[Psycho] Schon am Vorabend konnten wir auf unserem Parkplatz feststellen, dass dort weit weniger Autos standen als zu früheren Festival-Terminen. So sollte es dann auch an den beiden folgenden Tagen sein…
:: Fotos :: MIDNIGHT RIDER ::
[Dajana] Die Koblenzer von :: MIDNIGHT RIDER :: haben einen langen Werdegang hinter sich. 2004 gegründet, kam erst 2017 das vielbeachtete Debüt, gefolgt vom 2022iger Zweitwerk Beyond The Blood Red Horizon. Wer sagte hier was von Judas Priest? Ähm… Also, ja, die Stimme vom Ansatz her, ok, gehe ich mit. Sonst war das aber nix. Und das lag nicht daran, dass der Gitarrist mit Gipsbein unbequem sitzen musste…
[Psycho] Der BRT war’s (Fingerpointing…). Die Erwartungshaltung war jedenfalls hoch und wurde umso herber enttäuscht. Die Band wirkte total gebremst, fremdelte spürbar mit der großen Bühne und machte auch technisch keinen guten Eindruck. Behäbig kursierte schnell in aller Munde. Gepflegte Langeweile kann man es auch nennen. So bringt man die Leute zu Beginn des Tages jedenfalls nicht auf Trab.
[BRT] Jo, das war leider etwas lahm. Die Platten kann ich gut hören, aber die Performance von MIDNIGHT RIDER war leider arg behäbig. Wurde gegen Ende des Sets besser, aber die Band ist vermutlich im kleinen Club besser aufgehoben.
[Sui] Lag’s am Handicap des Gitarristen, der wegen einer Fußverletzung den Gig auf einem Hocker hängend absolvieren musste? Oder dem schlechten Sound zum Beginn? Tatsächlich wirkten MIDNIGHT RIDER mit der großen Bühne überfordert. Das Songmaterial war am Anfang etwas beliebig, die besseren Songs folgten im Mittelteil des Auftritts. Störend wirkte auf mich vor allem, dass der Gitarrist ein ums andere Mal sehr holprig spielte, was den Druck immer wieder rausnahm.
Band: Wayne (Micha Baum - vox), Blumi (Jochen Blumenthal - git), Cliff Bubenheim (bass), Tim (drums)
Setlist: Your Parole, No Man's Land, Majestic Warfare, Beyond The Blood Red Horizon, Intruder, Spew My Hate, Opium Trail // Execution
:: Fotos :: KNIFE ::
[Psycho] Wie man es besser macht, zeigten anschließend :: KNIFE ::, die von ersten Sekunde an keine Zweifel daran ließen, dass sie richtig die Sau raus lassen wollten. Ihr räudiger Motörhead meets Thrash Metal-Sound ist aber auch bestens für so einen mittäglichen Arschtritt geeignet. Das sorgte dann quasi zwangsweise für mehr Bewegung im Publikum. Danke, jetzt war ich wach…
[Dajana] Ich fand die schweinegeil. Ich musste bei Sänger Vince immer an Louis Benjamin Falgoust II denken. Generell kamen mir Goatwhore ein ums andere Mal in den Sinn. Die Band zeigte auch klare Kante gegen Homophobe, Kriegstreiber und Nazis. Ja, sehr geil!
[BRT] KNIFE habe ich inzwischen mehrfach live gesehen und immer wieder haben sie einen tollen Eindruck hinterlassen. Da ist mitreißende Energie auf der Bühne, ein sympathischer Sänger und mächtig ballernder punkiger Speed Metal, oder so ähnlich. Auf Konserve fehlt es noch etwas an Wiedererkennungswert oder mal einer coolen Melodie, aber ich glaube da ist noch reichlich Potential vorhanden.
[Sui] Bei KNIFE gab es dann die ersten Moshpits des Tages. So kommt eine Band rüber, wenn sie hungrig ist. Da war viel Bewegung auf der Bühne, es bollert aus allen Rohren und ein Shouter, der sich Vince Nihil nennt, hat schon vor dem ersten Ton alles richtig gemacht. Ich kann nicht behaupten, dass von den Songs irgendein Riff oder Refrain besonders hängen geblieben wäre. Was bleibt, ist auf jeden Fall ein guter Eindruck.
