2023-09-08 DE – Balve - Balver Höhle
 

• Main Stage • Amenra - My Dying Bride - Darkspace - The Vision Bleak - Disillusion - Laster

• Small Stage • Crone - Year Of The Cobra - 1476

Donnerstag

Main

Samstag

[Seb] Auf geht es zu Tag zwei! Leider hatten wir uns wegen der Verschiebungen auf der Setlist (Arthur Browns Absage sorgte dafür, dass DARKHER auf den Samstag verschoben wurde) vertan und verpassten den ersten Auftritt von YEAR OF THE COBRA, die auf einmal den Opener des Tages auf der Small Stage gaben.
[Dajana] Aber zum Glück gab es ja immer zwei Sets. Und, wir waren ausgeschlafen und fit :)

:: Fotos :: LASTER ::

[Dajana] Den Tag mit Obscure Dance Music beginnen… das fetzt! :: LASTER :: hatten mich schon 2019 (wo sie ebenfalls den zweiten Festivaltag eröffneten) mit ihrem schrägen und groovigen Black Metal total begeistert. Und das war jetzt kein bisschen anders :)
[Seb] LASTER sind mir von ihrem sehr starken 2014er Debüt De Verste Verte Is Hier in guter Erinnerung geblieben und ich war gespannt darauf, die Niederländer endlich einmal live zu sehen, zumal Songs vom für Oktober anstehen vierten Studioalbum Andermans Mijne zu erwarten waren. Zu heftigem Applaus (für die erste Band auf der Main Stage war es bereits knüppelvoll) betrat die Band in ihrer charakteristischen Volgelschädelvermummung zu sphärischem Intro und einem schwarz-weiß-Video mit Tänzerin im Hintergrund die Bühne, um in der Folge exzellente 45 Minuten abwechslungsreichen Black Metals (oder sowas in der Art, hauptsächlich Black Metal jedenfalls) zu bieten. Je nachdem ob die Songs gerade schnell, wüst, oder verhalten waren, änderte sich im Hintergrund das Video, in dem die immer selbe Tänzerin je nach Stimmung des Stückes in Kaleidoskop-Bilder zerlegt oder mittels anderer Effekte verfremdet wurde. Nur zum Outro normalisierte sich das Video wieder, während sich der Kreis mit denselben sphärischen Klängen zum Outro schloss.
Schon hier war mit klar, dass mir bei der einen oder anderen Band die 45-50 Minuten Spielzeit zu kurz werden würden… Besonders gut gefallen hat mir der Titeltrack des kommenden Albums Andermans Mijne, da werde ich sicherlich ein Ohr riskieren!

Band: S., W. Damiaen, N.
Setlist: Wachtmuziek, Vacuüm != Behoud, Kunstlicht, Andermans Mijne, Zomersneeuw, Schone Schijn, Vorm Alleen, Stenen Spiegel, Bitterzoe

:: Fotos :: YEAR OF THE COBRA ::

[Dajana] So, dann nun endlich auch :: YEAR OF THE COBRA ::. Small Stage die Erste. Es war sehr dunkel in der hinteren Ecke der Höhle, und sehr feucht, so dass das Equipment, insbesondere die Elektronik, schon litt. Manches war in Frischhaltefolie (sic!) eingewickelt, um keinen Kurzschluss zu fabrizieren. Gab es auch während des gesamten Festivals nicht. Schmälerte aber auch nichts an der Show der Seattle Combo. Ultrabrutaler Stoner Doom. Das Duo hat wie immer alles abgerissen. Geile Mucke, sehr sympathische Band - ich mag die einfach!
[Seb] Den zweiten, leider recht kurzen Auftritt, bekamen wir dann zum Glück noch mit. Beeindruckend, was die beiden da nur zu zweit und vor allem nur mit Schlagzeug und Bass auf der Bühne veranstalten, der Sound kann sich sehen bzw. hören lassen!
Insbesondere der erste Song dieses Sets (ich glaube Battle Of White Mountain von Ash And Dust) hat alles weggeblasen, das haut live noch mal viel mehr rein als auf dem Studioalbum. Sehr cool und das zahlreiche Publikum vor der kleinen Bühne sah das genauso: es sollte nicht selbstverständlich sein, dass auch beim zweiten Set auf der kleinen Bühne richtig volles Haus herrschte, denn echte Pausen, um sich mal die Füße zu vertreten, gab es ja nicht und da musste oftmals eine „kleinere“ Band dran glauben – nicht so hier.

