• ERDBEERBOWLE, REGENBOGEN UND INCANTATION •
THAT‘S DEATH METAL!
[Dajana] Zeitig aufgewacht, Sport gemacht, heiß geduscht, der zweite Festivaltag kann beginnen… ;)
[Seb] Yay, die Herrendusche hat dieses Jahr funktionierende Warmwasser-Versorgung. Ich muss es ja nicht richtig warm haben, aber letztes Jahr war’s wirklich frostig. Leider sorgt das allerdings auch dafür, dass die Dusch- und damit Wartezeiten wieder länger wurden, haha.
:: Fotos :: STILLBIRTH ::
[BRT] Mit :: STILLBIRTH :: kann man mich ja eher jagen. Lustige Neon-Hawaii Buchsen und Brutal Death Metal sind wohl nicht meine Welt, allerdings muss man eingestehen, dass die Jungs ihre Sache richtig gut machen, eine richtig gute Live-Band sind und sich eine ansprechende Fanschar erspielt haben. Anscheinend gibt es in irgendeiner Parallelwelt noch eine komplett andere Death Metal Szene…
[Seb] Gnah, was ein Quatsch... und auch noch viel zu früh. Sollen sich die Kids mal schön mit ihren bekloppten Spielzeugen usw. in der Mittagshitze zu stumpfen Geböllere im Circle-Pit gegenseitig über den Haufen rennen, ich bleib noch was sitzen.
[Dajana] Tatsächlich gab es ja sonst immer irgendwelche „spaßigen“ Grindcore-Bands zum Frühstück. STILLBIRTH fallen da ein bisschen aus dem Rahmen. Also musikalisch. Es gab dieses Mal auch weit weniger bunte Kostüme. Aber das mit dem Circlepit hat schon gut geklappt ;)
Band: Lukas Swiaczny (vox, git), Leonard Willi (git), Szymon Skiba (git), Lukas Kaminski (bass), Martin Gruppe (drums)
:: Fotos :: OBSCURITY ::
[Dajana] Da mein favorisiertes Frühstück noch nicht fertig war, dann noch gleich :: OBSCURITY :: hinterher. Ich hab die bergischen Löwen schon länger nicht mehr live gesehen und eigentlich habe ich nur Sänger Agalaz erkannt. Da hat sich doch einiges getan im Line-Up. Musikalisch sind sie aber immer noch (fast) die Alten. Kann man sich gut anhören und das Volk hat sich dankbar mitziehen lassen.
So, nun aber Frühstück!
[Seb] @Dajana: Dass Du nur ihn erkannt hast, liegt daran, dass er inzwischen das einzige Originalmitlied ist…
OBSCURITY verfolge ich nun ja schon seit knapp 20 Jahren durch allerlei Line-Up-Wechsel hindurch und wünsche den Jungs, dass sie mit der (vergleichsweise) jungen Truppe um Agalaz jetzt (wieder) eine stabile Besetzung gefunden haben. Der Auftritt klang jedenfalls schon ziemlich eingespielt und sicher und wenn man nicht hinguckt, fällt einem erst einmal kein Unterschied zu “alten Zeiten” auf. Gelungener Einstand auf dem PSOA, schade nur dass es bei der kurzen Begegnung direkt nach dem Auftritt geblieben ist - man “schafft” es doch ab und an sich trotz aller Übersichtlichkeit des PSOA (jedenfalls im Vergleich zu den ganz großen Events) nicht über den Weg zu laufen.
Band: Agalaz (Mark Fähling - vox, git), Dornaz (Markus Hansgen - git), Askar (git), Grimnir (git), Vidar (bass), Isarn (drums)
[BRT] Den Name :: ENTHRONED :: habe ich schon tausendmal gehört, kennen tue ich allerdings keine einzige der über 10 Platten. Irgendwie landet die Band immer im hinteren Bereich und live wird klar warum. Das ist leider relativ beliebige Stangenwaren-Black Metal ohne irgend etwas Besonderes: keine coolen Riffs, kaum Atmosphäre, keine Melodien, die irgendwie hängenbleiben. Mehr als solide ist das nicht und Werbung für sich macht die Band auf der Bühne auch nicht gerade. Schade.