Band: Vince Nihil (vox), Laz (git), Gypsy Danger (bass), Fernando (drums)
Setlist: Chromium Prayer, The Hallowed Chamber Of Storms, Inside The Electric Church, Black Leather Hounds, Sword Loser, I Am The Priest, K.N.I.F.E., Demon Wind, Sacrifice, Behold The Horse Of War, White Witch Black Death, Sacrifice (Bathory cover)
:: Fotos :: DEPRESSIVE AGE ::
[Psycho] Da Nestor noch im Stau steckten, rückten die nächsten Bands einen Slot vor.
[Dajana] Seit Pi mal Daumen 1997 waren :: DEPRESSIVE AGE :: von der Bildfläche verschwunden. Ein kurzes Piepsen in 2005 und dann wieder Stille, wobei die Bandmitglieder in verschiedenen anderen Projekten und Bands sehr umtriebig waren. Letztes Jahr dann die Reunion und nun der erste Liveauftritt seit dem offiziellen Comeback.
[Psycho] Ehrlich gesagt hatte ich die Band komplett aus den Augen verloren. Lege ja gerne mal alte Scheiben auf, aber DEPRESSIVE AGE waren in den 27 Jahren seit der letzten Veröffentlichung nie dabei. Die neu reformierten Berliner zeigten während der Show zwar einige gute musikalische Ansätze, wirkten aber nicht wirklich eingespielt. Größtes Problem ist aber klar der Gesang, es ist kein gutes Zeichen, wenn der Gastsänger (Matthias von Post-Mortem) deutlich agiler und stimmgewaltiger rüberkommt und dabei auch noch für mehr Unterhaltung sorgt. Wird schwierig mit dem Comeback.
[Dajana] Ja, der Lack ist ganz schön ab. Sind halt ein paar Jahre vergangen. Musikalisch fand ich es sehr spannend, technisch, nun, da ist noch Luft nach oben und modisch fand ich Sänger Jan eher grenzwertig. Ist aber auch nur 'ne Geschmacksfrage ;) Immerhin gab es mit War (bei dem Matthias von Post-Mortem das erste Mal mit auf der Bühne war) einen neuen Song vom angekündigten fünften Album. Darüber hinaus zollten die Berliner Tribut an die kürzlich verstorbene Tina Turner aber auch an Thomas "Quorthon" Forsberg, dessen Todestag an diesem Samstag war.
[Sui] DEPRESSIVE AGE haben auch bei mir einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Die Mischung aus eher melancholischen Parts und Thrash/Death finde ich eigentlich interessant. Über weite Strecken hat die Band das auch musikalisch ziemlich gut rübergebracht. Die Vocals mäanderten dann aber doch eher ziel- und kraftlos durch die sehr vielfältigen Songparts, ohne dass da eine rote Linie festzustellen gewesen wäre. Vor allem bei den ruhigeren Parts hing er teilweise arg daneben. Wie Psycho schon feststellte: Der deutlich stimmgewaltigere Gastsänger machte die Schwächen der Vocals eklatant deutlich. Da half auch die teilweise etwas merkwürdige Theatralik nichts mehr. Schade.
[BRT] Zwiespältig trifft es ganz gut. Da waren tolle Ideen, definitiv ein origineller Sound, aber insgesamt eine etwas unausgegorene Darbietung. Muss dazu allerdings sagen, dass ich nur das Debüt von früher kannte, die Band aber ähnlich wie Kollege Psycho völlig aus den Augen verloren habe. Werbung, um es nochmal zu versuchen, haben sie leider nicht gemacht. Da habe ich deutlich mehr erwartet...
