[Dajana] Und schon sind wir wieder beim letzten Tag des ersten Sommer Open Airs angekommen. Wir sind pünktlich im Rund und die Truppe sieht verhältnismäßig…
[Sui] …fit aus, abgesehen von der obligatorischen Müdigkeit am Anfang des 3. Tages. Lag wohl auch daran, dass sich am Vortag keiner so richtig die Lampen ausgeschossen hat. Irgendwie wirkte das Bier arg dünn, oder war das nur mein persönlicher Eindruck?
[Psycho] Ich befürchte, das schmeckt immer so…
Statt vorhergesagter Bewölkung gab’s auch am letzten Tag permanenten Sonnenschein und Sonnenbrand-Garantie, die laut Wetterdienst 24° C fühlten sich dadurch deutlich wärmer an. Daran lag’s aber vermutlich nicht, dass das Amphitheater erneut bei weitem nicht ausverkauft war. Könnte sogar sein, dass am Sonntag weniger Leute als am Freitag da waren – das hatten wir auch noch nicht. Die Verärgerung über das Sound-Desaster bei Testament ist aber immer noch groß. Besonders, weil der Sound ansonsten bei fast allen Band annehmbar bis richtig gut war bzw. noch sein sollte. Unverständlich, wie es zu so was kommen kann…
:: Fotos :: IRON FATE ::
[Psycho] :: IRON FATE :: wurden angekündigt als Kost für Freunde der alten Queensrÿche. Der Opener Crimson Messiah war dafür aber viel zu hart und hätte vielmehr auf Agent Steels Unstoppable Force eine gute Figur gemacht. In die Richtung tendierte dann auch das restliche Songmaterial, wobei die Band sich sehr auf die Gesangs- und Entertainment-Talente ihres Sängers Denis verließ. Da ist sicher noch Luft nach oben. Trotzdem ein überzeugender Auftritt, der den Goslaern einige neue Freunde beschert haben dürfte. Auf jeden Fall der beste Opener dieses Jahr.
[Sui] Der klischeeheischende Bandname weckte bei mir keine großen Hoffnungen auf ein Festival-Highlight. Aber so kann man sich täuschen! IRON FATE lieferten einen grandiosen Opener-Gig ab. Härter als Queensrÿche, aber allein schon durch den Gesang doch in diese Richtung gehend, überzeugte die Band auf ganzer Linie. Den direkten Vergleich mit Geoff Tate muss Sänger „Iron Ivan“ nicht scheuen, wie er bei dem Queensrÿche -Cover Walk In The Shadows zum Abschluss des Sets eindrucksvoll beweist.
[Dajana] Mir kamen Queensrÿche direkt bei den ersten Tönen in den Sinn und ich hab IRON FATE somit total abgefeiert. Bei Walk In The Shadows gab es dann auch tatsächlich Gänsehaut. Die Band sollte man unbedingt im Auge behalten. Großartiger Opener!
Band: Denis "Iron Ivan" Brosowski (vox), Harms Wendler (git), Oliver von Daak (git), Sven Mnich (bass), Kai Ludwig (drums)
Setlist: Crimson Messiah, Hellish Queen, Lightning Bolt, Malleus Maleficarum, Strangers (In My Mind), We Rule The Night, Walk In The Shadows (Queensrÿche cover)
:: Fotos :: UNDERTOW ::
[Psycho] Auch bei :: UNDERTOW :: passte die einleitende Beschreibung nicht so recht – so sehr klangen die Jungs gar nicht nach Crowbar. Vielmehr hatte das Ganze eine recht thrashige Schlagseite, mit immer wieder eingestreuten leiseren Zwischentönen, aber immer mit einer geschmackvollen Schwere in den Riffs. Ehrlich gesagt hatte ich von der Band vorher noch nie was gehört, aber das Gebotene gefiel mir wirklich gut. Muss ich auch so noch mal reinhören…
[Sui] Zu den Heidenheimer UNDERTOW habe ich mir das Schlagwort „Abrissbirne“ notiert. Und das im besten Sinne des Wortes! Sollte die Band, die sich selbst als Groove Metal definiert, tatsächlich eher in Richtung Crowbar gehen, dann haben sie fürs ROCK HARD FESTIVAL definitiv ihre härtesten Nummern eingepackt. Auch sie wissen auf ganzer Linie zu überzeugen und halten die Stimmung im Publikum hoch.
