2013-06-29 DE Gelsenkirchen - Amphitheater
 
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And One - Project Pitchfork - Samsas Traum - Zeromancer - [:SITD:] - Merciful Nuns - Lord Of The Lost - Aesthetic Perfection - NOYCE™ - Formalin

[Psycho] Irgendwie spielen doch fast immer die gleichen Bands auf dem BLACKFIELD, da fällt es einem kaum auf, wenn man mal ein Jahr nicht da war. An diesem grundsätzlichen Problem wird sich wohl auch in den nächsten Jahren nichts ändern. Aber in jedem Fall bleibt ein Festival im Amphi-Theater immer eine hervorragende Möglichkeit, alte Freunde zu treffen und eine Menge Spaß zu haben. Was uns zumindest am Samstag auf jeden Fall gelungen ist.

:: Fotos ::

[Dajana] Das Wetter hält, es bleibt kalt und naß und der frühe Vogel kann mich mal… Irgendwie war die Nacht zu kurz und ich brauche, um in die Gänge zu kommen. Dafür klart das Wetter nach und nach auf und verwöhnt uns sogar zu späterer Stunde mit Sonne und Sonnenbrand. Ich muß heute nicht fahren und probiere das eine oder andere Getränk ;)

[Dajana] Aber erstmal die Arbeit… Los geht’s mit dem Berliner Duo :: FORMALIN ::, mir bis dato ebenfalls unbekannt. Industrial am Morgen, ok, Mittag, und das sogar mit Sonne :) Mochte ich musikalisch sehr, optisch… naja, zumal am heutigen Tag das Backdrop wegen des Windes noch tiefer hing und man beim fotografieren ständig die Querstange im Bild hatte.
Setlist: Intro, My Fetisch, Tied And Blinded, Faker, This Isn’t Love, End Of All Suffering, Resistance

[Dajana] :: NOYCE TM :: sind mir seit der Diary Of Dreams Tour 2009 bekannt. Schnörkelloser Synthie Pop mit einem ungemein sympathischen Frontman und einem Patzer gleich beim ersten Song Headland, der aber souverän überspielt wird und für jede Menge Lacher sorgt. Es gab einen neuen Song namens Fall[out] - den man sich übrigens kostenlos runterladen kann - und mit Jessica Keuther an der Violine ein neues Gesicht in der Band.
Setlist: Headland, Tagwerk, Man On The Moon, Panique, Fall[out], Year 03, This World

[Dajana] Hahahaha, die Jungs von :: AESTHETIC PERFECTION :: sind echt der Knaller! Sowohl musikalisch wie optisch. Das L.A. Duo (live mit Elliot Berlin an den Keys verstärkt - das war jener welcher, der den Alkohol nicht vertragen hatte, ihr wißt schon ;)) sieht jedes Mal anders aus und ist dabei, sehr zur Freude der Fotografen, recht kreativ. Electro der richtig Spaß macht und in die Beine geht. Die Jungs haben mich schon 2010 total überrascht und verfehlten auch dieses Mal ihre Wirkung bei mir nicht :)

[Psycho] :: LORD OF THE LOST :: gehörten zu den Bands, die ich tatsächlich noch nicht kannte. Umso erstaunter war ich, wie professionell und routiniert die Band um Chris Harms ihren gut abgehangenen Düster-Rock mit leichter Glam-Note darbot: da saß jede Bewegung, jede Ansage, und natürlich auch jeder Ton. Aber um ehrlich zu sein, war mir das schon fast zu viel des guten, schließlich sollte ein gelungenes Konzert immer auch Raum für Spontanität bieten und ein bißchen unberechenbar sein. Das waren die Hamburger aber definitiv nicht, und überrascht hat mich höchstens die wirklich bemerkenswert gute Reaktion des Publikums - LORD OF THE LOST konnten nämlich für diese Uhrzeit fast unglaublich viele Leute vor die Bühne locken, die dazu auch noch richtig mitgingen. Schätze mal, so früh wird man die Band auf Festivals nicht mehr häufig zu sehen bekommen…
[Dajana] Ich hatte LOTL bisher auch noch nicht live gesehen und war sehr gespannt, da ich schon von allen Seiten viel Begeisterung mitbekommen hatte und diverse Livefotos eine großartige Show versprachen. Allerdings muß ich hier Psycho zustimmen, alles in allem war die Show zwar an sich fulminant aber irgendwie seelenlos, weil doch zu stark choreographiert und absolut unspontan. Letztenendes muß man der Band aber zugestehen, daß sie ganz offensichtlich den Nerv der Zeit treffen, die Fans rasten geradezu aus und auch bei der Signing Session ist der Teufel los.
Setlist: Intro, Live Today/Black Lolita, Shut Up When You Are Talking To Me, Heart For Sale, Sex On Legs, Prison, Undead Or Alive, Dry The Rain, Blood For Blood, Die Tomorrow, Credo