[Seb] Die Geschmäcker sind eben doch verschieden. Ich fand ENTHRONED trotz der für die Musikrichtung und das Corpse-Paint unpassenden Tageszeit durchaus gut, und durch den Einsatz zweier Sänger heben sie sich schon ein wenig vom Einheitsbrei ab. Ich hätte allerdings, zugegebenermaßen, auch einige andere Songs ausgewählt: Warum die Band z.B. live so gut wie nie Lamp Of Invisible Lights und ähnliche Songs spielt, ist mir ein Rätsel. Die Band ist meiner Meinung nach am Stärksten, wenn sie die Midtempo-Walzen (wie z.B. in Sepulchred Within Opaque Slumber) auspackt. ENTHRONED selber mögen es etwas brutaler, wie auch die Ansage “And now something more brutal, or do you prefer a ballad” zu verstehen gab ;) bevor es mit dem 1996er Rites Of The Northern Fullmoon (Prophecies Of Pagan Fire) auf die Mütze gab. Insgesamt war ich zufrieden.
[Öko] Bin da eher bei Seb als bei BRT! Auch wenn Black Metal bei Tageslicht atmosphärisch nicht die gleiche Wirkung erzielt, gaben ENTHRONED von der ersten Sekunde an Vollgas und hielten das Tempo während ihres 45-minütigen Sets konstant hoch. Die Zeit verging wie im Flug, aber der Eindruck, den sie hinterließen, war dafür um so nachhaltiger. Wären im Zelt bestimmt noch besser gewesen.
Band: Nornagest (vox, git), Wrast (git), Neraath (git, keys, vox), Norgaath (bass), Menthor ( drums)
Setlist: Deathmoor, Of Shrines And Sovereigns, Sepulchred Within Opaque Slumber, Silent Redemption, Through The Cortex, Rites Of The Northern Fullmoon, Hosanna Satana, Of Feathers And Flames
[BRT] :: AFSKY :: machen das schon deutlich besser als Enthroned. Melodien, Atmosphäre und catchy Songs sind vorhanden. Am Gekeife von Frontmann Ole werden sich wohl ein paar Geister scheiden, aber die Band ist sicherlich verdient da angekommen, wo sie jetzt ist. Auf der Bühne passiert allerdings nicht so viel. Die Band wirkt eher wie eine Studenten-Truppe auf Sommerurlaub, musikalisch gibt es aber nichts zu bemängeln. Trotzdem, dass hier funktioniert im Clubkeller oder im Zelt sicherlich deutlich besser.
[Seb] AFSKY waren für mich einer der größeren positiven Überraschungen des Festivals. Mir war zwar bekannt, dass spätestens die letzten beiden Studio-Alben bei Kritikern wie auch Fans enormen Anklang gefunden hatten, aber bei der überbordenden Menge an Bands, mit denen man heute zu tun hat, lagen diese immer noch auf meinem stetig wachsenden “Musst-Du-Mal-Reinhören”-Stapel. Ähnlich wie zuvor bei Enthroned gilt, dass die langsameren Passagen das Salz in der Suppe sind und AFSKY haben gleich etliche großartige Riffs und Melodien mit zum PSOA gebracht. Anders als Kollege BRT ist mir der Gesang gar nicht sonderlich (weder positiv noch negativ) aufgefallen, das passte für mich einfach so wie es war. Schade nur, dass es im Lauf des Auftrittes einige größere Probleme mit der Anlage gab, zwischenzeitlich fiel die gesamte rechte Boxenfront aus. Im Anschluss an den Auftritt hatte ich kurz Gelegenheit mit Sänger Ole zu sprechen und er verriet mir (OK, wohl eher kein Geheimnis, aber ich wusste es noch nicht ;-)), dass die Band im Oktober zwecks Tour wieder in Deutschland unterwegs sein werde. Da werde ich wohl definitiv hingehen, wenn einer der Stops in Rhein/Ruhr geplant ist.
[Öko] Die dänische Black Metal-Band AFSKY, die sich in den letzten Jahren zu einem der faszinierendsten Acts der Szene gemausert hat, konnte auf der großen Bühne leider nicht die gleiche Verbindung mit den Fans herstellen, wie sie es sonst bei ihren Clubshows draufhaben. Die Intensität kam im grellen Mittagslicht einfach nicht so richtig zur Geltung. Aber alles in allem hat es mir trotzdem ganz gut gefallen. Meinen Stehnachbarn sogar überragend gut! Naja, die beiden sind aber auch absolute Fans!