Band: Jan Lubitzki (vox), Jochen Klemp (git), Markus Marth (git), Peter „Brutus“ Habermann (vox), Mario Prause (bass), René Jauernik (drums)
Setlist: Lying In Wait, We Hate Happy Ends, Berlin, World In Veins, Cairo Crabat, Electric Scum, War, Innocent In Detention, Eternal Twins
:: Fotos :: VOIVOD ::
[Dajana] Ja, sorry, ich hätte natürlich auch gerne die Anarcho-Punks von DISCHARGE gesehen, schließlich treiben die sich schon seit 1977 rum. Nun, das Alter fordert offensichtlich seinen Tribut. Gute Besserung aus dem NH HQ. Aber… ABER… wenn dafür :: VOIVOD :: kommen, dann bin ich die Allerletzte, die nörgeln würde ;) Ich hatte da schon drauf gehofft, als Exodus abgesagt hatten. (Wer nicht? - Psycho) Synchro Anarchy anstatt Anarcho Punk. Kann man so machen ;) Away hatte übrigens ehrenvollerweise ein DISCHARGE Shirt an :)
[Psycho] Wie bereits eingangs erwähnt fielen DISCHARGE krankheitsbedingt aus und wurden (zum Glück) durch VOIVOD ersetzt. Nichts gegen die altgedienten Punk-Veteranen, aber für mich retteten die Franko-Kanadier den Tag. Die Setlist orientierte sich größtenteils an der im Juli erscheinenden Morgöth Tales-Scheibe. Damit wurden praktisch alle Schaffensphasen der Band abgedeckt, es gab aber trotzdem Songs zu hören, die es normalerweise nicht ins Programm der Band schaffen. Was aber bei der Gesamtqualität des VOIVODschen Schaffens absolut kein Manko ist. Nicht überraschend hingegen sind die technischen Fähigkeiten, vor allem Away und Chewy sorgten bei einigen Musikerkollegen für runtergeklappte Kinnladen - eine Lehrstunde darin, wie man komplexes Material tight und präzise und dazu mit jederzeit sichtbarer Spielfreude zelebriert. Snake war zudem gut gelaunt und gab sogar mal eine Tanzeinlage zum Besten. Alles in allem perfekte Unterhaltung und mit Abstand das Highlight an diesem Samstag.
[Dajana] Jap, absolut geniale Show! Ohne Wenn und Aber! Da war mein Fan-Herzchen heftig am Pochen ♥♥♥ Nicht unerwähnt bleiben sollte aber die Art der Kommunikation der wegen des RHF abgesagten Show in Ulm, die bei den (dortigen) Fans für sehr viel Unmut sorgte. Natürlich ehrten VOIVOD während ihrer Show wieder ihren Mitbegründer und Gitarristen Denis „Piggy“ D’Amour, der 2005 an Krebs verstarb. Gab es eigentlich jemals eine Show, wo die Jungs das nicht gemacht haben?
[Sui] VOIVOD waren dann das erste und wahrscheinlich auch größte Highlight des 2. Tages. Progressiver Thrash vom Feinsten! Dazu noch gut aufgelegte Musiker, auch wenn sich mit Sänger Snake nur noch ein Mitglied der Urbesetzung im jetzigen Line-Up befindet. Seine gute Laune (Sympathiewerte fast schon im Phil Rind-Bereich) übertrug sich auf die Menge, die einen großartigen Auftritt mit frenetischem Jubel dankte.
[BRT] Nee, nee, Away, der Drummer ist auch seit Anfang an dabei und ist damit die einzige Konstante der Band, da Snake ja in den 90ern nicht in der Band war. Aber genug der Besserwisserei. Vorweg Danke VOIVOD! Auch wenn ich kaum eine Band in den letzten Jahren häufiger live gesehen habe, schafft es die Band immer wieder mich aufs Neue zu begeistern. Nie ist die Setlist gleich, immer steht dort eine gut gelaunte spielfreudige Band auf der Bühne. Jedes Mal gibt die Band alles. Positive Energie bis zum Anschlag. Fan-nah, sympathisch und absolute Könner dabei, ohne das an die große Glocke zu hängen. Wenn es hier eine Band gibt, die den Metal-Spirit zu 100% verkörpert, dann sind es VOIVOD. Und auch hier auf dem Rock Hard war es eine Lehrstunde wie ein kurzer Live-Gig auszusehen hat. Geil, geil, geil! Danach sah man nur zufrieden grinsende Gesichter im Publikum und eine dankbare Band auf der Bühne. Möchte hier auch noch mal eben eine Lanze für Rocky, den Bassisten, brechen. Der wird ja irgendwie nie erwähnt. Er ist ein absolutes Live-Monster!