Band: Amy Tung Barrysmith (vox, bass), Johanes Barrysmith (drums)
Setlist: The Divine, Into The Fray, Alone // The Battle Of White Mountain, White Wizard, Full Sails

:: Fotos :: DISILLUSION ::

[Seb] :: DISILLUSION :: stehen ganz kurz vor dem 30-jährigen Bandjubiläum, so dass ich sie schon das eine oder andere Mal live gesehen habe: Eine Cellistin hatten sie vorher noch nicht dabei, oder trügt mich meine Erinnerung? Die Sachsen machten von Beginn an keine Gefangenen und legten mit dem 11-Minütigen Am Abgrund (Single-Auskopplung des aktuellsten Albums Ayam) furios los. Wann bekommt man schon mal Death Metal mit Trompete zu hören? Und auch der Rest des Sets bestand ganz überwiegend aus neueren Stücken, ich glaube das neueste stammt vom 2006er Album Gloria. Leider war der Sound nicht immer optimal, Cello und Trompete konnte man eher erahnen als hören, manchmal musste ich sehen, dass gespielt wurde um das jeweilige Instrument wirklich herauszuhören. Alles in allem aber ein solider Auftritt, wobei ich gerne auch eine der ganz alten Nummern gehört hätte.
[Dajana] Alles gesagt, großartige Show!

Band: Andy Schmidt, Ben Haugg, Josh Saldana, Sebastian Hupfer, Felix Tilemann, Birgit Horn
Setlist: Am Abgrund, Driftwood, The Black Sea, Alea, Tormento, The Mountain

:: Fotos :: 1476 ::

[Seb] :: 1476 :: hatten sich gestern auf der Wiese schon eine kleine Fangemeinde erspielt, und so war es direkt zum ersten Set auf der Small Stage ziemlich voll vor der Bühne. Die Jungs spielten heute ein in jeder Hinsicht komplett anderes Set. Nicht nur überschnitten sich die beiden Setlisten in keiner Weise, es wurden natürlich auch endlich die E-Gitarren ausgepackt. 1476 spielen einen Hybriden aus (Post) Black Metal, Folk, Punk und Art Rock mit überwiegend klarem Gesang – schwer zu fassen und zu beschreiben. Dazu kommt noch, dass die Band ihren Stil mit fast jedem Album deutlich ändert. Muss man eigentlich gesehen haben, und ich kann es Liebhabern mindestens einem der genannten Genres nur empfehlen, sollten 1476 einmal wieder in der Gegend sein. Wie mir einer der Jungs später am Abend erzählte, knüpft man schon fleißig Kontakte und arbeitet an einer Rückkehr nach Deutschland.
[Dajana] Ja, 1476 sind schon großartig. Gerade live kommen sie um einiges dynamischer rüber, als auf CD.

Band: Robb Kavjian, Neil DeRosa (drums, perc), Nate Adelman (git), George (bass)
Setlist: Lost In Exile, Lapis Fire, Jade Fire: A Paragon // Carnelian Fire, Winter Of Winds, Ettins

:: Fotos :: THE VISION BLEAK ::

[Dajana] Tada… Jubiläum! Also fast. Quasi. Das Debütalbum The Deathship Has A New Captain (9 Songs Of Death, Doom And Horror) wurde 2004 veröffentlicht und hat heuer somit (knapp) 20 Jahre auf den Buckel. Eine perfekte Gelegenheit, um dieses großartige Album in seiner ganzen Schönheit live zu präsentieren und zu zelebrieren. Und das taten :: THE VISION BLEAK :: dann auch. Und das Publikum ebenso.
[Seb] The Deathship Has A New Captain habe ich damals kurz nach der Veröffentlichung (sicher auch mit Dajana) bei einem der Osnabrücker 1-Tages-Festivals im Eventcenter an der B1 gesehen, danach sind mir THE VISION BLEAK höchstens noch einmal live begegnet.
Als eine der wichtigsten Bands des Labels erhielten die Herren Schwadorf und Konstanz sowie ihre Live-Mitstreiter den bisher mit Abstand größten Applaus, noch bevor eine einzige Note gespielt war. Die Setlist bot natürlich keinerlei Überraschungen, da, wie schon vorab angekündigt, das gesamte Album von Anfang bis Ende durchgespielt wurde – und das perfekt und mit sichtlicher Spielfreude. Und spätestens als Konstanz zu einem der Songs auf der Stelle marschierte, sah er mit Hut und Schminke aus wie des Teufels Drillsergeant. Zwar klingen, vor allem nach einigen Jahren Abstand, nahezu alle Stücke auf The Deathship Has A New Captain ziemlich ähnlich, allerdings sind sie damit auch alle ähnlich gut. Hat Laune gemacht und das Publikum war begeistert.
[Dajana] Das Publikum war nicht nur begeistert, sondern hat auch nahezu jeden Song lautstark mitgesungen und getanzt. Aber wer kann da schon stillstehen ;)