Band: Ole Pedersen Luk (alles), Simon Skotte Krogh (git), Jonas Faghtmann (bass), Martin Jørgensen (bass), Simon Frenning Sørensen (drums)
[BRT] :: CLOAK :: aus Atlanta haben inzwischen schon drei Alben am Start, muss die Band allerdings nach Album Eins irgendwie aus den Augen verloren haben. Auf To Venomous Depths waren da punktuelle Postpunk-Elemente zu finden, wie es heutzutage aussieht kann ich leider nicht sagen. Auf der Bühne kommt die Band vor allem sehr charismatisch und verdammt rockig rüber. Das war schon schwerst geil und wer Bands wie Uada, Watain oder Tribulation mag, sollte seinen Spaß gehabt haben. Hmmhh, und ich sollte mir Album zwei und drei mal dringend zu Gemüte führen.
Band: Max Brigham (git), Scott Taysom (vox, git), Billy Robinson (bass), JV Green (drums)
:: Fotos :: SACRAMENTUM ::
[Dajana] Die schwedische Tundra scheinst sich vom Permafrost zu verabschieden und bringt altgediente Recken wieder an die Oberfläche. Das letzte Werk von :: SACRAMENTUM :: stammt aus dem Jahre 1999, lässt man die Split im letzten Jahr mal aussen vor. Das war gar nicht mal schlecht und die Beschwörungsriten von Sänger Nisse waren geradezu putzig anzusehen ;)
[BRT] Mit SACRAMENTUM steht eine Band auf der Bühne, die sich ihre Meriten im Fahrwasser von Dissection und Co verdient hat und mit Far Away From The Sun zumindest einen Genreklassiker geschrieben hat. Die Göteborger spielen ein solides Set, nicht mehr und nicht weniger.
[Seb] Nicht nur was die Musik angeht hat man sich offenbar etwas bei Dissection abgeschaut, auch das Gehabe von Sänger Anders, der den ersten Song zum Teil kniend zum besten gab, hat etwas von deren (späterer) Theatralik geerbt. Ich kann mich nur anschließen, war solide aber leider auch schnell wieder vergessen.
Band: Nisse Karlén (Nils Joel Karlén - vox), Anders Brolycke (git), Julia von Krusenstjerna (bass), Tobias Kellgren (drums)
:: Fotos :: BEWITCHED ::
[Dajana] Huch, noch mehr Winterleichen ;) Bei :: BEWITCHED :: sind es aber „nur“ 18 Jahre… Interessant Wrath mal nur Bass spielen zu sehen. Ich kannte ihn bisher nur singend bei Naglfar, wo er wie ein Derwisch über die Bühne fegt. Vom Stage-Acting her er ist und bleibt er aber ganz der Frontman…
[BRT] Aber der rocknrollige Sound der Band kommt jetzt grad genau richtig. Irgendwo zwischen Black, Thrash und Heavy Metal mit ordentlich Motörhead- und Venom-Schlagseite, steht mit BEWITCHED endlich mal eine Band auf der Bühne, die es auch schafft, die Tanzbeine der Leute zu animieren. Ich kenne aus der Diskographie ja leider nur At The Gates Of Hell, aber der spielfreudige Auftritt macht definitiv Bock auf mehr. Kein langweiliges Black Thrash Gedresche, hier gibt es Groove und Kopfnicker Momente en masse. Fein, fein!
[Dajana] Ja, unterschreibe ich genau so!
[Öko] Als BEWITCHED die Bühne des PARTY SAN METAL OPEN AIR betraten, hatte ich richtig Bock auf eine Huldigung alter Venom (definitiv mehr) und Celtic Frost (etwas weniger) – und wurde nicht enttäuscht. Die Schweden, die seit den 90ern im Metal-Underground Kultstatus genießen, haben meine Erwartungen sogar noch übertroffen. Ihr Auftritt war ein absolutes Highlight und auch visuell ein echter Knaller: Die Pyro-Effekte kamen trotz der Uhrzeit schon richtig gut rüber. Funken und Flammen begleiteten die Songs und verstärkten die Atmosphäre der Show. Meiner Meinung nach können BEWITCHED locker mit einer Kultband wie Midnight mithalten – falls man die beiden Bands überhaupt vergleichen will oder kann.