[Sui] Ups, Bert hat natürlich Recht, „Away“ ist ebenfalls Gründungsmitglied, die Drummer übersieht man manchmal.
Band: Denis „Snake“ Belanger (vox), Daniel „Chewy“ Mongrain (git),Dominic „Rocky“ Laroche (bass), Michel „Away“ Langevin (drums)
Setlist: Killing Technology, Obsolete Beings, Macrosolutions To Megaproblems, Rise, Rebel Robot, Thrashing Rage!, Holographic Thinking, Sleeves Off, Fix My Heart, Voivod
:: Fotos :: BRIAN DOWNEY'S ALIVE & DANGEROUS ::
[Dajana] Öhm… wer? Sorry, hab ich noch nie was von gehört. Also, natürlich kenne ich Brian Downey als Schlagzeuger von Thin Lizzy und natürlich ist mir klar, dass ALIVE & DANGEROUS eine Entlehnung des ersten Thin Lizzy Live Albums, Live And Dangerous (1978) ist. Aber darüber hinaus…
Ok, also eine (weitere aber sehr spezialisierte) Thin Lizzy Coverband. Braucht es noch eine nach dem Original und den Black Star Riders? Ich denke nicht. Zugegeben, Brian Downey da wie einen Jungspund trommeln zu sehen... großartig! Die Band spielte tight, hatte Spass und Sänger/Bassist Matt Wilson hatte was von Phil Lynott oder auch Frank Zappa, sehr sympathisch. Nichtsdestotrotz: Kaffee. Essen. Danach wurde getanzt, da musste man fit sein ;)
[Sui] Keine andere Band des ROCK HARD FESTIVAL 2023 konnte mit einer derartigen Dichte an Rock-Klassikern aufwarten wie :: BRIAN DOWNEY'S ALIVE & DANGEROUS ::. Man kann darüber streiten, ob es sich im Prinzip nur um eine Coverband handelte, zumal Brian Downey kompositorisch bei Thin Lizzy nur eine Nebenrolle spielte. Immerhin bei 5 der gespielten Songs ist er als Co-Writer genannt worden. Ansonsten hat das inzwischen 72-jährige Ur-Mitglied der Dubliner Hardrocklegende eine kompetente Truppe an Profimusikern um sich geschart, die den legendären Songs absolut gerecht wird. Vor allem Sänger/Bassist und Phil Lynott-Lookalike Matt Wilson bietet eine herausragende Performance. Und da regt sich bei der einen oder anderen Nummer tatsächlich Gänsehaut auf meinen Unterarmen. Das unvermeidliche Whiskey In The Jar wird dann auch vom ganzen Rund des Amphitheaters mitgegrölt. Coverband oder nicht? You decide! Mir hat es jedenfalls tierisch Spaß gemacht.
[BRT] Erwartet habe ich nichts, auch nichts über diesen Thin Lizzy Ableger gelesen. Umso überraschter war ich, dass dort eine richtig geile Band auf der Bühne stand. Der Sänger muss doch mindestens ein Sohn von Phil Lynott gewesen sein, er sah so aus und sang genauso. Wahnsinn. Insgesamt gab es eine eher relaxte Darbietung, was aber nicht negativ gemeint sein soll. Nach Voivod war das ein sehr geiler Break. Tolle Songs, sympathisch rüber gebracht, genau das richtig in dem Moment. Und würde ich mir sofort wieder anschauen.
