen Black-Speed-RocknRoll, der Motörhead und Venom Fans ein fettes Grinsen in Gesicht zaubern müsste. Auch wenn ich die aktuelle Platte noch gar nicht kenne macht es einfach Spaß MIDNIGHT live zu sehen.
Setlist: Vomit Queens, Poison Trash, Evil Like A Knife, Fucking Speed And Darkness, Rebirth By Blasphemy, Penetratal Ecstasy, Lust Filth And Sleaze, Satanic Royalty, Black Rock'n'Roll, Szex Witchery, Prowling Leather, Telepathic Nightmare, You Can't Stop Steel, Who Gives A Fuck?, Unholy And Rotten
:: Fotos :: MICHAEL MONROE ::
[Dajana] Hmmm. Also insgesamt war die Show von :: MICHAEL MONROE :: schon recht bizarr, oder?
Eins muss man Matti aber lassen: Für sein Alter ist er unglaublich agil, bewegungsfreudig und legte mehrfach auch Spagate hin. Wow! Dabei spielte er nebenher noch Saxophon und Mundharmonika. Andererseits agierte er so abgedreht, dass sicherlich auch diverse Substanzen mit im Spiel waren ;) Sein just veröffentlichtes neues Album, I Live Too Fast To Die Young, könnte kaum besser betitelt sein und reflektiert exakt den Lebensstil von MICHAEL MONROE. Neben eigenem Material gab es natürlich auch Songs von Hanoi Rocks und Demolition 23, sowie diverse Cover.
By the way: Sah Gitarrist Rich Jones nicht ein bisschen aus wie Norman Reedus?
[Seb] Das war, sagen wir mal, speziell. MICHAEL MONROE war so in seinem Element, dass er mehrmals fast seine eigenen Musiker umrannte oder gar mit dem Mikroständer erschlug, ist aber für sein Alter wirklich noch erstaunlich fit und gut bei Stimme. Da man gerade seiner Szene und auch den Musikern dieser Generation nicht gerade gesunden Lebenswandel nachsagt, würde auch ich mich nicht wundern, wenn da mehr als nur Alkohol im Spiel war.
Gespielt wurde halt meiner fachfremden Einschätzung nach durchschnittlicher, technisch durchaus sauber dargebrachter Hardrock, den ich allerdings umgehend wieder vergaß. Kleben geblieben sind eher das schräge Outfit, ca. sechsmaliges Wechseln der Kopfbedeckung, viel Herumgeturne im Publikum bzw. Bühnengraben und mehrere Rollen Rückwärts. Eines der letzten Urgesteine, solche wie er werden heutzutage nicht mehr hergestellt ;-)
[BRT] Ehrlich gesagt habe ich einen zittrigen alten halbtoten Drogenoppa erwartet, der von einer Pflegerin auf die Bühne geschoben wird. Dass es dann eine solch beeindruckende Liveshow werden würde, hätte ich nicht erwartet. MICHAEL MONROE agierte agil, aufgedreht und motiviert, kurz gesagt, so stelle ich mir eine energetische Rock-Show vor. Das war schon beeindruckend. Glaube nicht, dass es jemanden gestört hat, dass sehr viel Saxophon Gedöns vom Band kam.
Setlist: One Man Gang, Last Train To Tokyo, Murder The Summer Of Love, Nothin's Alright, Trick Of The Wrist, '78, Soul Surrender, Man With No Eyes, Ballad Of The Lower East Side, Not Faking It, Can't Stop Falling Apart, Old King's Road, Motorvatin', Hammersmith Palais, Malibu Beach Nightmare, Up Around The Bend, Dead, Jail Or Rock 'n' Roll, Oriental Beat
:: Fotos :: SODOM ::
[Seb] Als von der Bühne aus ein Überraschungsgast fürs RHF angekündigt wurde, sagte ein neben mir stehendes Mädel noch „Bei meinem Glück sind das garantiert SODOM“, was dann ein paar Sekunden später zu einem Seufzer ihrerseits und Lachen meinerseits führen sollte. Ich hatte die Band allerdings auch schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen, und es würden am Ende ohnehin nur sparsame drei Songs und gut 15 Minuten werden. Dennoch wurden :: SODOM :: als Ruhrgebiets-Urgesteine gebührlich vom Publikum gefeiert, nachdem sie sich bis zum abschließenden Wachturm durch die Mini-Setlist gebolzt hatten.
Hat mich zwar in der Kürze und auch aufgrund des nach wie vor sauigen Wetters nicht vom Hocker gehauen, aber schlecht kann die Band auch gar nicht. Und ob man sie mag oder nicht, ob man lieber einen anderen Special Guest gehabt hätte oder nicht: Das war definitiv um Welten besser, als eine wie angekündigt satte 20 Minuten dauernde Promoter-Ansprache in den Resten der Regenschauer über sich ergehen zu lassen, haha.
[Dajana] Das hatte irgendwie alles mit dem der vor kurzen stattgefundenen Premiere der Total Thrash – The Teutonic Story Dokumentation zu tun. Deswegen stand auch Andy Brings als (ex)Gitarrist auf der Bühne. Zum anderen hatte es ja durch die Pandemie reichlich Absagen im originalen Billing gegeben, die nicht ganz aufgefangen werden konnten. Deswegen hatten die Bands ja auch so lange Spielzeiten.
Setlist: Body Parts, One Step Over The Line, Wachturm
:: Fotos :: ACCEPT ::
[Seb] Inzwischen vollkommen durchgefroren und bis auf die Unterbuxe nass muss ich sagen, dass :: ACCEPT :: bei mir leider nur noch unter ferner liefen liefen. Die Solinger Urgesteine (gegründet als “Band X” ist die Band seit sage und schreibe 1968 und nur mit kürzeren Unterbrechungen aktiv!) sind sicher ein würdiger Headliner für das RHF gewesen und wurden vom ersten Song an abgefeiert, mich hat das aber nicht mehr sonderlich aufputschen können.
Beim nächsten RHF erleben wir den Headliner von Tag drei hoffentlich trocken und ohne Unterkühlung…
[Dajana] Ja, irgendwie war die Luft raus. Kalt war mir nicht, aber nass war ich und Lust hatte ich auch keine mehr. ACCEPT haben sicherlich eine ordentlich Show abgezogen und konnten die, die noch da waren durchaus begeistern. Nichtsdestotrotz, auf dem Weg zum Auto hörte ich die Klassiker nachhallen und musste einmal mehr feststellen, mit Udo klingen die einfach besser.
Setlist: Zombie Apocalypse, Symphony Of Pain, Living For Tonite, Restless And Wild, Overnight Sensation, The Abyss, Objection Overruled, Shadow Soldiers, Princess Of The Dawn, Fast As A Shark, Metal Heart, Teutonic Terror, Pandemic, Demon's Night/Starlight/Losers And Winners/Flash Rockin' Man, Balls To The Wall, I'm A Rebel
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