[BRT] Also da war schon einiges an Crowbar drin, war aber deutlich schneller, thrashiger und hardcoriger. Eigentlich nicht schlecht, war in dem Moment aber einfach nichts was mich gepackt hat. Leider.
Band: Joachim "Joschi" Baschin (vox, git), Markus "Brandy" Brand (git), Thomas Jentsch (bass), Andreas "Hundi" Hund (bass), Oliver Rieger (drums)
Setlist: File, On Fire, Still Waiting, Shadows, Call Of The Sin, Everember, Three Double Chime, Crawler
:: Fotos :: WUCAN ::
[Dajana] Ah, :: WUCAN ::, die wollte ich schon immer mal gesehen haben. Der BRT hatte die mir mal ans Herz gelegt…
[Sui] Die Dresdener WUCAN wurden mir vom Nocturnal Hall-Kollegen Bert wärmstens als Retro-Rock im besten Sinne empfohlen. Und was soll ich sagen: Auch wenn sie noch mehr aus dem üblichen RHF-Rahmen fielen als Nestor, fand ich sie einfach nur grandios. Oberflächlich lässt sich das natürlich an der gut aufgelegten Sängerin und Multi-Instrumentalistin Francis festmachen. Die Frau spielte scheinbar 3 Instrumente gleichzeitig und alles auf sehr hohem Niveau. Neben den Leadvocals fand sie auch noch Zeit und Luft für Querflöte, Rhythmus-Gitarre, ein bisschen Keyboards und ein exotisches Instrument namens Theremin, das als einziges Musikinstrument der Welt berührungslos gespielt wird. Die Klangfarben, die diese Frau zu Gehör brachte, waren einfach unglaublich. Dass dies nicht in akustischem Chaos endete, war aber auch einer absolut bodenständigen Rhythmusgruppe zu verdanken. Vor allem der Bassist legte mit seinen geradezu stoischen, aber dennoch sehr musikalischen Basslines ein solides Fundament. Mit dem Cover Zwischen Liebe und Zorn von Klaus Renft zollte die Band auch der musikalischen Vergangenheit Ostdeutschlands Tribut. Klaus Renft war einer der herausragenden Musiker der DDR, der sich gerne mit der Obrigkeit anlegte und dafür zeitweise mit Auftrittsverbot belegt wurde. Für mich persönlich die größte Entdeckung des RHF 2023.
[BRT] Die Platten von WUCAN liegen hier, aber irgendwie höre ich mir das zuhause selten an. Komisch, aber gut dass die Band live auftrat und dabei eine absolut überragende Show hinlegte. Die Dresdener sind sympathisch, bodenständig, bieten was für die Augen und den Musiknerd. Das waren doch sicherlich mal eben 56 Jahre Musikgeschichte, die da in knappen 40 Minuten dargeboten wurden. Einfach nur grandios, und werde ich sicherlich schnellstmöglich noch mal live angucken. Und die Platten zuhause auflegen, versprochen.
[Dajana] Ich fand's erfrischend anders und Madame Tobolsky hatte ordentlich Pfeffer im Hintern. Insgesamt vielleicht ein bisschen zu ruhig für solch ein Festival. Dennoch: Chapeau!