Band: Brian Downey (drums), Matt Wilson (bass, vox), Michal Kulbaka (git), Joe Merriman (git)
Setlist: Are You Ready, Jailbreak, Emerald, Rosalie (Bob Seger cover), Warriors, Still In Love With You, Dancing In The Moonlight (It's Caught Me In Its Spotlight)/Massacre, Cowboy Song/The Boys Are Back In Town, Róisín Dubh (Black Rose): A Rock Legend, Whiskey In The Jar
:: Fotos :: NESTOR ::
[Dajana] Ja, ja, ja! Auf :: NESTOR :: hatte ich mich wirklich sehr gefreut. Die Schweden haben mich mit ihrem Debüt Kids In A Ghost Town regelrecht umgehauen und dieses Spektakel wollte ich dann auch unbedingt live sehen. Ich wurde nicht enttäuscht! Und einen Moment dachte ich sogar, dass die Schweden Samantha Fox für Tomorrow angeschleppt hätten… war sie dann doch nicht, sondern eine vermutlich schwedische Sängerin. Ich hatte ja noch leise auf einen neuen Song von einem möglicherweise neuen Album gehofft, aber nein. Im Amphitheater ging richtig die Post ab, allen Unken-Rufen zum Trotz.
[Psycho] Die Publikumsresonanz war tatsächlich sehr positiv, eine einzige Party im Rund. Für mich klang das aber alles sehr nach den (zu Recht) vergessenen Demo-Aufnahmen aus der 80er Van Halen-Phase mit den vielen Keyboards. Das peinliche Whitney Houston-Cover zum Abschluss bestätigte das aus meiner Sicht noch mal nachdrücklich.
[Dajana] Jaaahaa…bei dem aber auch jeder textsicher mitgesungen und mitgejubelt hat. Nur mal so am Rande… ;)
[Sui] Von NESTOR habe ich leider nicht so wahnsinnig viel mitbekommen, soll aber sehr unterhaltsam gewesen sein. Ob das Cover des Whitney Houston Songs I Wanna Dance With Somebody peinlich oder einfach nur unterhaltsam war, darüber kann man streiten. Jedenfalls schien es der Mehrheit des Publikums zu gefallen.
[BRT] Puh … Nee. Hab ja schon viel über die Band gehört und war durchaus neugierig auf NESTOR, aber das war doch etwas too much. Ich kann inzwischen durchaus etwas mit den Sounds von Journey oder Foreigner anfangen, auch mit neuen Bands wie dem Night Flight Orchestra, aber hier hat eine Band aus einer guten Idee eher eine alberne Parodie gemacht. Zuviel Zucker ist halt ungesund. Danke, nein.
[Seb] Schamloses surfen auf der Nostalgiewelle – naja, wer’s mag… Man könnte sagen, der Erfolg gibt ihnen Recht, aber es hat sicher auch einen Grund, dass der Erfolg erst und genau jetzt kommt.
Band: Tobias Gustavsson (vox), Jonny Wemmenstedt (git), Marcus Åblad (bass), Martin Frejinger (keys), Mattias Carlsson (drums)
Setlist: Kids In A Ghost Town, Stone Cold Eyes, These Days, Perfect 10 (Eyes Like Demi Moore), On The Run, Tomorrow, Signed In Blood, Firesign, 1989 // I Wanna Dance With Somebody (Who Loves Me), It Ain’t Me
:: Fotos :: SODOM ::
[Dajana] :: SODOM :: waren erst kurz vor dem Festival als Ersatz für Exodus auf das Billing gerutscht, nachdem die Bay Area Thrasher ihre Europatour mit Testament und Voivod absagen mussten.