[Seb] Ich muss gestehen, dass ich mir eingedenk der Tatsache, dass BEWITCHED Personal einer meiner langjährigen Lieblingsbands an Bord haben etwas mehr versprochen habe. Ich fand das nicht schlecht, aber zu ähnlicher Verzückung wie bei den Kollegen hat das bei mir nicht gereicht…
Band: Vargher (vox, git), Hellfire (git), Wrathyr (bass), Robert "Zoid" Sundelin (drums)
:: Fotos :: KRAANIUM ::
Seb] Das fühlte sich an wie ein Replay der grässlichen ersten Band des Tages - in dem Moment als ich sah, dass einer der Roadies sich schon während der ersten Takte mit einem aufblasbaren Gummi-Hammer Richtung Bühne aufmachte, war der Drops für mich gelutscht. Kindergarten bleibt auch dann Kindergarten, wenn man ein paar Gitarren und ein Schlagzeug reinwirft ;-)
[BRT] Eine von diesen Bands von denen ich noch nie gehört hatte, wo die Verwunderung groß war, dass die so weit oben im Billing auftauchen und der Schriftzug dann verriet aus welcher Ecke es kommt. Ja, einfach nicht meine Welt, ansonsten passt mein Geschriebenes zu Stillbirth 1:1 hier herein.
[Dajana] Weiß gar nicht, was ihr habt. Ich fand :: KRAANIUM :: gut. Aber ich mag ja auch diese Art von Musik sehr gerne ;)
Nach dem Abgang von Sänger Jack Christensen Anfang des Jahres, touren KRAANIUM nun quasi mit drei Sängern (Ricardo Proença, Philipp Heckel, Andreas Tseung), je nachdem, wer wann wo Zeit hat. In Schlotheim war es Phil. Inzwischen wurde der Posten offiziell ausgeschrieben. Man darf gespannt sein, wer sich zukünftig am Mikro tummeln wird.
Band: Philipp Heckel (vox), Mats Funderud (git), Jason Varlamos (git), Mika da Costa (bass), Tobias Tellenbach (drums)
:: Fotos :: INCANTATION ::
[Seb] Dang it, :: INCANTATION :: wollte ich eigentlich anschauen, aber es fing just, als ich mich zur Bühne aufmachen wollte, dermaßen an zu schütten und (nachdem sich der Wind schon den ganzen Tag über aufgebaut hatte) zu wehen an, dass der Auftritt der US-Amerikaner für mich im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fiel. Der im Camp normalerweise erstaunlich gute Sound wurde leider überwiegend weggeweht, so dass außer Schlagzeug und Vocals kaum etwas bei uns ankam. Schade, dabei war das eine der wenigen Death-Metal-Bands des PSOA die ich “aktiv” sehen wollte.
[BRT] Ja, INCANTATION! Kann mich nur zum 666sten male wiederholen, so muss Death Metal klingen. Eine Mischung aus krassem Gedresche und ganz finsteren langsamen atmosphärischen Parts. Die Mannen um Mainman John McEntee sind große musikalische Helden und sobald sie loslegen haben wir doch mal wieder ein glücklich debiles Grinsen im Gesicht. Vor der Bühne ist der Sound fett und recht klar, für die normalerweise finstere Atmosphäre ist es trotz Wolkenbruch aber natürlich noch ein wenig zu hell. Tolle Band, toller Auftritt.
[Dajana] Jawoll, so ist es! Und zum Regen gab es schliesslich einen phänomenalen Regenbogen.
Ich brauch unbedingt noch ein INCANTATION Shirt…
Band: John McEntee (vox), Luke Shively (git), Chuck Sherwood (bass), Kyle Severn (drums)
[BRT] :: VARATHRON ::, eine der Bands die ich unbedingt sehen wollte und so stand ich pünktlich ziemlich nah vor der Bühne und musste, ob der schieren Lautstärke doch wieder ein paar Meter zurück weichen, herrje. Ansonsten war der Sound klar und wuchtig und pegelte sich im Laufe des Gigs auch auf eine halbwegs okaye Lautstärke ein. Der griechische Black Metal kam richtig böse und okkult rüber, die typisch hellenischen Melodien ziehen mich ja immer wieder in den Bann und der Gesang von Stefan Necroabyssious ist schön boshaft und kraftvoll, auch wenn der Gute manchmal wie ein verrückter Schamane auf der Bühne herumturnt. Ich fands richtig super, aber offensichtlich haben alle aus unserer Truppe grad Pause gemacht und dieses Highlight verpasst. Tolle Setlist und eine Band die ich sicher gern länger als 45 Minuten gesehen hätte.