Band: Francis Tobolsky (vox, git, flute), Tim George (git), Alex (bass), Philip Knöfel (drums)
Setlist: Kill The King, Fette Deutsche, Far And Beyond, Far And Beyond (Until We Meet Again), Don't Break The Oath, Zwischen Liebe und Zorn (Klaus Renft Combo cover), Physical Boundaries
:: Fotos :: LEGION OF THE DAMNED ::
[Dajana] Gähn… Nicht, das die Holländer schlecht wären, nur eben jedermanns Allerwelt-Death Metal. Außerdem hatte ich sie ja schon letztes Jahr live gesehen. Die Jungs aber als reine Thrash Metal Band anzukündigen fand ich schon schräg, auch wenn’s von der „bezaubernden Mandy“ kam…
[Psycho] Ja, :: LEGION OF THE DAMNED :: galten bis zu ihrer vierjährigen Schaffenspause als Synonym für gepflegte Knüppel-Monotonie. Die Kunst des Understatements beherrschen sie allerdings nicht, denn das (geile) Bühnensetting sah schwer nach Headliner aus, und dass noch vor 16 Uhr. Was ich bisher vom demnächst erscheinenden Album The Poison Chalice gehört habe, klingt aber nun doch deutlich differenzierter als erwartet, was sich anhand der beiden gespielten neuen Songs zu bestätigen scheint. Ansonsten bot sich das übliche Bild: im positiven Sinne routiniert und durchaus motiviert, aber beim restlichen Songmaterial klingt vieles einfach zu ähnlich. Warten wir mal ab, wie sich die Band noch weiter entwickeln wird.
[Sui] Und weiter ging es mit dem Kontrastprogramm. Nach den gediegenen Klängen von Wucan holten LEGION OF THE DAMNED den Knüppel aus dem Sack. Das Thrash-Dauerfeuer ließ die ersten Moshpits des Tages entstehen und pustete die Gehörgänge ordentlich durch. Allerdings war das Songmaterial dann auf Dauer doch etwas eintönig, so dass sich am Ende erste Ermüdungserscheinungen einstellten.
[BRT] Nicht so langweilig wie sonst, aber wir reden hier nur von Nuancen. Boah, 45 Minuten melodieloses Vollgasgedresche, nein danke.
[Seb] Ich mag da aufgrund meiner Vorlieben nicht streng genug sein, aber für das, was der Sonntag an Auftritten zu bieten hatte, waren LEGION OF THE DAMNED tatsächlich meine Nummer zwei (was natürlich weniger für die Band als gegen das Billing des Tages spricht). Neben einigen alten Songs spielten die Niederländer auch ein bisschen was vom kommenden neuen Album, und die Stücke fand ich teilweise durchaus gelungen. Obwohl erwartungsgemäß nicht viel Abwechslung geboten wurde und man LEGION OF THE DAMNED auch nicht vorwerfen kann, die Grenzen des Genres sonderlich weit auszuloten, hat der Auftritt neben dem doch zahlreich vor der Bühne Köpfe kreisen lassenden Publikum mindestens noch einer Person gefallen: Eines der Kanalschiffe stellte in der Vorbeifahrt den Motor ab um möglichst lange beschallt zu werden ;)
Band: Maurice Swinkels (vox), Twan van Geel (git), Fabian Verweij (git), Harold Gielen (bass), Erik Fleuren (drums)
Setlist: Legion Of The Damned, Slaughtering The Pigs, Beheading Of The Godhead, Son Of The Jackal, Palace Of Sin, Contamination, Undead Stillborn, Doom Priest, Dark Coronation, Feel The Blade, The Poison Chalice
:: Fotos :: ENFORCER ::
[Psycho] Eigentlich mag ich :: ENFORCER :: ja irgendwie. Ihr von reichlich Retro-Spirit umnebelter Heavy Metal ist amtlich gezockt und mehr als abwechslungsreich. Normalerweise habe ich auch kein Problem mit hohen Stimmen, aber Mainman Olof geht mir mit seinem Gesang spätestens nach 3-4 Songs schwer auf den Keks. Redet der in echt auch so? Dabei trifft er in der Regel sogar die Töne, aber ich finde seine Stimmlage einfach sehr anstrengend. Davon ließ sich die Menge allerdings nicht abhalten, die Band ordentlich abzufeiern, die Jungs fanden es auch geil und wollten gar nicht mehr von der Bühne. Aber zwei Zugaben gehen ja immer noch, selbst wenn der Stagemanager schon abbrechen will…
[Sui] Klassischen Heavy Metal, mit ordentlich Spiellaune und Engagement gab es von den Schweden ENFORCER. Die Jungs haben keine Angst vor Klischees, ganz im Gegenteil, sie leben davon. Und deswegen war das überraschungslose Set für mich auch völlig uninteressant. Einzig die Micky-Maus-Vocals stachen etwas heraus und nervten irgendwann gewaltig. Statt einer gleich zwei Zugaben zu spielen, fand ich dreist.