[Psycho] War klar, dass SODOM erste Wahl für den Fall der Fälle sein würden. Und so kam es dann auch. Aus meiner Sicht hat die Band mit der Neuausrichtung und den Besetzungswechseln eher ein paar Schritte rückwärts gemacht. Ob man die neuen Songs mag oder nicht, ist Geschmackssache. Das Problem liegt mehr bei den Live-Auftritten. Irgendwie hat man da zu oft den Eindruck, dass die Band viel schneller spielt, als sie das eigentlich kann. Im Ergebnis gingen viele Details verloren, und die Knüppelpassagen wirkten austauschbar. Den Leuten war’s egal, denn SODOM sind trotzdem Kult, und der Abstiegsfrust musste ja auch rausgepogt werden. Oder haben die sich alle so gefreut, weil Bochum die Liga gehalten hat? ;-)
[Sui] SODOM sind halt SODOM. Boller-Thrash made in Germany. Die Mischung aus hohem Spieltempo und undifferenziertem Sound hat sämtliche Ansätze von Abwechslung in den Songs komplett und bis zur Unkenntlichkeit einplaniert. Und so gibt es einen gut einstündigen Frontalangriff auf die Ohren. Klar gibt es Moshpits, wenn die Lokalmatadoren aufspielen. Und darin bestand dann auch die Daseinsberechtigung dieses Auftritts, nicht in der Musik selbst.
[BRT] Sepultura haben 1991 einmal eindrucksvoll gezeigt, wie schnell man sein Material zu schnell spielen kann, ohne dass es dämlich wirkt. Haben SODOM leider nicht geschafft. Mag der Frust gewesen sein, oder die fehlende Vorbereitungszeit, was auch immer. Ich würde das ja gern besser finden, da Tom schon ein schrulliges Original und auch Yorck sympathisch bodenständig geblieben ist, aber irgendwie hätte ich mir auch eine Stunde lang ein Güterzug Medley anhören können. Leute, ihr habt irgendwie und irgendwo den Groove verloren...
[Seb] 2022 nur für drei Stücke eingesprungen, durften die Lokalmatadore von SODOM dieses Mal ein ganzes Set spielen. Was aber soll man dazu nach so vielen Auftritten (selbst wenn man nur das RHF einrechnet) noch sagen? SODOM sind seit Ewigkeiten dabei und sollte ihr Material trotz aller Besetzungswechsel und Ersatzleute im Schlaf draufhaben, und das tun sie auch bis zum Punkt wo es manchmal etwas „verschliffen“ oder „heruntergezockt“ wirkt. Wie dem auch sei, es schreit, schraddelt und bolzt und das einheimische Publikum geht dazu ab – wie immer halt. Würde ich mir auf Platte schon lange nicht mehr anhören, aber live ist es durchaus OK.
Band: Thomas „Tom Angelripper“ Such (vox, bass), Frank „Blackfire“ Gosdzik (git), Yorck Segatz (git), Toni Merkel (drums)
Setlist: Silence Is Consent, Nuclear Winter, Sodom & Gomorrah, Outbreak Of Evil, Conflagration, Better Off Dead, Sodomy And Lust, Book Burning, Agent Orange, Don't Walk Away (Tank cover), Equinox, Caligula, Blasphemer, Incest, Ausgebombt, Bombenhagel, Steigerlied
:: Fotos :: TESTAMENT ::
[Psycho] Und sie haben es wieder geschafft: nachdem bereits der letzte Besuch von :: TESTAMENT :: beim ROCK HARD FESTIVAL 2014 nicht zuletzt aufgrund des abgrundtief miesen Sounds zum Debakel wurde (war damals allerdings nicht der einzige Grund), durfte die personifizierte Inkompetenz am Mischpult erneut ihre „Fähigkeiten“ unter Beweis stellen. Muss echt ein sehr guter Freund der Band sein… Jedenfalls waren auch diesmal die Bassdrums viel zu laut und vor allem die Gitarren viel zu leise abgemischt. Konsequenz: bei den Doublebass-Passagen konnte man nur erahnen, was der Rest der Band so macht. Zum "Glück" wird dieses Stilmittel im Thrash Metal kaum eingesetzt… Als zusätzliches Opfer hatte man sich hinter dem Mischpult Chuck Billy ausgesucht, vermutlich, weil er diesmal einfach gut drauf und gut bei Stimme war. An seinem Gesang wurden aber leider immer wieder diverse Effekte ausprobiert und die Lautstärke variiert, warum auch immer. Im Ergebnis konnte man sich das Set nur schwer anhören. Dies war umso bedauerlicher, als das TESTAMENT heuer trotz einiger recht kurzfristiger Personalprobleme topfit und gut vorbereitet wirkten. Spielfreude war da, die Songauswahl zumindest ausgewogen, und Phil Demmel(der als Ersatz für Alex Skolnick erst an diesem, dem heutigen Tag, dazugestoßen war - Dajana) wurde gut integriert. An der Band lag es also nicht, dass der Tagesabschluss so unschön ausfiel.