[Öko] Ne, ne, ich war auch da! Griechischer Black Metal ist wirklich etwas Besonderes! Egal ob Necromantia, Kawir oder die Speerspitze Rotting Christ – all diesen Bands ist gemeinsam, dass sie deutlich okkulter und düsterer klingen als viele ihrer skandinavischen Kollegen. Das trifft natürlich auch auf VARATHRON zu! Was ihren Auftritt im Zelt angeht, kann ich mich BRT nur anschließen. Übrigens waren VARATHRON die einzige Band auf dem PSOA 2024, die ein T-Shirt für 15 Euro im Angebot hatten – das wurde natürlich gerne angenommen. Die restlichen Shirtpreise lagen nämlich bei bis zu 35 Euro!
[Seb] Die Kollegen haben alles gesagt: Bisschen arg laut, aber eine tolle Band und ein überaus starker Auftritt!
Band: Stefan Necroabyssious (vox), Sotiris (git), Achilleas C. (bass), Stratos Kountouras (bass), Haris (drums)
Setlist: Ascension, Hegemony Of Chaos, Tenebrous, Unholy Funeral, Nightly Kingdoms, Saturnian Sect, Crypts In The Mist, Son Of The Moon (Act II), Sic Transit Gloria Mundi
:: Fotos :: БАТЮШКА ::
[Dajana] Welche :: БАТЮШКА :: Band ist jetzt eigentlich die offiziell richtige?
[Seb] Ich bin ziemlich sicher, offizieller Eigentümer” des Namens ist nach den jahrelangen Streitigkeiten inzwischen tatsächlich Krzysztof Drabikowski und damit die Version der Band, die wir beim PSOA sahen. Es musste allerdings nach knapp acht Jahren erbitterter Streitigkeiten tatsächlich ein polnisches Gericht entscheiden und Verlierer Krysiuk will sowohl Rechtsmittel einlegen als auch Ende des Jahres unter dem Namen erneut auf Tour gehen oder so...
Bisher ist immer etwas dazwischengekommen oder es kam die mich nicht sonderlich interessierende Version Krysiuks auf Tour, so dass ich mich mächtig auf БАТЮШКА gefreut habe. Mit den Kostümen, ca. 10 Bandmitgliedern, Chor und Statisten(?) und ausgefeilter Bühnendeko sah das Set sehr eindrucksvoll aus, allerdings bewegte sich während der gesamten Dreivierteilstunde nahezu nichts auf der Bühne: einen so statischen Auftritt sieht man vor allem mit so viel “Personal” normalerweise nur bei Chören, aber vermutlich war genau das sogar Absicht. So statisch wie der Anblick war, so perfekt war allerdings die Musik – ich hatte Mühe Unterschiede zu den Album-Versionen der Songs zu hören. Die Soundqualität stand dem, zumindest an meiner Position, um nichts nach, so dass ich in musikalischer Hinsicht rundum glücklich war. Natürlich war das Set recht vorhersehbar, da an Material nur das 2015er Litourgiya und das einzige vom Drabikowski allein veröffentlichte Panihida (2019) herhalten müssen, einen richtigen Aussetzer gibt es aber ohnehin auf keinem der Alben. Die Chöre gepaart mit den bombastischen Riffs sind im Klang unverwechselbar und obwohl die Stilmittel sich kaum jemals ändern, sind die Stücke als solche noch immer erstaunlich abwechslungsreich. Man frage mich aber bitte nicht nach den Songtiteln, die kann ich mir schon oft nicht merken, wenn sie in lateinischem Alphabet geschrieben sind, haha.