[BRT] Völlig überbewertete Band meiner Meinung nach. Fürchterlicher Sänger. Okay, die Live-Performance ist Metal to the max, oder Hairspray-Rock to the max, je nachdem welchen Schwerpunkt die Band gerade bedient, you decide. Bedient war ich aber auch recht schnell. Wir werden keine Freunde mehr, aber das ist okay so.
Band: Olof Wikstrand (vox, bass), Jonathan Nordwall (git), Garth Condit (bass), Jonas Wikstrand (drums)
Setlist: Destroyer, Undying Evil, From Beyond, Death Rides This Night, Zenith Of The Black Sun, Coming Alive, Below The Slumber, Mesmerized By Fire, Running In Menace, Take Me Out Of This Nightmare, Katana, Midnight Vice
:: Fotos :: TANKARD ::
[Dajana] Gähn… die Zweite. Solchen Spass-/Fantasy-/Bier-Metal Bands kann ich ja mal überhaupt nix abgewinnen. Auch nicht schwabbelnden Bierwampen…
[Psycho] Verdammt, alle männlichen Redakteure des NH müssen nächstes Jahr rechtzeitig (und regelmäßig) ins Fitnessstudio… Und Andy darf nicht mehr so viel Bier anschleppen… Spaß beiseite: Gerre ist und bleibt einer der besten Alleinunterhalter im deutschen Metal, die Stimmung im Rund war entsprechend prächtig. Die Rhythmussektion machte sogar einen sehr nüchternen Eindruck und bildete ein solides Thrash-Fundament (toller Basssound übrigens…), mit dem der Andreas an der Klampfe allerdings häufiger nichts anfangen konnte. Manchmal wähnte man ihn gar in einer anderen Setlist… Das konnte die Menge aber nicht davon abhalten, sich bestens animiert zu fühlen und ordentlich mitzugröhlen, wobei wie üblich alte Klassiker wie The Morning After, Chemical Invasion und der Absacker Empty Tankard am meisten Zuspruch fanden. Läuft.
[Sui] Bierseliger Teutonenthrash von :: TANKARD :: - gefühlt gibt es kein RHF ohne Gerre und Begleitband. Wie schon Sodom bollerten sich die Frankfurter Veteranen durch ihre Klassiker, die in dem unvermeidlichen Empty Tankard gipfelten. Dafür holte Gerre seine Sanges-Kollegin Sabina Classen von Holy Moses auf die Bühne. Spaß ohne Anspruch, abgesehen vom etwas verpeilten Gitarristen lieferten TANKARD zuverlässig das ab, was man von ihnen erwartet. Zumindest Andy und ich hatten übrigens dieses Jahr definitiv kein Bierwampenproblem…
[BRT] Jaja, ich versteh schon. Meddl, Party, Bier, gute Laune und so. Können TANKARD gut, keine Frage. Meinen Respekt haben sie, aber ich bin nicht Zielgruppe und kann dem nichts abgewinnen. Es langweilt mich dazu musikalisch und mit permanentem Schenkelklopfertum kann ich wenig anfangen. Aber gut, es gibt ja genug Leute die das begeistert, also werden die schon irgendwas richtig machen.