Band: Schwadorf(git, vox), Konstanz (vox), Alsvartr (git), Aline Deinert (violine), Fursy Teyssier (bass), Seb (drums)
Setlist: A Shadow Arose, Night Of The Living Dead, Wolfmoon, Metropolis, Elizabeth Dane, Horror Of Antarctica, The Lone Night Rider, The Grand Devilry, Deathship Symphony

:: Fotos :: DARKSPACE ::

[Dajana] :: DARKSPACE :: geben sich schon extrem mystisch. Nichts Genaues weiß man nicht über die Band. Social Media gibt es nicht und das letzte Album, Dark Space III I, liegt auch schon 10 Jahre zurück. Die Schweizer spielen sehr atmosphärischen Ambient Black Metal. Reingehört hatte ich schon mal und das gefiel mir auch extrem gut, nur live gesehen hatte ich sie noch nie! Debüt! Und was soll ich sagen… Das war wirklich großartig!
[Seb] Wow, das war krass. Wenn man jetzt einfach nur schreiben würde, dass da drei Gestalten mit Corpsepaint auf der Bühne standen und ca. 47 Minuten lang relativ regungslos die meiste Zeit lang dasselbe „Riff“ schrammelten, wäre das zwar korrekt, würde dem Ganzen aber irgendwie nicht gerecht. DARKSPACE schafften es, aus im Grunde genommen sehr simplen Zutaten, einen unvergleichlich dichten Soundteppich zu erzeugen, der seinesgleichen sucht. Ich hatte mich die ganze Zeit gefragt, wie viele Songs das denn nun waren, denn es gab keinerlei erkennbare Breaks oder Pausen – im Nachhinein stellte sich heraus, dass es tatsächlich ein einziger, auf absurde 47 Minuten gebrachter Track war. Sehr geil.
[Dajana] Stellt sich die Frage, welcher Track das war. Aha, Dark -2.-2, der einzige Track der 47-Minuten-EP Dark Space –II, welche voraussichtlich im Frühjahr 2024 über Seasons Of Mist erscheinen wird.

Band: Zhaaral (git, vox), Wroth (git, vox), Yhs (bass)
Setlist: Dark -2.-2

:: Fotos :: CRONE ::

[Dajana] Von der Wiese auf die kleine Bühne. Und nächstes Jahr dann hoffentlich wieder auf der großen Bühne mit einem vollen Set. Die Show von :: CRONE :: war dieses Mal was ganz Besonderes. Nicht weil die Performance außergewöhnlich - nichtsdestoweniger gut - war, sondern weil Thelemnar und Daevas als Gäste am Bühnenrand standen, und kleine Nachwuchs-Rockerinnen ;)
Aber ich habe Kirsten Schuhmann vermisst. Oder kam die Sängerin erst beim zweiten Set dazu?
[Seb] Die Band, die ich dafür verantwortlich mache, dass Secrets Of The Moon den Bach runtergegangen sind, spielte als nächstes auf der Small Stage – und tatsächlich waren sogar zwei ehemalige Bandkollegen aus alten SOTM-Tagen mit im Publikum. Ich finde CRONE isoliert betrachtet musikalisch gar nicht so schlecht, kann aber mit dem Gesang nicht sonderlich viel anfangen. So gönnte ich mir beim zweiten Set auch eine wohlverdiente Pause an der frischen Luft.

Band: Kevin Olasz (git), Phil Jonas (vox, git), Christian Schmidt (keys), Kirsten Schuhmann (vox)
Setlist: Abyss Road, The Ptilonist, Quicksand, Towers Underground // Houses Of Gehenna, Gemini, Waiting For Ghosts, Silent Song

:: Fotos :: MY DYING BRIDE ::

[Seb] Ein weiteres bereits 1990 gegründetes Metal-Urgestein: Ich wusste ganz ehrlich gar nicht, dass es die Band noch gibt, haha. Nie ganz so mein Fall gewesen und die neueren Alben mag ich gar nicht mehr. Zum Glück spielten :: MY DYING BRIDE ::, beginnend mit Your River vom 1993er Turn Loose The Swans gleich einen ganzen Haufen 90er-Jahre-Songs, so dass ich die Show insgesamt deutlich mehr genossen habe, als ich erwartet hätte!
[Dajana] Das war ganz ohne Zweifel eine der großartigsten Shows einer Band, die ich seit Längerem nicht mehr live gesehen habe (zuletzt 2016 im Turock). Wie immer stand Sänger Aaron Stainthorpe im Rampenlicht und litt 1000 Tode, während der Rest der Band eher verhalten agierte. Lediglich Shaun Macgowan trat hin und wieder aus dem Schatten und agierte lebhafter, wenn er zu seiner Geige griff.
Musikalisch, muss ich gestehen, hab ich mich inzwischen weit von der Band entfernt, und dass, obwohl ich MY DYING BRIDE früher vergöttert habe. Gut, der Musikgeschmack ändert sich halt über die Jahre. Es war dennoch eine beeindruckende Show für mich, nur die überbordende Begeisterung dafür fehlte mir. Aber dafür gab es ja tausend andere Fans, denen zum Teil sogar die Tränen in die Augen traten ;)