[Sui] Ob TESTAMENT es in diesem Leben nochmal schaffen, mich nicht zu enttäuschen? Immerhin hatte die Band gegenüber dem RHF-Publikum einiges gutzumachen. Und das spürte man auch: Die Band war trotz des Ausfalls von Alex Skolnick gut eingespielt und sehr agil. Chuck Billy war gut bei Stimme (soweit man das hören konnte). Es war also nicht die Schuld der Band, dass der Auftritt erneut zum Fiasko wird. Der Sound war tatsächlich von Beginn an einfach nur scheiße. Ich möchte hier gar nicht auf die Songauswahl eingehen, bei der die Band eigentlich kaum etwas falsch machen konnte. Man konnte selbst die großen Klassiker kaum erkennen. Ich weiß nicht, was der Soundmann der Band beruflich macht, ich kann nur hoffen, dass er das besser kann. Hunderte enttäuschter Fans verließen folgerichtig vorzeitig das Rund, kopfschüttelnd über diese akustische Körperverletzung.
[BRT] Eigentlich wurde schon alles gesagt. Das war nix, absolut gar nix. Davon abgesehen, dass ich mit dem durchgestylten Hochglanz-Thrash der letzten Platten wenig anfangen kann, hat die Band ja früher die eine oder andere geile Platte gemacht, die ich mag. Aber vom beschissensten Sound aller Zeiten mal abgesehen, packt mich das einfach nicht. Wenn jemand den Soundmann angepöbelt haben sollte, hat er das offensichtlich nicht laut genug getan. Soll ja durchaus einige gegeben haben... Wenn ich das richtig gesehen habe, sind die Leute in Scharen geflohen.
[Seb] Ich habe tatsächlich bis zum Ende durchgehalten während um mich herum die Flucht ergriffen wurde, und ich muss sagen: hilfloseres Gehampel am Mischpult habe ich in meinen knapp 25 Jahren regelmäßiger Konzert- und Festivalbesuche noch nicht erleben dürfen. Es ist eine Sache, wenn die Anlage oder Umgebung Mist sind, aber der Sound zuvor bei Sodom war ja nahezu astrein. Im Lichte dessen den Sound gleich auf mehrere, komplett unterschiedliche Arten zu versauen, ist schon beinahe ein ehrfurchtgebietendes Kunststück! Das eigentliche Set von TESTAMENT war auf dem Papier sogar ganz gut, aber wenn man entweder kaum was hört oder nur grässlichen, matschig-übersteuerten Brei in an Körperverletzung grenzender Lautstärke, kann man da auch nicht mehr zu sagen. Eine derbe Enttäuschung für alle Fans, für die die sichtlich spielfreudige und engagierte Band selber nichts konnte.
[Sui] Inzwischen ist durchgesickert, dass der unfähige Soundmixer von 2014 durch eine unfähige Soundmixerin ersetzt wurde.
Band: Chuck Billy (vox), Eric Peterson (git), Alex Skolnick (git), Steve DiGiorgio (bass), Chris Dovas (drums)
Setlist: Rise Up, The New Order, The Preacher, Children Of The Next Level, Practice What You Preach, WWIII, D.N.R. (Do Not Resuscitate), 3 Days In Darkness, The Haunting, Night Of The Witch, More Than Meets The Eye, Over The Wall, Into The Pit, Disciples Of The Watch, Alone In The Dark
[Dajana] Damit ging der zweite Festivaltag früher zu Ende, als wir zunächst erwartet hatten. Auch gut, bleibt mehr Zeit zu Hause zu duschen und die ersten Fotos zu sichten ;) Man hätte aber auch mehr schlafen können… |