[BRT] БАТЮШКА hab ich kurz vor dem Split und dem drauf folgenden Kindergarten-Chaos mal live gesehen und fand das durchaus unterhaltsam und schön atmosphärisch. Aber klar, da ist natürlich auch mal wieder sehr viel Kasperletheater im Vordergrund, der manchmal von den eigentlich geilen Songs ablenkt. Und da hatten wir das Problem: da wo wir standen war der Sound unterirdisch schlecht, dumpf, mumpfig, bassig. Das war richtig übel und Songs konnte man nicht wirklich erkennen. In der Mitte fand ich es auch nur unwesentlich besser, aber gut, das war ja auch ein Thema des Wochenendes, bzw. vor allem des Freitags. Für mich enttäuschend, aber vielleicht wäre dann auch die Platzwahl entscheidend gewesen.
[Öko] Keine Ahnung welche БАТЮШКА das sind! Interessiert mich auch nicht weiter! Ist für einen Song ein Hingucker, aber dann wird’s auch schnell langweilig! Man könnte genausogut ein Foto der Band angucken und dabei einen ihrer Tonträger anhören! Käme wohl auf das gleiche raus!
[Dajana] Nachtrag: Kaum ist der Livebericht fertig, kommen die Neuigkeiten, dass sich diese БАТЮШКА hier nun in PATRIARKH umbenannt haben. Also ПATPИAPXь geschrieben und nicht zu verwechseln mit den belgischen Patriarch.
Band: Христофор (git, bass, vox), Барфоломей (vox)
:: Fotos :: SÓLSTAFIR ::
[Dajana] Bei den Isländern von :: SÓLSTAFIR :: dreht sich das Schlagzeuger-Karussell weiter. Nachdem sich Hallgrímur eine längere Auszeit gönnt (aber immer noch als offizieller Drummer geführt wird) hat sich sein Ersatz Ari Steinarsson nun die Knochen gebrochen und wird wiederum von Kristján Einar bei den Sommerfestivals ersetzt.
[Seb] Auch wenn einige das jetzt für Blasphemie halten werden: Das war jetzt die Band zum Luft holen und Füße hochlegen bevor es mit Behemoth ans Eingemachte geht ;-) Ganz im Ernst, wie so oft habe ich den Eindruck, dass die vorletzte Band des Tages viel zu “ruhig” ist: Für mich zieht das Energie raus wenn das “Härte-Level” einen derartigen Bruch bekommt. Bin ich damit alleine?
[BRT] SOLSTAFIR sind live immer eine Macht und ich finde grad diesen Bruch in all dem Getrümmer ja sehr begrüßenswert. Und auch wenn die Isländer zum x-ten Male hier spielen, ist es einfach erfrischend, die atmosphärischen Songs auf sich wirken zu lassen. Und auch wenn die ganzen gletscherartigen Passagen schon sehr Sigur Ros-mäßig sind, geht es auf den neueren Platten doch wieder etwas härter und rauer zu, was sich allerdings nicht auf das manchmal arg statische Bühnenacting auswirkt. Vor allem der Bassist wirkt meist völlig unbeteiligt und lustlos. Trotzdem war natürlich der Song Fjara einer der Momente des Festivals. Einfach magisch dieser Song.
Band: Aðalbjörn Tryggvason (vox, git), Sæþór Maríus Sæþórsson (git), Svavar Austmann (bass), Kristján Einar (drums)
:: Fotos :: KONVENT ::
[BRT] :: KONVENT :: - Dänischer All-Girl Doom Death Metal, vor ein paar Jahren noch zur frühen Mittagsstunde auf dem Metal Mean in Belgien, hier auf dem PSOA Freitags-Headliner im Zelt. Ja, da hat sich einiges getan. Die Mädels kommen richtig gut rüber, haben Ausstrahlung und auch auf der Bühne geht es zur Sache. Eine total sympathische Band, auch wenn mir Frontfrau Rikkes Gesang eine Spur zu krass ist. Aber die zweite Platte von der Band aus Kopenhagen steht hier und ich sollte sie dringend mal wieder hören.
[Seb] Wenn ich’s nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich nicht glauben dass diese Growls etc. aus einer ganz normal gebauten jungen Dame ertönten, haha. Klang schon krass, aber ich fand es jetzt auch nicht übertrieben - vielleicht ist das nur der Kontrast zwischen dem was man sieht und üblicherweise bei einer solchen Stimmte erwartet?
Jedenfalls eine positive Überraschung, die Truppe!