[Seb] Haha, TANKARD hatte ich bestimmt seit knapp 15 Jahren nicht gesehen, war Gerre nicht zwischenzeitlich mal geradezu dünn geworden? Natürlich ist das gefühlt eine gute Stunde lang immer wieder derselbe leicht variierte Hüpf-Thrash-Metal-Song mit immer wieder demselben Topic, aber es macht unter freiem Himmel und mit ‘nem Bier in der Hand dennoch (meist) Laune - wie man dem Publikum sehr deutlich anmerken konnte. Gemessen daran, was bei TANKDARD vor der Bühne abging, rückblickend zweifellos der „Headliner der Herzen“ am Sonntag.
Band: Andreas „Gerre“ Geremia (vox), Andreas Gutjahr (git), Frank Thorwarth (bass), Olaf Zissel (drums)
Setlist: Rectifier, The Morning After, Ex-Fluencer, Rapid Fire (A Tyrant's Elegy), Rules For Fools, One Foot In The Grave, Octane Warriors, Chemical Invasion, Zombie Attack, Beerbarians, A Girl Called Cerveza, (Empty) Tankard
:: Fotos :: KATATONIA ::
[Psycho] :: KATATONIA :: sollten eigentlich mein Highlight des Tages werden, daraus wurde aber leider nichts. Zum einen wirkte die Band merkwürdig unvorbereitet (Merch zu Hause vergessen, kein Backdrop), trat zudem nur zu viert an (Blakkheim wollte oder konnte nicht, seine Parts kamen zum größten Teil aus der Konserve), und schließlich mochte der Soundmann sie auch nicht leiden. Denn die Band sollte an sich leicht zu mischen sein, aber der Gesang von Jonas Renske war permanent zu leise, auch bei den Ansagen war er nur schwer zu verstehen. Die Musik von KATATONIA lebt aber nun mal in besonderem Maße vom emotionalen Gesang des Frontmanns, kein Wunder also, dass keine richtige Stimmung aufkommen wollte. Übrigens auch bei der Band nicht, irgendwie wirkte der ganze Auftritt recht blutleer – so in Richtung Pflichtprogramm, wo man schon mal da ist… Für mich auf jeden Fall die größte Enttäuschung über alle drei Tage hin betrachtet.
[Seb] Wenn ich in einem Satz was zu dem Auftritt sagen müsste: Das ging nicht nach vorne, sondern leider nur seitwärts. Ein seltsam uninspiriert wirkender Gig, bei dem nicht nur das Publikum nach kurzer Zeit lethargisch wirkte, sondern auch der Sänger selber zwischendurch vergessen hatte, an welcher Stelle des Sets man angekommen war. Dass KATATONIA dabei ihr gesamtes Merchandise, ihren Backdrop und offenbar auch eines der Bandmitlieder mitzubingen vergessen hatten (ich glaube der Bass kam vom Band!? Jedenfalls gab es keinen Live-Ersatz für einen der Jungs) mag eine Rolle gespielt haben oder auch nur Symptom größerer Probleme gewesen sein. Was immer auch der Grund war, das war eine Enttäuschung sogar wenn man wie ich gar nicht erst viel erwartet hatte.