Band: Aaron Stainthorpe (vox), Andrew Craighan (git), Neil Blanchett (git), Lena Abé (bass), Shaun Macgowan (keys), Dan Mullins (drums)
Setlist: Your River, Your Broken Shore, Like Gods Of The Sun, Catherine Blake, The Cry Of Mankind, She Is The Dark, Turn Loose The Swans, The Dreadful Hours

:: Fotos :: AMENRA ::

[Dajana] Der musikalische Unterschied könnte nun kaum krasser sein und unterstreicht überdies perfekt meine gerade getätigte Aussage zu My Dying Bride und wo meine musikalischen Interessen inzwischen so liegen ;) Und ich war auch einigermaßen überrascht, das Prophecy Productions solch eine Band gebucht haben ;) :: AMENRA :: in dieser Höhle live erleben zu dürfen… darauf hatte ich mich extrem gefreut :) Das konnte nur großartig werden! Und das war es auch! Eigentlich ist eine AMENRA Show kaum in Worte zu fassen. Es gibt kaum eine Band, die so intensiv ist, unter die Haut geht, gleichermaßen wahnsinnig wie genial ist.
[Seb] Vorabgeschickt: Trotz allem was folgt, hat mir der Auftritt durchaus gefallen und war ein würdiger Abschluss von Tag 2 ;)
Ich erinnere mich noch, dass die Belgier mal in Oberhausen gespielt haben und Dajana mal wieder voll des Lobes war, während ich nebenan die Jubiläumstour von Mayhem mitgenommen hatte. Nun bin ich kein großer Freund des Genres als solchem, ich finde die Songstrukturen üblicherweise vorhersehbar bis hin zur totalen Langeweile (tatsächlich quasi genau wie bei der langen Zeit unvermeidbaren Nu-Metal-Welle). Und auch AMENRA machen da, was die Strukturen angeht (vermutlich mit voller Absicht), keine große Ausnahme. Das Schema, in der fast immer gleichen Folge und sogar fast mit auf die Sekunde identischem Timing zwischen extrem ruhigen und dann manischen Passagen zu wechseln, war bei fast allen gebotenen Stücken quasi komplett identisch (und ja, ich weiß, dass das nicht nur dem Genre geschuldet, sondern auch Part der „Story“ ist, die der jeweilige Song erzählen soll, aber es haben ja auch nicht alle Romane die exakt selbe Erzählstruktur…). Wenn denn aber die Gitarren (endlich) aufdrehen, entschädigt der gewaltige Sound für (fast) alles, das ist - vor allem an diesem Ort - schon mehr als beeindruckend (und klingt ein bisschen wie in Lamp Of Invisible Light der ebenfalls aus Belgien stammenden Enthroned, finde ich…).
Ich fände es nur eben noch besser, wenn der Sänger nicht ganz so will herumhampeln würde (einige Songs erweckten den Eindruck, als sei das eine bühnenhafte Darstellung bipolarer Episoden o.Ä.) und wenn die ruhigen Parts zum einen deutlich weniger vorhersehbar und, zum anderen und vor allem, deutlich kürzer eingesetzt würden. Klingt jetzt alles etwas negativ, obwohl es wie eingangs erwähnt ein durchaus beeindruckender Abschluss war – und bei dem vor allem jeder, der dem Genre zugeneigter ist, voll auf seine Kosten gekommen sein dürfte. Und die Ovationen zum Abschluss bewiesen, dass ich selbst mit verhaltener Kritik eher in der Unterzahl sein dürfte…
[Dajana] Ja, da würde ich drauf wetten! ;) Wie gesagt, AMEMRA ist eine eher ungewöhnliche Band für das PROPHECY FEST und trotzdem wurden die Belgier extrem gut angenommen, versank das Publikum in Trance und Raserei. Ja, ein phänomenaler Abschluss des zweiten Festivaltages!

Band: Colin H. van Eeckhout (vox), Mathieu Vandekerckhove (git), Lennart Bossu (git), Tim De Gieter (bass), Bjorn Lebon (drums),
Setlist: Thurifer et Clamor ad te Veniat, Plus près de toi, Razoreater, De Evenmens, Am Kreuz, A Solitary Reign, Diaken

[Seb] Insgesamt ein toller erster Tag in der Höhle. Abgesehen von der Musik, war vor allem die gesamte Atmosphäre in dieser einmaligen Umgebung einfach toll und unvergleichlich. Da kommt so kein anderes Festival mit, und ich hab schon einige hinter mir. Freue mich schon auf den Samstag!

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