Band: Rikke (vox.), Heidi (bass), Julie (drums), Sophie (git), Sara (git)
:: Fotos :: FLAMMENZIRKUS ::
[Dajana] Bevor es dann mit dem Headliner weiterging, gab es eine Feuerperformance hinter dem FOH. Der Platz war seit dem frühen Nachmittag abgesperrt, mit Totenköpfen dekoriert und machte entsprechend neugierig. Das Jenaer Duo nennt sich :: FLAMMENZIRKUS :: und dürfte hier die “Große Festivalfeuershow” dargeboten haben. Das war doch mal eine sehr schöne… ähm… feurige Abwechslung ;)
:: Fotos :: BEHEMOTH ::
[Seb] :: BEHEMOTH :: haben bei mir seit ihrem legendären Tour-Abschluss in der Kölner Essigfabrik (Fuck, das ist wirklich schon acht Jahre her? Wo ist die Zeit geblieben...) einen Platz unter den besten Live-Bands die ich je sehen konnte, und das obwohl die Polen ansonsten nicht einmal in meiner Top Ten landen würden. Fast genau so lange wie dieses Konzert ist der letzte BEHEMOTH-Auftritt beim PSOA her, was Sänger Nergal mehrmals zum Anlass nahm zu betonen wie gerne die Band auf diesem Festival spielt. Auch ansonsten wie üblich nicht auf den Mund gefallen (zum 33-Jährigen Bestehen der Band merkte er an, “We’ve now officially outlived fucking Jesus Christ”, an anderer Stellle bat er mit “clap your hands you fucking lazy cunts” freundlich um mehr Publikumsbeteiligung) war Nergal wie immer das Zentrum der gewohnt bombastischen Live-Show. Am Ende habe ich keinen blassen Schimmer mehr gehabt wie viele unterschiedliche Kostüme zum Einsatz kamen, sechs mindestens?
Musikalisch gab es quasi ein Best-Of aus mehr als drei Dekaden Bandgeschichte, in der sich schon einige Knaller angehäuft haben. Vom uralten Cursed Angel Of Doom vom allerersten Demotape über Chant For Eschaton 2000 (The Satanist), Demigod vom gleichnamigen Album und Christians To The Lions (Thelema.6) bis hin zu Ov Fire And The Void wurde kaum ein Hit ausgelassen und klarer Fokus auf die frühen Jahre der Band gelegt. Ich bin tatsächlich froh, dass das “aktuelle” 2022er Opvs Contra Natvram ziemlich kurz kam, das ist eher eines der schwächeren Alben der Band.
Auch im Jahr 2024 haben BEHEMOTH nichts an ihren Live-Fähigkeiten eingebüßt, eindrucksvoller Abschluss von Tag zwei!
[Öko] Auch wenn ich Nergal für einen absoluten Spinner halte (Kill the Antifa-Shirt und ähnliche Kacke) und auch nie der riesen Fan ihrer Alben (ausgenommen The Satanist) war, muss ich doch anerkennen das hier eine richtig gute Show geboten wurde! Der Sound war bombastisch (bei BEHEMOTH auch nicht immer der Fall), die Lightshow richtig geil und das Bühnenbild super! Natürlich ist hier absolut nichts spontan und alles von vorne bis hinten durchgeplant, aber es hat dann halt auch alles geklappt! Würdiger Headliner!
Band: Nergal (vox, git), Orion (bass, vox) Inferno (drums)
Setlist: (Intro) Post‐God Nirvana // Once Upon A Pale Horse, Ora Pro Nobis Lucifer, Conquer All, Ov Fire And The Void, Cursed Angel Of Doom, Christians To The Lions, Demigod, The Deathless Sun, Blow Your Trumpets Gabriel, Bartzabel, Chant For Eschaton 2000 // O Father O Satan O Sun!
[Dajana] Tja, und da ist auch schon der zweite Festivaltag wieder zu Ende. Ich suchte des nächtens den Himmel nach den Perseiden ab, konnte aber keine einzige Sternschnuppe entdecken… *seufz* (Letztes Jahr hab ich zwei oder drei gesehen ;))
[BRT] Nachdem ich den größten Teil des Tages mit dem Bekämpfen des Katers beschäftigt war und mir das Bier auch nicht so richtig schmecken wollte, bin ich wohl so nüchtern wie noch nie auf dem PARTY SAN ins Bett gegangen. Ts, ts, ts … da ist doch mal wieder ein hartes Trainigslager angesagt...
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