Und selbst wenn KATATONIA besser drauf gewesen wären, ist das meiner Auffassung nach einfach nicht die richtige Musik um in den letzten Stunden eines Festivals noch einmal richtig für Stimmung zu sorgen und dem Publikum einen Energieschub zu geben, sondern im Gegenteil eher ein “Downer”. Mir daher also unverständlich, wie man eine Band wie KATATONIA (oder eine ähnlich klingende Kapelle) auf diesen Spot buchen kann. Wenn man die Band aufgrund des großen Namens (oder der kleineren Namen der anderen, wie man’s nimmt) nicht auf einen der früheren Spots legen kann, dann sollte man sein Line-Up oder seine Running Order noch einmal überdenken. Solche Musik gehört auf den Slot, wo sich alle noch einmal etwas entspannen können bevor es zum letzten Mal richtig abgeht ;-)
[Sui] Selten war ein Bandname so sehr Programm wie KATATONIA. Ich kann ja verstehen, dass man am letzten Tag gerade nach der Thrash-Abrissbirne Tankard dem Publikum vor dem Headliner noch eine Verschnaufpause gönnen möchte. Aber offenbar wollte man uns ins Koma versetzen. Danach war bei mir vollkommen die Luft raus.
[BRT] Verglichen mit dem furiosen (!) PartySan 2022 Auftritt waren KATATONIA auf dem RHF leider ein laues Lüftchen. Der Sound war mäßig, Renske nuschelte unverständliches Zeug vor sich hin und eigentlich wirkte nur Basser Niklas Sandin motiviert. An den Songs gab es gar nichts auszusetzen, aber irgendwie passte das nicht. Blutleer trifft es auf den Kopf, echt schade, weil KATATONIA immer eine tolle Alternative im Metal-Circus sind.
[Dajana] KATATONIA sind eigentlich eine großartige Band, auch auf Festivals mit Sonne und so. Keine Ahnung, was los war. Die Jungs kamen straight von 'nem Festival aus Griechenland, vielleicht sind da die Sachen ja auf dem Flughafen verloren gegangen, passiert ja häufiger (gut, das hätten sie wohl dann auch so kommuniziert, denke ich). Aber ja, die Band wirkte irgendwie wie von der Startbahn gekidnappt und zum RHF verschleppt, ohne zu wissen, warum sie hier waren.
Blakkheim ist übrigens nur selten bei den Shows dabei und wird üblicherweise vertreten. Auf der Tour im Januar, wo KATATONIA Lichtjahre besser waren, ersetzte ihn Nico Elgstrand, ehemals Entombed A.D.. Eine wirklich sehr enttäuschende Show. Und eigentlich müsste ich jetzt hier schreiben: Gähn… die Dritte…
Band: Jonas Renkse (vox), Anders „Blakkheim“ Nyström (git), Roger Öjersson (git), Niklas „Nille“ Sandin (bass), Daniel Moilanen (drums)
Setlist: Austerity, Colossal Shade, Lethean, Birds, Behind The Blood, Forsaker, Opaline, My Twin, Atrium, Old Heart Falls, Soil's Song, July, Evidence
:: Fotos :: MICHAEL SCHENKER GROUP ::
[Dajana] Die :: MICHAEL SCHENKER GROUP :: war ja schon mal 2015 auf dem ROCK HARD FESTIVAL live zu sehen, quasi, nur eben in der Temple Of Rock Version. War seinerzeit 'ne coole Show, nur mit zu viel Solo-Gegniedel...
[Psycho] Und da war der Tag schon wieder fast vorbei, dabei war noch gar nichts Spannendes passiert… Michael Schenker himself hatte jedenfalls richtig gute Laune, als er auf die Bühne kam – Kunststück, er hatte die eine Hälfte der Bühne quasi für sich alleine und einen permanenten Spot auf sich gerichtet, während der Rest der Band häufig im Dunklen in der anderen Bühnenecke stand. Das sah schon arg hierarchisch aus und ist doch ehrlich gesagt auch nicht notwendig – anhand der ausufernden Leads und des doppelten Namedropping bei der Bühnendeko hätte doch sowieso jeder gemerkt, um wen es geht. Das konnte man alles als befremdlich betrachten, aber musikalisch gab es trotzdem nichts zu meckern. Die Band war klasse und gut eingespielt, die Songauswahl durchaus geschmackvoll und interessant gemischt (Doctor, Doctor bereits an dritter Stelle), und mit Ronnie Romero stand ein starker Sänger am Mikro, dem man allerdings zuweilen angemerkt hat, dass er gerne den richtigen Frontmann gegeben hätte. MSG (oder von mir aus auch MSR) wirkten damit deutlich lebendiger als z.B. die Scorpions (um einfach mal in der Familie zu bleiben), Respekt. Nichts, was ich mir zu Hause anhöre, aber für die Art von Musik perfekt gemacht.