[Psycho] Des einen Freud, des anderen Leid… war das Publikum eben noch enthusiastisch am abrocken, herrschte bei den Garden Of Delight-Nachfolgern :: MERCIFUL NUNS :: beinahe schon gähnende Leere im Rund. Natürlich ist das Leben manchmal ungerecht, aber die Band machte es sich auch wirklich selber schwer. Zunächst wurde die Stimmung mit dem überlangen Intro geschmälert, und danach gab man erst mal ein sehr langes und langatmiges Stück - The Portal - zum Besten, anstatt die Leute mit einem knackigen Einstieg bei Laune zu halten. Geradezu lächerlich wirkten auf der Riesenbühne die beiden Monitore mit den an sich gut gemachten Einspielern, offensichtlich war der Band der Unterschied zu einer Club-Show nicht ganz klar. Dazu gehört zum Beispiel auch, daß man sich auf großen Bühnen etwas mehr bewegen muß, und die Kommunikation mit dem Publikum sollte man ebenfalls nicht vergessen. Als Abrundung kamen dann noch einige Soundprobleme (wenn’s schon mal so richtig besch… läuft), so daß vermutlich niemand diesem Auftritt irgendetwas Positives abgewinnen konnte. So sahen es MERCIFUL NUNS dann wohl auch selber, denn ca. eine Viertelstunde vor dem eigentlichen Ende ihrer Spielzeit verließ die Band ohne weiteren Kommentar die Bühne. Unprofessioneller geht’s wohl kaum. Sehr schade und für mich auf jeden Fall unverständlich, denn hier sind doch wirklich erfahrene Leute am Werk, da sollte es doch nicht zu solchen Peinlichkeiten kommen.
[Dajana] Tatsächlich fand ich Musik und Show großartig, nur nicht unbedingt passend für eine Open Air Bühne um 14:30 Uhr bei strahlendem Sonnenschein. Das elitäre Auftreten der Band verbuche ich mal als Versuch sich von dem teils peinlichen Bands, Shows und Outfits hier wohltuend abzuheben. Meine Aufmerksamkeit ist jedenfalls geweckt, ich werde mich intensiver mit den Herrschaften Artaud Seth, Jon und Jawa Seth befassen.
Setlist: The Portal, Hypogeum, Body Of Light, Ancient Astronaut, Genesis Revealed, Kybalion, The Maelstrom

[Psycho] Probleme mit dem Publikum dürften hingegen für :: [:SITD:] :: bereits seit längerem unbekannt sein. Wenn man dann noch ein Heimspiel hat, kann es folglich gar nicht besser passen. Zwar bot die Setlist keinerlei Überraschungen, aber die Jungs gaben einfach alles und wurden dafür nach allen Regeln der Kunst abgefeiert. Mehr gibt’s dazu auch schon gar nicht zu sagen, hier hatten einfach alle Spaß.
[Dajana] Heimspiel hin oder her, [:SITD:] in 6 Jahren BLACKFIELD nun zum dritten Mal sehen zu müssen ist nicht wirklich ein Spaß, da gäbe es interessantere Bands aus der Ecke…
Setlist: Snuff Machinery, Code:Red, Lebensborn, Richtfest 2, Papillon, Rot, Richtfest, Herbsterwachen

[Psycho] Die Konstellation hatten wir heute doch schon mal: da legt eine Band mächtig vor und macht es damit dem Nachfolger schwer, die Stimmung zu halten… Nach den Lokalmatadoren [:SITD:] hatten es :: ZEROMANCER :: folglich nicht leicht, aber sie zeigten auch, wie man sich dieser Herausforderung stellen kann, nämlich viel Spielfreude und Bewegung, permanenten Kommunikation mit dem Publikum und einem gut zusammengestellten Set. All das zeigten uns die Norweger in Perfektion, und das trotz des Handicaps, daß man auf fremdem Equipment musizieren mußte (was leider die Chrome Bitch ungeplant stoppte - und Air Berlin ist schuld daran). Ansonsten gab es nichts zu meckern, ZEROMANCER sind und bleiben einfach eine geniale Live Band. So war es denn auch eine echte Freude, mal wieder alte Gassenhauer wie Clone Your Lover, Doctor Online oder das gelungene DM-Cover Photographic zu erleben. Und entgegen meiner sonstigen Meinung zur Bandzusammenstellung dieses Festivals könnte diese Band ruhig jedes Jahr hier spielen… ;-)
[Dajana] Na da stimme ich doch einfach mal 100%ig zu! ;) Es war nicht ihre beste Show aber eigentlich gibt es auch keine schlechte ZEROMANCER Show. Da gibt es nur eins… Kamera wech, rein ins Getümmel und abrocken. Highlight Tag 2 :)
Setlist: You Meet People Twice, Doppelgänger I Love You, Chrome Bitch, Auf Wiedersehen Boy, Sinners International, The Hate Alphabet, The Tortured Artist, Clone Your Lover, Photographic, Dr. Online, Ammonite