[Sui] Nach Brian Downey war MICHAEL SCHENKER das nächste Hard Rock-Urgestein, das schon in den 70ern seine größten Erfolge feiern konnte. Auch der Gitarrenheld war bestens aufgelegt, hatte aber am Anfang mit Soundproblemen zu kämpfen. Seine Band stand dem Eifer ihres Vortänzers in nichts nach. Besondere Aktivposten waren Bassist Barend Courbois und Sänger Ronnie Romero. Etwas undankbar war, dass nun doch bereits vereinzelt die Zuschauer das Rund verließen - das Schicksal der meisten Sonntagsheadliner. Immerhin hielt die Band mich eine halbe Stunde länger als geplant. Schafft auch nicht jeder.
[BRT] Nun, der Schenker hat in seinem Leben sicherlich ein paar Substanzen zu viel intus gehabt. Ein größeres Ego dürfte auf diesem Erdball auch schwerlich zu finden sein. Aber er hat es halt drauf, keine Frage. Von seinen Fähigkeiten an der Klampfe brauchen wir hier nicht zu reden, da ist der Mann top, er hat aber auch einfach geile Songs geschrieben und die reißen dann doch nochmal richtig mit, auch wenn die Batterien am Sonntagabend schon arg leer sind. Dazu hat er einen absolut überragenden Sänger mit am Start, Ronnie Romero, der hier eine absolute Topleistung abliefert. Näher an Dio habe ich wenige Sänger gehört. MSG boten einen tollen Querschnitt durch Schenker's Karriere, die Menge an Hits war schon echt eindrucksvoll.
[Dajana] Tatsächlich hat Ronnie Romero die Brocken direkt nach dem Festivalauftritt hingeworfen und Mr. Schenker seine Kündigung vor den Latz geknallt, wie in einem Interview drei Tage später zu hören war ;) Warum Mr. Schenker bei 23°C und praller Sonne ‘ne Fellmütze aufhatte, erschloss sich mir auch nicht. Aber über Mode lässt sich bekanntlich vortrefflich streiten. Und vielleicht hat er empfindliche Ohren ;)
[Seb] Eine ganze eigene Band quasi als Backdrop für die Onanie an der Gitarre – wer hat, der hat! Ich war froh, dass MSG am Sonntag den Headliner-Spot hatten, da ging es wenigstens zeitig nach Hause. Gähn.
Band: Ronnie Romero (vox), Michael Schenker (git), Steve Mann (git, keys), Barend Courbois (bass), Bodo Schopf (drums)
Setlist: Into The Arena (MSG), Cry For The Nations (MSG), Doctor Doctor (UFO), Looking For Love (MSG), Lights Out (UFO), Red Sky (MSG), Shoot Shoot (UFO), Sail The Darkness, Let It Roll (UFO), Emergency, Natural Thing (UFO), Armed And Ready (MSG), We Are The Voice (MSF), Assault Attack (MSG), Rock Bottom (UFO) // Too Hot To Handle (UFO), Only You Can Rock Me (UFO)
[Dajana] Das Amphitheater war schon den ganzen Tag arg leer und leerte sich noch schneller am Abend. Das sah in der Tat schon recht traurig aus und dürfte den Veranstaltern schwer im Magen liegen. Die NH Crew hat sich auch beizeiten auf den Weg gemacht. Der Tagesparkplatz war bereits leergefegt. Und so zogen wir mit wehmütigem Blick von dannen…
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