[Psycho] :: SAMSAS TRAUM :: wurden und werden von mir zeitlebens und mit Recht ignoriert…
[Dajana] Hätte ich auch gerne, ließ sich in redaktioneller Hinsicht nur nicht ganz vermeiden. Herr Kaschke und seine Träume konnten mich noch nie begeistern. Aber gut, muß er ja auch nicht. Witzigerweise verteilte er dann auch „Ich hasse Alexander Kaschke“ T-Shirts *lach* Immerhin gab es einen kleinen musikalischen wie optischen Leckerbissen mit Vic Anselmo als Gastsängerin bei Niemand…anderem als Dir.
Setlist: Intro, Ein Name im Kristall, Für immer, Igel im Nebel, Stromausfall im Herzspital, heiliges Herz, Niemand…anderem als Dir, Im Zeichen des Wurms, Endstation Eden, Die Zärtlichkeit der Verdammten, Ein Fötus wie Du

[Psycho] In der Zwischenzeit versuchten wir, das an sich ausgezeichnete Rahmbrot ohne Verbrennungen am Gaumen und/oder eine totale Klecker-Orgie zu konsumieren und erfreuten uns der schottischen Ale-Spezialitäten am entsprechenden Stand, letzteres allerdings zu horrenden Preisen. Wie man überhaupt sagen muß, daß das Preis-Niveau ganz schön angezogen hat.

[Psycho] Die Szene-Urgesteine :: PROJECT PITCHFORK :: traten gleich mit drei Schlagzeugern an – das fand ich dann doch etwas übertrieben. Zumindest, wenn diese alle jeweils die gleichen Parts spielen und einige Sachen immer noch von der Festplatte kommen (z.B. diverse Percussion-Elemente oder Double Bass-Passagen). Da hätte man doch besser wenigstens einen Gitarristen mit einbauen können, denn was wirkt kurioser als Gitarrenparts aus der Konserve?
Trotzdem boten die Pitchis natürlich eine gute Show, die vom Publikum auch entsprechend honoriert wurde. Musikalisch fand ich es auf die gesamte Dauer betrachtet aber doch etwas eintönig, aber das geht mir bei den Platten der Band genauso. Ist halt Geschmackssache… Positiv vermerkt sei noch die sehr lockere Art, wie Peter Spilles mit den Fans umging, sehr sympathisch!
[Dajana] Peter Spilles hatte übrigens an diesem Tage Geburtstag - Herzlichen Glückwunsch - und ist gerade nach ausgedehnter Ami-Tour wieder in Deutschland gelandet. Die drei Drummer (Léo - ex-Oomph!, Nook - der aktuelle PP Schlagwerker und Achim - der ehemalige PP und jetzige Eisbrecher Drummer) sahen immerhin cool aus, wie sie da so synchron agierten und ordentlich Wumms hatte der Sound somit auch. Schade nur, daß die umfangreiche Lichtanlage bei der untergehenden Sonne nu mal überhaupt nicht zur Wirkung kam.
Setlist: Intro, Lament, Conjure, Endless Infinity, Timekiller, An End, The Queen Of Tine & Space, Pitch-black, Rain, Steelrose/The Circus, Beholder, Existence, Enchanted Dots Of Light

[Psycho] Laut eigener Ankündigung dürfte das wohl einer der letzten größeren Festival-Auftritte von :: AND ONE :: gewesen sein, will man sich doch im nächsten Jahr nach 25 Jahren Bandgeschichte auflösen. Dieser Umstand scheint aber keinerlei Auswirkungen auf die Art zu haben, wie die Berliner ihre Shows durchführen – eigentlich war also alles wie immer. Steve gab den Entertainer, Vortänzer und natürlich Sänger/Geschichtenerzähler, während im Hintergrund der Rest seine Knöpfchen drückte. Auch die Setlist war wie gewohnt, es gab Hits aus fast allen Phasen der Bandgeschichte und dazu einige eingestreute (teilweise nur angedeutete) Cover-Versionen. Überraschungen oder Besonderheiten suchte man also vergeblich, unterhaltsam war es aber trotzdem. Und abgefeiert wurden AND ONE sowieso…
Setlist: Back Home, Stop The Sun, Wasted, Stand The Pain, Love You To The End, Missing Track, Metalhammer, Steine sind Steine, Traumfrau, Mirror In Your Heart, Electrocution, Deutschmaschine, Seven, The Walk, High, Sometimes, Für // Technoman, Get You Closer, Military Fashion Show, Shouts Of Joy

[Dajana] So, und mit einem ordentlichen Sonnenbrand auf dem Gesicht geht auch der zweite Festivaltag zu ende. Irgendwie geht das alles immer viel zu schnell…

 

story © Psyco & Dajana • pics © Dajana